Altbauten im Ortskern - wie unterscheiden?

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Das ist erst einmal das wichtigste, was festzustellen ist, zumal in anderen Ländern andere oder keine entsprechenden Vorschriften existieren können.

Das ist auch in den (meisten)anderen Bundesländern so oder so ähnlich.
Halten wir fest:
Es gibt rechtliche Definitionen für Gebäudeklassen, bei denen die Anzahl der Nutzeinheiten eine Rolle spielt. Wenn man aber richtig liest, spielt die Anzahl Nutzeinheiten dabei eine eher untergeordnete Rolle, wesentlich maßgeblicher ist die Größe des Gebäudes, insbesondere die Höhe. Zudem können Nutzeinheiten alles mögliche sein, nicht nur Wohnungen. Daraus lässt sich keinerlei Definition von Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhäusern ableiten.
Es gibt weiterhin eine rechtliche Definition, was Wohngebäude sind. Hieraus lässt sich ebenfalls keine Unterscheidung von EFH, ZFH und MFH ableiten.
Erst sehr viel später wird definiert, was eine Wohnung ist. Aber auch da ist eine Unterscheidung von von EFH, ZFH und MFH nicht herleitbar. Auch aus den von Dir genannten Vorschriften, die baurechtlich erleichternd oder einschränkend wirken, ist eine solche Unterscheidung nicht machbar.

Meines Wissens gibt es keine Legal-Definition. Wie wir aber zu Beginn festgestellt haben, braucht es das für OSM auch nicht.

Ja. Wenn man es nicht genauer weiß und nicht besser erkennen kann, nimmt man de übergeordneten Begriff. Wem building=yes zu ungenau ist und wem zumindest bekannt ist, dass das betreffende Gebäude überwiegend Wohnzwecken dient, der verwende building=residential! Ich glaube, damit kann man die Gebäude der Eingangsfrage am zutreffendsten beschreiben, wenn man sich nicht sicher ist, ob es EFH, ZFH (wofür es in OSM eh keine eigene Kategorie gibt) oder MFH ist.

Da würde ich extrem aufpassen, da house für deutsche Zungen schnell irreführend ist. “house” ist in OSM ein Einfamilienhaus, das nicht alleinstehend (detached) oder eine Doppelhaushälfte (semi_detached) ist. In England ist das in den allermeisten Fällen das typische, weit verbreitete englische Reihenhaus*, wenn man sich die Mühe macht, jedes einzelne Reihenhaus einzeln zu mappen.
Ich weiß nicht, was dieterdreist unter “normalen” Dorfgebäuden versteht, aber wenn es sich um eine geschlossene, aneinandergereihte Bebauung (nicht nur dörflich, sondern oft auch klein- und vorstädtisch) von letztlich Einfamilienhäusern handelt, gehe ich da mit. Einzelne Läden im EG (früher meist vom Hausbesitzer/Bewohner selbst betrieben) halte ich da für unschädlich.

*PS: das Reihenhaus in OSM (building=terrace) meint nicht das einzelne Haus sondern die ganze Reihenhausreihe (ohne Unterscheidung der einzelnen Häuser)

Dann möchte ich mal kurz testen. Nenne das Baujahr/die -epoche, die du auf den ersten Blick mit diesem Gebäude assoziieren würdest.
https://www.merseburg.de/de/nord.html#lg=1&slide=1 (ist ein Javascript-Overlay; wer also noJS hat, muss es mal ausmachen).

Interessante Diskussion, an der ich heute leider nicht teilnehmen konnte, musste erst einen schönen Hirschgulasch schmoren (mit Knödeln und Rotkohl) und als ich fertig war, war das Internet weg, Totalausfall bis 23:00 Uhr … that’s Hessisch Sibirien … Hirsche, Wölfe und kein Internet!

Da die Debatte ein wenig Richtung Baurecht abgedriftet ist, muss ich noch mal darauf hinweisen, dass das NICHT mein Thema war.

Ich habe NICHT behauptet, dass ich alle Häusle, die nicht eindeutig MFH (min. 3 Wohnungen), als “house” oder “detached” mappe, weil dies im deutschen Baurecht so festgelegt ist, sondern auf Grund der Faktenlage bei der dörflichen Bebauung.

