Gründungstreffen Komitee für Diversity und Inklusion

Noch niveaulosere Beiträge lassen sich kaum noch ertragen. Was soll das? Beiträge, die sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen und hier diskriminierend abrupt so runterputzen, weiß ich nicht einzustufen und möchte diese auch gar eigentlich nicht hier sehen, aber toleriere diese, obwohl mich sowas ärgert.
P.S. Ich bin keineswegs engagiert in diesem Bereich, aber trotzdem sollte eine allgemeine Toleranz herrschen in unserer bunt gewürfelten Community, da braucht es eigentlich fast gar keine Diskussion um Diversity und Inklusion, da diese sich selbst erledigen durch Verständnis allen Usern gegenüber und Ignoranz gegenüber dem, der da nicht mitspielt.
Edit: Beitrag geändert nach woodpeck beitrag #4 (… und nach einigen Minuten Beruhigungsphase)

Ich finde nicht, dass die Meinungsäußerung von Arndt - sinngemäss, dass hier unnötig Aufhebens gemacht wird und man ähnlich der Regel “don’t feed the troll” am besten einfach still hält, bis sich das wieder beruhigt - in irgendeiner Weise niveaulos oder beleidigend ist, und hielte es daher für völlig unangemessen, von Seiten der Moderation hier einzugreifen und Arndt damit seine Meinungsäußerung zu untersagen.

Das wäre anders, wenn Arndt jetzt wild mit Schimpfwörtern um sich geworfen oder Drohungen ausgesprochen hätte oder sowas. Aber einfach nur sagen “dies und das find ich unnötig”, das ist m.E. eine völlig zulässige und sag-bare Meinung. Und natürlich ist es völlig zulässig, anderer Meinung zu sein und Arndt zu widersprechen - nur so, im öffentlichen Diskurs, kann sich in einem Projekt wie unserem die Community eine Meinung bilden.

Also nochmal, damit ich nicht missverstanden werde, es ist völlig ok, wenn Rogehm schreibt “hey abrensch, ich bin aber anderer Ansicht, ich finde Deinen Beitrag eigentlich sogar richtig schlecht” - aber “hey moderator, bitte lösche dem abrensch seinen Beitrag weil den finde ich schlecht”? Diese Grenze ist hier bei weitem nicht überschritten worden, wie ich finde.

Im allgemeinen ist genau das ein wichtiger Punkt in dieser ganzen Diversity-Debatte: Verschiedene Leute nutzen verschiedene Worte, um Dinge auszudrücken. Ein Amerikaner fühlt sich schon beleidigt, wenn er was schreibt und Deine Antwort nicht mit “Awesome” anfängt. Ein Osteuropäer findet es ganz normal, wenn er was schreibt und jemand antwortet “was soll der Mist” (witziger Thread auf Twitter: https://twitter.com/SteveStuWill/status/1118352597469945856) - das führt dann immer dazu, dass Leute gern andere Leute wegmoderiert haben wollen, weil die nicht “welcoming” genug sind oder zu “toxic”. Aber wenn wir uns alle immer nur auf die Schulter klopfen und sagen, wie “awesome” alles ist, kommen wir als Projekt auch nicht so recht weiter…

Bye
Frederik

Nun eigentlich zeigt doch schon diese sehr kurze Diskussion, wie wichtig und gleichzeitig wie schwierig das Thema ist.

ich bin selbst aktiv in dem Bereich und einen ganz wesentlichen Teil der Mappingarbeit hier vor Ort habe ich gemeinsam mit “Inklusionsbedürftigen” Menschen gemacht.

Mein persönliches Erleben seit 2013 ist, dass die Arbeit immer schwieriger geworden ist. Als ich angefangen habe, gab es ausser völlig wolkigen schlecht auflösenden Satelittenbildern keinerlei Quellen. Wenn dann Strässchen per Fahrrad und GPS oder Wanderwege per Fuss und GPS erkundet wurden und so ihren Weg in die Karte fanden, konnten sehr viele Menschen eine Selbstwirksamkeit erleben, die einfach nur toll war.

