Einladung zum Austausch über Naturschutzinformationen und OSM

Link zum Video: https://media.ccc.de/v/fossgis2021-8977-mit-digitalen-naturschutzinformationen-und-openstreetmap-ein-nachhaltiges-verhalten-in-der-natur-ermglichen-

Hallo Sebastian,

vielen Dank für die Einladung. Ich wäre interessiert, weiß aber noch nicht, ob ich an diesem Termin teilnahmen kann.

Ich hatte mich in den vergangenen tagen bereits mit Eurem Verein beschäftigt, weil ich bei einer Anfrage beim Nationalparkamt Vorpommersche Boddenküsten u.a. auf Euch verwiesen wurde.
Fragen und Anregungen würde ich aber ungern in persönlichen Mails an Dich klären, ich finde, wir haben hier mit diesem Forum ein hervorragendes Kommunikationsmedium. Hier gibt es bereits einige Mapperkollegen, die sich mit Teilfragen des Naturschutzes allgemein und mit dem Mappen von Naturschutzgebieten, Wildruhezonen und Betretungsregeln intensiv auseinandersetzen. Es ist ausgesprochen begrüßenswert, von vornherein gemeinsam nach Lösungen zu suchen anstatt, wie es immer mal wieder vorkommt, Besucherlenkung zu erreichen, indem man Wege in OSM löscht.
Wie Du hier im Forum nachlesen kannst, gibt es da mit dem einen oder anderen “operator” inzwischen gute Erfahrungen. Um nur ein beispiel zu nennen: z.B. der Nationalpark Sächsische Schweiz. Auch mein erster persönlicher Mailkontakt mit dem eingangs genannten NP war von Offenheit und positiver Resonanz geprägt.

Ich gehe davon aus, dass hier sicher schnell einiges an Punkten zusammengetragen wird …

Ich glaube, ganz viele einfache Mapper der Community haben keine erweiterten digitalen Kompetenzen. Zu OSM beizutragen ist mit dem bestehenden Werkzeug eigentlich recht einfach. Nur das Zusammensuchen der entsprechenden Informationen zuweilen nervig und verwirrend. Eine solche Zusammenarbeit, wie sie sich hier anbahnen könnte, kann aber im Ergebnis zu einer gut aufbereiteten Dokumentation von Tagging-Schemata führen, mit denen die Community gleichermaßen wie die Naturschutzverantwortlichen verschiedener Coleur arbeiten können.

Ja. Die ersten Ansätze sind dafür bereits vorhanden. Wichtig ist, das u.a. die Kartenanbieter mit ins Boot geholt werden (outdooractive ist ja bereits an Bord), da diese dafür verantwortlich sind, dass korrekt eingetragen Daten auch im Sinne des Naturschutzes ausgewertet und dem Endnutzer entsprechend aufbereitet und dargestellt werden.

zu1)
In OSM können Schutzgebiete flächig erfasst werden, sowie daraus abgeleitete Zugangsbeschränkungen an Wegen.

  • Allerdings werden Schutzgebiets-Geodaten in D keineswegs von allen Bundesländern bzw. Institutionen digital und lizenzfrei zur Verfügung gestellt
  • Allerdings können Zugangsbeschränkungen an Wegen von externen Datennutzern auch geflissentlich ignoriert werden.

zu2)
Wer in OSM Geodaten einträgt sollte schon wissen, um was es geht, und was er/sie da macht, ein “kompetenzfreies” Agieren von “Stakeholdern aus Verwaltung und Naturschutz” sollte nicht Ziel der Bemühungen sein.

zu3)
Die Sensibilität ist vorhanden, und so gibt es auch schon länger ein Schema, das Wegetagging in Abhängigkeit der Betretungs-Rechtslage festlegt:
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:protection_title#Sonderfl.C3.A4chen
(seltsam, dass jemand, der hier mit “Stakeholdern” aufschlägt, davon noch nie was gehört hat)

Sicher? Das ist mir neu. Damit könnte man nämlich ein paar Probleme lösen. Wie, zum Beispiel in Österreich, dass Radfahren in Wäldern nicht erlaubt ist. Aktuell würde ich dem nicht zustimmen.

