keine historische Burg, sondern "romantische Phantasie" - wie mappen?

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Als begeisterter Burgenbesucher kenne ich jede Menge GebĂ€ude, die eigentlich fĂŒr mich nicht zĂ€hlen, weil sie keinen mittelalterlichen Ursprung haben oder zu sehr verfremdet wurden.

  • gebaut in der Romantik, bestes Beispiel finde ich Schloß Neuschwanstein von 1884. WeltberĂŒhmt und Fake aus Beton.
  • bis zur Unkenntlichkeit umgebaut in der Romantik oder gleich als Ruine angelegt
  • bis zur Unkenntlichkeit umgebaut im Dritten Reich
  • gebaut im Dritten Reich, als Tarnung fĂŒr militĂ€rische Produktionsanlagen

Nichtsdestotrotz ist es richtig, sie bei OSM allesamt mit historic=castle zu taggen. Denn das ist das was ein Besucher vor Ort wahrnimmt, das ist das als was sie heute bezeichnet werden und das ist das was jeder Nutzer auf einer hilfreichen Karte erwartet.

Mit akademische Haarspaltereien und Verwendung exotischer Tags, die niemand auswertet (=Verschwinden der Objekte) ist niemand gedient.

Selbst die Wartburg bei Eisenach ist zu großen Teilen im 19. Jhd. romantisiert wiederaufgebaut worden.

Danke, nachdem die Diskussion richtig angelaufen war, hatte ich schon befĂŒrchtet, mit meiner Meinung gĂ€nzlich allein da zu stehen. Wobei ich die Diskussion ursprĂŒnglich ganz anders erwartet hatte. Eher hatte ich gedacht, dass man sich Gedanken darĂŒber macht, wie man das Ding in OSM tatsĂ€chlich richtig mappen könnte. Ich zweifle keinesfalls die “on-the-Ground”-Regel an. Richtig ist, dass wir mappen was da ist. Aber: Das Ding ist keine Burg und war nie eine Burg. Der Turm ist nicht besteigbar, die Treppe geht tatsĂ€chlich nur an den Sockel und das große offene “Loch”. SĂ€mtliche Dimensionen, die den logisch denkenden Betrachter auf eine funktionierende Burg schließen lassen könnten, stimmen nicht – eben nur eine romantische Nachbildung! Es sind nur Mauern, die aussehen sollen, wie eine Burgruine. Die Mauern hatten nie eine andere Aufgabe, als dort zu stehen und so auszusehen wie sie heute aussehen – Mauerreste in Form einer verfallenen romantischen Burg.
Und das hebt sie von den anderen Bauwerken wie

vorgebracht hat.
Ich dachte immer, wir bilden die RealitĂ€t ab - und dafĂŒr gibt es unzĂ€hlige und selten verwendete Tags und stĂ€ndig werden welche neu erfunden. Dabei gibt es einen

und er soll, weil der Park fehlt, falsch sein?
Da wundere ich mich ĂŒber

. Die Objekte verschwinden ja nicht, sie sind in der Datenbank vorhanden. Wenn sie ein Renderer nicht darstellt, dann sollte dieser an sich arbeiten, denn offensichtlich

So wie jetzt eingetragen ist es tatsĂ€chlich mehr "mapping for renderer“. Und da wundere ich mich nicht, sondern bin enttĂ€uscht!

Beste GrĂŒĂŸe aus Mittelsachsen
Uwe

NatĂŒrlich ist das "mapping for renderer“, 80% aller Mapper mappen fĂŒr einen Renderer.
Das ist ĂŒberhaupt nichts schlimmes. OSM ist in Schubladen aufgebaut,
die Welt lÀsst sich aber nicht in Schubladen pressen.
Man muss auch mal locker bleiben und dann ist oft das kleinere Übel die bessere Lösung


GrĂŒĂŸe von Lutz

Uwe, meine VorschlÀge orientieren sich aber auch daran, was tatsÀchlich da ist.

