Schwerer Bergunfall, Verwendung von Wander-App, Kartenbasis OSM ?

So tragisch diese Geschichte auch ist, muss man sich vielleicht auch ansehen, wie es wirklich zu diesem UnglĂŒck kam.
Bislang ist dazu ja noch nichts veröffentlicht.
Es ist bekannt, dass eine Wander-App genutzt wurde.
Es ist nicht bekannt, ob auch “qualifiziertes” (gedrucktes) Kartenmaterial genutzt wurde.
Es ist nicht bekannt, welche Erfahrung die 4 Personen hatten.
Wie war das Wetter am Berg zum UnglĂŒckszeitpunkt?

NatĂŒrlich ist es einfach, schnell einmal die Schuld auf eine App zu schieben.
Aber - wie auch schon beschrieben - gehört im Leben bei AktivitÀten auch Können und Wissen dazu.

Ich kenne diesen Berg nicht.
Wenn ich mir den Ausschnitt in OSM ansehe, so sind dort die WÀnde voll mit steilen AbhÀngen.
Es gibt verschiedene Endpunkte der Wege. Zwischen diesen scheint es keinen Weg zu geben.
Das sind natĂŒrlich bei FehleinschĂ€tzungen des eigenen Könnens und der AusrĂŒstung Punkte, die UnfĂ€lle begĂŒnstigen können.

Warten wir einfach einmal ab, was noch an Informationen veröffentlicht wird.

@ osm_Ralef

Stimme Dir voll und ganz zu. Leider ist es in der Praxis so, dass zumindest einige Leute beim Anschalten des Smartphone gleichzeitig den gesunden Menschenverstand abschalten. Und wenn dann das Kind im Brunnen liegt, muss ein Schuldiger her 
 da bietet sich doch OSM an, bei denen ja wohl jeder Depp einfach “Wege zu den Karten hinzufĂŒgen” kann, auch wenn die gar nicht existieren oder direkt in den Abgrund fĂŒhren 
 klare Sache 
 :frowning: :frowning:

Das soll nicht heißen, dass die VerunglĂŒckten nicht mein MitgefĂŒhl haben. Aber von rosenheim24 sollte man schon eine sachlich fundierte Berichterstattung erwarten können - also erst mal recherchieren, dann berichten 
 so hat das mit dem Journalismus frĂŒher mal funktioniert - na ja, zumindest manchmal.

Heißt: offene Daten = schlecht und kommerzielle = gut? Sehr undifferenziert.

Mich erinnert der Vorfall sehr an die Vielzahl der VorfĂ€lle, bei denen sich LKW-Fahrer blind auf ihr Navi verlassen haben und sich damit in im wahrsten Sinne ausweglose Situationen gebracht haben. Nach dem Motto: “Da steht zwar fĂŒr LKW verboten, aber das Navi sagt, ich soll da her
” oder “sieht eng aus, aber das Navi sagt, da soll ich entlang
”

Bei mir um die Ecke gibt es eine Felsformation “Externsteine” und wenn man sich von Google mit dem Auto dort hin navigieren lassen will, schickte Google noch vor zwei Jahren einen ĂŒber einen zwar alsphaltierten, aber gesperrten Waldweg quer durch den Wald dorthin. Da stand zwar am Anfang des Wegs ein Verbotsschild, aber was soll’s - ich entdeckte den Fehler von Google, weil ich mich wunderte, dass immer hĂ€ufiger PKW im Naturschutzgebiet rund um die Externsteine auftauchten
 Nachdem ich den Fehler bei Google ausfindig gemacht hatte, hatte ich dort den Fehler gemeldet. Es dauerte beinahe zwei Jahre, bis Google das korrigierte.

Damit will ich deutlich machen, dass auch kommerzielle Daten in die Irre leiten. Und bei OSM wÀre der Fehler viel schneller korrigiert worden.

Das ist nicht nur sehr undifferenziert, sondern Mutmaßungsjournalismus. Ohne das Recherchieren von Fakten wird irgend etwas dahergeschwurbelt. Man weiß nicht mal, welche App verwendet wurde, aber das Problem könnte schon OSM sein 
 blablabla 
 :frowning:

Das ist schlicht Vorurteilsjournalismus. Wo jeder mitmachen kann, das kann ja nichts werden. Genau die Typen haben 2005 gesagt, dass Wikipedia niemals ernstgenommen wird, wenn da jeder alles reinschreiben kann :smiley:

Was wir alle wissen: OSM macht vieles richtig:
sac_scale=demanding_alpine_hiking
access=no
history: “Weg amtlich gesperrt wegen akuter Gefahr des Steinschlags.”
hazard=falling_rocks
informal=yes
OSMAND:
zeigt access=no an
zeigt hazard an
kann sac_scale anzeigen
Komoot:
zeigt access=no an

Ein Kritikpunkt bleibt meiner Meinung nach. Die Darstellung ob ein Weg “offiziell” ist oder nicht. Ich gehe mit einer anderen Erwartungshaltung an Wanderwege im gefĂ€hrlichen Terrain, welche nur von Einheimischen angelegt wurden.

