Also, prinzipiell kommt Nominatim mit place=municipality klar, allerdings ist die Lage doch etwas komplizierter.
In Deutschland gibt es grob gesagt zwei Arten von “gewachsenen” Gemeinden.
Zum einen sind da Städte oder grössere Dörfer, die mit den Jahr(hunderten) die umliegenden Dörfer aufgesaugt haben. Dabei haben die Dörfer ihre Unabhängigkeit mehr oder weniger verloren und sind zu Stadtteilen geworden. Gemappt ist das dann oft trotzdem als place=village, weil das ganze halt noch dörflich aussieht.
Zum anderen gibt es die Gemeinden, die aus Fusionen mehrerer mehr oder weniger gleichgrosser Dörfer entstanden sind. Die Gemeinde ist dann mehr ein administratives Konstrukt. Sozial gesehen sind die Dörfer immer noch klar getrennt. Auch hier sind die Dörfer als place=village gemappt.
Warum das jetzt wichtig ist? Nominatim versucht, wenn es die Adressen zusammenbaut, herauszufinden, welcher Adressteil als “Stadt”, welcher als “Stadtteil” etc. zu verwenden ist. Im ersteren Fall würde man eher den Hauptort als “Stadt” klassifizieren und die eingemeindeten Dörfer als “Stadtteil”. Im zweiten Fall sind eher die Dörfer selbst der Adressteil “Stadt” und die administrative Gemeindename interessiert eigentlich keinen.
Im Augenblick wird von Nominatim alles, was mit place=municipality klassifiziert ist, als so eine administrative Gemeinde betrachtet. Das heisst, alle place=city/town/village innerhalb so einer “Municipality” würden also Hauptort im Adresssinne behandelt. Im Falle von Bad Zwischenahn würde es also das Problem für das angegebene Beispiel lösen, hätte aber den Seiteneffekt, dass “Bad Zwischenahn” nicht mehr als “Stadt” in Orten wie Rostrop auftaucht. Das kann richtig sein, sieht mir aber in diesem Fall nicht so aus.
Bad Zwischenahn scheint mir eher der erst beschriebene Fall zu sein, sprich, was da als place=village gemappt ist, sind eigentlich Stadtteile. Und da kommen wir zu einem Problem, dass im Augenblick noch nicht zufriedenstellend gelöst ist. In vielen Kleinstädten gibt es nämlich zwar Stadtteile, aber der Stadtkern selber ist kein solche ein Stadtteil. Wenn Stadtteile dann einfach per place-Node gemappt sind, wird es sehr schwierig, diese Situation zu erkennen. Ein zweiter place-Node mit place=village fühlt sich aber irgendwie auch künstlich an und wie Mapping für den Geocoder. Ein Doppelwert a la place=town;village geht gar nicht. Das macht zu viel Software kaputt. Vielleicht wäre ein Zusatztag am place=town Node besser.
Aber wie gesagt, eine richtig gute Idee habe ich da auch nicht, würde das aber gerne in Nominatim auch gelöst sehen. Das ist auf jeden Fall ein Problem, was sich nicht auf Deutschland beschränkt.