Da macht man es sich zu einfach. Aber hieß es nicht vor Jahren öfter mal in den Medien, wenn sich ein Lastzug in einer zu engen Nebenstraße festgefahren hatte: Das Navi habe den Fahrer dort hergeschickt, das Navi sei Schuld? Diesen unsinnigen Vorwurf (weil dabei in der Regel sowohl Verkehrszeichen als auch die augescheinliche Situation vor Ort ignoriert wurden) habe ich schon länger nicht mehr gehört. Nun haben wir eine ähnliche Situation mit OSM.
Dabei könnte die Nationalparkleitung selbst vor Ort und in OSM für mehr Klarheit sorgen, indem sie z.B. in OSM aus erster Quelle die korrekten Access-Tags einträgt oder indem sie vor Ort für eine eindeutige Beschilderung sorgt. Schon ein kleines Schild “Durchgang verboten” an einem Trampelpfad, der sich irgendwo gebildet hat, obwohl er dort nich sein sollte, könnte helfen. Aber in der Regel beschränkt man sich darauf, eine Löschung von faktisch vor Ort vorhandenen Wegen zu fordern nach dem Motto: Was man auf der Karte nicht sieht, gibt es auch nicht. Da habe ich beinahe den Eindruck, dass Militär-Verantwortlicher in der Hinsicht eine deutlich realisitischer Haltung haben. Vorbei sind die Zeiten, bei denen diese verlangten, dass militärische Sperrgebiete in Luftbildern unkenntlich gemacht wurden oder in Karten ignoriert wurden. Man nimmt hin, dass Wege und Straßen nach Luftbild eingezeichnet werden und es scheint denen zu reichen, dass diese mit einem access=no versehen sind. Für den Rest sorgen die schon selber durch Beschilderung, Sperren und Kontrollen.
Einen Nationalpark habe ich zwar nicht in dem von mir bearbeiteten Gebiet, aber diverse Naturschutzgebiete. Doch selbst für sehr gewissenhafte und erfahrende OSM-Mapper ist es oft kaum nachvollziehbar, für welche Wege in einem solchen Naturschutzgebiet ein Betretungsverbot gilt und für welche nicht. Die einzige Quelle ist oft lediglich ein Landschaftsplan, den man nur mit Mühe im Internet findet und dem es oft an konkreten Details fehlt.
Aber OSM ist dann Schuld, wenn es die tatsächliche Realität so gut es geht abzubilden versucht.
Dabei sollen doch Nationalparks gerade auch Besucher anlocken. Eine wichtige Aufgabe ist ja auch, den Menschen die geschützte Natur nahezubringen. Man könnte sich dazu entscheiden, die vielen OSM-Mapper bei ihrer Fleißarbeit zu unterstützen (z.B. mit Informationen) und sich dann darüber freuen, durch detaillierte und aktuelle Karten bei Öffentlichkeitsarbeit und Besucherinformation Unterstützung zu bekommen. Man scheint auch zu ignorieren, dass es immer mehr Menschen gibt, die nicht einfach nur entlang festgelegter und ausgeschilderter Routen auf breit ausgebauten und befestigten Wegen unterwegs sein wollen sondern bei denen jeder Trampelpfad den Enteckermodus aktiviert. Diese Freude am Entdecken, am Detail, am nicht so offensichtlichen ist doch etwas, was man konstruktiv nutzen kann. Man sollte aber nicht Veräumnisse bei Information und Besucherlenkung bei OSM suchen. Und man sollte die Schuld nicht bei OSM sondern bei dem jeweiligen App-Ersteller suchen, wenn von Wander-Apps Access-Tags ignoriert werden oder im Kartenbild nicht eindeutig zwischen gesperrten und ungesperrten Wegen unterschieden wird.