Zurück zum Anlass, zur Veranschaulichung, das Bild aus der Dokumentation: Die Situation ist auch vor Ort nicht ganz ohne Probleme: Das blaue Schild steht höchstwahrscheinlich im Widerspruch mit anwendbaren Richtlinien. Der Gehweg, ich nehm an, das ist die hell gepflasterte Fläche, ist zu schmal um als eigenständig gelten zu dürfen. Da wäre das Schild mit Rad und Frau mit Kind übereinander sicher eher angebracht. So eins steht wahrscheinlich eh auf der anderen Straßenseite, die zum Großteil rot gepflastert ist, und auch das Wegstück vor dem Schild trägt wohl so eines, man sieht da nur den Gehweg schwinden. Richtig tragisch ist das aber nicht, das Schild steht sowieso nur da, um das Radfahren am Gehweg zu erlauben und in einem Aufwaschen die Räder von der Fahrbahn weg zu bringen.
Man kann hier zwischen ein und sechs Wege kartieren:
1 Weg : 1 mit 6 Spuren (Fahrbahn, Rad- und Gehweg links und rechts)
3 Wege: 1 mit 2 Spuren (Fahrbahn) + 2 (je ein kombinierter Geh/Radweg links/rechts)
5 Wege: 1 mit 2 Spuren (Fahrbahn) + 4 (je ein Radweg + je ein Gehweg links/rechts)
6 Wege: 2 Fahrbahnspuren + 4 …
Der letzte Fall, sogenanntes Spurmapping, steht in schlechtem Ruf, hat aber auch Befürworter. Nicht irgendwer, sondern der vorletzte iD Maintainer hat gemeint, dass nur so die exakte Topologie in allen Fällen korrekt abgebildet werden kann, anhand eines Falls, wo es darum ging, ob Rechts- oder Linksabbieger Straßenbahnschienen überfahren müssen, im Verständnis des iD-Validators also eine Kreuzung queren.
Die Präferenz meiner Wenigkeit liegt beim Fall wie im Bild klar bei Variante 1. Den Sachverhalt seh ich hinreichend erklärt. Auf die Möglichkeit, den Kanaldeckel auf einem getrennt erfassten Weg korrekt als darauf liegend abzubilden kann die Welt meiner Auffassung nach locker verzichten. Von daher hat Jochens Änderung an der Dokumentation mein Plazet: Es braucht nicht für jedes Detail einen eigenen Punkt, es genügt zu erwähnen, dass mehr Details gemappt werden können. Wem die Editor Darstellung zu abstrakt ist, der kann die Stilvorlage “Fahrspur und Straßenattribute” in JOSM einblenden. Für iD gibt es dergleichen leider nicht. Der neue Maintainer hat erwähnt, das Bearbeiten von lanes zu verbessern, man wird sehen.
Die Berliner Verkehrswende scheint mir Variante 5 zu favorisieren, verfechten wär mir fast herausgerutscht. Wenn ich mich recht erinnere werden da auch noch zwischen Fahrbahn und Radweg je Linien mit abwechselnd kerb=flush|lowered|raised fällig, um zu kennzeichnen, wo man barrierefrei auf die Fahrbahn wechseln kann. Das wäre dann Variante 7.
Ich gebe zu Bedenken, dass das für manche in OSM-Carto nett anzusehen sein mag und dass Router so zwar exakte Geometrien haben, aber damit in vielen Fällen nichts sinnvolles anfangen können, ja dass das sogar kontraproduktiv zu vernünftigem Routing wird, solange nicht eine Fläche gemappt wird, die eindeutig klar macht, dass es sich bei den einzelnen Wegen um nicht viel mehr als Spuren einer Straße handelt. Relationen reichen da übrigens nicht, die helfen nur turn-by-turn Anweisungen netter zu gestalten, es müssen schon Flächen sein. (Laut opencyclemap Entwickler)
Getrennt-Mapping ohne Flächen ist nur die halbe Miete. Kann das als Nachteil in die Gegenüberstellung aufgenommen werden?
Was dann noch fehlt ist die Möglichkeit, abzubilden dass Autos halb auf Gehweg und Fahrbahn parken beziehungsweise halten. Ob der Wagen im Bild dort unerlaubterweise steht oder nicht, das spielt in openstreetmap wohl keine Rolle, denn ground-truth und Vorschrift müssen sich nicht decken. Oder ist das Haarspalterei?