highway=residential oder service in Industrie/Gewerbegebiet?

In Industrie- bzw. Gewerbegebieten finden ich für Zufahrtsstraßen teils die Zuweisung “residential”, teils aber auch “service”. Das Wiki sagt mir

  • Das Attribut highway=residential wird für Anliegerstraßen benutzt, die Siedlungsgebiete erschließen und nur unerheblichen Durchgangsverkehr haben.
  • Mit highway=service können alle möglichen Zufahrtswege beschrieben werden, zum Beispiel zu Gebäuden aller Art, Tankstellen, …, Industriegebieten, Gewerbegebieten, … und natürlich anderes.

Nach diesen Definitionen wäre doch “service” in meinem beschriebenen Fall passender. “residential” hört sich für mich auch mehr nach Wohngebiet an. Bewohner gibt es in Gewerbegebieten zwar gelegentlich auch, sie sind dort aber eher seltener anzutreffen. Wie also sollte man solche Straßen kennzeichnen?

Ich verwende für öffentliche Straßen in Gewerbegebieten unclassified.

george1201, hast du mal ein konkretes Beispiel für eine solche Zufahrtsstraße?

+1
und service dann ggfls für diejenigen, die konkret auf ein Firmengelände führen.

unclassified ist nur ein unglückliches Wort für Straßen 4. Ordnung (quartery). Das ist aber falsch, weil es sich bei ebensolchen Industriegebietsstraßen überwiegend nicht um Gemeindeverbindungsstraßen handelt.

service ist nur für die Wege auf Grundstücke und den auf den Firmengeländen.

was für die weiteren Straßentypen passend ist das ist immer eine difinitionsache nach lage vor ort.
Wir gehen dabei aber normal nach den angaben in der Wiki zur Attributierung von Straßen in Deutschland vor.

https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Attributierung_von_Stra%C3%9Fen_in_Deutschland

Laut englischem Originalwiki passt unclassified durchaus. Das Wort “Verbindungscharakter” im deutschen Wiki halte ich für unglücklich.

Danke für die Antworten. Mein Fazit ist:

  • residential ist für Wohngebiete, gehört also nicht in ein Gewerbegebiet. Wäre hier also unpassend.

  • service beschreibt Zufahrtswege. Wäre dann zutreffend, wenn man auf dieser Straße nur Fahrzeuge vorfindet, die zu einem der anliegenden Unternehmen wollen.

  • unclassified ist wohl der Wert, bei dem man sich am wenigsten festlegt. Es ist einfach nur eine Nebenstraße.

Somit wäre wohl unclassified die bevorzugte Wahl. In Einzelfällen vielleicht noch service.

Und dennoch: “Das Attribut highway=residential wird für Anliegerstraßen benutzt, die Siedlungsgebiete erschließen und nur unerheblichen Durchgangsverkehr haben.”
Siedlung muss ja nicht immer Wohnsiedlung heißen, kann ja genauso gut eine Gewerbe(an)siedlung sein. Durchgangsverkehr heißt auch nicht, dass jemand punktuell an einem Haus/Gewerbe durch-/vorbeifährt nur um am Ende der Sackgasse sein Gewerbe zu erreichen. Übrigens können Sackgassen prinzipbedingt schon mal nie Durchgangsstraßen sein.

Oh, ich hatte “Siedlungsgebiet” als “Wohngebiet” aufgefasst. Wenn ich da falsch gelegen habe, dann kann man residential auch in Gewerbegebieten verwenden. Somit wäre von den drei Alternativen residential/service/unclassified erst mal keine von vorneherein ausgeschlossen und falsch. Aber welche ich wo verwenden muss, ist mir leider immer noch nicht klar. Eine Anleitung in dem Sinne von “wenn A dann X, wenn B dann Y” scheint es nicht zu geben.

Nein.

