Entwurf: Positionspapier Geheimhaltung

Hallo,

die aktuelle Diskussion um eine Stellenausschreibung von SachsenForst erinnert mich daran, dass ich auf dem OSM-Samstag in Dresden im März diesen Jahres einen Entwurf “Positionspapier Geheimhaltung” vorgestellt habe. Nachdem ich dort im Grunde Zustimmung erhalten habe und wir hier und da ein paar Formulierungen geändert haben, möchte ich als nächsten Schritt diesen Entwurf nun hier zur Diskusssion stellen.

Der Entwurf ist unter https://wiki.openstreetmap.org/wiki/User:Nakaner/Positionspapier_Gemheimhaltung zu finden.

Das Papier soll als Antwort für all diejenigen dienen, die sich beim FOSSGIS bzw. der deutschen OSM-Community über das Darstellen/Erfassen von “geheimen” Informationen beschweren, beispielsweise:

  • kritische Infrastruktur wie Hydranten und Stromleitungen
  • Hochsitze
  • Privatwege
  • Mountainbike-Trails
  • gesperrte Wege in Gebieten, die unter Naturschutz stehen

Das Papier richtet sich an Außenstehende, nicht an uns selbst, deshalb wird auf die Details, wie gesperrte und aufgelassene Wege erfasst werden, nicht genau eingegangen. Das wäre ein Thema für eine separate Richtlinie, falls wir das überhaupt konkret regeln wollen.

Was meint ihr zum Entwurf?

Viele Grüße

Michael

Evtl. erwähnen:

  • Auch “verbotene” Wege können, auf der Karte eingezeichnet, im Notfall Leben retten
  • Auch “verbotene” Wege können der Orientierung dienen

Ebenfalls erwähnen, dass es Ausnahmen zu “wir mappen alles, was existiert” gibt - Brutstätten gefährdeter Vögel, Frauenhäuser, …?

Hallo Michael,

Du hast leider nicht gesagt, wo Du die Diskussion führen willst, deshalb habe ich meine Kommentierung in die Diskussion Seite Deines Vorschlages eingestellt.

Wir sollten versuchen uns etwas mehr auf die (Verständnis) Seite des Anforderers zu stellen: Das fängt mit den Titel an und hört mit Begrifflichkeiten wie ‘Apps’ (statt den etwas neutralen ‘Anwendungen’) auf.

Aber ansonsten eine gute Zusammenfassung der Situation.

Gorg V. (OSM=user_5359)

Dazu würden in der Auflistung auch persönliche Informationen zu Privatpersonen (Name, Telefon) gehören. Aber je detailliert man solche Punkte erwähnt, um so mehr Diskussionen beschwört man hervor (nicht dass neben den Wegen im Sachsenforst nicht plötzlich schützenswerte Wühlmäuse beobachtet werden :smiley: )!

+1
Wir hatten in der Vergangenheit auch intensive Diskussionen über das Mappen von Flüchtlingsunterkünften, Höhlen- oder Schachtzugänge , die eine Gefährdung für den Betretenden darstellen und Trekkingplätze in Wald und Natur an eigentlich “geheimen” Stellen. Diese Dinge könnte man zusätzlich erwähnen.

Hallo,

auch wenn ich ja ein ziemlich unbedarfter OSMer bin, find ich ihn völlig nachvollziehbar.

Beste Grüße

tracker51

Finde ich soweit gut.
Man könnte noch auf die Themen Datenschutz bzw. Persönlichkeitsrechte eingehen: “Es geht niemanden was an, was ich für Wege in meinem Garten anlege”.
Meine persönliche Meinung: Der Weg zur Haustür oder zum Briefkasten kann häufig gemappt werden; Inhalte von privaten Gärten sollten i.d.R. auch privat bleiben, selbst wenn das auf dem Luftbild erkennbar ist.

Hydranten: Die Daten sind sowieso öffentlich. Die Hinweisschilder sind gut zu sehen. Dank Transparenzgesetzen gibt es teils auch Listen von offizieller Stelle: https://fragdenstaat.de/anfrage/hydranten/
Und feindliche Geheimdienste haben die Daten sowieso. Von daher ist es nicht weiter schlimm, wenn die Daten auch in OSM vorhanden sind.
Stromleitungen: Die sieht man auf Luftbildern und sind wichtige Landmarken.
Außerdem: “Security through obscurity” ist keine gute Idee: https://de.wikipedia.org/wiki/Security_through_obscurity

