[CLOSED] Die Corona-Krise, eine Herausforderung für die OpenStreetMap?

Bin auch gegen Aktionismus. Wenn wir die Restriktionen, die durch Corona begründet werden, mappen wollten, dann könnten wir auch gleich an jedes Objekt ein paar “wie ist das Wetter” Tags drankleben und die dann regelmäßig anpassen.

Ebenso: kein Aktionismus …

  • Die Schließungen sind nur kurzzeitig (hoffentlich).
  • Die Menschen, die es angeht wohnen in der Nähe und wissen eh Bescheid
  • geschlossene Läden in der Ferne sollten wenig interessant sein, da wir so verantwortungsvoll sind und so wenig wie möglich reisen
  • es trifft ja alle in gleichem Maße: alle Bibliotheken sind geschlossen, alle Schulen sind geschlossen, …

Wisst Ihr, was ich in den letzten Tagen an diesem Forum toll fand? Dass das Virus nur hier und da mal knapp erwähnt wurde, während es ansonsten ganz normal um die Freuden und Leiden des Mappens ging. :wink: Diese sachliche Normalität finde ich großartig als Gegenmittel gegen die überall lauernde Panik (siehe Hamsterkäufe). Aber nun ist er da, der erste Corona-Thread.

+1. Als wichtige Mapping-Aufgabe würde ich nur das sehen, was wirklich neu entsteht, etwa (in China) neu gebaute Krankenhäuser oder (bei uns) neu eröffnete Ambulanzen. Auch sinnvoll ist es (wie in der Wochenaufgabe angesprochen), Ärzte und Apotheken zu ergänzen bzw. zu überprüfen. Aber veränderte Öffnungszeiten bzw. Schließungen zu mappen, halte ich im Moment für Zeit- und Kraftverschwendung – auch weil sich das von Tag zu Tag ändern kann. Dann mappen wir doch lieber noch ein paar fehlende Adressen, damit der Rettungswagen die auch findet …

So ist es …

Wie in einem anderen thread angedeutet, habe ich eine umap-Seite gemacht mit den Kontaktdaten aller Corona Test Labore in Indien.
https://umap.openstreetmap.fr/en/map/untitled-map_431858
Ich verwende eine csv-Tabelle mit den vom Staat veröffentlichten Daten.
Dazu ist es nicht nötig, die Daten zu mappen.
Obwohl zugegeben: andere Mapper haben die Daten vorgestern doch per Import in OSM reingekippt. Das muss alles wieder aufgeräumt werden!!!

ich würde nicht die allgemeinen Einschränkungen mappen (also nicht alle Bibliotheken oder Theater oder Kinos oder Schulen etc. schließen in OpenStreetMap), aber sowas wie dass geliefert wird, geänderte Öffnungszeiten, geschlossene POIs aus Kategorien die eigentlich offen sein könnten, etc, würde ich durchaus mappen, selbst wenn es nur kurzfristig sein sollte.
covid19:opening_hours=* covid19:delivery=only
etc

Hallo,

Treffender kann man es nicht beschreiben.

Zur Sachfrage selbst: Ich bin, wie ich im österreichischen Forum geschrieben habe, gegen das Ändern von Öffnungszeiten. Diese ändern sich in solchen Situationen zu oft. Die OSM-Community hat im deutschsprachigen Raum in der Vergangenheit Besonnenheit bewiesen und sich nicht zu wildem Aktionismus verleiten lassen. Ich bin daher kein Freund von speziellen covid19:*-Tags. Unsere Daten sollten seriös sein und bleiben. Zwar traue ich vielen erfahrenen Mappern zu, temporäre Objekte korrekt zu taggen. Ich befürchte aber, dass Neulinge und unerfahrenere Gelegenheitsmapper, die auf den Zug aufspringen, nicht mit der Sorgfalt tätig sind [1], wenn OSM eine große Virusmappingkampagne startet.