Ausser, du meinst, dass man aufgrund der Fläche den Wegen einfach manuell die Werte verpasst, weil man dann weis, wo das Anfangen / Aufhören soll, das geht natürlich schon :slight_smile:

Erstmal vielen Dank für die Antworten und Anmerkungen.
Es gibt einiges auf OSM, was einen großen Teil der Informationen bereits abbilden kann. Wichtige Aspekte wurden bereits angesprochen. Ich denke auch, dass Wegetagging zeigt eine Sensibilität gegenüber Zugangsbeschränkungen und Schutzgebieten. Dennoch gibt es große Unterschiede im Bereich Datenverfügbarkeit/getaggte Wege. Da nach meinem Verständnis die Wege nicht über die Fläche editiert werden können, müssen diese einzeln durch die lokalen Mapper/Mapper aus Schutzgebieten bearbeitet werden. Auch denke ich, haben der Bayerische Wald und die Sächsische Schweiz auf der FOSSGIS-Konferenz das Thema gut aufgegriffen. Gerne können wir hier weiter vertiefen.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Informationen z.B. flächenhafte Regeln zum Thema Zelten, Feuer etc. Solche Regeln wollen wir auch aufnehmen und noch weitere, aber dabei eben die Daten zu Schutzgebieten auf OSM nicht aufblasen. Erste Möglichkeiten wurden hier bereits in Vorgesprächen erörtert. Eine Verknüpfung unserer Daten mit den OSM Daten wäre denkbar, wie das bereits mit Wikidata gemacht wird.
Weiter zeigen sich eben große Unterschiede im Bereich Kompetenzen und Wissen über den Umgang mit OSM wie eben das Löschen von Wegen oder anderer falscher Edits, die wir auch gerne vermeiden wollen.
Wichtig ist natürlich auch die Nutzer von OSM Daten zu erreichen und diese über die Anwendung unserer Daten und die von OSM aufzuklären.
Daher wären wir froh, wenn wir einige der Aspekte mit dem Wissen der Community näher beleuchten und im Verein berücksichtigen können.

Ich habe mich vor allem auch bei Wikidata mit der Erfassung zu Schutzgebieten befasst und in einem kleinen Projekt zusammen mit Anderen sämtliche Gebiete eingetragen.
Die Idee sämtliche Verordnungen mit Ge- und Verboten zu sammel und zu erfassen haben ich auch schon lange. Problem ist hier vor allem auch, die Verordnungen erst mal zu finden, die dann auch noch häufig nur einfach, ohne Texterkennung, eingescannt sind.

Die Speicherung dieser Daten in Wikidata ist aber in jedem Fall sinnvoller als in OSM, da das ja teilweise über 20-30 individuelle Regelungen sind.

Aber wenn der Verein das BfN, vielleicht über die neuen Bundesregierung, davon überzeugt die Kartendaten unter CC0 zur Verfügung zu stellen, wäre das ein seht guter erster Schritt.

Um dann noch mal die Fragen direkt zu beantworten:

  1. Vor allem die räumliche Ausdehnung und eventuell die wichtigsten Infos z.B. Wegegebot, alles andere besser in Wikidata packen.
  2. Wenn das BfN Shapefiles zur Verfügung stellen würde wäre dieser Punkt in wenigen Monaten zu erledigen und ein jährlichen Update recht einfach.
  3. In OSM sind Wegesperrungen fester Bestandteil und Betreuungsverbote für Flächen werden auch abgebildet. Alles weitergehende würde nicht in OSM passen, wir mappen auch keine Festsetzungen aus Bebauungsplänen.

Aber da fällt mir gerade eine bedeutende Regel ein, de aktuell wenig getaggt wird: Ob in Seen oder Flüssen geschwommen werden darf.

