Attributierung von Straßen / Änderungen in Franken

Ich finde die Beschreibung der Attributierungen eigentlich ganz gut. Ich denke, ein strenges Schema, nach dem man mappen kann und dabei ein Bauchgefühl außen vor lässt, wird es nicht geben können. Da ist die Vielfalt möglicher Kombinationen von Widmung/Baulast, Ausbauzustand, Bedeutung und Verkehrszahlen einfach zu groß und regional unterschiedlich ausgeprägt. Was angesichts Verkehr und Ausbau in Ballungszentren vielleicht noch tertiary ist, kann in ländlichen Gegenden bereits die Verkehrsbedeutung einer primary haben. International kann das nochmals ganz anders aussehen, da kann auch primary sein, was hierzulande gerade mal als track durchgeht … Deshalb möchte ich jeden Mapper bitten, nicht ausschließlich vom üblichen Zustand der eigenen Umgebung auszugehen.

Von vorgenanntem ausgehend würde ich es schon nicht Kriterien nennen, sondern eher Anhaltspunkte. Diese sind m.E. auch nicht in einer Reihenfolge abzuarbeiten, sondern gleichrangig zu betrachten. Erst in der Gesamtschau ergibt sich ein Bild zur richtigen Attributierung. Wenn es mehrere Mapper vor Ort in der Gegend gibt, dann sollte man nach Möglichkeiten suchen, sich abzusprechen und zu einigen. Über eine Stufe der Attributation hin oder her kann man sicher diskutieren. Ändern sollte man nur, wenn es objektive Anhaltspunkte gib, dass etwas falsch ist oder sich grundlegend geändert hat, wie z.B. Umwidmung, Neu- oder Rückbau, Änderung der Verkehrsströme. Großräumiges Umtaggen halte ich für den komplett falschen Ansatz und ist m.M.n. zu revertieren.

Ich lasse in meine Überlegungen folgende Anhaltspunkte einfließen:

  • die Widmung bzw. Baulast ist immer, aber eben nur ein Anhaltspunkt
  • überdurchschnittlicher Ausbauzustand oder Verkehrsaufkommen kann, muss aber nicht, zu einer Hochstufung um eine oder mehrere Klassen führen, umgekehrt ebenso
  • eine gute Orientierung bietet m.E. die Ausschilderung. Weiße Ausschilderungen sind örtliche Ausschilderungen - hier bewegen wir uns im Bereich residential, unclassified oder tertiary. Ausschilderung nur des nächsten Ortes - i.d.R. tertiary oder unlassified. Sind in beiden Richtungen die nächsten Städte bzw. Kreisstädte ausgeschildert, ist es meist bereits eine überregionale Landstraße, sind es eher weiter entfernte größere Städte oder Großstädte, dann tendenziell eher Bundesstraßen.

Konkret zu Bayreuth nur ein Beispiel: die Strecke Justus-Liebig-Straße, Thiergärtnerstr. und Universitätsstr. wurden von primary zu tertiary abgestuft. Ja, es ist keine Bundesstraße, aber in beiden Richtungen ist eine zumindest überregionale Ausschilderung:
in die eine Richtung Autobahn und Fränkische Schweiz: https://www.mapillary.com/map/im/uzXDFUyednD9QZuhHVe17g
in die andere Richtung die Städte Hollfeld und Pottenstein bzw. die Kreisstädte Kronach und Kulmbach: https://www.mapillary.com/map/im/uzXDFUyednD9QZuhHVe17g
Eine Abstufung zu tertiary ist in meinen Augen schlicht falsch. Über ein secondary könnte man noch diskutieren.

PS: was mir als Anhaltspunkt auch ganz wichtig ist: die Attributierung von Bundes- und Landstraßen, d.h. primary und secondary, sollte keine Brüche aufweisen. D.h. für mich, dass bis auf wenige Ausnahmefälle, z.B. Saßnitz auf Rügen, eine höherrangige Straße nicht abrupt endet und als niederrangige Straße weiterführt. Meiner Meinung nach muss i.d.R. jedes Ende einer primary oder secondary an einer gleichrangigen oder einer höherrangigen Straße enden. Ausnahmen sind m.E. nur dort gegeben, wo in Grenz- oder Küstennähe eine primary tatsächlich endet und der Rest nur noch örtlich oder regional erschlossen wird.

