NSG / FFH-Gebiet / Natura2000

In meiner Gegend gibt es einige klassischen Naturschutzgebiete mit einer regionalen Kennung (LIP023, PB009, HX020, … also aus dem Initialien des Landkreises und einer dreistelligen Nummer).

Korrekte Tags wären hierbei:
boundary=protected_area
name=Beispielaue
protect_class=4
protection_title=Naturschutzgebiet
ref=LIP123
short_protection_title=NSG

Soweit so gut. Aber manche dieser klassischen NSG sind inzwischen auch FFH-Schutzgebiete (Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiete) und Natura2000-Gebiete.

boundary=protected_area
name=Beispielaue
protect_class=97
protection_title=Natura2000-Gebiet
ref=123456789
short_protection_title=Natura2000

Der Naturschutzgebietsstatus auf nationaler Ebene scheint aber weiterhin bestehen zu bleiben.

Ich las neulich auf einer offiziellen Informationstafel am Rande eines solchen Schutzgebiets, dass der Schutzstatus nach Natura2000 höher sei als der als NSG (was auch immer dies bedeuten mag, denn in dem fraglichen Gebiet ist ein derzeitiger Harvestereinsatz mit damit verbundenen massiven Bodenschäden und Kahlschlag von abgestorbenen Fichten-Monokulturen scheinbar kein Problem und es handelt sich um unter Schutz gestellten Wirtschaftswald, d.h. eine forstliche Bewirtschaftung ist auch weiterhin vorgesehen.)

Wenn ich nun im OSM-Wiki nachlese https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:boundary%3Dprotected_area und vor allem hier https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:protect_class, weiß ich nicht, wie ich das umsetzen soll. In dem zweiten Artikel steht zu Schutzklasse 97: “Geschützt oder ausgezeichnet durch Vereinbarungen auf kontinentaler Ebene. […] Europa: […] Natura 2000 (FFH-Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie) […] Häufig beinhalten diese Gebiete ein älteres, bestehendes Schutzgebiet (z.B. NSG, LSG s.o.), mitunter sind sie auch flächenidentisch mit diesen. Insbesondere im 2. Fall sollte primär deren Erfassung im Vordergrund stehen.”

Hm, soll nun ein Gebiet, dass flächenidentisch mit einem NSG ist, den FFH- und/oder Natura2000-Status unter den Tisch fallen lassen? So würde ich den letzten der zitierten Sätze verstehen. Ich hätte es logischer gefunden, die Fläche nach internationalem Schutzstatus zu taggen und den regionalen NSG-Schutzstatus wegzulassen (also Natura2000 statt NSG). Oder gibt es eine Möglichkeit, beides an einer Fläche zu hinterlegen (vielleicht rigendwas mit reg_protection_title=NSG, int_protection_title=Natura2000 oder dergleichen)? Oder sollte man zwei deckungsgleiche Flächen erzeugen, einer mit Natura2000 (und Schutzklasse 97) und eine mit NSG (und Schutzklasse 97)?

Wie damit umgehen, wenn NSG-Gebiet und Natura2000-Gebiet nicht deckungsgleich sind (also z.B. das Natura2000-Gebiet größer ist als die NSG-Gebiete oder Natura2000-Gebiet mit einer internationalen Kennung umfasst mehrere NSG-Gebiete mit unterschiedlichen regionalen Kennungen)

Ich würde eigentlich immer 2 Grenz-Relationen anlegen, egal ob deckungsgleich oder nicht. Es sind unterschiedliche Schutzarten. Da wo einige Grenzsegmente gleich sind, würde ich die sowohl, als auch verwenden. Anfangs hatte ich bei deckungsgleichen Gebieten mal protect_class=4;97 verwendet. Davon bin ich aber abgekommen.

Sven

Komplexes Thema - stark vereinfacht:
Erst gab es in Deutschland die NSGs - später wurden europäische FFH-Gebiete “erfunden”.