Auch wenn man den Turm nur bis zu der Öffnung in der Mitte besteigen kann, ist es doch am dem von Pyram verlinkten Fotos unbestreitbar ein Turm zu erkennen. Das man einen Turm zwingend bis zur Sptze besteigen können muss, gehört meines Wissens nicht zu den zwingenden Voraussetzungen, ob etwas ein Turm ist (“Ein Turm ist ein begehbares vertikal ausgerichtetes Bauwerk, das sich ĂŒber seine Höhe definiert.” heißt es hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Turm)

Auch wenn das ganze Bauwerk nicht mittelalterlich ist, ist es doch ein historisches Bauwerk.

NatĂŒrlich kann man statt historic=tower auch historic=folly verwenden. Allerings sehe ich dafĂŒr nicht die Notwendigkeit, hier ein tag zu vewenden, dass mal vor einem Jahr scheinbar ohne jegliche Diskussion jemand angelegt hat, kaum jemand kennt und unter dem sich auch kaum jemand etwas vorstellen knann, wenn sich das Objekt mit etablierten tags korrekt darstellen lĂ€sst.m

Es wÀre ja mit einem historic=folly nicht getan, folly kann alles sein, Grotten, Schlösser, Burgen, WasserfÀlle usw.
Das gehört dann ja auch richtig ausgearbeitet, und was wird mit den modernen follys?

Da mĂŒsste man eben an dem Tag arbeiten, denn Muttersprachler in England verwenden diesen schon einge Male http://overpass-turbo.eu/s/15Zc und diese Anwendung hier https://www.openstreetmap.org/node/2063869854 - https://www.wikidata.org/wiki/Q17548388 ist durchaus mit der Situation am Schreckenberg vergleichbar:


 meint Uwe, der sich mit der (unvollstÀndigen) Korrektur von Lutz (im Moment stehen da immer noch zwei alte vom Menschen verlassene Burgen auf dem Schreckenberg :wink: ) noch nicht so richtig anfreunden kann!

Ich weiss nicht wo du nachschaust, aber seit meinen Bearbeitungen ist es nur noch eine Burg :roll_eyes:

Entschuldige, da hatte ich meinen Cache nicht geleert, aber der Korrektheit halber: Das https://www.openstreetmap.org/way/355348005 und das https://www.openstreetmap.org/way/355348005 https://www.openstreetmap.org/way/355347999 sind nicht zwei Dinge, sondern in der Gesamtheit ein Ding, nÀmlich die "Ruine Schreckenberg :wink:


 und eine Burg ist es eben in der RealitĂ€t nie gewesen. Ich weiß, ich bin stur :wink: finde aber auch das Schaffen von Tatsachen im Moment suboptimal!

Stopp, ich habe keine Tatsachen geschaffen, das Grundtagging habe ich nicht verÀndert,
sondern lediglich Zusatztags hinzugefĂŒgt.
Ein Schloß oder Burg bestehen meistens aus mehreren GebĂ€uden, die mĂŒssen nicht alle einzeln den Grundtag haben.
Du hast um Meinungen gebeten, und einige erhalten, und die gefallen dir jetzt nicht.
Mappe es von mir aus um in irgendwas,
und diskutiere nÀchstes Jahr mit dem Mapper der dort hingewandert ist und wieder alles ummappt weiter


GrĂŒĂŸe von Lutz

Ich denk auch, nur weil was “historic” heisst, muss es nicht historisch sein. Das ist halt unser Tag fĂŒr sowas. So wie “Annehmlichkeit = GefĂ€ngnis” :wink:

man kann eine Burgruine bauen und dann ist es eine Burgruine, nicht? Es ist nicht unbedingt erforderlich dass eine Burgruine mal eine Burg war (obwohl das von vielen sicherlich gerne so angenommen wird)
Ende 19. Jh ist zwar nicht Mittelalter, es ist aber auch nicht vorgestern. Vielleicht könnte man auch einen spezifischen tag einfĂŒhren fĂŒr Burgruinenreplik

