OSMF-Vorstandswahlen

Hallo zusammen,

die nächsten Wahlen zum OSMF-Vorstand rücken näher, und in jedem Schritt des Wahlprozess ist es bisher beunruhigend ruhig gewesen. Daher zunächst der Hinweis:

Die Antworten der Kandiaten auf die Fragen sind veröffentlicht, ebenso wie die Selbstvorstellungen:
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Foundation/AGM21/Election_to_Board/Answers_and_manifestos

Leider nur auf Englisch. Als Service habe ich meine Selbstvorstellung nachfolgend auf Deutsch angehängt. Ansonsten grob zur Situation:

Ich kandidiere eher ungern, da ein Vorstandssitz auf Kosten anderer OSM-Arbeit geht. Allerdings gibt es wenig Alternativen: von den vier scheidenden Vorstandsmitgliedern stehen nur drei zur Wiederwahl, und die verbleibenden anderen Kandidaten verdienen Ihr Geld mit OSM-bezogener Arbeit für Facebook. Neben anderen Dingen ist Facebook bei OSM problematisch, weil sie auch nach Jahren auf ihren Karten den Urhebervermerk auf OSM weglassen.

Wer also ein unabhägiges OSM behalten will, dem empfehle ich in jedem Fall Amanda, Guillaume und mich zu wählen. Mikel hat trotz Mapbox-Bezug die Vorstandarbeit mitgetragen und sollte daher mitgewählt werden, wenn man die beiden Facebook-Kandidaten vermeiden möchte.

Ganz ohne OSM-Bezug im Einkommen ist übrigend niemand. Bei mir spielt das eher eine formale Rolle (mein Arbeitgeber Mentz ist auch bei OSM aktiv, aber zum einen schlicht nicht groß, zum anderen haben meine Aufgaben bei Mentz nur am Rande mit OSM zu tun), Amanda arbeitet bei Frederik Ramm in der Geofabrik, Guillaume ist gerade auf Jobsuche, und Mikel Maron arbeitet bei Mapbox.

Mehr Details von den Fragen und Selbstvorstellungen kann ich gerne übersetzen oder kommentieren. Meine Vorstellung folgt. Gerne beantworte ich auch Fragen.

Viele Grüße,

Roland

PS: Auch auf der Mailingliste bereits veröffentlicht.


Roland Olbricht

Über mich

Ich bin Roland Olbricht. In OSM bin ich am besten bekannt für die Overpass API.
Ich habe sie entwickelt und pflege auch die seit nun mehr als neun Jahren öffentlichen Server-Instanzen.

Mein größtes Mapping-Projekt bisher ist es gewesen, die etwa 1500 Bushaltestellen in meiner Heimatstadt Wuppertal zu erfassen und vervollständigen. Für diesen Zweck habe ich vor vielen Jahren das public_transport-Plugin für JOSM geschrieben. Mittlerweile sind meine Interessen insbesondere auf Fußgänger-Routing und dort für Nicht-Standardprofile wie Rollstuhlfahrer. Eine der Herausforderungen dort ist, überhaupt herauszufinden, was tatsächlich an Attributen relevant ist, also Kommunikation zusätzlich zum Erfassen.

Ich bin seit 2008 promovierter Mathematiker für meine Arbeiten in Reiner Mathematik. Seit Oktober 2014 entwickele ich Software für die MENTZ GmbH in Münster (Westf). Mein dienstlicher Account dazu ist drolbr_mdv.

Mein bezahlter Job ist es Software für das ÖPNV-Ticketing zu entwickeln: Verkehrsverbünde mit jeweils dutzenden Verkehrsunternehmen, Städten und Landkreisen sind recht üblich. Daher ist der Umgang mit mehreren Beteiligten mit oft widerstrebenden Interessen Teil meiner Arbeit. Und sogar noch mehr: Kunden zu helfen, deren Tarifdaten so zahlreiche Widersprüche und Fehler beinhalten, dass sie neugeschrieben werden müssen, obwohl der Kunde davon ausgeht, dass seine Tarifdaten korrekt wären. Das ist immer eine Herausforderung in Kommunikation.

