Google-Maps erkennt Gefahr, auch für OSM?

Im Artikel

https://www.heise.de/news/Google-Manager-Juengere-suchen-lieber-ueber-Tiktok-und-Instagram-7179940.html

erkennt ein Google-Manger Gefahren für Google Maps, da

Dieser Artikel geht in die selbe Richtung:

https://de.linkedin.com/pulse/googles-neue-konkurrenz-gen-z-sucht-gerne-%C3%BCber-tiktok-lewanczik

Ist es nicht auch eine Gefahr für OSM, da es ja auf traditionellen Karen beruht, und vor allem für die Anzahl der aktiven User die Daten einpflegen?

Was meinst du damit? Die OSM-Datenbank mit abstrakten Geodaten beruht wohl kaum auf traditionellen Karten, und wie eine spezielle Darstellung dieser Daten aussieht, hat nichts mit OSM an sich zu tun. Es gibt Hunderte von unterschiedlichen grafischen Darstellungen von OSM-Daten, darunter auch perspektivische und sogar dreidimensionale (https://www.f4map.com/).

Wenn Geodaten künftig lieber anders dargestellt werden als in einer stilisierten Draufsicht (Vogelschau), dann lässt sich das aus OSM-Daten jederzeit machen, das ist nur eine Frage der Auswertung. An den Daten müssen wir dafür nichts ändern.

Stimmt schon, aber

stimmt auch…

Wenn die Leute unter “Computer hilft beim Restaurant finden” nur noch verstehen, dass Pfeile in der Brille/Windschutzscheibe eingeblendet werden und sie zu dem Haus führen, wo in der augmented reality das Popup mit dem social media ranking der Kneipe aufploppt, ist die Fallhöhe zu “da muss ich zum Eintragen in 2D Striche malen und Schlüssel tippen” schon gross. Leider fehlt mir die Fantasie, um mir etwas anderes als “Wege sind zunächst mal Striche auf einer Draufsicht” vorzustellen :wink:

Die reinen Geodaten sind natürlich keineswegs durch die Auswertungstools gefährdet, ganz im Gegenteil, ohne dieselbe kann auch der digital native von seinem Smartphone nicht in den angesagten Smartclub geroutet werden.

Was die Zahl der aktiven Mapper angeht, könnte ich mir schon vorstellen, dass die Feldarbeit bei der GenZ wenig Begeisterung hervorruft. Der Outdoor-Mapper, der vor Ort (“on the ground”) Geodaten erfasst, ist ja heute schon fast ein Anachronismus. Es gibt vermutlich jetzt schon viele, die lediglich die diversen Netzquellen nach brauchbaren Geodaten durchforsten und diese dann in OSM einpflegen (natürlich nur die legal verfügbaren!). Diese Aufgabe wird in naher Zukunft sicher ein mit KI gesegneter GDB (GeoDataBot) übernehmen und dann werden wir ohnehin nicht mehr gebraucht … von daher sehe ich auch diesbezüglich eigentlich keine Gefahren heraufziehen … :sunglasses:

Meine Frau und ich waren in einem Freizeitpark in einem grossen “Irrgarten” unterwegs und fanden auch nach längerer Zeit den Ausgang nicht. Wir trafen dann auf ein junges Pärchen mit einem Irrgarten - Lageplan, wo jeder Weg und jede Sackgasse verzeichnet war. Ich fragte, ob ich mir das mal anschauen darf, prägte mir den Weg zum Ausgang laut der Karte ein und dann sind wir los gegangen. Es war simpel. Kurz vorm Schluss überquerte eine lange Brücke, welche zum Ausgang führte, den ganzen Irrgarten. Unten irrte das junge Paar herum und rief zu uns hoch: “Aber wir haben doch die Karte!” Das war noch vor der Smartphone - Zeit. Wahrscheinlich ist es seit dem noch schlimmer geworden…

Ich denke, in dem Artikel auf Heise-online geht es nicht darum, dass Google-Maps in Sachen Navigation Konkurrenz erwächst. Die Konkurrenten, die dort genannt werden wie Tiktok oder Instagram bieten ja keinerlei Navigationsfunktionen. Es ist nur so, dass Google mit GoogleMaps ja direkt kein Geld verdient sondern dieser Service Google Geld kostet. Geld verdient Google durch Werbung. Und um damit genügend Geld zu verdienen, um den Service GoogleMaps damit zu finanzieren, ist Google darauf angewiesen, dass die Leute die Google-Suchfunktion nutzen, das die Leute also bei Google nach Restaurants suchen und nicht bei Tiktok oder Instagram und anschließend nur die Navigationsfunktion von Google nutzen.