In Berlin hat es wohl eine Àhnliche Diskussion beim Stadtschloss gegeben: https://www.openstreetmap.org/relation/3007958 (s. letztes changeset).
Ich bin etwas gespalten, einerseits ist Fassade und Volumen nicht nichts, andererseits ist die innere Struktur auch relevant. Ein Wiederaufbau ist m.E. grundsĂ€tzlich historisch (nicht im Sinne des ursprĂŒnglichen Bauwerks sondern weil die Tatsache dass man es wiederaufgebaut hat historischen Impact hat), building=civic halte ich zwar fĂŒr passend, aber auch fĂŒr viel zu unspezifisch (passt genauso fĂŒr ein Umspannwerk, Schwimmbad oder eine KlĂ€ranlage)

Hm, wenn eine Karte der Orientierung dient, dann geht’s doch nur darum, dass man das Objekt als solches identifizieren kann. Und wenn Burgruinen als solche erbaut worden sind, dann sehen sie doch aus wie welche.
Wer sie warum wir erbaut hat, ist doch eher eine Sache von Wikipedia

Wenn die Welt “gut” wiedergegeben ist, wird man sich immer gut orientieren können. Orientierung halte ich fĂŒr eine Minimalanforderung, die wir ĂŒberbieten sollten. Wir wollen unsere Daten nicht nur auf einen Zweck hin optimieren, sondern möglichst genau und prĂ€gnant das beschreiben, was wir fĂŒr relevant halten, so dass man mit den Daten möglichst viel machen kann.

Mit einem “historic” habe ich ĂŒberhaupt kein Problem. Im Gegenteil - der Start dieser Diskussion zĂ€hlt fĂŒr mich schon zur (jĂŒngeren) Geschichte.
Ich habe lediglich ein Problem damit, dass eine Auseinanderschichtung von Steinen, die dem Zweck der Belustigung und des Tourismus dient(e) und dem Betrachter eine Burgruine vorgaukelt, als solche zu bezeichnen. Unkundige denken dann womöglich, so sahen Burgen frĂŒher aus, dem Kundigen erschließt sich aber, dass keinerlei FunktionalitĂ€t gegeben sein konnte. SĂ€mtliche Dimensionen stimmen nicht (und die Geschichte dahinter ebenso nicht!)
Ich persönlich habe den Anspruch

Und daher passt das im Moment mit “castle” fĂŒr mich nicht. Ich lasse aber des Friedens willen traurigen Auges die Mehrheit ĂŒber diesem QualitĂ€tsanspruch stehen!! :frowning:
Einen schönen Sonntag allen


 wĂŒnscht Uwe

Da bin ich anderer Auffassung. Daher bin ich ja auch klar der Meinung, dass der Schlossnachbau in Berlin, der erst in den letzten Jahren gebaut wurde, kein historisches GebĂ€ude ist. Es ist ein neues Bauwerk, dass mit neuen Baumaterialien die Fassade eine historischen GebĂ€udes kopiert. Bei der Frauenkirche in Dresden sehe ich das wiederum etwas anders. Dort gab es einen riesigen Haufen alte Steine und aus diesen alten Steinen wurde das ursprĂŒngliche historische GebĂ€ude wieder zusammengebastelt.

Historisch heißt aber nicht, dass es mittelalterlich oder Ă€lter sein muss. Es bedeutet lediglich, dass es in einer vergangenen Zeit entstanden ist. Das hatte ich ja bereits versucht, anhand der Bauten aus den 30er Jahren des 20ten Jahrhunderts in NĂŒrnberg zu verdeutlichen.

