Nahmd,
Ich benutze auch da, wo eine Fläche an einer Straße endet, die Straße als Grenzline.
Das kommt aber nicht wirklich häufig vor. Wenn z.B. ein Wald an einer Straße endet, ist meistens noch soviel Grünland zwischen dem Saum und der Straße, dass man die Waldgrenze in einem Abstand von der Straße ziehen kann.
Albern finde ich, die Flächengrenzen in einem willkürlichen Abstand von der Straße zu malen, nur um die nicht zusammenlegen zu müssen. Das gibt ähnliche Effekte wie die in einem willkürlichen Abstand zum Weg gesetzten Bänke, die dann mal eben 50m vom Weg in der Botanik stehen, oder Bushaltestellen “ein Stück” neben der Straße – auf dem Friedhof.
Das Limit des “Weg als Grenze” siehst Du aber dann, wenn Du Dein Gartengrundstück mit einem Zaun umgeben willst: dann nämlich muss die Grundstücksgrenze von der Straße abgesetzt sein. Ob Du die Straße als Grenze benutzt oder eine eigene Grenze ziehst, hängt unter anderem vom Grad des Micromappings ab, das Du vorhast.
Wenn ich gute Laune habe, zeichne ich ein kleinen dörflichen Siedlungen auch schon einmal die zahlreichen Hecken ein, die die Grundstücke von der Straße trennen. Ich erfasse da aber nicht die Einzelgrundstücke, sondern belasse das als rein großes Residential.
Ich glaube, ein großer Teil der Diskussionen entsteht schlicht daraus, dass manche Leute eine panische Angst vor den Relationen haben. Dabei sind die – insbesondere wenn man weiß, wie die Profis arbeiten – das Natürlichste der (Geodaten-)Welt.
Ich sehe mittlerweile nicht mehr Areas und Relationen/Multipolygone, sondern Features und Geometrien. Wenn ein Flächenfeature zusammenhängend ist und die Grenzen mit niemandem teilt, wird das Feature mit einer Way/Area-Geometrie dargestellt. Ist es komplexer, wird es zum Multipolygon. Nicht mehr. Nicht weniger. Keine Weltanschauung.
Bei OSM krankt vieles an dem zu einfachen Datenmodell und dem zu geringen Abstraktionsgrad beim Zugriff auf die Daten: dass jeder einzelne immer wieder das Bestimmen des Mittel/Schwerpunktes eines Flächenfeatures neu entwickeln muss, und vor allem dass die Datennutzer unterschiedliche Regelsätze für das gleiche (Flächen)-Feature je nach der verwendeten Geometrie erstellen müssen, erzeugt eine unsinnige Komplexität und überflüssige Doppelarbeit.
Ähnliches gilt auch für den Unterschied zwischen der Punkt- und der Flächendarstellung von Features: da auch hier getrennte Regelsätze benutzt werden, kann passieren, dass der Name eines Features dargestellt wird, solange ich eine Punkt-Geometrie benutze, aber verschwindet, wenn ich Way/Area-Geometrie benutze, weil im zweiten Fall z.B. der Text nur dargestellt wird, wenn er in die Fläche passt. Das ist absurd.
Und weil das Datenmodell nichts von komplexeren Strukturen (wie z.B. Multiplygon-Geometrien) weiss, kann es keine Integrität durchsetzen und sicherstellen. Bei MPen wird als gegeben angenommen, dass da immer wieder Schrott gespeichert ist. Was gäbe es für ein Geschrei, wenn immer wieder einmal Ways Nodes ohne Koordinaten enthielten oder Nodes, die es überhaupt nicht gibt?
So viel man aus den OSM-Daten auch machen (frickeln) kann: wir sind bezüglich Datenmodell und Qualitätssicherung immer noch auf der “Malen nach Zahlen”-Ebene.
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Gruß Wolf