OSM ist auf all dies nicht angewiesen.

Ansonsten gilt meines Erachtens: Wer zu OSM mehr beitragen will, als lediglich über eine App wie “Streetcomplete” Öffnungszeiten eines Ladens zu ergänzen, braucht sowieso ein Faible für Kartografie. Das haben einige, andere haben es nicht.

Von den Nutzern eine App wie Komoot haben nur wenige ein Faible für Kartografie. Dank der Möglichkeit, sich über solche Apps auch per Sprachansage etc. navigieren zu lassen, braucht man als Nutzer sogar noch nicht einmal eine Karte wirklich lesen zu können. Ob es aber deswegen unter den jungen Leuten weniger Menschen gibt, die mit Karten was anfangen können? Ich habe bislang nicht den Eindruck. Ich denke, es wird immer Leute geben, denen es nicht reicht, irgendwohin geleitet zu werden sondern die die Strukturen und Zusammenhänge interessiert. Denen es nicht reicht, um einen See herum geleitet zu werden sondern die wissen wollen, wie groß der See ist, welche Form er hat, was es wo an seinen Ufern gibt. Und gerade der Trend zu Freizeitbeschäftigungen wie Trailrunning, Wandern, Moutainbiking, Geocaching wird meines Erachtens dafür sorgen, dass es auch weiterhin Leute mit Interesse an guten Karten geben wird. Darunter wird es dann auch immer wieder Leute geben, die es spannend finden, selbst zu einer immer besseren Karte beizutragen.

Als reale Gefahr sehe ich dagegen darin, dass OSM immer komplexer wird. Es erfordert immer mehr Wissen darüber, was alles zu beachten ist. Wer einen Weg ändert, muss dabei auf eventuelle Routenrelationen achten und immer mehr Zusatzattribute berücksichtigen. Das macht den Einstieg nicht gerade leichter und vor allem ist es nicht so einfach, nur ein bisschen mitzuwirken. Zum anderen erfordert eine stetig anwachsende Datenbank auch immer mehr Datenpflege. Es werden demnach immer mehr und immer qualifiziertere OSM-Mitwirkende benötigt. Zum Teil wurde diese Komplexität bislang durch die Weiterentwicklung der Editioren aufgefangen. Ich hoffe, dass dies auch weiterhin gelingt. Und ich hoffe, dass der zunehmende Bekanntheitsgrad von OSM auch immer mehr Leute motiviert, sich in diesem Projekt zu engagieren.

@ galbinus

Du hast es wie immer sehr ausgewogen zusammengefasst und ich stimme Dir in vielen Punkten zu, mein Post #4 war auch nicht ganz ernst gemeint … :). Ich glaube aber nicht, dass Trendsportarten wie Trailrunning, Hiking oder Mountainbiken das Interesse am Kartografieren fördern, da geht ohne Smartphone und Router gar nichts mehr so dass eine direkte Beziehung zu dem darunter liegenden Kartenwerk überhaupt nicht mehr gegeben ist. Unabhängig davon wird es trotzdem

aber ob die in der Lage sein werden, die vielfältigen Arbeiten, die für eine “immer bessere Karte” notwendig sind, zu leisten?

Da sehe ich genau so und glaube, dass das OSM Projekt sich hier auf einen kritischen Punkt zubewegt. Wie schwierig es ist, sich als Einsteiger in die komplexen Zusammenhänge hineinzufinden, weiß ich aus eigener Erfahrung, wobei ich selber beim Einstieg schon einiges an Vorkenntnissen mitgebracht habe. Das größte Problem sehe ich in diesem Zusammenhang in der lückenhaften und häufig in sich widersrpüchlichen Dokumentation, was sich auch in den immer wiederkehrenden Diskussionen um dieselben Fragen hier im Forum reflektiert. Was da an Zeit vergeudet wird, immer und immer wieder dieselben Themen durchzukauen, ohne zu einem verbindlichen Ergebnis zu kommen …

M.E. stößt der “open” Gedanke in der Form, dass jeder alles kann und alles darf, ab einer gewissen Projektgröße an seine Grenzen. Ich denke, eine Neufassung des “open” Gedankens in die Richtung, dass jeder selbstverständlich jedes Thema mitdiskutieren und mitentscheiden darf, aber am Ende des Tages dann eine für alle verbindliche Regel von einer Art Projektgruppe “Tagging + Dokumentation” getroffen wird, für alle Beteiligten von Vorteil wäre.

