Jein. „Mappen, was man sieht“ schlösse auch Fahrzeuge auf den Straßen ein, und daß das nicht sinnvoll ist, sollte jedem klar sein. Damit ist auch schon das Stichwort gefallen, um das es mir dabei geht: „sinnvoll“.
Ist es sinnvoll, den Umriß des Waldes mit allen Krickeligkeiten nachzumalen? Fangen wir unten an: Es ist ganz bestimmt sinnvoll, den Wald als solchen einzuzeichnen. Der gehört in die Karte, erstmal egal mit wie vielen Nodes.
Die Begrenzung eines Waldes wird im allgemeinen Waldrand genannt. Ich finde es sinnvoll, den Waldrand als Umriß der Waldfläche zu mappen.
Nun ist das, was mir Bing zeigt, nicht der Waldrand, sondern die Menge der sichtbaren Baumkronen. Auch bei einem schnurgeraden Waldrand wird das eine Wellen- und Zackenlinie sein.
Ich finde es ab hier nicht mehr sinnvoll, diese Wellen- und Zackenlinie zu zeichnen, wenn doch das, was ich als Wandrand empfinde (wenn ich da unten vorbeiginge oder -führe), schnurgerade ist.
Man könnte jetzt sagen, das Mapping der Baumkronenumrisse sei „genauer“ und damit „richtiger“ als ein gerader Waldrand. Das kann man so sehen, aber dann muß man die Daten auch entsprechend pflegen. Denn wenn in zwei, drei Jahren die Bäume anders gewachsen sind, stimmt die Zackenlinie nicht mehr und ist jetzt im selben Sinne „falscher“ als der gerade Waldrand, wie sie vorher „richtiger“ war! Wer detailliert zeichnet, muß auch detailliert pflegen, sonst täuscht die Karte eine Exaktheit vor, die sie nicht bietet.
Generell ist es unsere Aufgabe, die Realität abzubilden und nicht Bing zu vektorisieren. Wer Waldränder nach Bing detailgenau mappt, muß sich einklich vorher davon überzeugen, daß das überhaupt noch der richtige Stand ist – die Bing-Bilder sind ja in der Regel von 2012, also schon 4 Jahre alt.
Du siehst jetzt sicher, daß dieses Argument an dem, was ich meine, vorbeigeht. Der Erker wird auch in fünf Jahren noch genauso da sein, sofern das Gebäude noch steht. Natürlich, rein in die Karte damit. Dito Bachläufe, die ändern sich zwar, aber nicht so schnell. Bachschleifen sind Orientierungspunkte – immer rein damit. Daß es mir nicht ums ID-Sparen um jeden Preis geht, siehst du ja schon daran, daß ich Kurven verfeinere (d.h. ausrunde) etcetera.
Aber wir müssen nicht Speicherplatz und Zahlenraum auf Details verwenden, die im Moment des Einzeichnens mit Sicherheit so schon gar nicht mehr stimmen. Das fällt für mich in dieselbe Kategorie wie Fahrzeugmapping.
Um „dürfen“ geht es schon gar nicht, sondern um gesunden Menschenverstand.
–ks