Derzeit relevante dauerhafte Infrastruktur und die Folgen der Krise können aber ein relevantes Thema für die OSM-Community sein/werden. Beispiele sind:

  • Jetzt gibt es noch mehr Gründe Arztpraxen und andere medizinische Einrichtungen zu mappen.
  • In ein paar Wochen und dann erst recht nach der Krise werden die wirtschaftlichen Folgen zahlreiche Gastronomen und sicherlich auch manches Ladengeschäft zur Geschäftsaufgabe zwingen. Manchmal war das Geschäft vorher schon nicht profitabel genug und die Krise gibt ihm den Rest, manchmal wollte der Inhaber schon altersbedingt aufgeben. Hier wäre z.B. eine Kampagne zur Nachschau bei Hotels und Gaststätten im ländlichen Raum (Stichwort Gasthaussterben) denkbar.

Alles, was aber jetzt in Zelten aufgebaut ist, wird bei der Normalisierung genauso schnell wieder abgebaut sein und bedarf daher auch jetzt keinem Mapping. Wir sind nicht Haiti oder ein anderes Entwicklungsland, wo die Hilfsorganisationen OSM benutzen (müssen), weil es nichts anderes gibt. Bei uns gibt es gewisse Strukturen und Pläne. Diese mögen zwar nicht perfekt sein, vieles wird auch improvisiert, aber es ist nicht völlig chaotisch.

Wie ToniE schon schrieb, sind diejenigen, die Informationen über temporäre Einrichtungen benötigen, diejenigen, die in der Nähe wohnen. In vermute, dass in der aktuellen Lage sich die Leute über solche Infrastruktur v.a. auf den Webseiten der Behörden und der Lokalpresse informieren. Wenn wir in dem Bereich zu mappen anfangen, interessiert sich wohl kaum jemand darum und wir selbst verschwenden nur Zeit. Da gibt es sinnvollere Aufgaben (siehe Posting von Chrysopras).

Viele Grüße

Michael

[1] weil sie es nicht besser wissen, nicht weil sie es nicht besser wollen

Bester Beitrag seit Langem hier …

+1+1+1+1

Gilt auch für @Chrysopras!

Ich werde keinen Jota und keinen Fatz zu irgendetwas ändern, was mit Covid19 zu tun. Jedenfalls einstweilen nicht!

Übrigens sollen in China die ersten erbauten Not-Krankenhäuser schon wieder abgebaut worden sein.

Bitte nicht jedes Virus einzeln in 3D mappen.

+1 für OSM als Hintergund, sonst nix.

Zu den Corona-Ambulanzen (oder Fieberambulanzen, Teststellen, wie auch immer sie heißen): Oft wird der Standort bewusst nur per Telefon mitgeteilt, damit vorgefiltert wird und nicht auf einmal Massen dort aufschlagen. Dort wo die Adressen der Fieberambulanzen in Pressemitteilungen genannnt werden, sollten wir schauen, dass diese Adressen auch in OpenStreetMap zu finden sind. Beispielsweise wird der Schützenplatz in Mayen genannt, zu finden ist er bei OSM aber leider nicht, mangels Ortskenntniss kann ich ihn auch nicht ergänzen. Unterdessen wird die Abstrichambulanz im Main-Taunus-Kreis verlegt. Während der temporären Covid19-Phase gibt es also noch mal eine Änderung, ein weiterer Grund diese Ambulanzen nicht als solche zu mappen. Es gibt einfach zu viele temporäre Änderungen.

zunächst mal sind sie aktuell geändert, d.h. sie sind derzeit in OSM falsch. Es ist auch nicht angekündigt, wann sie wieder normal werden sollen, wenn überhaupt (manche Geschäfte müssen evtl. auch ganz schließen), von daher ist es überhaupt nicht klar, wie “kurzfristig” die Änderungen sind.