PPS: was m.M.n. gar nicht geht ist das taggen von Rechtsabbiegerspuren als *_link nach der höherrangigen Straße, so wie hier: https://www.mapillary.com/map/im/uzXDFUyednD9QZuhHVe17g
Wenn wir die Verkehrsbedeutung als Maßstab nehmen, dann kann eine Rechtsabbiegerspur, die ein Wohngebiet an eine Bundesstraße anschließt, niemals die Verkehrsbedeutung einer Bundesstraße haben, sondern allenfalls die einer residential. Die unsägliche Tabelle zu der Attributierung von *_link, die unabgestimmt ins wiki geschrieben wurde, ist in meinen Augen nur für die echten Auffahrtsrampen an kreuzungsfreien Verbindungen gedacht gewesen und für die Nutzung reiner Abbiegespuren an echten niveaugleichen Kreuzungen schlicht ungeeignet!

Warum? OSM kommt mit der bisherigen Praxis eigentlich ganz gut zurecht.
Wenn jemand unbedingt eine Karte haben möchte, die wie eine amtliche ausschaut, dann kann er sich die doch selber Rendern indem er die ref=* entsprechend auswertet. Oder die für ihn wichtigen Kriterien wie Spuranzahl und Breite erfasst und nach seinen Regeln für seine Karte auswertet.
Ich bin jedenfalls mit der subjektiven Einstufung der Klassifikation von Kollegen mit Ortskenntnis bisher sehr gut gefahren und möchte keine strengeren Regeln.

So isses.

Und nicht vergessen: Mit solchen Regeln, die vielleicht in D funktionieren, wird man kein weltweites Projekt steuern können.

Die Beispiele hier (und die der letzten Jahre) zeigen, daß es nicht mal in D einigermaßen zufriedenstellend funktioniert… Jeder Mapper interpretiert das ganze für sich anders… und ein Dritter stört sich daran… Das zeigt irgendwie auch die Disskussion hier…
Während pyram den Baulastträger zur Beurteilung eher ablehnt, andere ihn als Teil der Beurteilung sehen, halte ich persönlich den Baulastträger als ein recht starkes Kriterium zur Beurteilung (mitnichten das einzige…)

Gerade Straßen in Baulastträgerschaft des Landes oder des Kreises treiben gelegentlich mal sonderliche Stilblüten… Eine Reihe von Landesstraßen z.B. im Landkreis Elbe-Elster (diverse Landesstraßen 2. Ordnung, mit dreistelligen L-Nummern) sind vom Zustand her eher mit mittelprächtigen bis schlechteren Kreisstraßen zu vergleichen. Da muß man auch die politische Situation hinzuziehen… dünn besiedelter Landkreis… Land will seit Jahren die Straßen an den Kreis abgeben, Kreis winkt dankend ab, man einigt sich nicht, Land sieht keine Möglichkeiten und macht nichts… In solchen Situationen ist es dem Kreis auch nicht zu verdenken… Warum mich mit Kosten belasten, wenn es das Land (vermeindlich) besser kann und es in der Pflicht sieht. Im umgekehrten Fall ist es mit Landes- zu Bundesstraßen auch so… Die L48 https://www.openstreetmap.org/relation/8522776#map=12/51.6627/14.4491&layers=N ist zwischen Roggosen und Bohnsdorf als 2+1 ausgebaut, ja das war aber zu einer Zeit, als die noch die B115 war; erst später ist die B115 umverlegt worden und die B115 zur L48 herabgestuft worden…
Krasses Gegenbeispiel: L40 https://www.openstreetmap.org/way/291788973#map=14/52.3676/13.2244&layers=N speckgürtelgeschuldeter kreuzungsfreier Ausbau… eigentlich warte ich hier nur auf eine Heraufstufung zur Bundesstraße…

Fazit für mich, an denen ich mich bei der Einstufung leiten lasse:

  • Nach den OSM-Definitionen gibt es nicht mal deutschlandweit eine verlässliche und vergleichbare Definition, Disskussionen sind eigentlich müßig.
  • Es gibt immer eine äußerst starke subjektive Komponente, die jeder für sich anders interpretiert.
  • Für mich spielt der Baulasträger zunächst eine große Rolle, hinzuziehen muß man auch die Vorgeschichte und die Politischen Hintergründe der Straße.
  • Abweichungen um eine (selten zwei) Stufen der highway-Eigenschaft gibt es immer…

Sven

Vielleicht verstehe ich das nur falsch, aber das klingt widersprüchlich.