Der Verweis darauf, dass dies eine Entsprechung im Baurecht (salopp formuliert) hat, habe ich nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Um diesen Hinweis zu verifizieren, habe ich auf Nachfrage von Mammi71 (und nur deswegen) einen Link bereitgestellt, der die Gebäudeklassen übersichtlich darstellt (allerdings fehlt in dem Link das führende “h”, sorry for that).

Der später noch einmal aufgegriffene Hinweis von SafetyIng, dass es bei den Gebäudeklassen um Nutzungseinheiten geht und nicht um Wohnungen betrachte ich im gegebenen Kontext als verbalakrobatische Spitzfindigkeit, denn bei der dörflichen Bebauung geht es ganz einfach um die Anzahl der (in sich geschlossenen) Wohnungen, die man meistens nur raten kann.

Also bitte diesen Nebenschauplatz nicht überbewerten, Haupthema ist die Einordnung der dörflichen Altbauten und da halte ich nach wie vor das dargelegte Vorgehen für die pragmatischste Lösung.

Der Hinweis auf das englische Wiki, in dem es zum Value “detached” heisst: #

“A detached house, a free-standing residential building usually housing a single family.”

widerspricht dem nicht, denn es definiert nur, dass diese Häuser üblicherweise (aber eben nicht immer) von einer Familie oder Wohngemeinschaft bewohnt werden und genau das ist der Zweck dieser Häuser bei Erbauung gewesen. Wenn dann später die vorhandenen Räume in 2 oder mehr separate Wohnungen aufgeteilt oder durch Anbauten erweitert wurden KANN man das über building:use=* nachführen, MUSS aber vermutlich nicht.

Bei der hier andiskutierten Bebauung handelt es sich um

a) durchgehende Bebauung entlang der Durchgangsstraßen Haus an Scheune an Haus an Scheune, mal mit Lücken und mal mit ohne
b) wilde Konglomerate aus aneinandergebauten Häusern, Scheunen, Schuppen, Stallgebäuden und Remisen in den Ortskernen, so entstanden, wie die meistens arme Landbevölkerung seinerzeit gelebt hat - von der Hand in den Mund - und so wurde auch gebaut.

Alte Ortskerne dieser Struktur kenne ich übrigens aus ganz Europa, nicht nur aus den armen ländlichen Gegenden Deutschlands. Das hat mit den säuberlichen Einfamilienhausreihen in englischen Vororten wenig zu tun.

Dürfen da alle Teilnehmer dieser Debatte mitraten? Und gibt’s auch was zu gewinnen? :wink:

Beispiel
https://i1.wp.com/www.viaggi-lowcost.info/wp-content/uploads/2015/12/5356807719_d8d07143ba_b.jpg?resize=1024%2C685

Das sind keine Einfamilienhäuser, es gibt explizit jeweils eigene Eingänge auch im ersten Stock (über jeweils eigene Treppen)

Das kann ich ehrlich gesagt dem englischen Wiki-Artikel so gar nicht entnehmen. Ich verstehe den so, dass “building=house” für jegliche Art von Einfamilienhaus steht:

Gerade Doppelhaushälften (Houses forming half of a semi-detached pair) werden in der Einleitung genannt, fallen also definitiv mit rein, aber es steht auch nichts, das darauf hindeutet, dass ein “house” nicht auch frei stehend sein kann, und insbesondere nicht, dass der Tag nur für Reihenhäuser gedacht ist.
Viel mehr wird u. a. “building=detached” als “more specific option” genannt, also als Unterfall von “building=house”. Ich habe das so interpretiert, dass es sich damit ebenso verhält, wie “building=house” wiederum ein Spezialfall zu “building=residential” ist, und das wiederum ein Spezialfall von “building=yes”. (Ein Wohngebäude ist eine Art von Gebäude, ein Einfamilienhaus ist eine Art von Wohngebäude und ein freistehendes Einfamilienhaus ist eine Art von Einfamilienhaus.)