Das ändert sich natürlich, wenn die Quellen besser werden, aber die Arbeit wurde dadurch irgendwie auch immer spezialisierter.

Sich anhand von bestimmten Gruppen Gedanken zu der Struktur einer Community zu machen, finde ich alles andere als “Gedönse”.

Es berührt natürlich Fragen nach der Eigenmotivation, die ich zumindest immer ein wenig unangenehm finde.

Andererseits nutzt das Identifizieren von Prozessen, Hindernissen etc die Menschen am mapping hindern dem Projekt im grossen und ganzen.

auch wenn das Risiko dass manche sich unbewusst auf die “Füsse gedapt” fühlen natürlich da ist. Natürlich baut man im Laufe der Zeit ein grosses Wissen auf und zumindest ich freue mich daran, mittlerweile auch die Feinheiten einer Attributierung von Schranken auf Waldwegen zu verstehen. Kommt jetzt jemand und sagt: “wir müssen das abreissen und Dein Wissen sinnlos machen” rebeliert ein Teil meines “Gefühlslebens” und sagt: war aber viel wichtige Arbeit und nicht einfach…

auch wennmein Verstand klar und deutlich sagt: nö das ist doof. Ooenstreetmap hat noch soviele Gebiete, wo Menschen gebraucht werden - auch wenn sie “ebnere Zugänge” brauchen…

Ein zumindest nachvollziehbar formuliertes Anliegen eines Mapperkollegen als „Wanderzirkus“ und „Spezialkommando für Gedöns“ zu bezeichnen und auf „schnelles Weiterziehen“ zu hoffen, wenn er keine Beachtung findet, ist deiner Ansicht nach noch weit von der Grenze entfernt?

Für mich berühren da die Zehenspitzen schon die Grenze, wenn nicht schon ein Bein drüber ist!

Natürlich darf Arndt gern „das finde ich doof“ sagen, aber doch bitte als Ich-Botschaft und nicht als Feststellung „der Zirkus zieht hoffentlich bald wieder ab“, als werde damit bereits ein Gruppenkonsens ausgedrückt. So formuliert ist das keine Meinungsäußerung, sondern ein Werturteil.

Eins ist natürlich richtig: Wenn das hier als zivilisierter Umgangston gilt, dann glaube ich nicht, dass wir uns über Inklusion groß Gedanken zu machen brauchen.

–ks

Ich entschuldige mich für die zugespitzte Formulierung (war auch spät) und hab’ sie gelöscht.

Stattdessen einfach: Ich (persönlich) finde diese Initiative unnötig.

Im Zweifel sollte man immer davon ausgehen, dass Gesagtes/Geschriebenes lediglich die persönliche Meinung darstellt. Jede Meinungsäußerung mit “ich” einzuleiten ist unnötiger sprachlicher Ballast.
Wenn man ausdrücken will, dass etwas eine allgemeine Feststellung ist oder die Meinung einer bestimmten anderen Person, kann man dies explizit machen.
(Gleich mal zur Übung: Das war gerade meine persönliche Meinung.)

Ein weiteres Beispiel dafür, dass dieselben Wörter von verschiedenen Menschen verschieden verstanden werden und so Missverständnisse und Ärger entstehen.
Das ist ein Hauptproblem von Diversity. Was helfen könnte (hab darüber bisher nicht viel diskutiert und hab auch keine Studien etc. gelesen) ist eine Anleitung zu schreiben, wie man Dinge schreiben und verstehen soll. Quasi eine neue Sprache definieren.

