highway=razed

Hallo,
das Wiki sagt - zumindest in der englischen Fassung - recht deutlich, dass highway=razed zugunsten des Lifecycle-Prefix nicht mehr verwendet werden soll. Genutzt wird es trotzdem, vor allem bei uns in Deutschland (Overpass). Aufgefallen ist mir das durch etwas seltsames Routing von BRouter hier über das Gelände vom KKW Grohnde.

Wie damit umgehen? Umtaggen auf razed:highway oder gleich entsorgen? Generell halte ich razed:highway so wie razed:building nur für kurze Zeit für gerechtfertigt, bis auf den gängigen Luftbildern die Straße nicht mehr drauf ist.

In diesem speziellen Fall am KKW Grohnde tendiere ich klar zum Löschen, die Straße existierte da bei OSM-Gründung schon einige Jahrzehnte nicht mehr.

Grüße,
Matthias

Nach manueller Kontrolle (ggfs. vor Ort) umtaggen oder löschen. Kann ja auch sein, dass “razed” falsch ist und noch deutliche Spuren vorhanden sind.

Offensichtlich wurde der frühere Verlauf der B83 hier wegen des Kraftwerkbaus unterbrochen und jemand wollte das deswegen nicht mehr vorhandene Zwischenstück eintragen, um diesen Bezug deutlich zu machen.

razed:highway=primary wäre dann aus meiner Sicht das Mittel der Wahl, wenn noch Spuren erkennbar wären, wie z.B. Böschungen. Das ist aber (was ein Blick auf das Luftbild unschwer erkennen lässt) hier nicht der Fall.

Ersatzlos läschen wäre aber aus meiner Sicht auch nicht angemessen. In der Kombination mit den noch vorhandenen Teilstücken rechts und links des Kraftwerksgeländes und dem Umstand, dass es sich hier nicht lediglich um irgendeinen Feldweg handelte sondern eine frühere Fernstraße, würde ich an dieser Stelle mit einer Routenrelation arbeiten, die auch die noch als Nebenstraße genutzten Teilstücke der früheren Bundesstraße (die wahrscheinlich auf dieser Trasse bereits unter anderer Bezeichnung lange vor Gründung der Bundesrepublik verlief) mit einbezieht. Diese frühere Bundesstraße ist aus meiner Sicht ein Objekte , das von historische Interesse ist, also in Beziehung zur Menschheitsgeschichte stehen im Sinne des Einleitungssatzes dieses Wiki-Artikels https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:historic

Die Relation hätte dann die Attribute:
historic=highway, route=historic, type=route, old_ref=B 83, name=alte B 83, description=früherer Verlauf der B83 vor Errichtung des Kernkraftwerks Grohnde und der Ortsumgehung von Emmern und Kirchohsen.

Die eindeutig zuzuordnenden und noch als Straße genutzten Teilstücke würden dann ebenso zum Mitglied dieser Relation gemacht wie eine Linie ohne jegliche Attribute durch das Kraftwerksgelände. Dazu würde man an dieser Linie https://www.openstreetmap.org/way/358348988 alle Attribute löschen und sie dann als Mitglied der Relation zuordnen.

Es entstünde dann eine durchgängige Relation von diesem Punkt https://www.openstreetmap.org/node/2413842123#map=19/52.05651/9.36543 bis zu diesem Punkt https://www.openstreetmap.org/node/3632840884 (bei letzterem Punkt ist auch ein kurzes Teilstück als highway=razed eingezeichnet. Wahrscheinlich sind dort auch keine Spuren mehr zu erkennen. Man sollte dort genauso verfahren wie mit dem Teilstück auf dem Kraftwerksgelände. Auch die Anbindung am nördlichen Ende sollte mit einer ebensolchen Linie erfolgen.

Auf der Route liegt übrigens noch ein Stück h=razed
Beim Löschen aller h=razed hätten wir viel zu tun …
Eigentlich darf es einem Router nicht passieren, über sowas zu routen.
Im Profil findet sich die Zeile
else if ( highway=proposed|abandoned ) then 10000
Da kann man sich schon fragen, warum über disused, razed, demolished, … aber wohl auch über construction so einfach gerouted wird …
Bei letzterem kann man sich noch sagen, dass man das per Schalter anschalten können sollte, weil es sicher in OSM die eine oder andere vergessene Baustelle gibt …
Und einen Schalter für “highway=unknown”, weil zu das macht er razed und paar unbekannte andere wohl laut detaillierter Streckenauswertung … Paar bekannte Altfälle wie die obigen sollten aber auf jeden Fall gefiltert werden.
Konkret muss man “|unknown” ergänzen … “|construction” ist wohl das einzige, was man direkt angeben kann.