Ich werde trotzdem jetzt “building=detatched” für freistehende Einfamilienhäuser verwenden, und freue mich, dass ich wieder was dazu gelernt habe. Ein spezifischerer Tag ist natürlich besser.
Aber ich kann der Wiki-Seite nicht entnehmen, dass “building=house” dafür falsch wäre.

Vielleicht hast du mich missverstanden, ich habe betont, dass ich mich gerade nicht dazu in der Lage sehe.

Ich werde es dennoch mal versuchen: Ich hätte auf den ersten Blick die 60er getippt, jedenfalls nicht später. Aber wegen der runden Bogen über den Türen würde ich jetzt eher auf Vorkriegszeit tippen. Viel älter aber auch nicht; umgekehrt aber auf keinen Fall schon 70er oder noch später.

Aber wie gesagt: Kann gut sein, dass ich da daneben liege. Ich würde meine Einschätzung jedenfalls für nicht sicher genug halten, danach irgendwelche Baujahre zu taggen.

ich würde auch dreissiger Jahre tippen. Könnte auch ein bisschen früher sein, und fünfziger/sechziger als absolutes oberes Limit. Jedenfalls nicht 70er und später, was ja auch schonmal ne Info ist. Die Fenster sind vermutlich nicht original. Bei so großen Anlagen steht meistens irgendwo auch eine Jahreszahl :wink:

Ich schließe mich an … könnte 50er sein, 60er eher nicht mehr, das sehr steile Dach und die Rundbögen würde ich den 20er Jahren zuordnen, eventuell auch schon vor dem WW1. Was die Fenster angeht, stimme ich dieterdreist zu. Das ganze Gebäude wurde komplett saniert, Dacheindeckung, Regenrinnen, Fenster sind auf jeden Fall neu.

Könnnte natürlich auch sein, dass der Architekt voll auf dem Retro-Trip war und die Hütte erst nach der Wende da aufgestellt hat :smiley:

(Nach bestem Wissen) 1920–1945. Energetische Fassadensanierung lässt so manchen Bau viel neuer aussehen als er ist, gerade wenn es keine epochalen Zierelemente gibt. Unsaniert sah das ähnlich wie https://mapio.net/pic/p-84915934/ aus.

Dann lag ich ja gar nicht so verkehrt mit meiner Einschätzung “Vorkriegszeit”. :slight_smile:

Gebäude dieses Typs sehe ich recht häufig, meist mehr oder weniger saniert, manchmal aber auch noch wie das auf dem zweiten Beispiel. (Die Fenster sind aber praktisch immer irgendwann mal erneuert worden, weil die bauzeitlichen Fenster nicht nur nach heutigen Gesichtspunkten (energetisch) vollkommen ungeeignet, sondern auch, da aus Holz, meist längst hinüber.)

Das heißt aber nicht, dass ich sie automatisch auch datieren kann.

Meine persönlichen Einschätzungen würde ich trotz dieses Erfolges aber lieber aus OSM raushalten. :wink:

Und klar, mit viel Wärmedämmverbundsystem und wenig Fingerspitzengefühl lässt sich jedes ältere Gebäude in einen einheitlichen, nichtssagenden Klotz verwandeln. :wink: (Wobei das natürlich nicht immer so ist. Ich habe auch oft genug gesehen, dass man bei einer Fassadensanierung die ursprngliche Fassadengestaltung beibehalten hat, gerade auch bei eigentlich weitestgehend (aber eben nicht vollständig) schmucklosen Gebäuden.)

Genau so sehe ich das auch. Ich würde zwar nicht von Spezialfällen reden, sondern nur von einer immer detaillierteren Beschreibung, aber genau in der von Dir aufgelisteten Reihenfolge. Daher sehe ich auch nicht, dass “residential” für ein Zeifamilienhaus besser sein sollte als “house”, da das erstere eine gröbere Erfassungsebene als das letztere ist.

