Altbauten im Ortskern - wie unterscheiden?

dass es kein festes System gibt ist eine der größten Stärken von OpenStreetMap. Man kann jeden Tag verwenden den man will. Eine erste Grenze ist allerdings schon dadurch gegeben, dass jeder Schlüssel nur einmal verwendet werden darf, es ist daher Konsens dass man bei etablierten tags diese auch verwenden soll, also nicht zB. einen neuen tag highway=residential_oneway erfinden kann, weil dadurch die etablierten tags nicht mehr verwendet werden könnten

Also korrekt übersetzt bedeutet es "Länder, in denen Häuser normalerweise aneinandergebaut werden, könnten es sinnvoll finden, den den Tag building=detached für ein freistehendes Haus zu verwenden (um diesen Sonderfall hervorzuheben). Die Worte in Klammern habe ich zur Vervollständigung hinzugefügt. Das lässt sich nachvollziehen und entspricht der Feststellung von Redwolf289, dass es sich bei “detached” um einen Sonderfall von “house” handelt.

Ja so ist es, z.B. building=bungalow wird im englischsprachigen Raum als eine Behausung eher minderwertiger Natur angesehen. Speziell in Deutschland hat sich seit den 60er Jahren der Bungalow dagegen als eine eher gehobene Form des Einfamilienhauses etabliert.

Bungalow ist eine Frage der Bauweise, nicht ob es eine einfache oder eine gehobene Form darstellt. Da verwechselst Du auch Ursache und Wirkung:
Bungalows sind freistehende Einfamilienhäuser, in denen sich alle Wohnräume in einer Ebene befinden (also i.d.R. eingeschossig), insofern ist der Bungalow wiederum ein Spezialfall von building=detached :smiley:
Dass Bungalows als gehobene Form des Einfamilienhauses wahrgenommen werden liegt eher daran, dass diese meist teurer sind. Das folgert überwiegend aus der Bauform - will man alle Wohnräume in einer Etage unterbringen, muss bei gleicher Wohnfläche zwangsläufig die Grundfläche des Hauses größer sein. Daraus ergibt sich notwendigerweise ein deutlich größeres Grundstück und damit höhere Grundstückskosten.

Nee, da muss ich Dir jetzt nachdrücklich widersprechen. Hier gibt die englische Wiki ziemlich genau wieder, wie der Begriff “bungalow” im angelsächsischen Sprachraum interpretiert wird:

Diese Art “bungalow” gibt’s vorwiegend in Amerika und Australien, aber nicht nur. Hochwertige Bungalows als EFH, die nicht nur wegen der größeren Grund- und Dachfläche teurer sind als “normale” EFH, sondern auch wegen der ungünstigen Relation von Rauminhalt zu Hüllfläche, sind ab den 60ern in Mode gekommen und waren speziell bei den Wirtschaftswunder-Neureichen beliebt, die sich keine echte Villa leisten konnten und sich trotzdem irgendwie von den popligen EFH des Pöbels absetzen wollten (ok, etws überspitzt formuliert :D). Der englische Begriff steht also in der Tat für etwas anderes als der deutsche, auch wenn es bei beiden um eingeschossige Behausungen geht.

Zwischen “often” (explizit betonend “but not always”!) und “usually” ist für mich noch ein Unterschied. Und ich kenne auch in Deutschland Einfamilienhäuser, die Bungalows genannt werden und in einfacher aber trotzdem massiver Bauweise ausgeführt sind. Und den letzte eingefügten Satz finde ich eine Frechheit. Was hat denn der Haustyp damit zu tun, ob dieses eine Hausnummer hat? Das liest sich für mich wie: ich passe mir die Definition des Taggings an, damit das für meine App besser zu handhaben ist.

Cool down, alles ok ;). Der Hinweis auf den Street Editor ist m.E. lediglich die Feststellung einer Tatsache egal ob das Verhalten von StreetComplete in dieser Sache nun akzeptabel ist oder nicht. Oder wurde StreetComplete auch von Westnordost programmiert, sozusagen als Beleg für den Wikieintrag … möglich ist ja alles :roll_eyes:.

