Gründe für und gegen die ODbL-Lizenz

Vielen Dank schon mal für die Darstellung. Ich möchte noch einen Punkt ergänzen, weil viel Streit m.E. auch auf Unklarheiten über die CC-BY-SA selbst beruht. Insbesondere dieses Thema ist betroffen:

Auch die CC-BY-SA erlaubt es, eine kommerzielle, kostenpflichtige Routinganwendung zu bauen, die auf OSM-Daten beruht, aber selbst nicht frei verfügbar und womöglich DRM-geschützt ist. Sie erlaubt es, einen Closed-Source-Eisenbahnsimulator zu programmieren, der nur unter Windows läuft, Online-Aktivierung verlangt und bei dem jedes einzelne neue Lokomotivmodell extra kostet - obwohl er OSM-Schienennetze benutzt. Und so weiter. Es ist, das will ich damit nur sagen, schon jetzt unter CC-BY-SA problemlos möglich, eine Anwendung auf OSM-Basis zu erstellen, die so kommerziell ist, wie man es sich nur vorstellen kann!

Ich denke, ich kann auch verstehen, woher die häufigen Missverständnisse kommen, dass die ODbL die Tür für kommerzielle Ausnutzung öffnen würde. Der Grund ist wohl, dass es gerade beim wohl populärsten Produkt, den 2D-Landkartenbildern, noch üblich ist, einen “intelligenten” Renderer ein Vorab-Produkt erzeugen zu lassen (Karten-Kacheln), die dann von einem “dummen” Viewer angezeigt werden.

In einem solchen Fall (und nur dann) gibt es tatsächlich einen signifikanten Unterschied zwischen CC-BY-SA und ODbL hinsichtlich der Kommerzialisierbarkeit, denn dieses Zwischenprodukt muss bislang noch unter CC-BY-SA stehen - und das Nachbauen des “dummen” Viewers stellt keine nennenswerte Hürde dar, so dass das Resultat tatsächlich “befreit” werden kann.

Das ist aber nur ein Merkmal dieses speziellen technischen Setups und ließe sich von einem entsprechend motivierten Anbieter leicht umgehen, indem er mehr “Intelligenz” in seinen Client steckt. Wenn praktisch unveränderte OSM-Daten an den Rechner des Nutzers geliefert würden und die besondere Leistung - ein effizientes und schönes Rendering - erst von der proprietären Software auf diesem Rechner vollbracht wird, dann ist auch beim Anzeigen von Karten die Situation hergestellt, die bei anderen Arten von Angeboten ohnehin schon existiert: Dass ein Anbieter die Möglichkeit hat, die Daten durch proprietäre Software “aufwerten” zu können, ohne mit anderen teilen zu müssen. Und das unabhängig von der Lizenz.

Moin,
hier kann man Kund-Tun ob man ODBL unterstützt oder ablehnt :

http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Category:ODbL_Supporter

http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Category:Users_Rejecting_ODbL

Chris

Wie kommt man da rein? Muß man die entsprechende Seite editieren?

Edit: Sorry, hat sich erledigt. Wer lesen kann ist klar im Vorteil…

Angst vor drohendem Datenverlust ist oft genanntes Motiv gegen die ODbL.

Warum müssen eigentlich ausnahmslos ALLE Mapper ihre ausdrückliche Zustimmung zur ODbL erteilen? Eigentlich ist eine ausdrückliche Zustimmung aller Mapper nicht erforderlich, denn das englische bzw. amerikanische Recht kennt den Grundsatz “Zustimmung durch Schweigen” (Estoppel by acquiescence), siehe Wikipedia.

Wenn ich mein Auto auf dem Grundstück des Nachbarn abstelle, dann kann der Nachbar sagen: Du hast dreißig Tage Zeit, um das Auto zu entfernen, sonst gehört das Auto mir. Wer sein Auto nicht innerhalb von dreißig Tagen abholt, der kann laut englischer bzw. amerikanischer Rechtsordnung kein ernsthaftes Interesse am Besitz dieses Autos haben und demzufolge auch nicht nach Ablauf dieser 30-Tage-Frist seinen Anspruch einklagen.