Auf diesen suggestiven Durchfall kann ich nur antworten: “Ob bei rosenheim24.de Journalisten oder Vollbesoffene arbeiten, spielt dabei keine Rolle.”

[edit] Typo.

Wenn ich die Seite aufrufe, steht da (inzwischen?) noch einiges mehr drin, auch deutlich differenzierter in der Darstellung. Vielleicht sieht man das je nach Werbeblocker-Einstellungen nicht vollstÀndig.

Eine Privatperson hat da vor ein paar Jahren eigenhÀndig einen Weg angelegt, und in OSM eingetragen, sowie auf diversen Social Media KanÀlen (hikr, Roberge, auf komoot ist die Route auch) promotet. Und er hatte Erfolg, die Leuten folgten. Ich hab mir das einmal angeschaut, es war ein breit ausgetrampelter Steig, zugegeben schön angelegt.
Problem war halt, das er dem GrundeigentĂŒmer nichts von seiner Weganlage erzĂ€hlt hatte.

In den letzten Jahren gab es dann einen Kleinkrieg ĂŒber genau diese Routen dort. Grundbesitzer gegen OSM-Erschließer .
Der Grundbesitzer löschte immer wieder die Route, die OSM-Influencer stellten sie wieder rein. Ein kindisches, Katz- und Mausspiel was immer wieder so hin und herging. Irgendwann wurde es dem Grundbesitzer dann zu dumm und er ließ die Gipfel Routen aufgrund von “Steinschlag” behördlich sperren. Die OSM Erschließer fĂŒgten dann zĂ€hneknirschend ein access:no ein. Problem gelöst? Nein.

Und das ist leider nicht die einzige Sperrung von Wegen aufgrund von OSM in der Region.

Die Leute die jetzt gestorben sind waren mit Komoot unterwegs lt. Bildzeitung, das zeigt das eine Markierung der Wege bei OSM mit “acces:no” keinerlei realen Auswirkungen hat, die Wege sind genauso drin in den Apps und Onlinekarten, Routing ist wohl auch möglich.

Was mir möglich war ist zumindest den schwierigsten & gefÀhrlichsten Abschnitt am Grat als Kletterroute und nicht als Highway zu bezeichnen.

Das entbindet natĂŒrlich nicht die Leute von der Eigenverantwortung: Offenbar waren hier steile Rest-Schneefelder im Spiel. Auch wenn das Routing eben hier eine “tolle Runde” anzeigt, sollte man dann eben den Mut haben umzukehren.

Schlussendlich mĂŒsst ihr euch aber entscheiden und ich hab das schon oft genug geschrieben und ich weiss auch, das dass nicht auf Gegenliebe stĂ¶ĂŸt: Entweder ihr behaltet weiterhin euren kompromisslosen OSM-Erschließungskurs bei, und sorgt damit fĂŒr eine Beschneidung des eigentlich verbrieften Rechts auf Betretung der freien Natur in Bayern, (und fĂŒhrt zusĂ€tzlich noch Leute in gefĂ€hrliches Terrain, die sich davor, ohne die vermeintliche GPS Sicherheit, nie getraut hĂ€tten da zu gehen) oder ihr löscht solche Sachen wieder. Und zwar ganz.

Der Konsens ist, dass gemappt wird, wie es in der RealitÀt ist. Damit verhÀlt man sich neutral und braucht sich nicht solche Fragen zu stellen.

Konsenz ist bei mir in der Region fast schon, dass noch viel mehr gemappt wird, als in der RealitĂ€t vorhanden. Weglos “Wege” , Kletterrouten als Wege, Mappen fĂŒr die GPS-App, alles verbinden damit auch schön routbar usw. Ich hatte “Netzwolf” , der damit angefangen hatte, vor Jahren noch belĂ€chelt, als er mir schrieb, dass er hoffe, dass durch seine Eintragungen sich Pfade bilden. Leider hat er Recht behalten.

Diese NeutralitÀt gibt es in der RealitÀt nicht.

Sagen wir so: Wir streben als Projekt eine solche NeutralitÀt an.

Es ist immer so ein Ding mit der NeutralitĂ€t. Die kann auch irgendwann moralisch zu einem Problem werden. Wenn irgendwelche MissstĂ€nde auftreten und ich sie ignoriere und “neutral” bleibe, kann ich irgendwann mitschuldig an den MissstĂ€nden sein. Das sieht man ja zum Beispiel bei Facebook, Twitter und Co: Anfangs haben die einfach mit den Achseln gezuckt und gesagt “wir sind neutral, wir greifen nicht in das ein, was die Leute bei uns schreiben”, und irgendwann hiess es dann: Ihr seid mitschuldig am Völkermord.

