Kurzumtriebsplantagen

Hiho, schonmal wer was von “Kurzumtriebsplantagen” gehört?

Wikipedia dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurzumtriebsplantage

Da gibt es ein kleines geotagging Problemchen liebe Leute.

Das wiki dazu: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Wald

Das Bundeswaldgesetzes dazu:

https://www.gesetze-im-internet.de/bwaldg/__2.html

Also kein Wald. kein natural=wood.
Aber auch kein landuse=forest, weil… das ist ein bisschen komplizierter. Kurzumtriebsplantagen können unter bestimmten Bedingungen als Ausgleichsfläche und Kompensationsfläche benutzt werden. Das hat was mit Naturschutzgesetz zu tun und da können Gelder mit eingestrichen werden, unter gewissen Bedingungen. So ganz koscher klingt das nicht, was darüber zu erfahren ist. Denn, irgendwann wird die Kompensationsfläche abgeholzt. Die “Ressourcen” sind knapp im CO2-Geschäft, da wird so mancher erfinderisch.
Also Kurzumtriebsplantage ist zwar Forst, aber wiederum auch keiner, sowie auch kein wirkliches Schutzgebiet, oder wenn dann nur temporär für einige Jahre. Es wird ein neuer Tag benötigt, oder, wie werden Flächen von Baumschulen getaggt? Da gäbe es landuse=plant_nursery, doch da steht “Der Zweck der Anwendung dieses Tag ist Land, das zur Produktion von Bäumen genutzt wird”.
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:landuse=plant_nursery
In einer Kurzumtriebsplantage werden allerdings keine “Bäume” produziert, also das Endprodukt ist kein Baum, sondern Holzhäcksel. Es wird landuse=orchard empfohlen, was auch nicht passt. Was passt?

landuse=forest würde hiernach passen: “Forst, Landwirtschaftlich genutzer Wald. Die meisten Wälder in Deutschland und in der Schweiz sind forstwirtschaftlich genutzt.
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:landuse
Das ist fast richtig, nur, Kurzumtriebsplantagen werden nicht “forstwirtschaftlich”, sondern “landwirtschaftlich” genutzt. Fragt mich was leichteres was da der Unterschied ist, aber es gibt einen wesentlichen. Kurzumtriebsplantagen werden als Ackerland gehandhabt, nicht als Forst. Aber bei landuse=farmland werden sicher einige Einspruch erheben und meckern “aber das ist doch Wald!”. Was tun?

Das würde ich als ackerbauliche Nutzung im weiteren Sinne betrachten, also landuse=farmland. Nirgends steht, dass ein Acker jährlich gepflügt werden muss, oder? Ich les jetzt nicht nach. Und ob ich Mais anpflanze, um ihn zu Bioethanol zu vergären, oder Pappeln, um Pellets draus zu machen, ist IMHO kein grundsätzlicher Unterschied.

Wo etwas Pflanzliches angebaut wird, um kurze Zeit (das können auch drei oder fünf Jahre sein) später geerntet und verwertet zu werden, ist das für mich Ackerbau. Man kann ja ein Secondleveltag dafür erfinden (landuse=farmland + farmland=energy_forest).

–ks

Also um als Kompensationsfläche benutzt werden zu können müssen es 6 Jahre sein, und kein Dünger und dergleichen. Das heißt, dass mittlerweile “Bio”-landwirtschaftliche Flächen als Kompensationsflächen benutzt werden, was soviel bedeutet, dass die Sache mit der Kompensation wohl echt schon am krauchen ist. Ich kann da jeden einigermaßen politisch interessierten nur raten sich in diese Materie einmal reinzulesen. Das ist bisher nirgends thematisiert und wird vorbei an der Öffentlichkeit voll durchgezogen. Man macht sich da keine neuen Freunde. Die ersten Feinde wären da die Naturschützer, die in der Sache voll mit drin hängen, bei der am Ende der Rechnung immer weniger grün steht. Entweder können die nicht rechnen, oder … ich weiß auch nicht was da los ist. Vielleicht geht es auf der Metaebene darum, dass Bauern ihre Äcker landwirtschaftlich so bewirtschaften, dass sie als Kompensationsfläche durchgehen, womit diese dann Gelder einstreichen können und gleichzeitig auf biologische Landwirtschaft umgestellt haben. gewichst eingefädelt wäre das, aber ob das so ist?