Dass es eine große Korrelation zwischen der amtlichen Klassifizierung und der Verkehrsbedeutung gibt, stelle ich auch gar nicht in Abrede. Es ist - wie hier mehrfach festgestellt wurde - nur einfach nicht das allein seeligmachende Kriterium.

lies mein Fazit…

Man findes immer für alles Ausnahmen und Abweichungen…

Sven

Korrektur-Hinweis: durch die Moderation wurde nur mein nachgereichter und korrigierte, nicht der ursprüngliche Beitrag gepostet. Hier die konsolidierte Fassung. In Kursiv die Änderungen meinerseits.


Hallo Delta456,

schön, dass du dich hier der Diskussion stellst. Ich stimme dir zu, dass die bisherige mapping-Praxis zumindest in Bayreuth nicht dem Wiki entsprochen hat. Insofern hat dein Vorstoß auch den Vorteil, dass das jetzt mal berichtigt wird. Allerdings hast du es aus meiner Sicht leider verschlimmbessert (dazu unten mehr).

Ich widerspreche dir aber ausdrücklich, dass die Regelungen (https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Attributierung_von_Stra%C3%9Fen_in_Deutschland#Durchgangsstra.C3.9Fen und [https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:highway)](https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:highway)) völlig widersprüchlich sind. Ja, es gibt nicht nur ein (eindeutiges) Kriterium wie Baulastträger, aber das würde auch der Realität völlig widersprechen (wie ja auch viele hier schon angemerkt haben). Die Regelungen sind aber schön beschrieben, in sich weitgehend Konsistent und weißen auf die verschiedenen Kriterien hin.

Jetzt konkret zu den Beispielen in Bayreuth:
**Königsallee - Kemnather Str. - Anschluss B22 (alte B22)**: War vorher highway=secondary (laut Wiki "Mehrspurige Durchgangsstraßen, die auch dem überegionalen (sic!) Durchgangsverkehr dienen"), du hast es zu highway=tertiary (Wiki: "Vorfahrtsberechtigte Durchgangsstraßen, die lediglich ein Stadtviertel oder ein Wohngebiet erschließen") geändert. Okay, die Straße ist größtenteils "nur" zweispurig, dient aber leider trotz Umlegung der B22 bis heute nicht nur den anliegenden Stadtteilen und Wohngebieten, sondern sehr wohl (zum Leidwesen der Anwohnenden) dem überregionalen Durchgangsverkehr. -> ich plädiere weiterhin für highway=secondary.

**Nürnberger Str. (B2)**: Wurde durch dich von highway=secondary zu highway=*primary* aufgestuft. Die Straße ist zwar nur zweistreifig und es gibt Planungen Tempo 30 einzuführen und die Stadt versucht den Verkehr auf die Achse Dr.-Konrad-Pöhner-Str. - Universitätstr. - Wittelsbacherring zu verlagern, allerdings ist sie dicht befahren und natürlich eine Bundestraße -> ich gehe mit deiner Änderung zu highway=*primary* mit, wäre aber auch mit highway=secondary zufrieden (was nach meinen Vorschlägen dann auch wieder die gleiche Darstellung wie die Universitätsstr. wäre).

**Dr.-Konrad-Pöhner-Str. - Universitätstr. - Wittelsbacherring**: Wurde durch dich von highway=secondary zu highway=tertiary abgestuft. Die Straßen sind durchgehend zweistreifig ausgebaut, größtenteils mit Grünstreifen in der Mitte, im Bereich der Universitätstraße innerorts für 60 km/h freigegeben und dicht befahren. Seitens der Stadtverwaltung wird versucht, den überregionalen Verkehr hier zu bündeln (anstatt auf der Nürnberger Str.) -> ich kann deine Änderungen hier absolut nicht nachvollziehen, sie widersprechen dem Wiki und der Realität (fahr mal hin...). Hier muss wieder highway=secondary her, ggf. auch highway=*primary*.