Ich finde den Entwurf an sich gut.
Wenn man aber über Details genauer nachdenkt, merkt man schnell, dass es keine eindeutige Antwort geben kann, was in OSM hineingehört und was nicht. Ein Beispiel sind Objekte in privaten Gärten. Ich bin persönlich absolut dafür, dass auf dem typischen privaten Einfamilienhausgrundstück nur der Weg zur Haustür eingezeichnet wird, Vielleicht noch ein markanter Baum, der gut sichtbare Swimmingpool, weil diese von außen sichtbare Orientierungspunkte darstellen, Details wie Terrassentüren, der Weg durch den Garten zur Terrasse etc. aber nicht in OSM gehören. Ganz einfach, weil es hier zum einen um ein Stück Privatshpäre geht, zum anderen, weil solche Details Einbrechern unnötig die Planung ihrer Taten erleichtern. Aber wo ist der grundsätzliche Unterschied zu vorhandenen Wegen in einem Nationalpark die aber nicht benutzt werden dürfen? Im Fall der Wege durch einen Nationalpark wurde damit argumentiert, dass diese sichtbar vorhanden sind - dass ist bei einem Privatgarten oft auch der Fall (wenn keine Hecke den Blick von außen versperrt). Die Argumentation, wieso das eine in OSM unerfasst bleiben solle, dass andere aber gegen jegliche Löschwünsche zu verteidigen sei, ist nicht ohne Tücken.
Aber so ist OSM grundsätzlich: Es wird immer Streifälle geben, es wird immer Ermessensspielräume geben…
Wenn ein solches Positionspapier dazu anregt, offen darüber ins Gespräch zu kommen, was in OSM reingehört und was nicht - sehr gut. Zweifelsfrei festzulegen, was reingehört und was nicht, kann es aber nicht leisten.
Eine Nationalparkverwaltung, die verlangt, dass Wege, die nicht benutzt werden dürfen, in OSM gelöscht werden, wird ein solches Positionspapier nicht überzeugen, sie werden sich ggf. im Sinne eines Vergleichs mit Privatgärten sogar bestärkt fühlen.

joh :roll_eyes:
nun könnte man sich natürlich fragen, woher “feindliche geheimdienste” diese informationen bekommen?!

genau… ein sehr großer großer anteil der (er-)kenntnisse “feindlicher geheimdienste” stammt aus dem abschöpfen und verdichten/kombinieren öffentlicher quellen.
nicht umsonst spricht man bei den “geheimdiensten” auch von nachrichtendiensten…
zum vertiefen: https://de.wikipedia.org/wiki/OSINT

und da wir hier ja insbesondere mit GEO-informationen zu tun haben, auch noch dieses: https://de.wikipedia.org/wiki/Geospatial_Intelligence
… gerade dieses spielt evtl in mitteleuropa (und rein militärisch gesehen) nunmehr keine so große rolle mehr.
aber OSM endet ja nicht vor dem hindukusch!
und gerade für irgendwelche schrägen vögel hinter dem hindukusch könnte ich mir vorstellen, dass detaillierte(!!) angaben über brücken, furten, wege, was-weiss-ich-noch-alles in mehr oder weniger hohen detailgrad und in echtzeit evtl vorteile verschafft werden!

egal… ich habe da wohl meine ganz eigene und persönliche einstellung zu.
für viele ist der schutz von frauenhäusern und dergleichen klar und einleuchtend… scheinbar gibt es dann wohl doch ganz andere meinungen zu den einrichtungen der öffentlichen und militärischen sicherheit!
deshalb abschließend nochmals ein hinweis auf die hier immer noch geltende gesetzeslage in deutschland:

https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__109g.html
und
https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzbereichgesetz

…neben einigen anderen gesetzlichen regelungen.

+1

Bin ebenfalls der Ansicht, daß Objekte im privat-persönlichen Raum nicht in OSM reingehören. Hatte vor längerer Zeit mal eine Diskussion über das Einzeichnen von Toiletten in Privatgebäuden, was meiner Meinung nach völlig unangemessen ist.

Gute Idee und guter Vorschlag. Mir fehlt noch die in #2 angesprochene Funktion „verbotener“ Objekte als Orientierungsmarken.

Es feht noch der Aspekt der Neugier: Wenn jemand in der Realität einen Weg sieht, der nicht in der Karte steht, regt sich die Reiz, ihn zu erkunden. Steht er bereits (als verboten) in der Karte, fällt dieser Reiz weg.

Den Satz „Das ist vielleicht Ihre Meinung, aber nicht unsere.“ bitte ersatzlos streichen. Das klingt abwertend bis arrogant und ist definitiv nicht zur Deeskalierung geeignet, wenn sich schon jemand aufregt (und für solche Fälle ist der Text ja da). Die sachliche Erläuterung danach reicht zur Beantwortung der Frage aus.