Ich sehe es natürlich auch so, dass es derzeit ein Ausnahmezustand ist, d.h. man wird erwarten, dass die Zeiten irgendwann wieder normal werden können, oder dass die Geschäfte nach Ende der Krise nicht mehr ins Haus liefern werden (das ist allerdings auch unklar, könnte durchaus auch anders sein). Prinzipiell halte ich es daher für sinnvoll, eine maschinenlesbare Kennzeichnung für Änderungen (oder tags) zu haben, die das ganze auch wieder “Aufräumen” lässt.
Wer momentan gegen “covid19:opening_hours” oder :delivery ist, muss die tags ja nicht setzen. Sie behindern aber auch keines der etablierten Systeme und Auswertungen.

ich bin ein Freund der Logik, und Du eigentlich auch, dachte ich. Dein obiger Satz hat mit Logik nichts zu tun, das ist reine Stimmungsmache und enthält überhaupt keine Argumente. Anders formuliert schreibst Du “Besonnenheit ist, keine speziellen tags einzuführen, die tags sind ‘wilder Aktionismus’.” Wenn das ein Argument werden soll, müsste es begründert werden, meiner Meinung nach, so kann man es nicht nachvollziehen.

wieso? Arztpraxen sind doch immer unwichtiger, in einem Fall wie diesem (Verdacht der Infektion mit einem hochansteckenden Erreger) soll man ja gerade nicht zum Arzt gehen sondern der Arzt kommt zu den Leuten).

klar, es gibt auch Gastwirte die auswandern. Oder ihr Geschäft verkaufen. Oder die Frau stirbt und sie heiraten eine andere, und ziehen um. So eine Nachschaukampagne kann man natürlich machen, aber das ist nichts, was wir jetzt schon planen müssen, oder?

Außer man will jetzt eine aktuelle Karte.

es gibt auch brauchbare offizielle Kartographie bei uns, nicht wie in den Entwicklungsländern. Merkst Du was?

UPDATE: Den Satz mit den Arztpraxen klarer formuliert

So richtig beurteilen kann ich das hier nicht, wegen
zu wenig Erfahrung.Derzeit ist es wohl so, das die
OSM-Kachelserver überlastet sind.

In Bayern schwankt auch die Daten-Qualität bei OSM stark,
manche Städte haben Hausnummern, bei einigen Dörfern und
Weilern sind noch keine Gebäude vorhanden.Von alleine und
mit “ich hab ja Goooogle” gehts halt nicht voran.
Eine Art Notfallstruktur wäre sicher ein Gedanke, was aber
auch Grundlagen dazu erfordern dürfte.
Es wäre dann schon Sache von Unternehmen, sollten diese
OSM-Karten verwenden, das dann zu verteilen und
nicht Sache von OSM.
Beispiel:Ikea ( nutzt zwar nicht OSM ) derzeit geschlossen,
der oft vorhandene Link in OSM zur dortigen Homepage sollte
eigentlich reichen.

Ich sehe das wie Nakaner (Stimmungsmache kann ich da übrigens nicht erkennen). Bitte nicht in blinden Aktionismus verfallen und neue Tags einführen oder gar die vorhandenen Daten ändern. Neue Tags bedürfen einer OSM- und damit weltweiten Abstimmung, sonst macht jeder etwas anderes (heißt es covid19:, covid: oder doch corona:*?). Die vorhandenen Daten anzupassen sorgt am Ende nur für Chaos. Dann ist auch in drei Jahren ein Geschäft noch “off”, weil es keiner zurückgeändert hat.

Wie bitte?

  • Bei den Öffnungszeiten sollten wir m.E. nicht in Aktionismus verfallen und versuchen eine Aktualität herzustellen, die wir flächendeckend sowieso nicht hinkriegen.
  • Wenn bei Ärzten Telefonnummer und Webseite fehlen, ist es viel nutzbringender diese zu ergänzen, die gelten auch noch nach der Krise.

Also das kann ich jetzt gar nicht nachvollziehen. Ich finde die Schwerpunktaufgabe der Telegram-Gruppe eine sehr gute Idee - zudem wurde Sie vorbildlich dokumentiert mit eigener Wiki-Seite, Verweis im Forum…

Viele Arztpraxen fehlen in OSM, bei anderen fehlen Kontaktmöglichkeiten wie Telefon-/Fax-Nummer. Auch die Webseite, sofern vorhanden ist wichtig, damit der Nutzer sich direkt aus der OSM heraus weitergehend informieren kann. Es ist in Deutschland durchaus üblich und jetzt auch wieder häufiger genutzt, dass ein notwendiges Rezept per Fax zugesandt wird um überflüssige Wege und Wartezimmeraufenthalte zu vermeiden. Durch eine systematische Prüfung und die Verwendung von check_date kann die OSM-Datenbasis dauerhaft davon profitieren und nachträgliche Aufräumaktionen durch unsystematisch neueingeführte Kurzzeittags entfallen auch.