**Sophian-Kolbstr. - Weiherstr./Riedingerstr. - Hofer Str. - Meistersingerstr./Feustelstr. - Nordring**: Wurde durch dich von highway=primary zu highway=tertiary abgestuft. Die Straßen sind teilweise zweistreifig ausgebaut, größtenteils ist der Radverkehr auf der Fahrbahn verboten, die Straße ist dicht befahren und überregional ausgeschildert. ->  highway=primary war sicherlich strittig, highway=tertiary passt aber schon wieder überhaupt nicht. Ich plädiere hier für highway=secondary.

**Dr.-Würzburger-Str. - Scheffelstr. - Justus-Liebig-Str. - Thiergärtner. Str. - Universitätsstr.** Wurde durch dich von highway=primary zu highway=tertiary abgestuft. Die Straßen sind bis Freiheitsplatz innerorts zweistreifig ausgebaut und der Verkehr wird hier überregional (Querverbindung Fränkische Schweiz - Kulmbach) umgeleitet; in der Justig-Liebig-Str. gibt es viele gut ausgebaute Abbiegespuren, der Radverkehr wird auf dem Sideboard abgetrennt. Die Thiergärtner Str. ist in einem kurzen Abschnitt ein Altbau und mit 30 km/h ausgeschildert, da der Ausbau hoch umstritten bzw. eine Verlegung in den Studentenwald diskutiert wird, ansonsten sind Thiergärtner Str. und Universitätstr. zweistreifig gut ausgebaut, sind dicht befahren und liegen außerhalb der Ortstafeln mit parallelem Fuß- und Radweg. -> Eine Abstufung ist hier okay, aber nur auf highway=secondary.

Über die zwei kurzen Verbindungen **Rathenaustr.** und **Birkenstr. - Cosima-Wagner-Str.** kann sicherlich trefflich gestritten werden, allerdings werden sie auch in die überregionale Verkehrsleitung einbezogen, die Birkenstraße ist auch vierspurig ausgebaut und sind auch alle dicht befahren. -> Aus meiner Sicht war hier auch highway=secondary gerechtfertigt.

Die Beispiele aus Bayreuth zeigen aus meiner Sicht, dass innerorts von Mittel- und Großstädten eine Abwägung zwischen den Argumenten Straßenbaulastträger, Ausbaustand, Verkehrsbelastung und Verkehrsführung unbedingt notwendig sind. Genau deswegen widerspreche ich auch dem Vorschlag, die Regeln in den Wikis entsprechend dem einzigen Kriterium Straßenbaulastträger umzubauen.

Beste Grüße

mapvid

Gestern habe ich mal diesen Abschnitt der L545 von secondery zu tertiary degradiert, nachdem mir
auf diesem Stück radelnd die geringe Breite auffiel, die sich später in Google Maps nachgemessen mit 3,9 - 4,4 m als zur gefühlten Breite von 4 m *) passend zwischen den Orten rausstellte. Konnte mich gerade noch zurückhalten, da gleich service draus zu machen … :roll_eyes:

*) … was zwei @#§&"@# nicht vom Überholen abhielt, mal schauen, wo man die Aufstellung von vorschlagen kann, die Strecke wäre ein Kandidat dafür, ist ja Radroute …

Ach Leute,

ich will ja nichts sagen, aber können wir uns, bevor wir uns über die Pläne der einzelnen Städte beugen, mal Richtkorridore fassen? Denn ich bin der Meinung, dass sämtliche meiner Handlungen hierdurch abgedeckt waren: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:highway Das Beispielsweise in der Tabelle ist nun halt ein Beispiel und für mich keine Richtgröße und der Rest ist mehrheitlich über die Baulast definiert und ansonsten für mich ergänzend zu dieser aber nicht entweder…oder.

Ich habe, wie andernorts schon hingewiesen, mehrere Vorschläge unterbreitet, wie man dem begegnen könnte. Ich sehe jedenfalls Handlungsbedarf. Bevor irgendwas an der Karte geändert wird, sollte der Wortlaut mit einem gewissen Korridor ausklamüsert werden.

Viele Grüße

Da bin ich anderer Meinung.
Ich sehe da eine Diskrepanz zwischen dem von Dir verlinkten Artikel und Deinem Tun.