Der Begriff “residential” meint eine Wohnsiedlung. Mit einer Gewerbeansiedlung hat das nichts zu tun. Residieren bedeutet bewohnen.

residential area = Wohngebiet (Wohnsiedlung)
settlement = Ansiedlung (commercial settlement = Gewerbeansiedlung / Gewerbeniederlassung)

Zudem: Das Fazti von george1201 in #8 entspricht denen im Wiki dokumentierten Gepflogenheiten.

Also doch kein residential im Gewerbegebiet.

Ich empfinde das zu extrem. Es sind Namen fuer STRASSENKLASSEN und meiner Meinung meint es eher eine “Gemeindestrasse” und bezieht sich nicht auf die Widmung der umliegenden Gebiete.

Wenn wir das was Galbinus anfuehrt irgendwie konsekvent umsetzen muesste ich z.B. bei der Lunnargatan hier alla ca. 200 Meter die Klassifizierung ändern - sie fuehrt Stueckchenweise durch Gemeindewald ohne Bebauung, dann durch Wohngebiet, dann durch ein Handelszentrum (commercial), dann wieder durch ein Wohnviertel, dann ein Stueckchen durch Gewerbegebiet (wo einige Firmen angesiedelt sind) und soweiter…

Und wenn Links ein Gewerbegebiet mit kleinen Industrien und rechts ein Wohngebiet ist, wissen wir schon nicht mehr, was wir jetzt eintragen sollen.

Und noch lustiger wird das, wenn die Strasse an / durch einen Park, Spielplatz, Schule vorbei fuehrt. Wenn rechts ein Bildungszentrum liegt (auf sagen wir mal 500 meter) und links davon ein Park mit Fussballfeldern - ist die Strasse dann plötzlich keine “residential” mehr?

Die Strasse hat eine gleichbleibende From, Ausbauzustand und Namen.

ich bin daher der Meinung dass hier “residential” absolut richtig ist - es ist eine Gemeindestrassse die in einem dicht bebauten Gebiet unterschiedliche Stadtfunktionen zusammenbindet.

Daher finde ich auch in Gewerbegebieten “residential” richtig zumal sich die Strassen dort ja meistens ueberhaupt nicht von Wohnstrassen unterscheiden (Ausbauzustand, Geschwindigkeit usw). Klar kann man bei erheblichen Unterschieden bei der Strasse auch zu anderen Klassifizierungen kommen, allerdings nicht aufgrund der umgebenden Widmung des Siedlungsgebietes.

Das ist eigentlich auch das Ergebnis, dass ich von vor rund 15 Jahren in meiner Anfangszeit in Erinnerung habe für Gewerbegeibete …

Denkfehler.
Wenn an der Straße so viele unterschiedliche Nutzungen liegen, dann ist sie länger und hat deutlich mehr Verkehr als eine ruhige Wohnstraße, wo paar Anwohner morgens wegfahren und abends wieder heimkommen, d.h. das sind dann höchstwahrscheinlich keine residentials mehr, sondern die nächsthöhere Klasse unclassified für alles, was Verkehr ansammeln kann, wenn’s noch nix höherrangiges ab tertiary ist.

Zum Handels oder Bildungszentrum kann kein residential führen. Wenn dahinter noch Wohnhäuser folgen und das Viertel dann “Sackgasse” wäre, könnte man Ab Handels- oder Bildungszentrum residential nehmen, aber bis dort hin sollte es unclasified sein.

In einem Gewerbegebiet gibt es deutlich mehr Lieferverkehr mit deutlich größeren Fahrzeugen, daher hat da resiential idR nix zu suchen

Wenn es in einem Gebiet unterschiedliche Nutzung gibt (Gewerbe, Wohnungen, Schulen, Parks etc.) dann wird es sicher schwer, das korrekt zu beschreiben, und es wird unterschiedliche Meinungen geben, was denn nun richtig ist. Aber über solche Fälle will ich hier nicht diskutieren.