Ich habe mit dem Verweis auf den Wiki-Eintrag auch nicht sagen wollen, dass dieser bei der Definition von “bungalow” als Maßstab anzusehen ist, sondern lediglich, dass dieser Eintrag das widerspiegelt, was im real life im angelsächsischen Sprachraum im Allgemeinen darunter verstanden wird. Natürlich gibt es auch in diesen Ländern hochwertige Wohnbungalows, aber ich habe z.B. in Australien die Ozzis einen solchen niemals als “bungalow” bezeichnen hören, da ist immer von “home” oder “house” die Rede. Bei “bungalow” denkt man da eher an den eingeschossigen Wohnschuppen aus Holz und Wellblech auf dem Lande, umringt von mehreren Autowracks und verrosteten Kühlgeräten …:D. OK, ist natürlich nur meine persönliche Erfahrung und erhebt keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit!

Davon abgesehen wollte ich mit dem Hinweis auf den Begriff Bungalow auch nicht ein neues Fass in diesem Thread aufmachen, sondern nur den Kommentar von dieterdreist bestätigen, dass Tags nicht immer und überall dieselbe Bedeutung haben. Das gilt im Building-Bereich z.B. auch für den Begriff Villa, der in den südeuropäischen Ländern eine andere Bedeutung hat als hier in Deutschland (nach meinem Wissensstand).

Auch wenn dieser Begriff als Tag zu building kaum Verwendung findet, findet man ihn tausendfach im Bezug zu “name” und “addr:” eben dort, wo jedes Häusle auf dem Land eine “Villa” ist. In Deutschland findet man diese Art der Gebäudeverehrung eher bei solchen Protzbauten wie z.B. in den ehemaligen Kaiserbädern an der Ostsee und das entspricht widerum dem allgemeinen Verständnis dieses Begriffes hierzulande … Ausnahmen davon wird es selbstverständlich geben.

Bingo!

Echt jetzt?!? … in dem Fall schließe ich mich Deiner Meinung an … das ist ja fast so, als würde ich mir selber ein Alibi geben, nachdem ich meiner Oma den Schmuck geklaut habe … :smiley:

Schade, jetzt hätte ich gerne den Hauptpreis abkassiert, aber Du wolltest die anderen wohl nicht länger auf die Folter stellen. :slight_smile:
Was mir verdächtig vorkam war der Rundbogen über der Tür, die Kellerfenster und das steile Dach. Spricht alles eher für älter als junger. Vor allem den Rundbogen kann ich aber nicht wirklich einordnen.

Wobei die Beispielbilder aus aller Welt, auch aus dem angelsächsischen Sprachraum, die Wikidefinition durchaus relativieren:
https://en.wikipedia.org/wiki/Bungalow

Houston Text

Nashville TN

Claverack, New York

California

Chicago

Nur die britischen und irischen Bungalows auf der Seite sind wirklich kleine Hütten, schon die Beispiele von Bungalows aus dem indischen Raum, ebenfalls von den Briten beeinflusst, zeigen durchaus größere “Prachtbauten”

Ich dachte, das wäre umgekehrt gewesen: Bungalow =Haus der Bengalen :smiley:

Ich glaube, mit “Bungalow” assoziiert jeder was anderes…

Für mich ist ein Bungalow, ein Wochenendhaus, eine Gartenhaus…
Unsere schönen Wochenendhaussiedlungen sind gepflastert mit Bungalows…

Bungalow ist für mich unterhalb Wohnhaus, man kann aber drin nächtigen, entweder übers Wochenende oder auch mal ein paar Tage länger. Bungalows sind für mich nicht zum dauerhaften Wohnen geeignet… Die Übergänge zur Gartelaube, ect. sind fließend, bzw. nicht gegeben, teilweise kann man das synonym zu einander betrachten.

“Bungalow” als Gebäude-Definition taugt für mich nicht viel.

Sven

Für mich sind das i.d.R. EFH: https://www.viebrockhaus.de/massivhaus-bauen/haustypen/bungalows.html

+1

+1

full acc … da bin ich dabei, aber meine Aussage

widerspricht dem ja auch nicht. Mir ging es weniger um die enzyklopädientaugliche Definition des Begriffes, als um den normalen Sprachgebrauch.

Davon abgesehen gibt es ja auch so etwas wie eine Evolution der Begrifflichkeiten. Die “Urbungalows” hatten vermutlich nicht viel zu tun mit den Protzbauen, die heutzutage unter diesen Begriff fallen. Wobei ich mich bei einigen der Bauwerke, die in der englischen Wikipedia als “bungalow” präsentiert werden, durchaus frage, was die mit dem Begriff überhaupt noch zu tun haben:

https://en.wikipedia.org/wiki/Bungalow#/media/File:Guest_house_in_Sylhet_(01).jpg
(speziell das Gebäude im Hintergrund … :D)
https://en.wikipedia.org/wiki/Bungalow#/media/File:23_Waimea_Road,_Lindfield,New_South_Wales(2011-04-28).jpg
https://en.wikipedia.org/wiki/Bungalow#/media/File:HML_Bungalow_Fort_Kochi_.jpg

vielleicht reicht es dem Wikipediaautor schon aus, wenn ein owner sein Häusle “bungalow” nennt?