Mit den Daten, die in der OSM-Datenbank gespeichert werden, ist es genauso. Wer seine Daten nicht unter einer ODbL-Lizenz veröffentlichen möchte, der muss innerhalb einer großzügig bemessenen Frist (sagen wir mal drei Monate) nach Empfang der persönlich adressierten E-Mail Widerspruch einlegen. Wer keinen ausdrücklichen Widerspruch gegen die Relizenzierung seiner Daten äußert, der hat kein ernsthaftes und somit vom Gericht anerkanntes Interesse an den Lizenzbedingungen seiner Daten. Bei Wikipedia hat die Umstellung von GFDL hin zu Creative Commons auch relativ reibungslos geklappt - kaum jemand hat dagegen Widerspruch eingelegt und verlangt, dass seine Bilder gelöscht werden.

Eigentlich ist es nicht erforderlich, Daten von Karteileichen und Mail-Ignorierern aus der ODbL-Datenbank zu löschen. Es bleibt natürlich ein Problem, wenn viele Mapper bewusst den Nein-Knopf drücken. Mit diesen Leuten muss gesprochen und diskutiert werden und notfalls müssen einige Bedingungen (z.B. längere Fristen in den Contributor Terms) angepasst werden.

Es ist weder juristisch noch moralisch durchsetzbar, wenn Mapper die Verwendung ihrer Daten per Gerichtsurteil verbieten lassen wollen, WENN sie die Möglichkeit gehabt hätten, durch Knopfdruck der weiteren Datennutzung unter der neuen ODbL-Lizenz zu widersprechen.

Insofern wäre es eine praktikable Lösung, wenn die Beiträge aller Mapper, die innerhalb einer bestimmten Frist nicht den Nein-Knopf gedrückt haben, ausdrücklich unter die neue ODbL-Lizenz gestellt werden.

Gruß FK270673

P.S.: Bis jetzt gibt es im Wiki 49 ODbL-Befürworter und 10 ODbL-Gegner.
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Category:ODbL_Supporter
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Category:Users_Rejecting_ODbL

67 für ODbL und 11 dagegen.

in den 11 sind 2, die ihre Edits unter PD stellen, was komisch ist, da man PD Daten in ODbL übernehmen kann

Sollte sich das tatsächlich so regeln lassen, hätt ich auch nichts mehr gegen die neue Lizenz… und vielen anderen gehts sicherlich auch so,
meine Bedenken sind einzig die des Datenverlustes.

Wäre doch so ne feine Lösung, bleibt nur die Frage warum mans umbedingt andersrum machen muss…?!

Viele der Mapper die heute inaktiv sind, aus welchen gründen auch immer, haben vermutlich gemapt, weil sie einen Beitrag für OSM leisten wollten, und nicht weil sie dachten “Wow, hier kann ich Geodaten unter CC-by-sa einstellen”, sprich, vielen war und ist die Lizenz sowiso völlig egal.

Und nur weil nun einige dieser ehemaligen nicht antworten (können) um zuzustimmen die Daten löschen, die in vielen Regionen eine wichtige Grundsubstanz ausmachen, find ich nicht in Ordnung, und solange sich diese Einstellung nicht ändert spricht das eindeutig gegen ODbL…

und somit steht sich die neue Lizenz meiner Meinung nach irgentwie selbst auf dem Fuß…

Das ist genau das Problem. Wenn der jenige unter der damaligen E-Mail-Adresse nicht mehr erreichbar ist, dann hat er die E-Mail auch nicht empfangen.

Bei Mozilla hat es auch mal einen Lizenzwechsel gegeben und die haben mich erreicht obwohl die angegebene Email Adresse nicht mehr gültig war.

Dummerweise gilt aber nicht das englische bzw. amerikanische Recht, sondern theoretisch jedes einzelne nationale Recht auf dem Weg vom Mapper über die OSM Server bis zum Datennutzer. Und damit im Zweifelsfall alle Rechtssysteme auf diesem Planeten. Deshalb muss das ganze so gestrickt sein, dass es möglichst nirgends kollidiert und dafür ist die Zustimmung jedes einzelnen notwendig, denn viele Rechtssysteme kennen eben keine Zustimmung durch Schweigen.