Siehste, und da haben wir schon wieder die gleiche Situation: Du liest “Komitee für Diversity und Inklusion” und denkst dabei vorrangig an Menschen mit Behinderungen, deren Mithilfe in OSM erwünscht ist und erleichtert werden soll (und denen OSM nach Möglichkeit das bieten soll, was andere Karten oder Datensammlungen nicht haben). Andere lesen “Komitee für Diversity und Inklusion” und denken, super, das sind diese Leute, die sagen, der Stammtisch braucht einen geschriebenen “Code of Conduct”, weil die Veranstaltung sonst ja kein “safe space” für ihre Gäste ist, und überhaupt, OpenStreetMap ist frauenfeindlich, weil wir mehr Kneipen mappen als Kindergärten und so. Persönlich finde ich die erste Lesart unterstützenswert und die letztere einen Wanderzirkus, der hoffentlich bald weiterzieht.

Bye
Frederik

Bin ich eigentlich eine Ausnahme, dass ich mir bei Leuten, mit denen ich im Internet zu tun habe (und genauso im RL), kaum Gedanken über Herkunft, Glauben, Behinderung usw. mache? Ist doch völlig egal, ob Mann, Frau, divers, LGBT, querschnittsgelähmt, religiös oder Atheist. Solange wir uns nicht anfeinden und gegeneinander arbeiten und uns stattdessen für die gleichen Ziele einsetzen, spielt das doch alles keine Rolle.

@SammysHP

+1

Zugangsbeschränkungen bei OSM sind nicht bekannt.
Wer will, kann mitmachen.
Sind bestimmte Bevölkerungsgruppen bei OSM unterrepräsentiert, liegt es möglicherweise am mangelnden Interesse an OSM (Frauen vs. Männer) oder an Ihrem relativ gesehen geringeren Anteil an der Gesamtbevölkerung (z.B. LGBT vs. “Rest”).
Ich glaube, da wird ein Problem konstruiert, wo keines ist.
Schlecht wird’s immer dann, wenn Minderheiten einen künstlich überhöhten Einfluss anstreben, der nicht ihrem Mitwirkungsanteil entspricht.

abrensch: +1

Gerade als Behinderter wundere ich mich immer wieder, wie viel Zeit und Aufwand in irgendwelche Komitees und Diskussionen investiert (= verschwendet) wird, bei denen Leute, die keine Ahnung haben, versuchen, Probleme zu lösen, die nicht existieren, und “Ergebnisse” produzieren, die keiner gebrauchen kann. Allein schon wenn ich die Stichpunkte im Eröffnungsbeitrag durchlese, frage ich mich, wer sich so einen Unsinn ausdenkt. Unterrepräsentation? Seit wann ist es denn die Aufgabe von OSM, irgendjemanden zu repräsentieren? Ich dachte, es geht darum, eine Weltkarte zu erstellen? Natürlich kann dabei jeder mitmachen, der dazu beitragen will, und auch die Ergebnisse nutzen - ganz egal ob jemand nun im Rollstuhl sitzt wie ich, was für eine Religion oder sexuelle Orientierung er oder sie hat. Und natürlich sollte man niemanden ausschließen und barrierefreie Zugänge schaffen, damit z.B. auch Blinde an der Karte mitwirken können. Das Thema gibt es ja nicht erst seit heute.

Meine Erfahrung ist, dass solche Aktionen bestenfalls Zeitverschwendung sind, schlimmstenfalls sogar schaden statt zu nutzen. Jedenfalls sind mir persönlich Fälle begegnet, in denen ein solches Komitee irgendwelche komplett sinnlosen Maßnahmen beschlossen und dafür Geld aus dem Fenster geworfen hat, das dann an anderer Stelle gefehlt hat, wo man es wirklich gebraucht hätte. Und das ganze im Namen von Gleichstellung und Integration, ohne dass man die Gleichzustellenden und zu integrierenden vorher gefragt hätte, ob sie das überhaupt wollen, geschweige denn brauchen.

Da wundert es mich nicht, dass so ein Unsinn für “Konfliktpotential” sorgt.