Auch was die Beschreibung von “house” in der englischen Wiki angeht, hast Du völlig Recht. Von Reihenhäusern steht da nichts explizit, und witzigerweise ist auf dem Musterfoto zu “house” ein freistehendes Haus abgebildet, das genausogut ein Zweifamilienhaus sein könnte … und der Fotograf schreibt dazu:

This building is not “a house where a family lives”. It is empty, brand new, and for sale by the builder. Nevertheless, I think it’s a building=house.
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/File:Emptyhouse.jpg

Trotzdem bleibe ich bei “house” für die eingebauten Häusle unbestimmbarer Wohnungsanzahl (da es sowohl für die freistehenden, als auch die Doppel- und Reihenhäuser ja einen genauer definierten Tag gibt) zumindest so lange, bis ich eines besseren belehrt werde.

OK, mit dem Wiki habt Ihr natürlich recht. Mein Ansatz ist jedoch aus einer anderen Sichtweise entstanden:

Die Art der Einfamilienhäuser kann man sehr detailliert beschreiben. Um zu wissen, ob es sich um ein Einfamilienhaus handelt, muss man dies explizit vor Ort aufnehmen. Von Luftbildern kann man dies für gewöhnlich nicht unterscheiden. Wenn man weiß, dass es sich um ein Einfamilienhaus handelt, dann kann man auch gleich detached oder semi_detached mappen, weil das etwas ist, was vor Ort i.d.R. problemlos unterscheidbar ist. Und wenn man das macht, bleibt für house nur Reihenhäuser und zusammenhängend gebaute Einfamilienhäuser übrig. Und wenn an das nicht so eindeutig unterscheiden kann, dann kann man auch nicht sicher sagen, dass es sich um house handelt und sollte lieber residential nehmen.

Oder man kann es ganz anders sehen und sagen, dass ein detaillierteres Mappen als detached und semi_detached vollkommen überflüssig ist. Alleinstehend und Doppelhaushälfte sind Eigenschaften, die sich aus der gemappten Gebäudegeometrie zwangsläufig ergeben.

Bis hierhin stimme ich mit Dir überein. Ab hier geht es aus meiner Sicht aber so weiter:

Beides (Reihenhäuser und zusammenhängend gebaute Einfamilienhäuser) mappe ich als einzeln als “house”, die Reihenhäuser eventuell auch als “terrace”, wenn ich sie nicht einzeln aufnehmen will. Dabei mache ich keinen Unterschied, ob so ein “house” eventuell auch eine angebaute Scheune beinhaltet, die vielleicht ganz oder teilweise zu Wohnraum oder auch zu Garagen ausgebaut wurde, Garagen wiederum mit Wohnraum oder Lagarraum oben drüber, oder ob eventuell im Laufe der Jahrzehnte darin mehrere Wohnungen entstanden sind oder im EG mal ein kleiner Laden war oder oder oder (so wie es hier auf den Dörfern nun mal usus ist).

Das einzige, wo ich nicht Deiner Meinung bin, ist

Für mich ist “residential” in diesem Zusammenhang zu nichtssagend (schon nahe an building=yes), wohingegen das “house” für mich auch eine ungefähre Größenvorstellung beinhaltet. Ja ja, ich weíß, es gibt auch riesengroße Einfamilienhäuser, aber im normalen Sprachgebrauch ist ein EFH etwas von überschaubarer Größe. In den 60er Jahren war es der Inbegriff für das Reihenhäuschen am Ortsrand mit 100m2 (alles darüber gehörte seinerzeit schon eher in die Rubrik “Villa”), heute denkt man dabei an das freistehende Haus im Neubaugebiet mit 250m2 und Glasfront zum Garten, wie dieterdreist weiter oben bereits zutreffend angemerkt hat. Diese Größenvorstellung bietet der Begriff “residential” eben nicht, daher bleibe ich hier lieber bei “house”.

Analog gibt es z.B. auch echte Doppelhäuser (2 spiegelverkehrt identische Häuser mit einer gemeinsamen Aussenwand), die beide für 2 Familien ausgelegt sind. Die würde ich immer als building=semi_detached mappen und nicht als building=apartements mit building:flats=4.