farmland=energy_forest würde nur passen, wenn denn das geerntete Holz auch wirklich zur Energiegewinnung genutzt werden würde, was nicht immer der Fall ist. Also pauschal passt es nicht, mal so angemerkt.

Die OSM-Definition von Wald ist grundsätzlich nicht aus einem deutschen Gesetz ableitbar.
Man kann aber natürlich gerne ein tagging, wie landuse=forest, forest=energy_forest einführen, wenn man wirklich so genau sein will. Und ob das Holz jetzt geschreddert im Ofen landet oder als Mulch bei einem Landschaftsgärtner oder sonstwas, ist mir bezüglich OSM egal.

dem stimme ich in allen Punkten zu.

Im Übrigen führt auch Wikipedia (zumindest für Deutschlan) aus:

Und wenn man sieht, wie dicht und wie sehr in reih und Glied die Bäume stehen, ist das definitiv kein Wald.

Kann dann bitte jemand im OSM Wiki:
“landuse=farmland” - “auch Kurzumtriebsplantagen”
hinzufügen, pleace.
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:landuse

Das kann ja auf keinen Fall Grundlage für das Tagging sein. Dasselbe gilt für die Diskussion ob das jetzt potentielle Kompensationsflächen sind oder nicht.

Wenn dann müsste man international schauen wie da bisher verfahren wird. Sowas gibts ja nicht nur in D.

Und auch das wird für viele Fälle von ‘managed forest’ zutreffen, gerade außerhalb Deutschlands. Bei uns sehen Wirtschaftswälder oft noch sehr nach etwas aus, das mit der allgemein verbreiteten, romantisch-verklärten Vorstellung von Wald vereinbar ist, zumindest solange man nicht so genau hinschaut. Im Endeffekt bleiben das aber auch ‘Plantagen’ mit zweifelhaftem ökologischen Wert. Trotzdem würde da keiner auf die Idee kommen das als ‘farmland’ zu deklarieren.

Auch wenn man sie noch jung aberntet bleiben Pappeln Bäume, mehrjährige, verholzte Pflanzen. Für Mais gilt das nicht. Mir fällt spontan sonst auch nichts mehrjähriges und/oder verholztes ein, das auf einem Acker wächst.

Für mich ist das (eher) landuse=forest + irgendeinen Tag, der spezifiziert was es genau ist.

Vor Jahren hatte ich es so eingetragen:
https://www.openstreetmap.org/way/119739469
http://www.bioenergiehof-boehme.de/

Mehrjähriges, was nicht Wald ist, ist neben Wein, Streuobst und wohl auch Hopfen, was in OSM alles wohl “was eigenes” hat, bspw. auch Spargel, was, meine ich, zum Ackerbau zählt …

+1 daher wäre mein Vorschlag

landuse=farmland
crop=short_rotation_forestry

https://en.wikipedia.org/wiki/Short_rotation_forestry

Nach etwas genauerer Recherche :wink: ändere ich meinen vorstehenden Vorschlag für Kurzumtriebsplantagen auf

landuse=farmland
crop=fast_growing_wood

short_rotation_forestry passt nicht weil es eine Anbaumethode und kein Ernteprodukt ist. Außerdem gibt es für crop=fast_growing_wood schon mehr als 1200 Einträge: https://taghistory.raifer.tech/#***/crop/fast_growing_wood

Erste Wiki-Definition angelegt: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Tag:crop%3Dfast_growing_wood

Ich lach mich schief… fast growing wood :smiley: :smiley: :smiley: oder “Ich glaub ich steh im Wald”
Ist eine Douglasien-Waldabteilung auch fast_growing wood?