Wenn also jeder gestandene und neueingestiegene Mapper sich darauf verlassen könnte “so steht es in der Doku (wiki) - so wird es gemacht” statt “auf der einen Wikiseite heißt es hüh, auf der anderen hott, alternativ ist auch hottehüh in Benutzung, und wenn Dir das alles nicht gefällt, denk Dir halt selber was aus”. Nur dann wäre es möglich und auch sinnvoll, den Wildwuchs speziell im Bereich Tagging (aber nicht nur dort) sukzessive zu bereinigen und die Daten insgesamt einfacher auswertbar zu machen. Darüber hinaus würde ein verbindlicheres Rahmenwerk jeden Neuling den Einstieg wesentlich erleichtern.

Tja… Leider schwierig. Ich würde sowas sofort unterstützen…

In einer “Tagginggruppe” hast Du genauso wie im bisherigen OSM-Kosmos Spezialisten für Laissez faire, Hardliner oder “mir egal” (und noch diverse andere…) Das Problem wird dann also verlagert auf eine kleine Gruppe an “Bestimmern”, die je nach Mehrheitsverhältnissen dort innerhalb dieser Gruppe vorgeben was von der Gesamtheit wie gemacht werden darf und was nicht.
Ein Garant für noch mehr Frust.

Meiner Einschätzung nach läuft OSM aktuell so wie es ist, (noch) zufriedenstellend genug, dass man nicht irgendwelche Regularien einführen muss, die dann durch geringere Pluralität noch mehr Mapper vergraulen. Da haben wir so schon viel zu wenig von.

Aber das gibts doch jetzt auch, dass es einige wenige gibt bzw. gab, die sich das Tagging so wie es dokumentiert ist ausgedacht haben und die breite Masse folgt dem mehr oder weniger. Verbindliche (= eingeforderte Regeln von der API) wären nicht nur hilfreich für Einsteiger sondern würden auch die Definition der Tags globalisieren. Leute die jetzt sagen, ist mir doch egal, was im wiki steht, ich mache das so, weil es in Hindustan so passt wären dann gezwungen, ihre Ansicht der Community mit zuteilen und gemeinsam einen Weg zu finden, dass im OSM-Kontext zu generalisieren.

Ein Aufräumen des Wildwuchses würde in meinen Augen die Einstiegshürden massiv verkleinern. So wie es jetzt ist, verschreckt man Nutzer doch eher. Auf der Auswerter- und auf der Mapperseite. Ich arbeite zum Beispiel eher auf der Nutzerseite, und kann sagen, dass man Stunde um Stunde damit vergeudet einfach herauszufinden welche Tags wofür gebraucht werden. Beispiel Biergarten. Amenity:biergarten und leisure:outdoor_seating. Ja, es hat einen Grund dass beides unterschieden wird, aber, es hält sich kaum einer dran, einfach, weils vollkommen daneben ist sogar die Oberkategorie zu ändern. Blickt keiner der nicht dauernd damit arbeitet. Auch Sachen als Fläche, als Punkt oder am besten beides zu Mappen, treibt einen bei der Auswertung in den Wahnsinn. Und das zieht sich durchs ganze Projekt. Wenn man immer wieder gegen den Baum rennt, dann lässt man es beizeiten nochmal Anlauf zu nehmen.

Vielleicht mögt Ihr mich darüber aufklären, wie man mit Tiktok und Instagram nach Infos suchen kann, die man normalerweise per Suchmaschine/Google findet? Mir ist das nicht gelungen. Könnte das vielleicht daran liegen, dass ich dort keinen Account habe oder die Website im PC-Browser statt mit der Smartphone App nutze?

Dass für manche das Internet nur noch aus Facebook besteht, ist mir schon klar. Das zeigt sich auch daran, dass immer mehr Unternehmen und Behörden die eigene Homepage nicht mehr pflegen, sondern nur noch die Facebook Seite und aktuelle Infos dort besser zu finden sind. Aber wie das auf Tiktok oder Instagram gehen soll, erschließt sich mir nicht.

Instagram soll/hat jetzt wohl ne Karte bekommen. https://www.google.de/search?q=instagram+durchsuchbare+karte&ie=UTF-8&oe=UTF-8&hl=de-de&client=safari

Google hat doch damals WAZE aufgekauft trotz existierender Google-Maps, damit Facebook nicht zuschlagen kann.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/bieterwettstreit-gewonnen-google-kauft-kartendienst-waze/8335066.html