Ungefähr richtig vs. Genauigkeit beim Mappen

In Moldawien - genauer gesagt in der separatistischen Region Transnistrien - hat kürzlich ein sehr aktiver russischer Mapper die Grenzen sämtlicher Dörfer eingetragen (sind nicht so viele, Region hat ca 500.000 Einwohner).

Der Punkt ist: Dabei war er oft nicht exakt. Ich konnte direkt einige Fehler finden. Seine Begründung bzw Antwort auf meine Hinweise war, dass er damit die Adressierung in dem Gebiet deutlich verbessert hat und dass die wenigen Fehler sehr viel mehr Nutzen gegenüberstehen.

Das stimmt natürlich. Allerdings habe ich mich bisher immer an das Prinzip gehalten, dass ich nur Dinge eintrage, die ich auch genau weiß und präzise eintragen kann. Ich halte es für falsch, einen Grenzverlauf mal so ungefähr frei Schnauze einzutragen, ohne Quelle. Das führt zu falschen Annahmen beim Nutzer der Karte. Für mich sollte eine Karte zu solchen Dingen lieber keine Information enthalten als eine falsche Information.

Wie seht ihr das?

Wie genau ist genau?
Ich trage manchmal Wege freihand ein, wenn ich nichts anderes habe als die Erinnerung, dort gefahren zu sein, was von der Realität durchaus ein paar Meter abweichen kann. Vor Ort würde aber niemand ein Problem haben, den Weg zu finden. So genau sollte es schon sein.

Die Informationen sind ja nicht falsch, sondern nur ungenau.
Es kommt immer darauf an, was für Objekte das sind und wie ungenau die sind.
Auf dem Land eine Grenze 200m falsch zu plazieren sollte keine großen Probleme bereiten.
In der Stadt wären für eine Stadtteilgrenze 200m schon ziemlich arg.

Ich mappe teilweise auch kleine Wege und Häuser nach Gefühl. Wenn dann nach 1-2 Jahren neue Luftbilder bereitstehen, geh ich nochmal rüber und zieh’s gerade.
Idealerweise trägt man an ungenauen Objekten noch ein fixme ein, dann können Datennutzer mit Glück erkennen, dass das ungenau eingetragen wurde.

Also: Lieber ungenau als gar nicht. Man kann’s ja später nochmal korrigieren.

sehe ich auch so. Wobei man sich schon bemühen sollte. Z.B. wo es gute Luftbilder gibt irgendwelche Phantasieformen hinzurotzen, wo zwar ein Haus steht aber die Form nichts mit dem Gebäude zu tun hat (copy paste Rechtecke), ist es auch ein Ärgernis, weil man für das Verbessern im Zweifel länger braucht als fürs Neumachen. Lieber besser als mehr. Aber bei Dingen die man nur vor Ort aufmessen oder abschätzen kann ist es mir lieber, es wird ungefähr gemappt als gar nicht.

Also ich meinte keine kleinen Ungenauigkeiten. Wenn ein Weg oder ein Haus da sind, dann würde ich ein paar Meter Ungenauigkeit absolut ok finden.

In dem konkreten Beispiel gab es einige Dörfer, die zusammengewachsen waren. Da hat der Benutzer dann mehrfach nach eigenem Ermessen “entschieden”, wo das eine Dorf aufhört, und das andere anfängt. Und genau da habe ich mehrfach eben Fehler gefunden, beispielsweise Straßennamen, die definitiv nur in einer der beiden Ortschaften vorkommen, aber jetzt auf beide verteilt sind. Klar, man weiß wo die jeweiligen Ortskerne sind, was ein grober Anhaltspunkt ist. Aber da geht es um Ungenauigkeiten von mehreren hundert Metern und eine ganze Menge Straßen, die eventuell jetzt falsch adressiert werden. Für mich sollte in so einem Fall lieber keine Grenze eingetragen werden, als eine die eben falsch gezogen ist. Selbst wenn die Grenzziehung sonst zu 80% stimmt.

Ich empfinde Maturi0ns Argumentation als logisch.

Besser eine ungenaue Wegfuehrung als keine, weil die Daten dann ja trotzdem hilfreich sind. Andererseits handelt es sich bei den Grenzen aus meiner nicht um ungenaue sondern um falsche Information. Da waere ich dann auch dagegen.

Lg, Gppes

So was gibt es in Deutschland auch.