Es wäre schön, wenn es damit getan wäre. Aber “ich mach mein Ding, mach Du Deins” ist halt vielen nicht genug. Viele erwarten, dass Du Dir aktiv Gedanken darüber machst, wie Deine Handlungen bei anderen ankommen, und Dich eventuell so anpasst, dass sie sich mehr “willkommen” fühlen. Zum Beispiel: Wenn Du regelmässig zu einem lokalen Stammtisch gehst und Dich da wohlfühlst, dann wird von Dir erwartet, dass Du Dich fragst, ob Du damit nicht andere ausschliesst. Und dabei geht es nicht nur um die Frage, ob der Stammtisch an einem rollstuhlgerechten Ort ist, sondern auch, ob die Kneipe nicht zu teuer ist (und Du dadurch weniger Wohlhabende ausschliesst), ob Du dadurch, dass eine Kneipe gewählt wird, nicht vielleicht diejenigen ausschliesst, die etwas gegen Alkohol oder die Geräuschkulisse haben, oder ob vielleicht generell die Art und Weise, wie ihr am Stammtisch diskutiert, bestimmte etwas zarter besaitete Menschen ausschliessen könnte, und so weiter. Und das gleiche gilt dann auch für andere Veranstaltungen oder auch die Art und Weise, wie man sich in einem Forum oder in Changeset-Kommentaren austauscht.

Viele von diesen Gedanken sind es wert, gedacht zu werden; die meisten von uns würden sicherlich gern Schritte unternehmen, die es mehr Leuten ermöglichen, bei OSM mitzumachen, und auf viele Sachen kommt man vielleicht gar nicht von allein. Schwierig wird es dann, wenn man von irgendwelchen Dritten, die sich ansonsten wenig für OSM interessieren, an den Pranger gestellt wird, weil man irgendwo nicht genügend dem Diversity-Gott gehuldigt hat.

Viele gehen davon aus, dass die Tatsache, dass OSM keine 50%-Frauenquote hat, eben nicht am “mangelnden Interesse” (Zitat dx125) liegt, sondern nur daran, dass die Männer sich mit ihrer Männer-Art hier breitgemacht haben und zwar kein großes Schild aufstellen “Frauen raus”, sich aber eben doch bei jeder Gelegenheit so benehmen, dass Frauen sich nicht willkommen fühlen - und das kann man statt Männer/Frauen auch mit X anderen Gruppenunterschieden durchexerzieren. Ich neige selber auch dazu, zu denken, “ist doch nicht mein Problem, wenn Frauen weniger Lust haben, mitzumachen”, aber wenn ich mir vorstelle, ich wäre eine am Mappen interessierte Frau und komme zum Stammtisch und da sind sonst nur Männer, ist es halt schon ein bisschen komisch.

Also wie dem auch sei, wenn eine Gruppe sich da “faktenbasiert” mit dem Thema beschäftigen will, ist mir das schon willkommen, aber man muss schon ein bisschen aufpassen, dass die nicht in die üblichen Stereotype abrutschen so von wegen “kein Wunder dass es in OSM keine Frauen gibt, es wurde ja sogar im Wiki das childcare-Tag abgelehnt” oder so. Und das kommt leider besonders bei unseren amerikanischen Freunden viel zu oft vor.

Auch cool :slight_smile: interessant wie Du das jetzt in meinen Text und weist das ich an Behinderte denke :wink: was ja irgendwie tatsächlich sein könnte, aber bei mir nicht so war.

Nein ich lese hauptsächlich Komitee für Vielfalt - und halte Nutzergruppen bezogene Analysen für sehr interessant.

Wobei ich da genau nicht nach schemenhaften Schubladen suche.