&

Ich möchte hier nur noch einwerfen, dass Grundlegende Informationen schon in OSM verzeichnet werden können/sollten… Die Themen Zelten oder Feuer z.B. sind sehr wichtige Infos.
Dazu kommt, dass viele Nutzer solche Daten offline nutzen. Also eine Verbindung zu anderen Datenbanken sind dann zwar schön, aber nutzlos.

Genau, hier muss ein System/Konzept geschaffen werden, dass eine einfache Dateneingabe (bei DtP) für zuständige Verwaltungen zulässt. Die Schutzgebietsverwaltungen haben ja meist die Verordnungen vorliegen. Aber die Verfügbarkeit und Benutzerfreundlichkeit von Verordnungen ist ein Kernproblem, dass wir bearbeiten.

Absolut, daher möchten wir eben auch die flächenbezogenen Regeln unbedingt aufnehmen. Weiter können wir mit Flächendaten effektiv große Daten für weitreichende Gebiete erheben.

Unser Ziel ist es, dass die Daten von den großen Plattformen wie Outdooractive, Komoot, Fatmap, Bergfex…in ihre Systeme integriert werden und so direkt beim Endnutzer zu sehen sind. Somit sollten die Informationen idealerweise bereits bei Planung ersichtlich sein und offline müsste das über den Download bei den Anbietern funktionieren.

Zeitgleich spielt Deutschland gegen England

Schade, dass DigitizethePlanet nicht mehr auf den berechtigten und rechtzeitigen Einwand von DD1GJ reagiert hat.

Leider stand der Termin schon seit längerem fest. Aber gerne können wir uns noch einmal austauschen und wir hoffen, dass es nicht der letzte Austausch dieser Art war.

Wurde das vielleicht aufgezeichnet und man kann nachschauen? Oder gibt es eine Zusammenfassung, was besprochen wurde?

Ich bin selber kein Fußballfan, muss aber selbst beruflich öfter Abendtermine planen. Dass man solcher Termine möglichst nicht auf ein Achtelfinalspiel einer Fußball-EM legt sollte man vorher einplanen, auch wenn man noch nicht weiß, wer da spielt.

Ich bin auch gar kein Fußballfan und der Termin wurde bereits Anfang Mai im Vortrag für die FOSSGIS-Konferenz festgelegt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht mal von der EM;) Natürlich nicht praktisch und ich habe Verständnis, dass das Spiel Deutschland gegen England noch einmal ein besonderes ist. Aber gerne wiederhole ich mein Angebot für weitere Gespräche und Termine.

Ich habe hier eine kleine Zusammenfassung:

Geometriedaten von Schutzgebieten auf OSM: Es gibt generell große regionale Unterschiede in der Datenverfügbarkeit von Schutzgebieten und ihrer Geometrien auf OSM. Das heißt, dass bei weitem nicht alle Schutzgebiete auf OSM zu finden sind. Grund liegt in den Urheberechten der einzelnen Bundesländer. NRW stellt alle Daten frei zur Verfügung, wohingegen Bayern die Daten noch nicht zur freien Nutzung bereitstellt. Der Deutsche Alpenverein konnte über den großen Nutzen der Daten auf OSM überzeugt werden und stellt die Wald-Wild-Schongebiete zur Verfügung.

On the ground rule: Diese Hürde wird sich bei komplexen Gesetzen und Verordnungen kaum nehmen lassen. Ausnahmen gibt es nur wenige (Postleitzahlen und Verwaltungsgrenzen). Schilder in der Natur hingegen wären eine überprüfbare Quelle von Informationen.

Edit Wars: Nutzer verändern in einigen Schutzgebieten die Daten in OSM nach ihren Bedürfnissen. Es gibt gewisse Kontrollmechanismen auf OSM, die eine schnelle Nachverfolgung und Sperrung zulassen. Trotzdem nimmt diese Art der Editierung zu und sorgt für digitale Konflikte. „Früher wurden Schilder entfernt, heute werden OSM Daten geändert.“ Gleiches gilt aber auch für Verwaltungsorgane: Es wurden Verbote auf Wege gelegt, die so nicht mit geltendem Recht übereinstimmen. Alle Änderungen der Behörde wurden gleich wieder gelöscht und die betreffende Behörde erfährt weniger Vertrauen

Erweiterung der OSM Daten und der Struktur: Im Moment lassen sich Wegegebote und Betretungsverbote für bestimmte Wege mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Pferd gut darstellen. Die Erweiterung ist theoretisch möglich, aber generell sollen die Daten in OSM nicht grenzenlos aufgebläht werden.