Genauso kann es OSM auch gehen, wenn irgendwo ein Trampelpfad geradewegs an den steilen Abgrund fĂŒhrt. Ja, der ist da, und wir können den dann auch mappen mit lauter “danger”-Tags und “sac_scale=lieber_nicht” und so, aber wenn es zu viele Deppen (und Deppen-Apps) gibt, die unsere Warnungen ignorieren, dann entsteht irgendwann fĂŒr uns auch ein moralischer Zwang, unsere Regeln zu modifizieren. Obwohl eigentlich die anderen schuld sind - genauso wie Facebook und Twitter ja auch nicht an dem schuld sind, was die Benutzer dort tun.

Aber, wenn wir uns entscheiden, etwas zu löschen, dann tun wir das, und nicht irgendein Grundbesitzer, denn die sind in der Regel noch einseitiger interessiert als die von chrsmsk bemĂŒhten “OSM-Erschließer”.

Mit der Bemerkung “das eine Markierung der Wege bei OSM mit “acces:no” keinerlei realen Auswirkungen hat, die Wege sind genauso drin in den Apps und Onlinekarten, Routing ist wohl auch möglich” hat chrsmsk nicht recht, bei Komoot sind “access=no”-Wege auf der Karte markiert und werden nicht fĂŒr das Routing herangezogen. Das hatte ich fĂŒr meinen Vortrag auf der letzen SotM (https://2021.stateofthemap.org/sessions/GEKXWL/) ausprobiert.

Was mir aufgefallen ist:
Komoot routet bei der Einstellung “Sportart=Wandern, Fitness=untrainiert” ĂŒber Wege, die in OSM mit sac_scale=demanding_mountain_hiking eingetragen sind und gibt lediglich den Hinweis “Schwere Wanderung. Sehr gute Kondition erforderlich. Gute Trittsicherheit, festes Schuhwerk und alpine Erfahrung notwendig.”
Und das auch wenn es einen nur minimal lÀngeren Parallelweg mit geringerer sac_scale-Anforderung gibt.
Hier sollte Komoot seinen Router anpassen. Eine Fehlerbeschreibung, die ich vor lÀngerer Zeit an Komoot gesendet habe, hat daran nichts geÀndert.

Es ist wirklich tragisch, was dort passiert ist. Dennoch sehen ich die Schuld keinesfalls in den OSM-Daten und schließe ein Löschen vorhandener Wege aus.
Zuerst einmal stehen da die Datennutzer (App-Ersteller) in der Pflicht, die Daten richtig auszuwerten und in der App anzubieten. Wenn access=no-Wege zum Routing angeboten werden, liegt da schon ein Fehler. DarĂŒber hinaus sollte der App -Nutzer sein Können objektiv einschĂ€tzen und darin liegt die nĂ€chste (oft beobachte) Fehlerquelle außerhalb OSM.
Ich ĂŒbertrage das einmal auf ein anderes Beispiel: Ein Verkehrsteilnehmer hat ein Motorrad, welches locker 190km/h schaffen kann. Und es gibt eine kurvenreiche Strecke (diese ist im ĂŒbrigen in OSM seit Jahren korrekt erfasst) ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen. Dennoch passieren dort regelmĂ€ĂŸig (leider auch oft tödliche UnfĂ€lle).

Wer trĂ€gt die Schuld, wenn der Motorradfahrer mit 100km/h verunfallt und in die Leitplanken rast? Sollte der Straßenbetreiber die Straße sperren? Sollte der Navi-Anbieter die Straße aus seiner Karte löschen? Sollte der Motorradhersteller nur noch Fahrzeuge mit 50km/h Höchstgeschwindigkeit verkaufen?
Nein! Der Unfall ist einzig auf das Fehlverhalten des Fahrzeuglenkers zurĂŒck zu fĂŒhren.


 meint Uwe

Was ist ein OSM-Erschließer? OSM erschließt keine Wege.