Auf jeden Fall schließe ich mich dem Fazit von streckenkundler

an und halte diesen value für “building=” für absolut überflüssig - wird von mir auch nicht verwendet (aber darum ging’s hier ja eigentlich nicht :)).

Man könnte auch sagen, dass es eine der größten Schwächen ist, weil es zwangsläufig zu sehr inkonsistenten Daten führt. Wäre jeder Tag klar definiert, wären auch die Ergebnisse einheitlicher (auf Kosten der Flexibilität).
Aber der Erfolg scheint für das flexible System zu sprechen. :slight_smile:

Zum Thema Bungalow:
Wikipedia definiert den begriff wie folgt:

Soweit, so schwammig. Meist eingeschossig impliziert “nicht immer”, und ansonsten scheint irgendwie jedes Haus darunter zu fallen. Der restliche Artikel ergeht sich dann in der Geschichte des Bungalows, ohne zu erklären, worin es sich konkret von anderen Wohnhäusern unterscheidet.

Offensichtlich ist “Bungalow” ein sehr schwammig definierter Begriff, wie man hier auch sieht.

Ich selbst hätte es ungefähr so definiert: Ein einstöckiges Einfamilienhaus mit Walmdach, das so niedrig ist, dass eine Nutzung des Dachgeschosses als Wohnraum nicht möglich ist. Das unterscheidet Bungalows von den “typischen” Einfamilienhäusern, die (zumindest hier in der Gegend) üblicherweise ein ausgebautes (oder zumindest ausbaubares) Dachgeschoss haben, und meist auch ein Satteldach, was dafür auch mehr Platz bietet. Im Übrigen haben Bungalows gerne einen (zumindest andeutungsweise) L-förmigen Grundriss, aber das ist nicht immer so und kommt umgekehrt auch bei anderen Wohnhäusern vor.
Dass Bungalows eine eher gehobenere Form des Einfamilienhauses darstellen, würde ich nicht so sagen, eher tendenziell im Gegenteil, typischerweise aber ähnlich wie umliegende Nicht-Bungalows. Das mag vielleicht noch aus einer Zeit stammen, als die Bauweise neu war und daher Bungalows zwangsläufig eher modern waren, aber mittlerweile dürfte sich das langsam ausgeglichen haben. Die schlechtere Ausnutzung des Grundstücks durch die rein eingeschossige führt meiner Erfahrung nach oftmals eher zu weniger Wohnfläche, nicht zu größeren Grundstücken.

Allerdings muss die Definition von “Bungalow”, zumal im Deutschen, für “building=bungalow” keine Rolle spielen. Nach dem (hiesigen) Wiki hätte ich für diesen Tag eher an den zweiten Satz der WP-Definition gedacht:
Ein Wochenend- oder Ferienhaus, meist einstöckig und in eher einfacher Bauweise, dass nicht dafür gedacht ist, dauerhaft bewohnt zu werden. Also keine Unterkategorie von “building=detached”, denn das impliziert ja schon ein “richtiges” Einfamilienhaus für eine dauerhafte Nutzung.

Aber anscheinend gibt das OSM-Wiki auch nicht immer zwingend den geltenden Konsens wieder, sondern manchmal eher die Interpretation desjenigen, der den Artikel geschrieben oder zuletzt überarbeitet hat. :confused:

Für diesen Zweck käme mir der Tag aber auch sinnvoll vor, auch wenn der Übergang da fließend ist (und diverse offizielle “Wochenendhäuser” “on the ground” tatsächlich Einfamilienhäuser sind und auch als solche dauerhaft genutzt werden, selbst wenn das oftmals nicht legal ist, was aber hier keine Rolle spielen sollte).