Ich rede vielmehr von typischen “normalen” Gewerbegebieten, welche wahrscheinlich in allen deutschen Städten ziemlich ähnlich aussehen. Da gibt es ein paar Durchgangsstraßen, die auch von Verkehrsteilnehmern benutzt werden, die nichts im Gewerbegebiet zu erledigen haben. Davon gehen Zugangsstraßen zu den Firmen ab. Darauf fahren die Beschäftigten, die Firmenkunden, der Lieferverkehr. Die Straßen sind breit genug, dass auch LKWs ohne Probleme durchkommen. Abends oder nachts sind die Straßen ziemlich leer.

Ich hätte erwartet, dass es einen Konsens gibt, mit welchem Attributen man solche Gewerbegebietsstraßen versehen sollte. Aber das scheint nicht der Fall zu sein.

Mit unclassified / service machst Du auf jeden Fall nix falsch.

Ich bin eher für residential. Denn ansonsten bekommt man keine Hierarchie der Straßen mehr hin. Sprich Unclassified für stärker benutze Straßen im Gewerbegebiet (welche halt nicht stark genug genutzt werden um tertiary zu sein), und residential für andere Straßen dort.
Sprich im Prinzip ignorieren wo die Straße ist - und einfach nach Priorität residential → unclassified → tertiary mappen.
Highway=service dann für Straßen die zwar öffentlich nutzbar sind - aber schon auf Privatgebiet sind. Etwa die größeren Verbindungsstraßen auf einem Parkplatz von einem Shopping Centre. Wobei früher wurde dafür eher highway=residential genommen - aktuell wurden viele in highway=service umgetagged. Hier wäre eine klarere Dokumentation wie gemapped wird - und stärkere Nutzung von service=XYZ sehr sinnvoll.
Denn highway=service wird derzeit für alles mögliche genutzt - und das leider oft (ist ja nicht verwunderlich bei der Konfusion) ohne nähere Beschreibung.

Wie es genau gemacht wird ist eigentlich nicht so wichtig - wichtiger wäre eine internatioal recht ähnliche Vorgangsweise und Dokumentation dazu.

Genau wegen der Breite sind die nicht das, was man sich unter residential vorstellt, die idR so schmal und zugeparkt sind, das begegnungsverkehr oft schwierig ist.

Eigentlich gibt es diesen Konsens und die Doku dazu schon seit nahezu OSM-Anfangszeiten.
Gerade noch mal nachgeschaut: engl. und deutsches Wiki beschreiben es genau so, wie ich es seit diesen ca. 15 Jahren kenne:
In Wohngebieten gibt es im Prinzip eine Unterscheidung zwischen größeren Straßen, die der Planer “Sammelstraße” nennt und wo ein gewisser Durchgangsverkehr herrscht, und davon die kleinen Wohnstraßen abzweigend, wo eig. nurnoch Anlieger unterwegs sind, unterschieden nach unclassified und residential in OSM.
In Gewerbegebieten mit deutlich breiteren Straßen dagegen stets unclassified.

Nach kurzer Stichprobe in drei Städten, wo ich damals aktiver gemappt habe, ist unclassified nur in einer in dieser Art weiter verbreitet. In einer anderen ist es unterschiedlich, da gibt’s Gewerbegebiete, wo die Straßen seit 15 Jahren unclassified sind, in anderen dagegen residential. Das, was als Sammelstraße auch unclassified sein sollte in Wohngebieten, ist dort entweder residential oder gleich teritary …
Hmmm …

Ein Problem könnte sein, dass auf der “Standardkarte” residential und unclassified seit ewig gar nicht und beides von tertiary seit paar Jahren nur schwach unterscheidbar sind (im dt. Stil zum Glück nicht umgesetzt), d.h. den “Lohn” des “sauberen taggings” “sieht man gar nicht” …
Gibt es eine Karte, wo uncl./res./tert. alle 3 unterscheidbar sind?