Puh, aber auf welcher Basis? Nur wegen der Breite, also dem Ausbauzustand? Ich komm nicht aus der Region und weiß daher nicht wie genau die Verkehrsbedeutung der Straße einzuschätzen ist, aber nach dem Blick auf die Karte wirkt es auf mich nun schon so als ob Du eine durchaus bedeutende Verbindungsstraße aus dem regionalen Netz entfernt hast. Die Route verbindet die Region Bad Bergzabern mit Lauterbourg und dient auch als Autobahnzubringer zur A35. Klar, die französische D3 verläuft weitgehend parallel, aber da es auf halber Strecke auch kein Grenzübergang gibt fehlt da jetzt vielleicht eine Hauptverbindung durch den Bienwald. Ausbauzustand ist auf dem Land imo oft kein geeignetes Einstufungskriterium. Aber trotzdem – ich bin nicht von dort, war nicht dort, kann nicht beurteilen ob das nicht vielleicht doch ein eher unbedeutender Schleichweg ist, der mit tertiary nun passend attributiert ist.

Ich fand mapvids detailierte Ausführungen zu Bayreuth gut, das hat die Diskussion weitergebracht, weil es gezeigt hat, das ‘klare Kriterien’ wie von Dir gewünscht für die Einstufung wahrscheinlich eher nicht zu finden sind. Zentral sind halt keine einzelnen Kriterien wie Ausbauzustand oder Bauträger, sondern vor allem auch die schwer zu fassende weil sich organisch (und nicht primär geplant!) bildende Netzwerkfunktion der Straßen.

Ich bin da bei Mammi71 und bei pyram – die aktuelle Praxis funktioniert eigentlich ganz gut, das Straßennetz in D wird imo tendenziell in sich recht logisch in OSM abgebildet, sowohl in Städten als auch dem Land. Problematisch wird es erst wenn massenhaft bestehendes umgearbeitet wird. Bei der zuvor bestehenden Situation hat sich ja auch schon jemand mal etwas dabei gedacht, da brauch es schon starke Argumente, wenn komplett umgearbeitet werden soll, ansonsten gehen unter Umständen Systematisierungen einfach verloren. Punktuelle Änderungen wie die von MitteloberrheinischerWaldameisenschreck mit der L545 können natürlich immer berechtigt sein, weil sich das Straßennetz ja permanent ändert und Fehler im aktuellen Bestand auch einfach vorkommen können. In einer ganzen Stadt einfach sämtliche secondarys zu entfernen fällt da aber eher nicht drunter.

OT: Zumindest in Brandenburg gibt es die Sondersituation, dass ein Teil der F-Straßen der DDR nach der Widervereinigung nicht in den Bundesstraßentopf geworfen worden sind, sondern wie die Bezirksstraßen zu Landesstraßen geworden sind. Deswegen gibt es in Brandenburg verwaltungsintern ein “gelbes” Straßennetz aus sekundären Bundessstraßen und verkehrswichtigen Landesstraßen (Grundnetz) und ein “grünes” Landesstraßennetz mit den Landesstraßen zweiter Klasse. Autobahnen und primäre Bundesstraßen bilden das blaue Netz.

In Sachsen hat man vor einigen Jahren auch entdeckt, dass diverse Staatsstraßen eigentlich eher Kreisstraßen sind. Aber die Kreise wollen diese Straßen nicht, und das Land will sie vor der Übergabe an die Kreise auch nicht sanieren. So läuft es nämlich im Regelfall bei der Herabstufung von Bundes- zu Landesstraßen: Erst Sanierung auf Kosten des Bundes, dann gewissermaßen besenreine Übergabe.

@Waldameisenschreck: Es gibt sogar Bundesstraßen mit Fünfmeter-Querschnitt und weniger, fahr mal von Dömitz die B195 von Dömitz nach Amt Neuhaus.

“Verkehrsbedeutung” wird im Behördenhandeln nicht nur an der Fahrzeugzahl festgemacht, sondern an der Verbindungsfunktion zwischen den verschiedenen Zentrentypen (Metropolregionen, Oberzentren, Mittelzentrum usw…)

Hier ein Einschub nochmal von mir.

Ich möchte an dieser Stelle melden, weil irgendwas grundlegend missverstanden wird. Ich habe Verständnis darüber ausgedrückt, dass bei der Umetikettierung ausgedrückt, dass ich an diversen Stellen über das Ziel hinausgeschossen bin und ich habe Lösungsbereitschaft angeboten. Aber, und das ist das, was mich gerade so richtig abnervt, ist, dass ich die Änderungen wieder revertieren soll, obwohl in dem Handbuch namens Wiki es mindestens missverständlich drinnen steht und, wie ich es wahrnehme, von den Abbiegespuren abgesehen, nicht das geringste Interesse daran besteht, die Textpassagen zumindest mal so zu formulieren, dass zukünftige Kollisionen weniger werden.