Jeder der länger dabei ist, kennt das Problem der Qualitätssicherung in unserer Datenbank und das niemand Lust hat “aufzuräumen” :wink:

Ich kann hier keine Stimmungsmache erkennen - der Vorwurf der Stimmungsmache könnte aber ein Anzeichen sein, daß die bisher sachliche Diskussion hier dabei ist ins persönliche zu entgleisen. Bitte nicht weiterverfolgen.

Wie kommst Du auf diese Idee? Ich hatte gerade heute morgen einen normalen Arzttermin für meine Kinder ohne Coronabezug.

Ich wäre mit solchen Aussagen zur medizinischen Versorgung sehr vorsichtig, es wird aktuell gefordert “öffentlich unwahre Behauptungen zur Versorgungslage der Bevölkerung, die medizinische Versorgung oder Ursache, Ansteckungswege, Diagnose und Therapie von Covid-19” unter Strafe zu stellen.

meiner Logik nach ist es in Krisensitionen wichtig, die Daten auswertbar zu halten.

und mein Reflex ist dann ganz klar, die Lücken zu füllen, damit die Daten konsistent sind.

Es zeigt sich wiedermal deutlich, dass die Grundinformationen und die Quellen deutlich wichtiger sind, als die Details. gut zu wissen wo ein Laden ist. gut zu wissen, wo ich die Öffnungszeiten nachgucken kann. aber natürlich ändert sich viel dynamisch und Öffnungszeiten sind keine Geoinformation.

Sie sind aber auch nicht ohne Risiken für OSM. Erfahrungsgemäß (siehe HOT) bringt jede Art von Krise lauter Leute, die gerne irgendwie helfen wollen, und zwar möglichst schnell “anpacken” und Held der Krise sein, ohne vorher viel lernen oder verstehen zu müssen.

Es wird also garantiert ein Druck auf OSM lasten, schnell irgendwas zu importieren, schnell zu reagieren, schnell zum Helden in der Krise zu werden. Wenn man erstmal anfängt, Spezialtags einzuführen, kann es leicht passieren, dass ohne Ende “hilfreiche” automatische Edits gemacht werden (alle Restaurants in $LAND zumachen, alle Kindergärten auf disused setzen oder was auch immer). Am Ende werden wir die Geister, die wir da rufen, nicht mehr los.

Und, nicht zu vergessen: Jeder Mapper, der sich damit beschäftigt, flächendeckend covid19:opening_hours zu mappen, der mappt nicht irgendwas anderes. Natürlich hast Du recht, dass ein covid19-Tag nicht stört, aber wenn die Frage ist, mappt der Mapper lieber ein paar neue Hausnummern am Rande der Stadt oder ein paar covid19-Öffnungszeiten, dann würde ich fast sagen, selbst unter dem Aspekt der allgemeinen Gesundheit köntnen die Hausnummern am Rande der Stadt vielleicht noch nützlicher sein.

Bye
Frederik

JETZT wäre DIE Gelegenheit für jeden, der gerade nix arbeitsmäßig zu tun hat, die vielen einsamen und noch nicht gemappten Waldwege zu mappen!
Da ist man dann weit weg von allen Viren …
Man sollte aber wirklich Abstand halten von schon genug gemappten Stellen … :roll_eyes:

http://umap.openstreetmap.fr/de/search/?q=corona

Dem kann ich mich nur anschließen. Also: Arztpraxen, Apotheken, Krankenhäuser überprüfen, ergänzen, was fehlt, ggf. website=* ergänzen – gut. Ansonsten – ganz normal weitermappen, vielleicht mit einem Schwerpunkt darauf, dass (korrekte) Hausnummern, Straßenverläufe und Dinge, die für die Orientierung wichtig sind (z.B. Läden, egal, ob geöffnet oder z.Z. geschlossen), im Moment wichtiger sind als das Einzelbaummapping im Stadtparkt ;).