Erst mal gilt in DE deutsches Recht und ggfs. EU-Recht.
Das deutsche Recht kennt eine Zustimmung durch Schweigen
im Privatrecht nicht.

Damit kannst du das also für deutsche Mapper und Edits in den
OSM-Daten von Deutschland schlichtweg vergessen.

Dein Beispiel ist untauglich, da vor der Erklärung des
“wenn nicht … bis …, dann …”
bereits ein Rechtsverstoß (Verfügung über die Nutzung des Eigentums,
hier Grundstück) stattgefunden hat.

Davon kann in Falle des OSM-Lizenzwechsel sicher nicht gesprochen werden.
Deine Annahme
Mit den Daten, die in der OSM-Datenbank gespeichert werden, ist es genauso.
kann ich daher in keiner Weise teilen.

Ob dein obiges Beispiel in englischen oder amerikanischen Recht wirklich
so problemlos durch ein Gericht bestätigt würde, ist eine Frage, die ich
durchaus für offen halte. (Die Umstände spielen da sicher auch eine Rolle)

Wichtig ist mindestens der Nachweis der Zustellung der einseitigen Erklärung.

Ehrlich gesagt, spielt die eigene Wahrnehmung der OSMF, eine gewichtige Rolle.
Diese war davon ausgegangen, dass die CC-BY-SA die Daten schützen kann.
Da sie in der Zwischenzeit erkannt hat, dass dies nicht so ist, braucht es einen
Lizenzwechsel.
Die OSMF fühlt sich aber an ihre frühere Annahme gebunden und kann daher
nicht einfach die Daten unter der neuen Lizenz weiterverwenden.

Das Vorgehen der OSMF halte ich nach obigen Erläuterungen für das moralisch
integere Prozedere.

Daten einfach ohne Zustimmung der Autoren unter einen neuen Lizenz zu
veröffentlichen gehört meiner Meinung nach nicht dazu.

Edbert (EvanE)

Es geht auch aus moralischen Gründen nicht, einfach so “weil’s praktisch ist” die CC-By-SA-Daten von nicht antwortenden Mappern zu übernehmen und unter die ODbL zu stellen.

Viel wichtiger als die ODbL sind aber die Contributor Terms, die, sollten sich Fehler in der Durchsetzbarkeit der ODbL zeigen, es erlauben werden den nächsten Lizenzwechsel ohne Dateneinbußen vorzunehmen.

Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen.

Ein Datenverlust bei einer Umstellung wäre für mich immer noch der größte Horror!
Ich, und sicher auch viele werden dadurch ihr Lust und Faszination an OSM verlieren und vllt. nicht wiederfinden…
Es dürfen weder Mapper noch Daten an dieser Aktion verloren gehen!
PUNKT!

Natürlich ist ein Datenverlust eines der schlimmsten Dinge, die passieren können. Aber das Vertrauen der Mapper zu verlieren, indem man ohne ihre Zustimmung die Lizenz wechselt, wäre noch weitaus schlimmer. So gibt es ja schon genug, die behaupten, die OSMF sei unterwandert, der Sinn der Odbl nur die Möglichkeit der kommerziellen Ausbeutung der Daten. Wie viel schlimmer müsste das sein, wenn man einen Lizenzwechsel dann einfach beschließen würde, und das auch noch gegen jede Rechtsgrundlage und die Idee der bisherigen Lizenz.

Nun ja,

  1. leben wir hier in Deutschland,
  2. hat jeder Mapper eine Liznzvereinbarung akzeptiert und damit einen Vertrag mit der OSMF gschlossen. Der Vertrag kann von beiden Seiten gekündigt werden.
    Die Rechtsfolge ist ein gegenseitiger Herausgabeanspruch des aufgrund des Vertrages Erlangten. Der Vertrag sah ja nicht die Schenkung der Daten vor, nur weil Du Dich nicht meldest.
    Außerdem, wie schon vorher gesagt, kennt das deutsche Privatrecht keine Zustimmung durch Schweigen.
    Insofern wäre allerdings das Drücken den Accept-Buttons für die OBdL ein neuer Vertragsschluß.