Ich geh mal die Tabelle durch, die so im Wiki steht und nach der ich mich gerichtet hatte, als ich die Straßenattributierung umgeändert hatte.

Primary Allgemein: Straßen, die von nationaler Bedeutung sind und Zentren miteinander verbinden.
Deutschland/Österreich: (Bundesstraßen. Hauptverbindungsstraße unter zentraler Verwaltung (D:Bund/A:Bundesland) mit besonderer Kennzeichnung (D: Nummer unterhalb der Vorfahrtsschilder), die meist größere Städte verbindet und dem überregionalem Verkehr dient. Außerdem: Straßen mit übergeordneter Verkehrsbedeutung (beispielsweise mindestens 10.000 Kfz / Tag)

Secondary Allgemein: Straßen, die von überregionaler Bedeutung sind und kleinere Zentren miteinander verbinden.
Deutschland Landes-, (Staats-,) oder sehr gut ausgebaute Kreisstraße. Straße mit Mittellinie, die kleinere Städte oder größere Orte verbindet. Diese Straßen dienen dem zwischen-regionalen Verkehr.

Tertiary Allgemein: Straßen, die Dörfer untereinander verbinden bzw. innerstädtische Straßen mit Durchfahrtscharakter.
Deutschland Kreisstraße, sehr gut ausgebaute Gemeindeverbindungsstraße. Allgemein auch: Innerstädtische Vorfahrtstraßen mit Durchfahrtscharakter (urban).

Die Verkehrsbedeutung der Umgehungsstraßen dürfte angesichts der Autobahnen allermeist nur zwischenregional sein, wenn wir nach den Straßenschildern gehen. Vor allem aber: Nach dem gefetteten habe ich mich gerichtet, als ich herabgestuft habe. Das meiste sind Durchgangsstraßen um den Verkehr umzuleiten. Zugegeben gut ausgebaut. Wenn wir vom Sonderartikel der Attributierungen reden, fallen alle Straßen bestenfalls auch nur unter secondary, aber bei der aktuellen Beschreibung nicht unter primary. Und eine Umlenkung um die Altstädte herum findet statt, aber ich kenn viele der editierten Straßen gut genug, dass da immer noch einiges an Verkehr durchgeschoben wird.

Allgemein jedoch sollte, wenn nicht der Baulastträger das entscheidende Kriterium ist, das ganze auch nicht so im Artikel und den entsprechenden Unterartikeln geschrieben sein. Und generell würde ich es begrüßen, dass all dass, was wir hier schon hin und her diskutiert haben, endlich mal im Wiki vielleicht einmal auch Erwähnung fände.

Kurzum: Wenn ihr es nicht so eng ausgelegt haben wollt, so wie ich den Text gelesen habe, dann packt bitte die Artikel im Wiki an, dass es besser als bisher drinnen steht. Anschließend können wir uns Gedanken machen, ob eine Komplett- oder Teilrevertierung die beste Lösung ist. Danke!

Hallo,
mir ist bei diesem Thema nicht ganz klar, warum die Verkehrsbedeutung als Standart key/value gemappt werden soll.
Die Verkehrsbedeutung ändert sich doch stetig je nach z.B. Jahreszeit, Wochentag, Tageszeit und Urlaubszeit.
Ich bin Sonntags oft gefühlt auf einer Bundesstraße alleine unterwegs, wo ihr gleichzeitig auf dem Feldweg zum Baggersee im Stau steht.
Wo benötige ich in erster Linie die Verkehrsbedeutung, vermutlich beim Routen.
Ich gehe jetzt mal davon aus, das Router nicht nur die Straßenklassifizierung, sondern auch Tempolimits und Kreuzungsfreiheit bei der Auswahl der Route berücksichtigt.
Ist dem so, werde ich auf die Umgehungsstraße (darf oft mit höheren Tempo gefahren werden) und nicht durch die Orsdurchfahrt (Bundesstraße) geroutet.
Es besteht für mich kein Grund, die amtlich vorgegebene Straßenklassifizierung bei OSM zu verbiegen.