Außer in Wuppertal, Münster, Frankfurt und Bonn habe ich auf vier Monate in Frankreich in Grenoble gelebt. Daher beantworte ich Mails in Deutsch, Französisch und Englisch.

Über OSM

Wichtiger als mein Lebenslauf ist mein Verständnis von OSM: Es gibt viele Quellen von freien Daten und Geodaten im Besonderen.

Das Herz von OSM ist die Mapper-Gemeinschaft. Die Datenstrukturen von OSM sind darauf ausgelegt, gegenseitige Kontrolle zu erleichtern, d.h. die gemappten Daten sind weniger die physische Welt selbst als mehr der Konsens, wie sie zu interpretieren ist. Die Regel, dass schlussendlich zählt, was zur Ort beobachtbar ist, stellt sicher, dass die Daten so nah wie sinnvoll an der physischen Realität sind.

Es bedeutet auch, dass wir eine virtuelle Anlaufstelle geschaffen haben um über allgemeine Geodaten zu sprechen und um Menschen zu helfen, die etwas Neues oder etwas Spezielles vorhaben. Es bedeutet auch, dass es ein Platz ist, an dem ein Software-Entwicker einen tatsächlichen Mehrwert durch nützliche Software schafft.

Zusätzlich bietet OSM detaillierte allgmeine Geodaten in einem weltweit einheitlichen Format und Mittel, Updates einzuspielen. Damit werden wir Datennutzer sowieso anziehen, und es kommt vor allem darauf an, dass die Mapper-Gemeinschaft die Karte auch pflegt.

Mapper bekommen ihr positives Feedback von Anwendungen, bei denen sie sehen können, dass ihr Beitrag einen Unterschied macht. Das ist eine oft von Datennutzern übersehene Pflicht:

  • Nicht alle Datennutzer haben die Attribution so klar wie wir Mapper durch die Lizenz verlangen
  • Sehr wenige Datennutzer teilen explizit mit, welche Datenstrukturen sie verarbeiten und welche nicht. Das lässt sich sogar bei Disputen über die Regeln des Default-Kartenstils beobachten.
  • Wir verpassen wohl Mapper, insbesondere von Minderheiten, da es jeweils keinen Service gibt, der die für diese Mapper wichtigen Daten zeigt.

Warum kandidiere ich für den OSM-Vorstand?

Es gibt zwei konkurrierende Paradigmen was der OSM-Vorstand sein soll:

  • Das Experten-Paradigma: Die Annahme ist, dass Wähler die Superexperten von OSM küren sollten, und dass diese anschließend die Arbeitsgruppen eher als unverbindlich betrachten, da sie sowieso größere Experten sind. Es sei ok, wenn es eine Hierarchie gibt, wer welche Informatione bekommt.

  • Das Vertrauens-Paradigma: Wähler sollten sicherstellen, dass es Vorstansmitglieder im Vorstand gibt, denen sie zutrauen, ihre Interessen zu vertreten. Expertenwissen ist eher ein Hinweis auf einen möglichen Interessenskonflikt als eine Wahlvoraussetzung.

Ich stehe zum Vertrauens-Paradigma:

  • Vertrauen aufrechterhalten: die Kommunikation des Vorstands ist nur dann öffentlich genug wenn die Mapper-Gemeinschaft keine Zweifel übrig hat.
  • Die Experten gehören in die Arbeitsgruppen: der Vorstand übergeht nicht absichtlich irgendwelche aktuellen Entscheidungen der Arbeitsgruppen. Neben Arbeitsgruppen zieht der Vorstand Experten über die OSM-Kommunikationskanäle heran, wenn das zielführend ist.
  • Nachhaltige Finanzierung: Wir stellen sicher, dass OSM für viele Jahre im Voraus seine Ausgaben so decken kann, dass es unabhängig bleibt.