Da bin ich wieder ganz bei Dir … wozu diese vielfältigen Unterscheidungen von Wohngebäuden ähnlicher Art und Größe gut sein sollen, habe ich noch nicht rausgefunden. Neben den hier bereits genannten gibt es ja auch noch den “bungalow” (was z.B. in Amerika und Australien eine etwas andere Bedeutung hat als hier in DE), fehlt eigentlich nur noch ein tag für die bereits zuvor erwähnte “villa”.

Aber man tut, was man kann. Wenn ich ohnehin unterwegs bin, um Hausnummern und POI aufzunehmen, kann ich natürlich auch gleich die Gebäude zumindest im hier diskutierten Rahmen klassifizieren, schaden tut es ja hoffentlich niemandem.

Aääh, ich glaube, genderkorrekt muss es heute heißen: man/frau tut, was man/frau kann … sorry for the machospeak :wink:

Ja, das ist eine bessere Formulierung, aber genau das, was ich eigentlich mit “Spezialfall” gemeint habe, auch wenn das zugegebenermaßen ein missverständlicher Ausdruck war, aber eine bessere Formulierung war mir nicht eingefallen. Mir ging es um den Umstand, dass so wie ich die Angaben im Wiki verstehe, ein “detached” immer ein “house” ist, aber nicht jedes “house” auch ein “detached”.

Das sehe ich ehrlich gesagt anders. Ich sehe mich in der Lage, Baugebiete, die ab den 90ern entstanden sind, sowohl vor Ort als auch im Luftbild von älterer Bebauung zu unterscheiden. Solche Baugebiete bestehen aber meiner Erfahrung nach fast ausschließlich aus freistehenden Einfamilienhäusern und einigen, eher wenigen Doppelhäusern. Auch wenn die Bebauungspläne meist wohl zwie Wohnungen pro Gebäude zulassen, wird das meiner Erfahrung nach fast nie realisiert.

Größere Wohnhäuser, die Zweifamilenhäuser sein können (was aber wie weiter oben beschrieben nicht immer sicher ist, da oft z. B. mehrere Generationen darin wohnen und nicht klar ist, ob tatsächlich getrennte Wohnungen vorhanden sind) sind meiner Erfahrung nach eigentlich immer merklich älter.

Daher würde ich mir eigentlich zutrauen, in diesen Gebieten “buliding=detached” zu mappen. Wobei ich zugeben muss, dass die Gefahr besteht, dadurch gelegentlich irrtümlich auch mal ein Doppelhaus zu erwischen. Zwar fallen die oft dadurch auf, dass an beiden Seiten eine Garage oder ein Carport ist, aber das muss natürlich nicht so sein. (Da wäre dann allerdings “buliding=house” auch nicht ganz richtig, weil ein Doppelhaus ja eigentlich zwei Häuser sind.)

Das mag natürlich eine regionale Sache sein. Mir sind umgekehrt Ortslagen, die der folgenden Beschreibung entsprechen, eher unbekannt:

Hier finden sich in den Ortskernen eigentlich fast nur einzeln stehende Wohnhäuser, teilweise mit Geschäften im Erdgeschoss. Manchmal stehen sie sehr dicht (Vorschriften zum Grenzabstand gab es damals wohl noch nicht), aber eigentlich fast immer trotzdem einzeln stehend. Meist nach hinten raus, bei breiteren Grundstücken auch neben dem Haus, ist dann typischerweise ein Nebengebäude, dass üblicherweise als Stall bezeichnet wird und früher, wo man auch, wenn man kein Bauer war, auf dem Dorf ein paar Nutztiere wie Schweine oder Ziegen hielt, einer war. Heutzutage dienen sie üblicherweise als Schuppen, wenn sie neben dem Gebäude stehen ist auch ein Umbau zur Garage möglich. Die Grundstücke sind oft schmal, nach hinten raus aber oftmals lang (zwecks Garten).
Verlässt man den Ortskern etwas, finden sich immer mehr ehemalige Höfe mit entsprechenden Nebengebäuden wie Scheune und (größerem) Stall, die ihre landwirtschaftliche Funktion verloren haben. Teilweise sind die ehemals landwirtschaftlichen Nebengebäude zu Wohnzwecken umgenutzt, dienen meist aber nur noch als eine Art übergroße Schuppen.
Noch weiter Richtung Ortsrand, wenn die Bebauung weniger dicht wird, kommen dann auch noch mehr oder weniger landwirtschaftlich genutzte Höfe dazu, auch wenn es auch in diesen Bereichen noch Wohnhäuser gibt.