Hier sehe ich eine, nach deutschem Recht ev., unwirksame Klausel, weil in der Zustimmung zur Lizenz nicht ausreichend auf die Contributor Terms hingewiesen wird. Aus meiner Sicht verhält es sich analog zu den AGBs eines Internet-Kaufvertrages. Jeder, der in einem Internetshop etwas kauft, muß außdrücklich die AGB zusätzlich bestätigen.
Sollte das noch rechtens sein, könnte es sich noch bei dem Passus bezüglich eines späteren Lizenwechsels ohne Zustimmungserfordernis, wiederum um eine sog. überaschende (AGB-) Klausel handeln, die nicht Vertragsbestandteil der Zustimmung zur OBdL geworden wäre.
Aus meiner Sicht sollte die OSMF hier schon im eigenen (Rechts-)Interesse schleunigst nachbessern.

Ich sehe das auch sehr zwiespältig. Einerseits finde ich extrem unschön, die Arbeit anderer dadurch mit Geringschätzung zu strafen und zu löschen. Das sollte einem eigentlich die Kinderstube verbieten.
Andererseits sehe ich aber auch, dass

  • die Daten im letzten cc-by-sa Planetfile erhalten bleiben
  • viele wahrscheinlich gar nicht angefangen hätten zu mappen wenn es nicht schon gewisse Strukturen gegeben hätte
  • und, das ist für mich der wichtigste Grund, es ist wie eine Falle. Jede Änderung muss mit einer Befragung aller aktiven und inaktiven Mapper einhergehen. Es ist nunmal der Geburtsfehler der cc-by-sa, dass jeder Mapper “seine” Daten behält. Auch wenn man jetzt sagt, die cc-by-sa reicht aus, kann sich das in Zukunft ändern. Und dann gibt es noch viel mehr inaktive Mapper die nicht anworten, noch viel mehr Edits die darauf aufbauen, viel mehr Gegner, die man immer hat, egal für oder gegen was man ist, und einen noch größeren Datenverlust. Nichts tun würde meiner Meinung nach bedeuten, dass der Schaden nur noch größer wird.

Eine unschöne Situation

OSM ist eine britische Firma, also gilt britisches Recht!

Wie kann man die CT nicht bemerken, denen muss man zustimmen, um der neuen Lizenz zuzustimmen. Sie ist sozusagen der Vertrag, der es der OSMF erlaubt, die Daten unter der ODbL zu veröffentlichen.

Lösung gegen Datenverlust:

OSM wird vorrübergehen in 2 Versionen vorhanden sein:
Die ODbL-Version, die ausschlich Daten mit ODbl-Lizenz erhält und eine Version, die Daten aller Lizenzen beinhaltet.

Die offiziellen Tools wie Mapnik & Co nutzen letztere Version. Andere anbieten können sich aussuchen, welche Version sie verwenden wollen.

Alle Nutzer, die noch nicht für die ODbl-Lizenz oder bereits dagegen gestimmt haben, haben die Möglichkeit, noch ein Ja zu geben.
Ein Ja ist verbindlich und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
→ Dies gilt für alle bisherigen Daten.

Neue Daten werden absofort in OSM nur noch mit ODbL-Lizenz akzeptiert.

Folglich werden wird sich der prozentuale Anteil eines Verlustes immer weiter minimieren.
Zusätzlich kann man im Editor die Wege und Nodes hervorheben, die noch in alter Lizenz sind und kann so somit gezielt neu mit ODbL einpflegen.

Das wäre doch ein akzeptabler Übergang, oder?

So wird es auch sein. Es wird zum Umstellungstag eine “Endversion” mit allen Daten, sowohl cc-by-sa als auch ODbL geben. Es wird nur keine Weiterführung von cc-by-sa Daten gemacht.

Schon seit einiger Zeit werden OSM Neuanmeldungen nur noch mit Zustimmung zur ODbL erlaubt. Ich habe der ODbL zugestimmt um neue Daten schon unter ODbL stellen zu können.

Es soll verschiedene Tools geben, um einen Datenverlust möglichst gering zu halten.