Sonst landet man schnell in seltsamen Annahmen.

nu und wenn man fesstellt, dass es zB eine relevante Zahl an Menschen gibt, die Orte an denen Alkohl ausgeschänkt wird, meiden müssen/wollen gibt es ja denen die vielleicht denken, sie seien allein die Chance sich selbst was zu organisieren. von vorbeugender Rücksichtnahme in allen Richtungen halte ich in diesem Zusammenhang eher als schwierig…

Viel Glück bei der Umsetzung. Wenn unsere amerikanischen Freunde allerdings nicht lernen wollen, dass man die Inklusion von Minderheiten durch ein intelligentes Regelwerk (auch was den sozialen Umgang betrifft) und nicht durch die Exklusion der Mehrheit erreicht, kann daraus nichts werden.

Vorbemerkung: Die Termine sind um 15:00 und 18:00 MEZ.

Hallo,

denen, die die Ziele und Aktivitäten der Diversity-Vorkämpfer belächeln, mögen bitte bedenken:

Der Vorstandsbeschluss, einen Arbeitskreis einzusetzen [1], verleiht dem Ganzen erheblich mehr Bedeutung und Einfluss als es eine Reihe an Diskussionsrunden auf Konferenz oder unabhängige Initiativen in der OSM-Community (Geochicas usw.) hätten. Es wird doch erwartet, dass das, was das Komitee vorschlägt, am Ende auch realisiert wird, oder? Genau aus dem Grund ist es IMHO falsch, den Kopf in den Sand zu stecken und zu warten, bis ein neues Trendthema kommt. Wenn der Arbeitskreis nur aus derselben Clique besteht, die schon vorher gewisse Maßnahmen (z.B. Verhaltensregeln) gefordert hat, werden diese Forderungen die Empfehlung des Arbeitskreis sein. Es spielt dann keine Rolle, ob die angestrebten Ziele dem OSM-Projekt nützen, die Forderungen berechtigt sind, das Problem tatsächlich so existiert und die Maßnahmen angemessen, zielführend und nicht arm an Nebenwirkungen sind.

Daher sollte jeder mit mindestens mittelmäßigen Englischkenntnissen sich fragen, ob es nicht doch sinnvoll wäre, sich zu beteiligen. Ich selbst habe schon genug Posten, die meine Zeit binden. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn andere sich an dem Arbeitskreis beteiligen und darauf pochen, dass Rationalität, nicht Ideologie entscheidet.

Der Arbeitskreis sollte, bevor er sich mit Fördermaßnahmen beschäftigt, bei den Grundlagen anfangen und eine ggf. umfassenden Grundlagenermittlung durchführen. Literaturrecherche – es gibt mittlerweile einige Paper über OSM – ist der Anfang, aber neue Erhebungen wird sich wahrscheinlich nicht vermeiden lassen. Die Frage ist nämlich: Welche Minderheiten gibt es in OSM? Sind sie auch in OSM in der Minderheit? Die erste Aktivität des Arbeitskreis könnte eine Art freiwillige Volkszählung der OSMF sein, in der in zahlreichen Sprachen über die gesamte OSM-Community hinweg demographische Daten (Altersverteilung, Geschlecht, Bildungsstand) und die Herkunft erhoben werden. Die Kunst ist, die richtigen Fragen zu stellen und eine ordentliche Beteiligungsquote zu erzielen. Die OSMF kann z.B. mit Bannern auf www.openstreetmap.org eine bessere Beteiligung als diverse Umfragen von Akademikern in den letzten Jahren zu erzielen.

Nach der Erhebung stellt sich die Frage, bei welche Gruppen aus statistischer Perspektive Förderbedarf besteht. Wie hoch ist der Anteil dieser Gruppe verglichen mit der Bevölkerung in der Region? Oder hat eine Gruppe A, die einen Anteil von n an der Gesamtbevölkerung hat, in OSM einen Anteil größer als n?