Wenn ich mir dieses Jahr in meinen Garten eine nachgebaute Ruine eines mittelalterlichen Schlosses hinbaue, ist das weder eine Ruine noch historisch. Wenn mein Ururgroßvater diese (fiktive) Ruine 1890 in meinen Garten gesetzt hĂ€tte, wĂ€re dieses Objekt inzwischen ein historisches Objekt. Wenn es aber noch intakt in der Form, wie 1890 erbaut dort stĂŒnde, wĂ€re es keine Ruine (nur eine scheinbare Ruine), hĂ€tte aber diese Pseudoruine in den letzten hundert Jahren niemand in Stand gehalten und wĂ€ren die damaligen Mauern inzwischen zerbröselt, wĂ€re die Pseudoruine inzwischen zu einer echten Ruine (der Ruine einer Pseudoruine) geworden.

Ist doch eigentlich ganz einfach, oder?

Nein, auch das sehe ich anders. Erst einmal ist es lediglich der Nachbau einer Burgruine.

ruins=yes wird es nach meiner Überzeugung erst dadurch, dass der ursprĂŒngliche Bauzustand inzwischen teilweise zerfallen ist. Solange noch jeder Stein dort sitzt, wo er ursprĂŒnglich mal hingemörtelt wurde, halte ich das nicht fĂŒr eine Ruine.

Ob es eine Burg ist? Naja, der Begriff “castle” aus dem OSM-Wiki ist offensichtlich deutlich weiter gefasst als der deutsche Begriff Burg. Auch Schlösser, PalĂ€ste, HerrenhĂ€user fallen offensichtlich unter diesen Begriff und werden ĂŒber castle_type https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:castle_type nĂ€her definiert.

Doch sollte es meines Erachtens schon nach Errichtung ein GebĂ€ude gewesen sein. Ein paar nackte Mauern in die Gegend gestellt mögen zwar vielleicht aussehen wie die Reste einer Burg, doch wĂ€re es meines Erachtens noch keine Burg. WĂ€hrend die von mir weiter oben historisierend und in Teilen als Scheinruine erbaute Löwenburg in Kassel tatsĂ€chlich ein GebĂ€ude ist, dass auch als ein GebĂ€ude genutzt wurde und wird, dass unter den weit gefassten OSM-Begriff “castle” fĂ€llt.

Die Frauenkirche in Dresden ist auch ein neues GebĂ€ude (aus alten Steinen, und nach altem Entwurf, der allerdings verbessert wurde, ungefĂ€hr in alter Form). Beim Berliner Stadtschloss gab es noch Kellerreste (ob die allerdings integriert wurden weiß ich nicht, wĂŒrde mich nicht wundern wenn man erstmal alle echten Reste weitgehend beseitigt hat vor dem Neubau :wink: ). Und vom Berliner Schloß gab es eingelagert viele Teile, (u.a. Skulpturen), die AFAIK wieder angebracht werden sollten. Der originale Eingang steht ja gegenĂŒber: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/36/Staatsratsgebaeude_Berlin.jpg/1200px-Staatsratsgebaeude_Berlin.jpg

Wenn man so ein Objekt korrekter mappen will, sollte das durch Zusatztags erfolgen und nicht durch ein anderes Haupttag (das dann zum Verschwinden von allen gĂ€ngigen Karten fĂŒhrt).

Es gibt bereits ein Tag, das “castle” nĂ€her spezifziert, das könnte man um “Folly” erweitern: historic=castle, castle_type=folly. Oder angelehnt an ruins könnte man auch ein folly=yes einfĂŒhren, fĂŒr Pseudo/Dekoanlagen aller art.

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Der bislang beste Vorschlag

Mit tower könnte ich auch leben, dann aber bitte man_made=tower (statt historic) und entsprechende subtags.

folly=yes finde ich besser, weil man da das was imitiert wird in castle_type setzen kann, folly kann man ja prinzipiell fĂŒr alle solche “falschen” GebĂ€ude verwenden, das sagt nicht ob es eine Ritterburg oder was anderes darstellen soll