Ich habe in meinen Karten für alle 4, residential, service, unclassified und service unterschiedliche Darstelung - und unclassified wird früher eingeblendet als residential und service. Tertiary noch früher.
Ich finde es eher unpraktisch wenn unlassified in Gewerbegebieten verwendet wird weil:
a) Diese Straßen in Gewerbegebieten für Fahrradfahrer meist nicht geeignet sind - während unclassified außer Gewergebieten meist für Freizeitradler optimal sind.
b) Diese Straßen zwar breiter sind - aber sich dennoch nicht für Durchzugsverkehr eignen - sondern eben vor allem Zufahrten zu Betrieben sind - analog zu residential zufahrten zu Wohnhäusern sind. / Hierarchisch also identisch mit residential sind.
c) es bisher meist niicht so gemapped wurde.

Für Rennradfahrer sind unclassified oft/meist nicht tauglich, da nur selten Vorfahrtsstraßen (jedoch meißt gegenüber residential Vorfahrtsberechtigt), und oft schlechterer Straßenzustand - am Rennrad ist man je nach Land eher auf Tertiary bis Primary unterwegs - da ist es also egal.

Aber rein anhand von Tags zu wissen ob wie wofür unclassified geeignet sind ist leider sehr schwer (ohne dass man eine Software hätte welche zuerst analysiert ob eine unclassified Straße außerhab, im Ortsgebiet oder im Gewerbegebiet liegt - und das würde wohl zu anderen Problemen führen.

Das sind nur 3…

hw=service hast du zweimal genannt… Das entspricht aber der Hierarchie laut Wiki. residential und service sind unterhalb von unclassified.

Ein Blick mit OverpassTurbo auf die Daten wirkt Wunder und zeigt in mir auch Fragen auf:https://overpass-turbo.eu/s/1jbj Warum zeichnet sich eine durchaus klar zu bezeichnende Linie aus in der Verwendung von highway=unclassified ab (grün)? Ich habe wahllos einen Ausschnitt gewählt.

Andere Ecke: https://overpass-turbo.eu/s/1jbm

Die selbe Abfrage kann ich auch auf diverse Ecken in Brandenburg loslassen, das Ergebnis ist ähnlich. hw=service|residential wurde in Teilen für mich in Hinblick der heutigen Definitionen falsch erfasst, was aber an mangelnden oder in unzureichenden Definitionen zum Erfassungszeitpunkt zu suchen ist. Wie man damit umgeht… hm… Fragezeichen…

Ich selbst sehe hw=residential als auch hw=service in einer gedachten Hierachie stets unterhalb von hw=unclassified. Ein Vorhandensein eines Industrie/Gewerbegebietes im räumlichen Zusammenhang sehr ich nicht als Entscheidungskriterium an. Es spielt immer die räumliche Situation eine Rolle, die sich nicht verallgemeinern lässt! Es spielen ausgeschilderte Radrouten eine Rolle. Es ist weiterhin von Belang, ob einseits oder beidseits der Straße ein entsprechendes Gebiet ist. und, und, und, und…

Es kommt auf die Situation drauf an, das lässt sich nicht Verallgemeinern
Beispiel?

Halbe: https://overpass-turbo.eu/s/1jbp

Die Sonnenallee ist offensichtlich eindeutig als Zufahrt zum entprechenden Gewerbegebiet gebaut worden. Vor meiner Zeit mindestens mit CS https://www.openstreetmap.org/changeset/177421 als hw=residential erfasst, bisher nie geändert. Ohne den B-Plan studiert zu haben: auch westlich der Straße würde ich ein ausgewiesenes Gewerbegebiet vermuten, umsonst hätte man nicht auch einen “Soda”-Kreisel am Ende geplant und gebaut. Übrigens: entprechende Straße ist in Wanderwege und im Knotenpunktnetz eingebunden… Das ist für mich letztendlich relevant!

Diese Abfragen zeigen auch deutlich die Diskrepanzen und für mich auch die Altlasten vergangener Bearbeitungen sowie die zum Zeitpunkt der Erfassung mangelnder Definitionen, wenn man in die Historie der Objekte schaut.

Nichts ist so einfach, wie es ich auf den ersten Blick darstellt…

streckenkundler