Ich würde mir noch eine Betonung wünschen auf „OSM bildet neutral ab, was real vorhanden ist, einschließlich eventueller Zugangsbeschränkungen; OSM-Karten laden keinesfalls zum Übertreten von Verboten ein.“

Ist es gestattet / erwünscht, den Text direkt im Wiki zu bearbeiten?

–ks

Was ist eigentlich mit Objekten, die der Überschrift wirklich gerecht würden, die also z.B. aus Gründen der nationalen Sicherheit geheim sind, bzw. deren genauer Zweck und vielleicht auch die Lage geheim sind? Bzw. die das offiziell sein sollen, wo aber mindestens die Anwohner, z.T. aber auch die Presse oder andere öffentlich zugängliche Quellen bereits darüber berichtet haben. Das kann neben nachrichtendienstlichen Stellen auch z.B. militärische Einrichtungen betreffen. Eine der Fragen in diesem Zusammenhang ist ggf., welches Recht Anwendung findet (AFAIK wenn es um die db geht, und was dort veröffentlicht werden darf, dann ist englisches Recht maßgeblich, d.h. was in GB nicht veröffentlicht werden darf, das können die dortigen Behörden löschen lassen, und davon bekommen wir vermutlich auch nichts mit, andererseits gibt es z.B. auch (z.T. auch kommerzielles) Interesse in den jeweiligen Ländern, dass die Daten dort legal nutzbar bleiben (und nochmal andererseits ist uns das bisher meistens egal gewesen, s. z.B. on-the-ground-Regel abgesehen vom Krim-Fall, zumindest solange es um Länder wie Russland oder China ging, und nicht solche, die zu “unserem Block” gehören - auch wenn es manchem antiquiert vorkommen mag, diese Blöcke mit ihrer jeweiligen offiziellen Sichtweise gibt es natürlich nach wie vor).

OSM ist ein internationales Projekt. Damit gilt meiner Meinung nach für Objekte in einem Land jeweils das dort gültige nationale Recht. Andere werden da sicher andere Meinungen haben.

Die sollen erstmal on-the-ground geheim gehalten werden. Wenn außen ganz groß “Atomraketenlager” dransteht, dann kann das so in OSM rein. Wenn on-the-ground bzw. auf Luftbildern nur eine beliebige Lagerhalle erkennbar ist, dann trägt man in OSM eine Lagerhalle ein. Davon gibt es viele und niemand weiß dann, was drin ist. Es dürfte absolut üblich sein, geheime Anlagen zu tarnen.

Anwohner kann man auf Geheimhaltung verpflichten. Aber wenn’s in der Presse und im Internet steht, ist’s dann nicht eh zu spät? Irgendwann ist eine Info wirklich öffentlich, dann kann man sie imho auch in OSM eintragen. Aber OSM sollte bei “geheimen” Daten nicht vorpreschen.

Die Überschrift/Link des Papiers enthält “Gemheim…” statt “Geheim…”.

wenn in einem Land das Mappen verboten ist löschen wir das Land komplett aus OpenStreetMap um den dortigen Gesetzen zu entsprechen?

Für Mapper gelten sicherlich die Gesetze des Landes, in dem sie sich befinden, aber auf das Gesamtprojekt sollten wir das nicht ausdehnen.

Ich halte da nichts von einem Positionspapier. Ich glaube nicht, das wir uns da auf sinnvollere Regeln einigen können als “Jeder mappt was er will” und “im Einzelfall müssen wir gucken”.

Aus Sicht einer Gefahrenabwehrbehörde (hab da mit Leuten gesprochen) ist es so, das natürlich die leichte Verfügbarkeit von Informationen schon ein Kriterium ist, das zumindest gefühlt zusätzliche Gefahren erzeugt. Wenn z.B. ein interessanter Weltkriegsbunker nur unter der Hand in irgendwelchen Urbex-Foren gehandelt wird, oder in Büchern beschrieben ist, die nur in der Bibliothek Klein-Kleckersdorf, und auch nur auf klingonisch verfügbar sind, ist die Info zwar auch öffentlich, aber nicht so leicht zugänglich wie wenn in den OSM-Daten, oder sogar in populären renderings, “Interessanter Weltkriegsbunker” steht. Ungeachtet dessen muss die Behörde natürlich die Bunker sichern, hat dafür aber nur begrenzte Ressourcen. Die können nicht innerhalb von 3 Tagen alle Bunker sicher machen, daher sind sie schon drauf erpicht, das die Infos so begrenzt wie möglich öffentlich sind. Wenn 3 Urbexer im Jahr reingehen ist es was anderes als wenn 10 krasse Jugendliche pro Woche von Karten “angelockt” werden.