Grüße von Lutz

nur dass die amtlichen Straßenklassen kaum einer kennt, das einzige worauf die meisten schauen sind die Träger der Straßenbaulast.

Das was Du beschreibst ist nicht die Verkehrsbedeutung, sondern die Verkehrsdichte. Es käme doch auch niemand auf die Idee, die Ostseeautobahn nachts und im Winter zu ner secondary herunterzustufen, nur weil da deutlich weniger Autos fahren, als in der Urlaubssaison.
Ich bin weiterhin der Meinung, dass man die Verkehrsbedeutung relativ gut daran abschätzen kann, welche Ziele (örtlich, regional, überregional) in beide Richtungen ausgeschildert sind.

Die ‘Verkehrsbedeutung’ soll gemappt werden, weil eine gute Karte das Straßennetz systematisieren und Hauptstraßen hervorgehoben darstellen soll. Ein naheliegendes Kriterium hierfür ist eben die Verkehrsbedeutung. Was Dein Router dann damit anfängt, ist Sache deines Routers.

Wichtig hierbei ist auch das die ‘Verkehrsbedeutung’ hier nicht die Verkehrsbelastung (Anzahl Fahrzeuge) sein kann, sondern die Erschließungsfunktion mit rein fliesen muss – eine von Pendlern genutzte Ausfallstraße einer Stadt ohne Fernverkehrsbedeutung ist eher keine primary, eine wenig befahrene Passstraße, die z.B. über weite Strecken der einzige Übergang durch eine Bergkette ist, ist wahrscheinlich schon eine primary. Dies wird in Deutschland sehr oft durch die amtliche Einstufung recht gut abgebildet…

…aber nicht immer. Im Thread wurden doch viele Beispiele aufgezeigt, die zeigen, dass die amtliche Straßenklassifizierung eben oft kein ausreichendes Kriterium ist. Das wir in D ein solches, dreistufiges Klassifizierungssystem, das so schön zu OSM passt – mit B-primary, L/St-secondary, K-tertiary – haben, ist ja auch eher Zufall. In F gibt es nach der weitgehenden Abschaffung der Nationalstraßen unterhalb der Autobahnen praktisch nur noch ‘D’ - trotzdem sollte OSM das Straßensystem in systematisierter Form abbilden können. Die ‘amtliche’ Vorgabe ist eine zunehmend durch technische Erwägungen der Verwaltungen geleitete Zuordnung, daher sollten wir wenn nötig davon abweichen können.

In Deutschland sind Straßennummerpfosten die die Straßenklasse beinhalten (z.B. B 87) für Bundesstraße 87 weit verbreitet.

@ Mammi71, für mich, jemand der 1000-1500 km jede Woche in Deutschland unterwegs ist, ist die Verkehsdichte ein Hauptkriterium für die Verkehrsbedeutung.
Mir erschließt sich der Nutzen nicht wirklich, wenn ich den Router ausschalte, und ich auf einer statischen Karte eine Subjektive Verkehrsbedeutung sehe.

@ machapuchare, wenn im Lande alles richtig läuft, klassifizieren die Ämter ja nach Verkehrsbedeutung. Da werden auch mal Straße hoch oder herabgesetzt. Das sollten wir jedoch den Ämtern überlassen, und nicht dem OSM-Mapper.

Grüße von Lutz

Da überschätzt Du deutsche Ämter, insbesondere die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Stellen.
Insbesondere ist für die offizielle Klassifizierung nicht die Verkehrsbedeutung sondern der Geldbeutel (sprich wer zahlt) entscheidend.

Hier noch ein Beispiel aus meiner Gegend:
https://www.openstreetmap.org/#map=15/48.6072/8.8560
die B 296 windet sich seit ewigen Zeiten durch die Dörfer, der Bund ist nicht bereit, das zu ändern.
Also nimmt der Kreis Geld in die Hand und baut Umgehungsstraßen, wie die K 1081.
An der Bezeichnung B 296 ändert sich nichts, aber sie verliert in den Orten ihre Verkehrsbedeutung.

Ich verstehe schon, worauf du hinaus willst, doch die Verkehrsbedeutung benötige ich in erster Linie zum Routen,
und nicht in einer Standard Kartenansicht.
Jetzt ist bei dir die B 296 optisch unterbrochen, das schmerzt jemanden der Jahre mit Karten arbeitet…

Grüße von Lutz