Nur weil ein Bundesgesetz festlegt, was Wald im speziell juristischen Sinne ist, meint man in D nun, alles andere kann folglich kein Wald mehr sein, besonders wenn es in Zeilen gepflanzt ist?

Dieses Gesetz ist lediglich eine juristische Festlegung. Es schränkt seinen eigenen Anwendungsbereich gleich ein, wenn es heißt, dass die Länder eigene Definitionen haben können und dass beispielweise städtische Baumgruppen, Ausgleichsflächen etc. (zwar auch Wald sein können, aber) halt nicht zum Wald nach o.g. Definition gehören. Und trotzdem ist alles Wald, wo Bäume in Gruppen wachsen. Wie wollt ihr denn Parkwälder und Waldstreifen zwischen Feldern zukünftig taggen (denn die gehören nicht zum “Wald”)? Oder umgekehrt Waldwiesen, denn die gehören zum “Wald”?

Dieser und ähnliche §§ werden seit Jahrhunderten gebraucht, z.B. für Verordnungen über die Beibehaltung der Nutzungsart, damit ein Grundbesitzer seinen Wald nicht einfach zu landwirtschaftlicher Nutzfläche oder umgekehrt umwidmet. Wenn er seinen Wald schon nach 19 Jahren komplett umhaut, so bleibt es trotzdem von der Widmung her Waldfläche. Das darf - wegen der politisch gewollten Biomasse - halt jetzt auch der Landwirt auf manchen genehmigten Flächen, verbunden mit dem Recht/Pflicht wieder zur Landwirtschaft zurückzukehren zu dürfen/müssen. Die Zwischennutzung ist jetzt halt Wald.

Cepesko

Übrigens nannte man früher diese sehr verbreitete Art der Waldwirtschaft “Niederwald” und sie breitete sich ab Ende des 18. Jahrhunderts in den dt. Ländern, Fürstentümern immer weiter aus. Insbesondere der Kommunalwald war häufig übernutzt und teilw. “devastiert”, weil die wachsende Bevölkerung immer mehr Holz fürs Kochen und Heizen benötigte. Man setzte die Bäume mehrfach bereits nach 20 Jahren “auf den Stock”, verheizte das leichter zu erntende und zu transportierende Prügelholz direkt oder produzierte Holzkohle für die aufstrebende Glas-/ Hütten-Industrie.
Nur die - oft bereits schon vor der Säkularisation - erlassenen strengen Waldgesetze und die Forsteinrichtungen retteten in vielen Gegenden die noch vorhandenen Hochwälder vor weiterem zügellosem Abholzen und Verkauf nach Holland. Ein Herr Karl M. aus Trier hätte zugern die herrschaftlichen Waldungen für das Proletariat zur Abholzung und Umwandlung in Äcker zur Verfügung gestellt. Zum Glück retteten die aufkommende Forstwissenschaft, Gesetze und kontrollierte Waldnutzung (Nachhaltigkeit), sowie die Kohle aus dem Saarland und dem Ruhrgebiet den Wald damals. Und wer meint, dass der ökologische Wert der Plantagen zweifelhaft ist, nur weil er Stangenholz sieht, importiert vielleicht lieber das Sparren- oder Parkettholz aus Russland oder der Ukraine, garantiert mit allen Umweltsiegeln, die man sich nur wünschen kann.
Abgesehen von Weihnachtsbaumplantagen wo bei 2.5m Schluss ist, würde ich daher die Energiewälder nicht in die Rubrik Plantagen setzen, denn sie dienen wie auch die sonstigen Wälder der Holzproduktion, nur halt mit kürzerer Umtriebszeit. Ist aber nur meine Meinung.