Insofern plädiere ich für Augenmaß und gegen blindes “wir mappen alles, und grade wenn du das nicht willst immer 3 mal mehr wie du!!!111 Schaufel werf”.

So ganz verstehe ich das Papier nicht. Es ist eine gute Einleitung und Erklärung nach aussen was Openstreetmap ist - aber wie geht man mit dem Kern um?

ich selbst orierentiere mich bei meiner Arbeit für Openstreetmap am Pressekodex des deutschen Journalistenverbandes.

für mich ist die Kernaussage, dass es eine **hierachie der Intressen ** gibt - etwa bricht für mich das Informationsintresse der Öffentlichkeit nie ein Schutzintresse einer bestimmten Minderheit.

diese Gedanken könnte man mit der Grundlage der Arbeit der Medien durchaus weiterentwickeln. Natürlich gibt es hier immer Grenzfälle. Aber im Grunde ist Openstreetmap für mich ein publizitisches Werk.

und wendet man das Modell der Bedürfnisshierachie an, findet man jasuf viele leidliche Fragen eine Antwort. Beispielsweise wenn illegale und selbstgefährende Wege über Bahnfahrstrecken eingetragen werden…

Thema Hydranten: Viele Wasserwerke veröffentlichen diese Daten absichtlich nicht (kritische Infrastruktur). Die Feuerwehr verfügt natürlich darüber. Somit ist es wenig hilfreich, wenn in dem betreffenden Gebiet von den Mappern anhand der Schilder dennoch Hydranten erfaßt werden. Diese Daten werden, zumindest von der Feuerwehr, nicht genutzt …

Natürlich kann man Informationen immer auch für schlechte Zwecke verwenden. Z.B. mappen wir Stromleitungen und Kraftwerke, Krankenhäuser, Polizeistationen (mit Dienstzeiten), Feuerwehren, Staudämme, und auch sonst jede Menge kritische Infrastrukturen. Wenn jemand einen terroristischen Anschlag mit maximalem Schaden planen wollte, dann wäre OSM als Planungsgrundlage natürlich ziemlich gut geeignet. Wenn es nach dem Innenministerium ginge, dann würden die OSM wahrscheinlich am liebsten verbieten, oder zumindest das v.g. löschen wollen. Ähnlich wie auch schon das Mitnehmen von Wasser auf Flugreisen verboten wurde (dass man es auf Bahnreisen noch mitnehmen darf, wundert da schon fast, aber falls es mal einen entsprechenden Anschlag oder “dringende Hinweise” auf so was geben sollte, dann kommt das wahrscheinlich auch noch).
Wenn irgendwo ein Weltkriegsbunker rumsteht wo es in den letzten 74 Jahren (wie Du auf 3 Tage kommst erschließt sich mir nicht) noch nicht genügend Ressourcen, Zeit oder gefühlte Notwendigkeit gegeben hat, den zu sichern, dann sollen sie halt ein Schild hinmachen “Betreten verboten, Lebensgefahr” oder so. “Ungeachtet dessen muss die Behörde natürlich die Bunker sichern”, wirklich? Stehen die auf Kinderspielplätzen? Müssen die Behörden auch alle Klippen sichern, wo jemand runterfallen könnte? Alle Seen wo jemand reinfallen und ertrinken könnte? Zäunen wir als nächstes die Straßen ein, weil man da in Autos laufen kann? müssen natürliche Höhlen alle verschlossen werden? Haben die Leute keine eigene Verantwortung mehr, muss man alles dranschreiben oder besser absperren? Vorsicht, Kaffee kann heiß sein?

Klar, niemand wird gezwungen etwas zu mappen, und manchmal entscheidet man sich aus Verantwortungsbewusstsein (z.B. auch zum Schutz der Natur, von gefährdeten Personen oder Arten, von Kindern, etc.) dafür, etwas nicht zu mappen (veröffentlichen), das kann jeder so halten wie er will und für richtig hält, aber was m.E. nicht OK ist, ist das Löschen von solchen Informationen, die jemand anderes erfasst hat. In so einem Fall würde ich die Erfasserin kontaktieren und versuchen sie zu überzeugen, das selbst rauszunehmen.

Vielleicht sollten wir keine Straßen mehr mappen, das erleichtert Einbrechern nur unnötig die Planung der Flucht SCNR