Sehe https://github.com/abrensch/brouter/issues/293

Das deprecated-Argument wäre korrekt, würde es dazu führen, wenn nicht über fehlerhafte/veraltete values gerouted, aber anscheinend werden fehlerhafte/veraltete values zu “unknown” zusammengefasst und so doch drüber geroutet?
Es mag sein, dass es einige unberücksichtigte highway-Werte gibt, die routingfähig sind, aber das dürfte eher die Ausnahme sein, die kein routen über unknown rechtfertigt, oder?

@emvee: Danke für den Link, den wollte ich auch gerade posten. Die BRouter-Macher wollen für ein schon länger als veraltet eingestuftes Tag keine Unterstützung mehr einbauen. Verständlich bei unter 700 Verwendungen weltweit. In der genannten Zeile einfach “|razed” ergänzen funktioniert nicht, da highway=razed gar nicht separat in den Routingdaten drin steht (gibt den Fehler “Profile error: ParseException at line 186: unknown lookup value: razed”).

Mit geht’s hier auch eher um das generelle: bei anderen Dingen, die nicht mehr existieren, ist der Tenor bisher, dass die in der DB nichts zu suchen haben (ausgenommen Eisenbahn-spezifisches). Daher würde ich im Gegensatz zu @Galbinus löschen, schon gar nicht noch eine Relation dazupacken. Bei wirklich historischen Schlössern, Burgen etc. wird schließlich auch nur eingetragen, was noch vor Ort existiert.

ich hab’ mal die lookup-Tabelle um entsprechende Alias-Werte erweitert:

proposed planned virtual
abandoned disused razed demolished dismantled

Das ist am einfachsten, weil so muss man die Profile nicht anpassen

Sollte also morgen mit den neuen Daten in brouter-web nicht mehr über highway= razed routen

Danke!

Bleibt noch die Frage, ob sowas überhaupt in die Datenbank gehört.

Es gibt offensichtlich das Bedürfnis, diese Information zu taggen und es gibt Mapper und Anwender, die sich für diese Information interessieren.

Solange es nicht beim Erfassen real vorhandener Dinge massiv stört würde ich nichts löschen, was nicht falsch ist, alleine schon des guten Miteinanders wegen.

@JochenB: Der Sündenfall des Mappings von Eisenbahnstrecken, von denen nichts mehr zu erkennen ist, sollte nicht Schule machen. Es wird immer irgendwelche Orchideenmapper geben, die 1000 gute Gründe finden, warum gerade ihre razed/abandoned/…-Objekte auf immer und ewig erhalten bleiben müssen. Dann wird aber der Grundsatz der On-the-Ground-Truth zur Farce. Wer nicht mehr erkennbare Objekte erhalten will, soll sich ein eigenes Layer schaffen und nicht mit obsoleten Daten die OSM-Datenbank überfrachten und damit allen anderen Mappern die Arbeit erschweren.

+1

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Könnte man fast als sticky oben festtackern :sunglasses: :smiley:

Ich erkenne gerade am Beispiel nicht, warum es allen anderen Mappern die Arbeit erschwert. Wenn dem so ist, dann würde ich es ja auch löschen. Bis dahin leben und leben lassen.

Es geht darum, Präzedenzfälle gar nicht erst entstehen zu lassen. Das KKW Grohnde ist zwischen 1975 und 1984 gebaut worden, die Straße ist dort seit 36 Jahren weg - also noch lange bevor OSM entstand.

Mit der gleichen Logik könnte ich auch nicht mehr existente Römerstraßen oder die seit 1900 überbauten Service-Highways der ehemaligen Lokomotivenfabrik (“Feuerland”) in der Rosenthaler Oranienburger Vorstadt in Berlin-Mitte eintragen. Spätestens dann stören sie.

Und es gibt sogar ein Projekt dafür:

Also los! OSM ist für aktuell existierende Objekte da (es heißt we map what’s on the ground, nicht we map what used to be on the ground).