Wirklich geschlossene Bebauung, wo die Häuser entweder aneinander gebaut sind oder nur sehr schmale Zwischenräume vorhanden sind (für die es übrigens regional ganz unterschiedliche Bezeichnungen gibt) gibt es hier eigentlich nur in den Städten (einschließlich Kleinstädte), und da auch nur, wenn es Richtung Innenstadt geht. Im Einzelfall gibt es auch außerhalb der eigentlichen Altstadt ältere, geschlossene Bebauung, die wohl mal Nebengebäude wie Scheunen zwischen den Häusern hatte, aber wo die noch stehen, sind sie längst zu Geschäften (oder weiterem Wohnraum) umgebaut. Aber auch das kenne ich nur aus Städten, nicht aus Dörfern.

Mir scheint, dass es da große regionale Unterschiede gibt.

gibt es “schon immer”, building=villa
ist aber mehr dokumentiert als genutzt

Echt? Ich hab im Wiki nichts dazu finden können, weder englisch noch deutsch

https://wiki.openstreetmap.org/w/index.php?search=building%3Dvilla&title=Special%3ASearch&go=Seite

Lediglich in der TagInfo finde ich ein paar Hundert Einträge für building=villa, aber das hat wohl nicht viel zu bedeuten, es gibt ja nix, was da nicht als Value zu building eingetragen ist.

Dabei wäre dieser Tag doch eigentlich ein schöner Hiweis für reisende Ganoven, die lohnende Objekte suchen … :slight_smile:

Das ist so. Je ärmer die Leute, desto kleiner die Häuser und desto enger wurde aneinandergebaut und desto öfter wurde an- und umgebaut, nämlich immer dann, wenn gerade ein bisschen Geld in der Kasse war.

Und hier in Waldhessen gibt’s eine Menge ärmlicher Ortschaften. Keine Bodenschätze, steinige Böden und im Wald heulen die Wölfe. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert und deswegen nennt man die Gegend hier auch Hessisch Sibirien.

Interessant, in der Form wusste ich das bisher nicht. Macht aber Sinn.

Hier in der Gegend waren die Leute wohl etwas wohlhabender (und die Bodenpreise geringer), sodass man sich ein größeres Grundstück und ein größeres Haus leisten konnte. Wahrscheinlich weil der Boden für die Landwirtschaft besser geeignet ist. (Außerhalb der Ortskerne ist es bei älterer Bebauung ohnehin oft so, dass die Häuser auf der der Straße zugewandten Schmalseite der (ehemals) zugehörigen Äcker stehen; da war natürlich Grundstücksgröße eher kein limitierender Faktor für die Bebauung.)

Das ständige An- und Umbauen ist allerdings auch hier nicht unbekannt. Meinen eigenen Beobachtungen gerade nahe und in den Innenstädten der Kleinstädte, wo tatsächlich geschlossene Bebauung vorherrscht. Da ist vorne die Straße, rechts und links sind Nachbarn, aber nach hinten wurde dem Hinterhof je nach Bedarf und Möglichkeiten der Wohnraum schon fast quadratmeterweise abgerungen, entweder durch direkte Anbauten oder Umnutzung von Nebengebäuden (die man dann weiter hinten neu errichtet). Irgendwann haben die Anbauten der Anbauten dann halt wieder Anbauten. Und wenn da zwischen ein Zwischenraum bleibt, kann man den immer noch überdachen und einen Schuppen draus machen. Das Ergebnis kann man dann vielleicht am besten als “organisch gewachsen” bezeichnen.
Der Prozess ist meiner Beobachtung nach bis heute nicht abgeschlossen, und ob das immer alles so genehmigt ist sei mal dahingestellt. (Wenn man nicht gerade Kleinkrieg mit dem Nachbarn hat, der von seinem Fenster aus über die hohe Grenzmauer schauen kann, dürfte das aber auch keinen interessieren.)

