Ich habe die Diskussion nach dem OP nur noch überflogen, also bitte nicht schlagen, falls ich einen wesentlichen Aspekt überlesen habe. Aber ein bisschen ging’s mir dabei wie kürzlich der dänischen Krone beim Lesen von Trumps Ansinnen – „meint der das ernst?“
Ich betrachte mal Wanderwege, die sind mir am nächsten (type=route + route=hiking).
Wir möchten in OSM eine möglichst vollständige Beschreibung vorhandener Features in der Datenbank abbilden. Und wenn wir den Sachverhalt „Weg XY geht hier über Track 1 und biegt dort ab auf Pfad 2“ abbilden wollen, dann geht das nicht eleganter als mit einer Relation, die die Beziehung (das heißt Relation wörtlich) zwischen dem (virtuellen) Wanderweg und den (reellen) Tracks und Pfaden digital abbildet. Anhand dieser Relation kann ohne Ortskenntnis, nur aus den Daten, die Aussage getroffen werden, dass Weg xy dort dem Track folgt und dort auf den Pfad abbiegt. Als Folge davon können die gemappten Wegzustände (tracktype, surface, width, smoothness) dem Wanderer mitgeteilt werden, denn man weiß ja, welche Wegabschnitte mit welchen Tags er dabei benutzen muss.
Die Abbildung in einer Relation hat außerdem den Vorteil, dass die Zusammensetzung der Wanderroute in den OSM-Daten selbst enthalten ist. Wer sich, z.B. bei der Geofabrik, einen lokalen Auszug der OSM-Daten runterlädt, hat diese Information frei Haus gleich dabei und muss keine zusätzlichen Quellen anzapfen.
Ein GPX ist eine komplett andere Art von Information, eigentlich nur eine geordnete Abfolge von Koordinatenpaaren mit einigen Metainformationen wie Zeitstempeln oder Namen einzelner Wegpunkte. GPXe sind nicht Teil der OSM-Geodaten, sie würden auf einer separaten Quelle vorgehalten und müssten separat ausgewertet werden. Wobei die Auswertung keine definitive Aussage wie „der Wanderweg verläuft über diesen Track“ mehr machen kann – oder wie sollte das technisch gelöst werden? Sie kann nur sagen, dass der GPX dort lagetechnisch mit dem gemappten Track übereinstimmt und der Wanderweg höchstwahrscheinlich den Track benutzt. Aber das wäre geraten, nicht gewusst wie bei einer Relation, die diese Information hieb- und stichfest kommuniziert.
Jetzt nehmen wir an, Track A ist schnurgerade gemappt, und auch das GPX verläuft dort schnurgerade. Jetzt geht kreuzschnabel diesen Weg ab und stellt fest, dass der schnurgerade Verlauf etwas quick-and-dirty gemacht wurde. Tatsächlich macht der Track dort eine S-Kurve und liegt außerdem 15 Meter weiter westlich. Das ist kein wirkliches Problem, niemand wird sich deshalb verlaufen, aber kreuzschnabel liebt nun mal die Präzision, und der Weg soll in OSM so verlaufen wie in Wirklichkeit. Also setzt sich kreuzschnabel zu Hause sofort an seinen JOSM und verfeinert den Weg anhand seines (meistens ziemlich präzisen) gemessenen GPX. So schön, so gut.
Was macht jetzt der Datennutzer, der sich 15 Minuten später einen Datenbankexport zieht? Er bekommt den verbesserten Track in den OSM-Daten, aber der GPX mit der Wanderroute ist noch der alte – außer kreuzschnabel war so schnell, den gleich mit zu aktualisieren und hochzuladen. Nehmen wir an, er habe das nicht oder noch nicht getan, dann stimmen Track und GPX jetzt nicht mehr überein, und die Zuordnung mit der Aussage „hier ist ein ebener Schotterweg, gut zu laufen“ kann vom Auswerter nicht mehr getroffen werden. Er muss damit rechnen, dass der Wanderweg dort über einen nicht gemappten Pfad quer durch den Wald geht.
Gut, wir könnten einen Automatismus bauen, der bei Bearbeitung eines Wegabschnitts auch alle betroffenen GPXe updatet. Aber wozu? Die Abbildung als Relation sorgt doch schon dafür, dass alles übereinstimmt, denn die muss gar nicht angefasst werden, wenn kreuzschnabel dem Weg ein paar Kurven reinmappt. Der Weg ist nachher wie vorher Member der Relation, der geänderte Verlauf kommt ohne weiteres Zutun in die Relation rein.
Welchen Gewinn böte eine Anlegung als GPXe statt als Relation? Es wäre möglicherweise etwas einfacher herstellbar (wobei mit etwas Übung eine Relation ebenso schnell zusammengeklickt ist wie ein GPX erstellt). Aber die Information wäre nicht mehr in den OSM-Daten enthalten, sondern woanders (und dann können wir gleich die GPXe vom wanderatlas.de nehmen); eine eindeutige Zuordnung von Route und Wegabschnitten (für surface etc.) wäre nicht mehr in den Daten gegeben, sondern könnte nur noch per Lageübereinstimmung geraten werden, und die GPXe müssten separat gespeichert und bei jeder Bearbeitung der Ways mitgepflegt werden.
Es gibt übrigens mehrstöckige Brücken. Spätestens da hätte eine lateral geratene Zuordnung von GPX und OSM-Way verloren
–ks