Nach der Auswahl einer oder mehrere Gruppen, die in OSM nicht ausreichend repräsentiert sind, stellen sich die Fragen:

Welchen Vorteil hat es, wenn der Anteil der Gruppe A an der Community sich dem der Gesamtbevölkerung annähert bzw. ihr Anteil in OSM steigt? Was erhofft man sich davon? Welche Vorteile hat es für den OSM-Datenbestand? Welche Vorteile hat es für das OpenStreetMap-Projekt? Welche Nachteile hat ein höher Anteil der Gruppe am Projekt (ja, das kann es geben)? Hier gilt es aufzupassen, keine Thesen und Theorien, sondern Beweise als Begründung zu verwenden. Dass Frauen Frauensachen mappen, ist eine These, die sich u.a. in einem Paper von Monica Stephens [2] findet, zu der mir jedoch kein Beweis bekannt ist. Das Paper The Gendered Geography of Contributions to OpenStreetMap von Das et.al. [3] versucht das zwar zu beweisen, scheitert aber daran und beweist eher das Gegenteil. Aufgrund der geringen Anzahl an Frauen hat es jedoch eine beschränkte Aussagekraft.

Der bis hierhin skizzierte Teil ist nicht mal schnell gemacht. Wenn man ihn ordentlich angeht, dauert das sicherlich weit über ein Jahr! Ich denke aber, dass er wichtig ist, um am Ende des Ganzen die Gemeinschaft von Bedarf und Zweckmäßigkeit zu überzeugen. Wenn man nämlich direkt mit dem Planen von Maßnahmen (Regeln, Kampagnen, Quoten etc.) nachdenkt und diese ohne ein festes Fundament aus Argumenten und Beweisen empfiehlt, wird das Community in einen epischem Streit stürzen, lähmen und spalten können!

Nicht vergessen werden sollte, ob die Werte, die ein Diversity-Arbeitskreis durchsetzen möchte, auch Werte sind, die global in der OSM-Community so akzeptiert werden sollten. Akzeptanz für Maßnahmen bedingt IMHO gemeinsame Grundwerte. Welche das sind, ist eine interessante und untersuchungswürdige Frage. Oder wäre es sinnvoller, die Maßnahmen auf kulturell einheitlicheren Gruppen anzuwenden, z.B. länderspezifische Verhaltenskodexe [4]?

Viele Grüße

Michael

[1] Und wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis …
[2] zu finden u.a. in Stephens, M. 2013: Gender and the GeoWeb: divisions in the production of user-generated cartographic information. In: GeoJornal, volume 78, issue 6
[3] Das, M. et.al. 2019: The Gendered Geography of Contributions to OpenStreetMap: Complexities in Self-Focus Bias. In: Proceedings of the 2019 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems
[4] Diese gibt es in ungeschriebener Form, man nennt sie Sitten oder auch Forenregeln.

Bei etlichen hier geäußerten (und von mir auch durchaus geteilten) Befürchtungen wird viel davon abhängen, wer bei dem Komitee mitmacht. Wenn das Komitee nur aus Leuten besteht, die sich sowieso schon einig sind, was die Probleme und Lösungen sind – ja, dann wird es womöglich nur als Plattform genutzt, längst bekannte Forderungen noch einmal lauter vorzutragen.

Von der Formulierung der Aufgaben her ist das Komitee so nicht gedacht: Der Einstieg soll aus gutem Grund eine sorgfältige Recherchearbeit sein, um überhaupt einmal eine Faktenbasis zu schaffen und so vielleicht auch eigene voreilige Annahmen zu korrigieren. Und auf der Liste der zu untersuchenden Faktoren stehen ausdrücklich auch in den bisherigen Studien und Debatten eher weniger beachtete Dimensionen von Vielfalt.

Insofern kann ich Nakaner in vielerlei Hinsicht nur zustimmen: Sowohl bei der Beschreibung, was alles Teil einer gründlichen Analyse sein sollte, als auch beim Aufruf zur Beteiligung. Denn die Annahme “das ist ein Club für Leute mit den Ansichten X und Y” wird sehr schnell zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

Hallo,

ich war vorher auf dem ersten Treffen und möchte kurz berichten.