Selbst in Neubaugebieten passieren bei länger Beobachtung bisweilen interessante Dinge, sobald die Häuser ein paar Jahre stehen, die Gärten angelegt und die Straßen gepflastert sind: Damit man draußen sitzen kann, wird die Terrasse überdacht. Und weil es, wenn es windig ist, da zieht und man gerade zufällig ein Fensterelement mehr oder weniger passender Größe aufgetrieben hat, macht man die eine Seite halt zu. Und dann zieht es auf der anderen Seite auch. Und wenn die dritte Seite zu ist, hat man einen, wenn auch leicht improvisiert wirkenden, Wintergarten. Bei hinreichender Bauweise kann man sogar die Terrassentür entfernen und hat ganz plötzlich ein größeres Wohnzimmer. Auch sollen schon Fälle vorgekommen sein, wo das Garagentor durch ein Glaselement ausgetauscht wurde, und plötzlich hat das Haus ein Zimmer mehr, das da offiziell vielleicht eher nicht sein sollte, schon wegen Grenzabstand und so.

(Ich persönlich störe mich nicht daran und bin schon gar nicht der Hilfskontrolletti fürs Bauamt. Ich betrachte es lediglich mit Faszination.)

Ein bekannter hat übrigens einen eigenen Begriff für solche An- und Umbauten: Er nennt es “das Hausen”. Wenn irgendwo derartige Bautätigkeiten einsetzen, sagt er: “Da geht jetzt das Hausen los.”

Aber um zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Für solche mehr oder weniger geschlossene, mehr oder weniger organisch gewachsene Gebäude (egal ob in “Deinen” Dörfern oder “meinen” Kleinstädten bleibt dann, wenn es Wohnhäuser sind und es zum Mehrfamilienhaus nicht reicht, wohl wirklich nur “house” übrig. Dennoch würde ich es nicht als Reihenhäuser bezeichnen, denn Reihenhäuser sind normalerweise in einem Zug geplant und gebaut und typischerweise weitestgehend einheitlich (sowohl hierzulande als auch in GB).

(Ehemals identische Reihenhäuser, die durch individuelle An- und Umbauten individuelle Züge annehmen, sind dann noch mal eine andere Geschichte. Auch dass kommt gar nicht so selten vor.)

Es wird im Wiki kurz als ein weiterer “Unterfall” von “house” kurz erwähnt, hat aber keine eigene Seite:
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Tag:building%3Dhouse
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:building%3Dhouse

Interessanterweise ist da als Symbolbild für ein “house” wiederum ein (recht altes) Doppelhaus.

PS: Hat es einen tieferen Sinn, dass Doppelhaushälften “semidetached_house” heißen, Einzelhäuser aber nur “detached”, oder ist das nur zufällig so entstanden und es wäre den Aufwand nicht wert, es jetzt noch zu ändern? (Irgendwie habe ich mittlerweile das Gefühl, das große Teile der Tags einfach so entstanden statt systematisch geplant sind?)

Passt! :slight_smile:

Treffer! Wieso finde ich das nicht, wenn ich in der Wiki nach “villa” suche? :frowning:

Noch ein Treffer: Da steht auf der englischen Seite auch die Erklärung für die Unterscheidung von “house” und “detached”:

Also eigentlich nur gedacht für Länder, in denen das freistehende Häusle der Sonderfall ist.

Und auf der deutschen Seite noch ein Hinweis zu “residential” bzw. “apartments”.

Das ist genau der Hinweis, den ich schon mal gesehen, aber danach nicht mehr gefunden habe … (die Hervorhebung stammt von mir).

Da hat einer “gehaust” …:lol:

so würde ich das nicht lesen, eher im Sinne von wenn es das nicht gibt wird auch der tag nicht gebraucht (also in den anderen Ländern). Wir streben an, dass die tags überall dieselbe Bedeutung haben, was dann in der Realität aber auch mal eher nicht der Fall sein kann.