Ich denke, in dem Artikel auf Heise-online geht es nicht darum, dass Google-Maps in Sachen Navigation Konkurrenz erwächst. Die Konkurrenten, die dort genannt werden wie Tiktok oder Instagram bieten ja keinerlei Navigationsfunktionen. Es ist nur so, dass Google mit GoogleMaps ja direkt kein Geld verdient sondern dieser Service Google Geld kostet. Geld verdient Google durch Werbung. Und um damit genügend Geld zu verdienen, um den Service GoogleMaps damit zu finanzieren, ist Google darauf angewiesen, dass die Leute die Google-Suchfunktion nutzen, das die Leute also bei Google nach Restaurants suchen und nicht bei Tiktok oder Instagram und anschließend nur die Navigationsfunktion von Google nutzen.
OSM ist auf all dies nicht angewiesen.
Ansonsten gilt meines Erachtens: Wer zu OSM mehr beitragen will, als lediglich über eine App wie “Streetcomplete” Öffnungszeiten eines Ladens zu ergänzen, braucht sowieso ein Faible für Kartografie. Das haben einige, andere haben es nicht.
Von den Nutzern eine App wie Komoot haben nur wenige ein Faible für Kartografie. Dank der Möglichkeit, sich über solche Apps auch per Sprachansage etc. navigieren zu lassen, braucht man als Nutzer sogar noch nicht einmal eine Karte wirklich lesen zu können. Ob es aber deswegen unter den jungen Leuten weniger Menschen gibt, die mit Karten was anfangen können? Ich habe bislang nicht den Eindruck. Ich denke, es wird immer Leute geben, denen es nicht reicht, irgendwohin geleitet zu werden sondern die die Strukturen und Zusammenhänge interessiert. Denen es nicht reicht, um einen See herum geleitet zu werden sondern die wissen wollen, wie groß der See ist, welche Form er hat, was es wo an seinen Ufern gibt. Und gerade der Trend zu Freizeitbeschäftigungen wie Trailrunning, Wandern, Moutainbiking, Geocaching wird meines Erachtens dafür sorgen, dass es auch weiterhin Leute mit Interesse an guten Karten geben wird. Darunter wird es dann auch immer wieder Leute geben, die es spannend finden, selbst zu einer immer besseren Karte beizutragen.
Als reale Gefahr sehe ich dagegen darin, dass OSM immer komplexer wird. Es erfordert immer mehr Wissen darüber, was alles zu beachten ist. Wer einen Weg ändert, muss dabei auf eventuelle Routenrelationen achten und immer mehr Zusatzattribute berücksichtigen. Das macht den Einstieg nicht gerade leichter und vor allem ist es nicht so einfach, nur ein bisschen mitzuwirken. Zum anderen erfordert eine stetig anwachsende Datenbank auch immer mehr Datenpflege. Es werden demnach immer mehr und immer qualifiziertere OSM-Mitwirkende benötigt. Zum Teil wurde diese Komplexität bislang durch die Weiterentwicklung der Editioren aufgefangen. Ich hoffe, dass dies auch weiterhin gelingt. Und ich hoffe, dass der zunehmende Bekanntheitsgrad von OSM auch immer mehr Leute motiviert, sich in diesem Projekt zu engagieren.