Ich bin zuversichtlich, dass ic für Entwickler im OSM-Ökosystem und für viele Arten von Mappern eintreten kann, aber mir ist bewusst, dass die Vielfalt groß genug ist, dass man manchmal auch Konflikte explizit klären muss wie im Fall von iD. Ich helfe gerne Datennutzern, die Bedürfnisse von Mappern und die Eigenheiten von OSM zu verstehen.

Ich setze gewollt keine strategischen Ziele. Der amtierende Vorstand hat zahlreiche Initiativen gestartet. Es ist gutes Teamwork, existierende Ideen zur Blüte zu bringen und abzuschließen, soweit das Vertrauen trägt, statt neue Ideen einzuwerfen und keine abzuschließen.

Man könnte daraus schließen, dass die Anzahl an Berührungspunkten zwischen OSM-Vorstand den Mappern eher gering ist, oder dass der Status-Quo für die Mapper zufriedenstellend ist, oder das die Vorstandsarbeit kaum bis gar nicht wahrgenommen wird.

Ich persönlich denke, dass die meisten Aktiven überhaupt keinen Bezug zu OSM und schon gar nicht zu OSMF haben. Ich habe mich 2010 registriert. Habe dann mal hier mal da gemappt. Erst dieses Jahr, als sich das Ganze zum richtigen Hobby entwickelte, bin ich auf das Forum gestoßen und damit auf den ganzen Überbau, den es sonst noch gibt.
Wenn ich mich irre, so wäre das schön. Wenn nicht, frage ich mich, ob man nicht mehr Werbung für das Forum etc. machen sollte?

:roll_eyes:

PS: Vielleicht stellt jemand hier den konkreten Ablauf dieser Wahl einmal vor. Obwohl ich mich damit beschäftigt habe, bin ich mir nicht sicher, dass ich den Ablauf begriffen habe.

:slight_smile:

https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Foundation/AGM21/Election_to_Board

Genau das habe ich mit “bin ich mir nicht sicher, dass ich den Ablauf begriffen habe” gemeint. Ich beherrsche diverse Sprachen u.a. Deutsch, C, C++, Java, Cobol, PL/1. Leider gehört Englisch nur am Rande dazu. Beim Programieren kann man das mit ausprobieren ausgleichen. Bei Wahlen ist das aber i.d.R. nicht möglich. Und bevor ich dann die Falschen wähle, wähle ich lieber gar nicht.

:rage:

Ich hatte schon erwartet, dass Du das als nächstes anführst.
Dir ist als informierter Internetbenutzer aber schon klar, dass Dir da so einige Hilfsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden?
Sei es einzelne Seiten per Link übersetzen zu lassen, seien es diverse Browser-AddOns die eine Seite direkt übersetzt anzeigen…
Über die grammatikalische Qualität der Übersetzungen lässt sich sicher viel schreiben, aber mit etwas gutem Willen sind die Übersetzungen aber meist recht verständlich (und werden mit entsprechendem User-input auch immer besser)
Da brauche ich kein :rage: -Emoticon, das kannst Du gleich zurück haben.

:roll_eyes:
mit freundlichen Grüßen
HirschKauz

Na ja, ohne OSMF gäbe es halt die Server nicht. Wir waren mal ein Projekt, das nebenher im Serverraum einer Uni glaufen ist. Dafür ist OSM zu groß geworden, und die OSMF ist also daher jetzt formale Eigentümer und hat das auch als einzige Aufgabe. Ganz unbedeutend ist die OSMF also nicht. Zufriendenstellend wäre die beste aller möglichen Antworten, aber auch dann ergibt es Sinn, das Wahlrecht zu benutzen, um den Status Quo auch zu erhalten.

Whlberechtigt sind Mitglieder der OSM-Foundation. Das ist man bis vor kurzem genau dann gewesen, wenn man dafür einmal im Jahr den Mitgliedsbeitrag von 15 Pfund (ca. 18 EUR) bezahlt hat. Mittlerweile können aktive Mapper auch ohne Beitrag Mitglied werden, da 18 EUR in einigen Entwicklungsländern sehr viel Geld sind.

Der Vorstand hat sieben Mitglieder und wird jedes Jahr zu Teilen neu gewählt, damit eine gewisse Kontinuität erhalten bleibt. Diese Jahr stehen 4 Posten zur Wahl an.