In OSM sind dies (imho aus guten Grund) unterschiedliche Schutzgebietskategorien.
In der Praxis sind in Deutschland 2 Korrelationen zu finden:

  1. ein FFH-Gebiet umfasst ein ODER mehrere (ältere) NSG + zusätzlich Fläche x
  2. ein FFH-Gebiet ist flächenidentisch mit genau einem ODER mehreren (älteren) NSG

Die konkreten Flächen-Zusammenhänge lassen sich online in den Schutzgebiets-Viewern der jeweiligen Landesbehörden oder beim BfN betrachten.

In unserer Schutzgebiets-Dokumentation kommen die FFH-Gebiete z.Zt. etwas zu kurz, weil derjenige, der sich darum kümmert, mit den NSGs gut ausgelastet ist :wink:
So sind konkrete protection title + short protection title noch gar nicht fixiert:
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:protection_title
Das können wir aber gerne hier nachholen …

“Insbesondere im 2. Fall sollte primär deren Erfassung im Vordergrund stehen” hat diesen Hintergrund:
Du kannst dann daraus ein FFH-Gebiet OSM-datentechnisch erzeugen, inden Du eine neue (FFH-)Relation mit entsprechenden member(n) - dem flächeidentischen NSG - anlegst.

Ist das FFH-Gebiet nicht flächenidentisch, sondern größer muss es logischerweise eigenständig erfasst werden.


Und ein
ref=LIP123
ist kein sauberes Tagging, der ref-Tag sollten bei Schutzgebieten möglichst bundeslandbezogen sein, vgl.
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Schutzgebiete_des_Natur-_und_Landschaftsschutzes#Schutzgebiete_in_Deutschland

ich würde beides erfassen, als jeweils eigenes Gebiet. Im Satz müsste man vielleicht aus dem primär ein prioritär machen, sollte die Erfassung von ersteren priorisiert werden. Wenn man überhaupt so was schreiben will.

Noch ein paar Zahlen dazu aus Brandenburg um hier das Verhältnis darzustellen…

Stand Grenzen 31.12.2020: 486 NSG’s
Stand Grenzen 23.5.2019: 565 FFH-Gebiete (* der letzte Grenzstand ist hier nicht in den downloadbaren Daten verfügbar, da diese FFH-Grenzen erst offiziell werden, wenn diese von der EU bestätigt wurden. Dienstlich hab ich diese Daten und hab den letzten mir bekannten Daten-Stand verwendet.)

Im Geometrievergleich der Zieldaten “sind indentisch mit dem Feature des Quell-Layers” sind derzeit genau 100 Gebiete NSG=FFH - Grenze
Es gibt vielleicht eine Fehlerquote von geschätzt höchstens 10-15 Gebieten, wo eine Grenzanpassung noch nicht erfolgt ist…

Ja… beides zwingend separat erfassen!

Sven

Na, das sind ja mal sehr einheitliche Aussagen :slight_smile:

Da die Spezialisten in diesem Gebiet nicht sehr reichlich gesät sind, ist das auch leichter erreichbar :).

Zum Thema: Für umgrenzte Objekte sind boundary-Relationen zunächst mal prädestiniert, außer für die Flächen, die durch einen einzelnen isolierten Umring beschrieben werden können, was bei Schutzgebieten häufig der Fall ist.
Wenn allerdings zwei unterschiedliche OSM-Objekte wie FFH und NSG dieselbe Fläche abdecken, bin ich dafür, diese in zwei Relationen zu diesem Umring abzubilden. Das finde ich in diesem Fall übersichtlicher als das Übereinanderstapeln von zwei Umringen.

das könnte man für alle Objekte so sehen, wo die ways mehr als eine handvoll Nodes haben. Schutzgebietsgrenzen unterscheiden sich da nicht von anderen komplexen Polygonen

Habe mal exemplarisch aus einem bestehenden (“primär erfassten”) NSG eine neue FFH-Relation erstellt.