Was nĂŒtzt es, einen breit ausgetrampelten Weg in der OSM-Datenbank zu löschen, wenn er vor Ort vorhanden ist? Wenn jemand auf fremdem Grund unberechtigt einen Weg anlegt, dann muss dieser Jemand dazu verdonnert werden, diesen Weg vor Ort wieder zu entfernen. Wenn ein Grundbesitzer sieht, dass auf seinem GrundstĂŒck ein Weg ist, der da nicht sein sollte und der ihn ggf. in rechtliche Probleme bringen könnte, weil Menschen ihn benutzen, dann muss der GrundstĂŒckseigentĂŒmer geeignete Maßnahmen ergreifen, um das vor Ort zu verhindern. Das ist ja z.B. die Crux mit den illegal angelegten Mountainbike-Trails in WĂ€ldern. Hat der zustĂ€ndige Waldbesitzer oder Förster diesen Trail zu entfernen (also z.B. Schanzen und Steilkurven) oder durch entsprechende Beschilderung dafĂŒr zu sorgen, dass jeder darĂŒber in Kenntnis gesetzt wird, dass die Benutzung streng verboten ist. Denn andernfalls ist es eine Duldung und damit ist dann der duldende Waldbesitzer / Förster verantwortlich fĂŒr die Sicherheit und kann ggf. in Haftung genommen werden, wenn jemand dort zu Schaden kommt (z.B. weil eine Steilkurve zusammenbricht).

Ich hatte in #6 das (harmlose) Beispiel eines Google-Routing-Fehlers beschrieben. Glaubt hier irgendjemand, ein Autofahrer, der mitten im Naturschutzgebiet an den Externsteinen mit dem Auto angetroffen wurde, hÀtte sich damit herausreden können damit, dass Google ihm diese Route gewiesen habe? Ihm hÀtte man zu Recht erwiedert, dass der Weg deutlich beschildert war und letztlich die Beschilderung und nicht irgendeine Routing-App ausschlaggebend sei.

Klar muss man bei manchen real noch sichtbaren Wegen schon auch schauen, ob access=no ausreichend ist. Auch ĂŒber ĂŒber das PrĂ€fix abandoned:
 kann man ggf. nachdenken. Ein Weg in alpinem GelĂ€nde, der definitiv aus der Nutzung genommen wurde, wird ja sicherlich noch lĂ€nger sichtbar sein als im Flachland, wo er innerhalb kĂŒrzester Zeit wieder zugewachsen ist. Eine Löschung dagegen fĂŒhrt eher dazu, dass der nĂ€chste gutmeinende OMS-Mitwirkende den real sichtbaren Weg entdeckt und ihn wieder einzeichnet. Oder dass Leute vor Ort den Weg sehen und ihm neugierig folgen nach dem Motto “ach guck mal, hier ist ein Weg, der ist in Komoot gar nicht zu sehen, lass mal schauen, wo der hinfĂŒhrt” - da bin ich doch ein klarer Freund davon, dass es besser ist, ein Weg ist mit den entsprechenden Warn- und Verbotshinweisen eingetragen. Dann ist es eine bewusste Entscheidung gegen diese Warnungen und Verbote, wenn man den Weg trotzdem nutzt. Nur muss ein solches Verbot und mĂŒssen solche Warnungen vor allem vor Ort deutlich erkennbar sein. Denn wenn z.B. mein Auto-Navi sagt, dass auf der Straße Tempo 70 vorgeschrieben ist, ich sehe aber vor Ort, dass die Beschilderung Tempo 100 zulĂ€sst, dann fahre ich 100 - und umgekehrt.

Immer wieder tragisch solche Nachrichten.

Inzwischen heißt es:

Das hat dann wohl nichts mit OSM zu tun, oder?

Beim Mappen von Hausnummern (vor vielen Jahren) hatte ich Flyer zum Verteilen falls ich von “aufmerksamen Anwohnern” angesprochen wurde.

Ich persönlich bin es leid, von LandeigentĂŒmern fĂŒr die Fehler von Wander-Apps angesprochen zu werden, wenn ich mal als Mapper oute. Könnte man vielleicht einen Flyer Wir taggen richtig, und sie halten sich nicht dran erstellen? Oder Die Rest-Eigenverantwortung bei Navi- oder App-Benutzung?

Nein. Das hat auch trotz einer (möglicherweise) OSM -basierten App nichts mit OSM zu tun!
Diese MĂŒtze mĂŒssen wir uns nicht aufsetzen!

Nur damit es mal gesagt ist: leider ist die Dateninkonsistenz bei aus Openstreetmap abgeleiteten Karten ein ernzunehmendes Problem, das Sicherheitsfragen eskaliert.

Wenn ich bei einem Wanderweg vor allem möglichen gewarnt werde und eine 3 meter langer Durchlass einen sac_scale klettern hat und finde 4 km weiter einen echten technisch herausfordernden Weg vor, bin ich natĂŒrlich völlig ĂŒberrascht.

Dieses Problem ZĂŒrich bearbeiten scheint mir manchmal sinnvoller als die vielen ”Micromappingprojekte”. Es gibt Gegenden mit nichtmal ordentlich eingezeichneten Waldhauptwegen und Gegenden in der ich mich theoretisch ĂŒber die Konstruktionsweise jeder BachbrĂŒcke informieren kann.

Und es ist sehr schwer zu erkennen, WO diese Sicherheitsgefahren sind.