Die Kandidaten konnten sich bis zum 23. Oktober vorstellen. Dann hat es, um überhaupt die Kandidaten zu Aussagen zu bekommen, eine Fragerunde gegeben. Die Fragen und Anworten aller Kandidaten stehen seit 19.11. auf der Wiki-Seite. Am 11.12. wird dann gewählt.

Das Wahlverfahren ist https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbertragbare_Einzelstimmgebung . Ziel der Sache ist, dass nicht strategisch gewählt werden muss, sondern auch Außenseiter eine Chance haben, und auch große Minderheiten angemessen repräsentiert werden können. Man bringt die Kandidaten auf dem Wahlzettel in die Reihenfolge, welchen Kandidaten man am Ehesten im Vorstand sehen möchte.

Ich persönlich würde empfehlen, Amanda, Guillaume und mich in irgendeiner Reihenfolge auf die vorderen drei Plätze zu schreiben, je nach persönlicher Präferenz. Wenn mindestens 60% der Wähler das tun, sind wir alle drei gewählt.

Bitte aber in jedem Fall alle Plätze tatsächlich besetzen und keine leer lassen.

Gibt es Gedanken zur “Special resolution: Count time as associate member for board candidacy requirements”, welche man vor Abgabe der Stimme bedenken sollte?

IMHO sollte man da einfach ja stimmen, der Zweck der Frist ist auch erfüllt wenn man sie als “associate member” absitzt.

Das Ergebnis:
https://www.opavote.com/results/5152565240004608
Winners are Guillaume Rischard, Amanda McCann, Roland Olbricht, and Mikel Maron.

https://www.opavote.com/results/5677960402042880
Die Satzunsänderung wurde mit 357 zu 28 Stimmen angenommen

Herzlichen Glückwunsch an die Gewählten
Max

Ein eigenartiges Verfahren. Am Schluss schaut es so aus, als wäre eh nur “bestätigt”, was in der 1. Runde schon “feststand”. Über die Runden aber ändert sich der Abstand zwischen MM und BH laufend; Der Vorsprung von MM wird größer, kleiner, in der vorvorletzten Runde am Größten, in der vorletzten Runde dann kleiner als in der ersten. Mindestens so spannend wie ein Formel 1 Grand Prix, das Auszählen der Stimmen.

Addendum: Keines der Verfahren aus denen man wählen kann hätte ein anderes Ergebnis gebracht. Ob man aus der Condorcet Tabelle herauslesen kann: wer A gewählt hat, hat sounsooft auch B, C, D, E gewählt?

++1

In meinen Augen das beste Ergebnis, das möglich war, trotzdem bin ich betrübt darüber, dass Mikel nicht endlich abgedankt hat und es keine Alternative zu ihm gab. Schon damals, als Kate und ich aufgehört haben, hatte ich eigentlich von Mikel erwartet, es uns gleich zu tun, und Platz für “neue” Leute zu machen, statt dass die alte Garde ewig an der “Macht” festhält, weil sie glaubt, im Besitz der einzig wahren Führungsqualität zu sein. Ich habe Mikels Haltung immer schon als viel zu business-freundlich wahrgenommen. Die “organised editing guidelines” wären, wenn es nach ihm gegangen wäre, noch viel zahnloser, als sie es ohnehin sind. Die Untersuchung der MWG zu den 200 “Global Logic”-Mitgliedern vor einigen Jahren wäre, wenn es nach ihm gegangen wäre, unter den Teppich gekehrt worden… aber nun waren die einzigen Alternativen zu Mikel ein Facebook-Mitarbeiter, der Craft Mapper verabscheut, und ein pampiger und zurecht geschasster ID-Entwickler, der qua Wahl seine gekränkte Ehre wiederherstellen wollte - da musste selbst ich für Mikel stimmen.

Sämtliche Stimmzettel sind zur Runterladen verlinkt. Dieses Textformat verwirrt mich, aber die html-Version ist übersichtlich. Kannst also selbst analysieren…