Das NSG “Urwald Wichmanessen” (einfacher geschlossener way) wurde dabei nicht verändert:
https://www.openstreetmap.org/way/315455178
vgl. auch
https://www.protectedplanet.net/82769

Die neuerstellte FFH-Relation:
https://www.openstreetmap.org/relation/12826860
vgl. auch
https://www.protectedplanet.net/555519614

Tagging - so undokumentiert:
protection_title=FFH-Gebiet
short_protection_title=FFH

Beim ref-Tag habe ich auf den Bundesland-Suffix verzichtet
ref=4322-302
könnte mir stattdessen sowas vorstellen
ref:Natura_2000=*

Was hier jetzt vorgeschlagen wurde, hatte ich kurz vor meiner Anfrage tatsächlich exemplarisch so umgesetzt, mir kamen dann aber Zweifel, ob das denn so sinnvoll war, mit der Doppelterfassung:

Beispiel https://www.openstreetmap.org/way/105866408: Natura2000-Gebiet und NSG sind deckungsgleich, das Gebiet hat auch keine Löcher, eine Erfassung als Multipolygon-Relation war daher bisher nicht möglich, ich habe die TAge aber die bisherige Umrisslinie zum Mitglied von zwei Relationen gemacht, da mir das sinnvoller erschien, als eine zweite Umrisslinie zu zeichnen.

Da muss ich die Tage noch einmal genauer recherchieren. Die Erfassung, wie von mir beschrieben, habe ich in meiner Region so vorgefunden und bislang nur ergänzt. Es sind die Nummern, die ich bislang in Landschaftsplänen und auch auf dieser offiziellen Seite http://nsg.naturschutzinformationen.nrw.de/nsg/de/karten/nsg vorgefundenhabe. Mag sein, dass es da noch andere Nummern gibt und man aus ref=LIP123 dann ggf. loc_ref=LIPE123 machen könnte.

Ich finde für NRW lediglich die Natura-2000 Nummern (für das von mir als Beispiel aufgeführte Gebiet “Externsteine” ist das DE-4119-301), was ich auch bei der Natura-2000-Relation eingetragen habe. Für das klassische (deckungsgleiche) Naturschutzgebiet “Extermsteine” finde ich lediglich die sogenannte Kennung LIP-007 (diese Kennung wurde bislang von allen anderen OSM-Mappern hier in meiner Region als ref eingetragen). Solche Kennungen gibt es offensichtlich für alle NSG in NRW. Es ist auch das einzige, was das Geoinformationssystem des Landes NRW (LANUV) ausspuckt http://nsg.naturschutzinformationen.nrw.de/nsg/de/karten/nsg

Was ist dann diese Kennung anderes als die ref? Es ist jedenfalls der Code, unter dem man jedes einzelne NSG in NRW findet.

Daher: wenn diese Kennung nicht ref=* ist, wie wird sie sonst eingetragen? Wenn diese Kennung nicht ref`* ist, was ist dann die ref=* des Naturschutzgebiets Externsteine und wo findet man sie?

Bei NSG in meiner Region, die nicht gleichzeitig Natura-2000- bzw. FFH-Schutzgebiete sind, finde ich außer dieser Kennung nichts anders, was nach einer Referenznummer aussieht. Beispiel Naturschutzgebiet LIP-027 Wiembecketal

Ich fände
protection_title=Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet
logischer, da FFH eine Abkürzung ist wie NSG
und da heißt es ja auch
protection_title=Naturschutzgebiet

und daraus dann abgeleitet
short_protection_title=FFH-Gebiet
oder meinetwegen auch
short_protection_title=FFH

Der Endzustand funktioniert so auch, allerdings wird bei dieser Neubauvariante das alte Schutzgebiet ohne Not zu einem neuen Datentyp + neuer OSM-id + neuem Link.
Mein OSM-NSG-“Urwald Wichmanessen” z.B. ist in Wikipedia+Commons verlinkt, nach einem derartigen Umbau würden solche Links nicht mehr sauber funktionieren.