Als Unterkategorie für “building=detached” halte ich es hingegen wenig sinnvoll, weil einerseits die Definition von Bungalow so schwammig ist, und es andererseits andere, noch auffälligere Formen des Einfamilienhauses gibt, wie z. B. die hier vor einigen Jahren ganz beliebt gewesenen “Toscana-Villen” (zweigeschossig, wobei das zweite Geschoss gegenüber dem ersten auf allen Seiten zurückspringt, und das “Zwischendach” über dem ersten Geschoss über dem Eingang vorkragt und, von zwei Säulen gestützt, eine kleine Überdachung bildet) oder die “Bauklotzarchitektur” der weißen Flachdachgebäude, die es allerdings auch als Mehrfamilienhäuser gibt (und die ich übrigens äußerst hässlich finde). (Vermutlich gibt es für letztere einen offiziellen Namen, den ich aber nicht weiß.) Gibt es auch Tags dafür?
Wenn nicht, dürfte ich ja anscheinend welche erfinden. Aber ich glaube, ich verzichte vorerst auf dieses Recht. :wink:

ich würde ehrlich gesagt bezweifeln, dass man konsistentere Daten bekäme wenn die Klassen fest vorgegeben wären. Ja, jetzt passiert es gelegentlich, vor allem auf Nebenkriegsschauplätzen wie der Herkunft einer Geschwindigkeitsbegrenzung, weniger aber wenn es z.B. darum geht eine Straße als solche zu taggen, dass sich parallel mehrere Methoden entwickeln und man als Datenauswerter beide berücksichtigen muss. Das ist höchstens ein bisschen lästig aber eigentlich nicht besonders schlimm.

Aber wenn es nur feste Klassen gäbe und diese “Probleme” daher unmöglich gemacht wären, dann hätte man im Gegenzug unheimlich viele eckige Bauklötze, die durchs runde Loch gepresst werden, weil es keine andere Möglichkeit gibt (außer weglassen, was für viele keine Option ist), und weil in so einem festen System für das Einführen neuer Klassen normalerweise ziemliche Hürden aufgebaut sind (weil es Riesenimplikationen hat weil jeder sich darauf verlässt, dass es diese Klassen und keine anderen gibt). D.h. man hätte bei einem festen System erst recht sehr viele Inkonsistenzen, nur dass man keine Chance hätte, sie überhaupt zu erkennen.

Im Grunde gibt es leider trotz unserem offenen System vermutlich einige Objekte, wo der/die MapperIn lieber was (aus ihrer Sicht) Ähnliches gewählt hat, als einen neuen tag zu erfinden. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass das mit einem geschlossenen System noch viel schlimmer wäre.

Was die Community angeht gibt es auch unterschiedliche Lager, es gibt eine Gruppe von Leuten die nach festen Regeln und Ordnung rufen, und andere die überhaupt erst mitmachen weil das System offen ist. Jedem kann man es halt nie Recht machen.

Weil aber praktisch alle Mapper wollen, dass ihre Daten auch genutzt werden, “normiert” sich das quasi automatisch im Laufe der Zeit (siehe “highway” und wie wenig Ausreißer es da gibt) durch Anpassung an die aktuellen Renderregeln und Routerregeln der Hauptapps (vor allem osm-carto, ein Stück weit evtl. Nominatim und vielleicht aus OSM And und andere).
Und natürlich durch die Editorpresets. Wenn iD entscheidet dass man jetzt für alle Kreuzungen crossing=marked verwendet und bestimmte tags automatisch ändert, dann ändern sich die tags auch dementsprechend, vollständig ohne dass die Community das Tragen muss oder überhaupt davon Kenntnis haben muss.

+1, dazu kommen ja auch noch die Unterschiede der einzelnen Länder, Kulturen und Sprachen. Wir versuchen ja global gültige Tags zu verwenden.

Ja, sollte sich über kurz oder lang “normieren” wobei Taggen für den Renderer leider immer ein Problem bleibt.

Das ist dann aber ein großer Unterschied, wenn ein Tool so was ohne Absprache aktive unterstützt oder gar automatisch im Hintergrund macht. Letzteres fällt ja dann schon unter die Spielregeln für automatisierte Änderungen.
Nur nach den eigenen Regeln zu rufen und zu spielen ist eine Ordnung die mir nicht gefällt. :expressionless:

Das wurde in enger Zusammenarbeit der Entwickler des iD Editors mit deren Usern so entschieden. In diesem Fall hat der User “open sidwalk initiative” für die Community als Ganze gesprochen. Die Mitteilung erfolgt gerade eben durch die Presets und durch das, was ausgeblendet wird, weil es die Community verwirren oder vom rechte Weg abbringen könnte.

soso, enge Zusammenarbeit mit deren Usern