Anwesend waren Mikel Maron (Vorstand), Rory McCann (Vorstand), Michal Migurski (Facebook), Maggie Cawley (Geschäftsführerin OSM US, später), joeri_poeri (Moderator der niederländ. Telegram-Gruppe) und ich. Die Sitzung wurde von Mikel geleitet.

Mikel hat den angedachten Rahmen der Arbeitsgruppe vorgestellt, der zu Beginn ein Grundlagenermittlung vorsieht. Dieser stieß teils auf positives Feedback, teilweise auf ablehnendes Feedback. Ich habe den diesen Teil gelobt und darauf hingewiesen, dass er nötig ist, um mehr Leute von den Empfehlungen zu überzeugen. Mein Hinweis, dass die Grundlagenermittlung ihre Zeit brauche und man keine schnellen Ergebnisse haben werde, bedurfte Erläuterung.

Ich habe dein Eindruck, dass der Forschungsteil, wenn die falschen Leute in der Arbeitsgruppe sitzen, kein Interesse findet und hinten herunter fällt. Beispielsweise meinte Michal Migurski, dass man sich nicht zu viel Mühe mit Beweisen machen solle. Rory merkte an, dass es für die Open-Source-Policy auch keine “Beweise” gebe, sondern es sich dabei um einen Grundwert des Projekts handle.

Mikel bemühte, den Vorsitz der Gruppe abzugeben, aber niemand wolle den Posten übernehmen.

Die Beteiligung wurde von einigen Anwesenden als nicht so hoch wie erwartet eingeschätzt.

Viele Grüße

Michael

Ich habe immer mehr das Gefühl, dass es nicht darum geht was OSM braucht sondern das es eine Gruppe von Leuten gibt, die OSM und insbesondere die OSMF brauchen, um sich dann mit diesen Dingen selbst profilieren zu können. Viel dagegen kann man ja nicht sogen ohne als Buh-Mann dazustehen. Wenn man der OSMF Mailing Liste folgt, geht es -neben ein paar organisatorischen Dingen- nur noch um Zeugs wie Code of Conduct, Diversity, Wahlen etc. Ich habe dabei oft das Gefühl, dass die Diskutanten OSM eigentlich gar nicht sonderlich mögen sondern nur da sind, weil sie hier eine Bühne haben. Das ganze entwickelt sich zunehmend zum Selbstzweck und entgleitet. Ich habe dort schon lange nichts mehr gelesen, von dem ich sagen würde, das bringt OSM inhaltlich vorwärts. Wenn ich mir anschaue, was die aktivsten Teilnehmer dieser Diskussion zu OSM an Daten beitragen, frage ich mich, ob sie nicht besser beim noch zu gründenden ODDC - Open Diversity Debatier Club aufgehoben wären.
Wenn man darüber diskutiert, wie man mehr (Rand)Gruppen zum Mappen bewegen kann, sollte man vielleicht wenigsten ansatzweise wissen, was mappen ist.

1+

“nur noch”, noe, dass war schon immer so. Zwischen 2009 und 2012 war es hauptsächlich der Lizenzwechsel, mit den Wahlen dazwischen, der dominiert hat. Es ist ja sogar gut, dass keine Mappingthemen dort stattfinden (Ausnahmen, die die Regel bestätigen gibt es).

Das wird auch umso schlimmer werden, je größer und wichtiger OSM wird. Wenn man sich die Vorstandsbewerbungen der letzten Jahre anschaut, da waren fast immer ein paar Leute dabei, wo man dachte: Die haben von Mappen keine Ahnung, interessiert die auch gar nicht, aber zur Führungsriege in einem so bekannten Projekt zu gehören, das macht bestimmt sexy und ist gut für den Lebenslauf!

Deswegen war ich erleichtert, als sie Allan Mustard zum Chairman gewählt haben - der ist Rentner und braucht keine Krönchen mehr für die Karriere.

Bye
Frederik