Das boundary=protected_area dort ist überflüssig bis falsch diese Eigenschaft kommt immer aus der Relation, vgl.
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:boundary%3Dprotected_area#Relation_type.3Dboundary

Sinnvoll ist aber eine Erklärung für Kollegen, denen sollche Flächen irgendwann mal unterkommen:
note=Gemeinsame und identische Fläche des Naturschutzgebietes und des FFH-Gebietes “Externsteine”


Zum Tagging der eigentlichen Schutzgebiete

Gegen den value habe ich ja gar nichts, aber eine bundeslandbezogene Schutzgebietskennung sollte in OSM immer einen bundeslandbezogenen Key haben, in ganz NRW ist dies ref:DE-NW=* und hier halt
ref:DE-NW=LIP-007

Hatte ich schonmal erwähnt, dass Schutzgebietsrelationen type=boundary und nicht type=multipolygon sind? … ich glaue ja :wink:
Bitte leisure=nature_reserve nur für NSGs verwenden


protection_title=Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet
short_protection_title=FFH-Gebiet

ist mir persönlich unnötig lang … aber das haben wir noch nicht gemeinsam festgelegt, sollten wir aber …

Danke Jo Cassel.

Ich habe nun versucht, alles bei den beiden Schutzgebieten “Externsteine” entsprechend zu korrigieren.

Eine Frage noch.

ich habe das bei dem NSG jetzt genau so eingetragen ref:DE-NW=LIP-007

Das FFH-Gebiet hat laut Landschaftsplan die Nummer DE-4119-301

Was ist jetzt korrekt,

ref=DE-4119-301 oder ref:DE=4119-301?

Bei FFH-Gebieten ist die Gebietsbezeichnung “DE-4119-301” korrekt. Das wäre dann ref:DE=DE-4119-301

Sven

Oha, eine dritte Variante zu denen, die ich als Option gesehen hatte. Okay, setzte ich um.

Es ist gut für mich, jetzt am Beispiel dieses einen Schutzgebietes das so genau zu klären, weil ich vorhabe, nach und nach alle mir bekannten Schutzgebiete in meinem Umfeld zu vereinheitlichen und zu korrigieren.

… ja, das sollten wir unbedingt klären, aber ohne Panik.

(zuammen mit protection_title + short_protection_title)

Bin da offen gestanden selbst überfragt, und habe eben mal (“Urwald Wichmanessen” hat die Kennung 4322-302) beim BfN nachgefragt,
“[…]wer diese Kennung festlegt, bzw. auf welcher Ebene diese Kennungen individuell und eineindeutig sind, nur auf Bundeslandebene ODER für ganz Deutschland, ODER für ganz Europa/Natura 2000?”

Das wäre nämlich imho die Grundlage für die Key-value-Festlegungen.

Die Länder-Kennung ist Teil des ID’s. Bei uns in D setzt sich der ID zusammen aus der Länderkennung “DE” dann vierstellig die Meßtischblattnummer in dem das Flächenzentrum des Gebietes liegt, der Index-Zahl “3” für FFH (*) und die letzten beiden Ziffern die fortlaufende Nummer des FFH-Gebietes innerhalb des Meßtischblattes… Theoretisch sind 99 FFH-Gebiete pro Meßtischblatt vergebbar.

(*) eine 4 an der Stelle steht für SPA (Voogelschutzgebiete).

Für D betrachtet ist eine Nummer ohne Länderkennung eindeutig. Ob sie es EU-weit ohne Länderkennung ist, weiß ich nicht. Die Gebietsnummern sind garantiert in anderen Ländern anders aufgebaut, so daß es auf EU-Ebene garantiert nur mit Länderkennung eindeutig ist.

Im Viewer sieht das so aus: https://natura2000.eea.europa.eu/?query=Natura2000Sites_9883_0,SITECODE,DE4049305 Da ist der Sitecode mit Länderkennung und ohne Bindestriche.

Unter https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/data#c5=all&c11=&c17=&c0=5&b_start=0kann man sich die EU-relevanten Daten laden.

Sven