Implementierung von neuen Strukturen (Darstellungsformate für unsere Regeln DtP): Generell möglich (oberen Punkt beachten). Für eine operationale Verwendung von neuen Strukturen wird eine Zeit von 4-5 Jahren angegeben. Hinweis: Die Motivation zur Nutzung neuer Darstellungsformate (Tags) kann gesteigert werden, indem die Formate bei der Ausspielung von OSM Datennutzern berücksichtigt werden. „Wenn ich in den Applikationen sehe, dass meine Edits genutzt werden, dann bin ich und andere motiviert, diese weiter zu nutzen.“

Lösungsansatz für unsere Daten: OSM ist mit WIKIData verbunden und zeigt beispielsweise zu jedem Schutzgebiet die eindeutige WIKIData ID an (Q704124), wo alle weiteren Hintergrund Informationen und Datensätze abgerufen werden können. Diese Infrastruktur wäre der einfachste Weg unsere Daten (DtP) mit OSM zu verknüpfen.

** Update-Szenarien:** Probleme werden im Moment in den Updates zu den Daten gesehen. Wie können die Daten aus unterschiedlichen Quellen auf ihre aktuelle und richtige Version überprüft werden. Bisheriges Verfahren mit den Wald-Wild-Schongebieten, die Geometrien verschiedener Versionen werden verglichen und die Abweichungen dann überprüft.

Auch hier das Angebot, dass ich gerne für weitere Gespräche bereitstehe und mich freue, die Themen weiter zu vertiefen.

Ja, wichtige Fragestellung

  • auf OSM-Seite würde ich bei Schutzgebiets-Geometriedaten aus externen Quellen zu diesem Zusatz-Tagging raten: source:shape=[Datenquelle + Datenstand] (wurde im Rahmen mehrere (NSG-)Diskussionen der letzten Monate auch immer wieder aufgegriffen+umgesetzt)

  • auf behördlicher/Quellen-Seite wäre sowas wie ein “Änderungsgeschichte” schön - was hat sich eigentlich im neuen Datensatz y gegenüber dem älteren x geändert (ist das überhaupt für OSM relevant)? - und sei es nur als banale lies-mich-Textdatei-Liste…

Haben wir bei den DAV Schongebiet shapes auch so getaggt, allerdings in source, nicht in source:shape

Klingt interessant, hast du vielleicht ein Beispiel in OSM und einen link hier zum Thread im Forum?

Absolut, da sollten die Behörden so oder so viel mehr sensibilisiert werden, welche Möglichkeiten es außerhalb der behördlichen Infrastruktur gibt und wie diese zu nutzen sind.

Unser an mehreren Stellen der Schutzgebiets-Dokumentation verlinktes Beispiel-NSG “Dönche”
https://www.openstreetmap.org/way/31164444
hat:
source:shape=NATUREG Stand 2020-12-15
(so auch bei allen ca. 760 NSG in Hessen)

Im Rahmen dieser NSG-Disk (z.B.)
https://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=72459
waren sich alle Beteiligten einig, dass in Sachsen-Anhalt großflächig dies sinnvoll sei:
source:shape=LAU 2019


Nebenbei zur SZ von heute, “Mit dem Rad in die Berge”
Es ist meist nicht so, dass Schutzgebietsgrenzen “nicht digital verfügbar” seien (es gibt internationale Vereinbarungen, die dies fordern).
Sie sind aber häufig/bundeslandabhängig mit Lizenz-/Nutzungsbedingungen verbunden, die eine OSM-Nutzung ausschließt.

Macht es Sinn die source tags der Schongebiete umzubenennen? Bzw. wertet das irgendjemand aus? https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Key:source:geometry kannte ich bisher nicht.