Die Grenze geht unter dem Umspannwerk entlang. Und genau an der Östlichen Kante der Straße; "Über dem Pflinzhöck. Auch wenn ich in diesem Bereich den genauen Verlauf aus einer nicht OSM kompatiblen Quelle kenne, fasse ich daran nix an.

Weil ich

  1. nicht genau weiß, was ich bei einer Änderung an dieser Stelle mit dem restlichen Grenzverlauf anrichte und
  2. Mich nicht Änderungskommentaren aussetzen will wie: Warum hast Du dann nicht gleich alles berichtigt?

Vor allem, weil ich nicht genau weiß, woher die ursprünglichen Ersteller ihre Kenntnisse über den Grenzverlauf haben.

Ich finde diese Begründung stichhaltig. Wenn du Fehler gefunden hast dann korrigier die doch gleich :wink:

Ich dachte immer, unsere “Beliebtheitsskala” wäre so ungefähr (von “Ih Bah!” bis “Yeah!” geordnet):

falsche Daten < schlechte Importe < keine Daten < ungenaue Daten < sehr gute Importe < Couchmapping von Luftbild < Craftmapping mit GPS < Craftmapping mit echtem geodätischem Equipment

+0.9

MIr fehlt da noch “Craftmapping mit gutem Luftbild”. Also vor Ort anschauen, Fotos machen, zu Hause anhand vom vor-Ort-Material + Luftbildern mappen.

ich sehe das Equipment beim Craftmapping auch nicht so wichtig an, was wirklich den Unterschied macht ist die Tatsache, dass man die Situation vor Ort kennt. Man braucht eigentlich nur einen Notizblock oder ein gutes Gedächtnis oder ein mobiles Gerät mit dem man vor Ort mappen kann.

Mir fehlt da definitiv noch Craftmapping anhand photogrammetrischer Punkt-Wolken aus selbsterstellten 3D-Geometrien vor Ort! :wink:

hm, osm wächst und verbessert sich ständig.

das Problem ist für mich lediglich, dass unser System noch nicht damit umgehen kann. aus flasch verstandenem Respekt vor der Arbeit anderer haben viele eine Scheu, sehr alte Objekte anzufassen und auch mal rauszuschmeissen und durch neue, bessere Daten zu ersetzen.

bei der Menge an Quellen, die in meinem Mappinggebiet alleine in den letzten 2 Jahren hinzugekommen sind, ist es eigentlich selbstverständlich das alte Daten eine schlechtere Qualität haben - zumindest bei sowas wie Grenzverläufen, die niemand mit dem GPS abgegangen haben kann…

wenn man nichts einträgt, gibts auch nix, was sich verbessern und entwickeln kann. ich halte daher den Ansatz “genau oder nix” für verkehrt.

Wo endet “ungenau” und beginnt “falsch”?. Für mich ist hier die Angabe der Quelle relevant. Wenn da “source=rough estimate” dabei steht, dann ist jedem nachfolgenden Mapper, der Fehler findet, klar, dass man die Grenzen noch korrigieren muss. Ohne eine solche Angabe muss man davon ausgehen, dass der ursprüngliche Mapper die Linie als exakt angenommen hat und dann sind die Daten falsch. Oder?

+1. Schlampige Hausumringe in Regionen, in denen es eigentlich sehr gute Luftbilder o.Ä. Vorlagen gäbe, sind ein Ärgernis: Auch nach meiner Erfahrung dauert hier das Präzisieren meist genauso lange, tlw. länger als das Neuzeichnen.

Du hast schon recht, die Grenze zwischen falsch und ungenau kann unscharf sein und vom Betrachter abhaengen, trotzdem:

  • Strasse: Ungenau: Lage passt nicht optimal; Falsch: Kreuzungspunkt gesetzt wo eigentlich eine Bruecke ist bzw. umgekehrt.
  • Haus: Ungenau: Lage am richtigen Grundstueck, Position, Form und Groesse passen nicht. Falsch: Haus am falschen Grundstueck, oder falscher Strassenname an einer Kreuzung.

Ich vertrete den Standpunkt: Bei Grenzen sollte meiner Meinung nach POIs, Haueser oder gar Siedlungen schon richtig zugeordnet sein. Wenn das Teil ein paar Meter falsch ueber einen Acker laeuft naja. Ich stelle halt bei Grenzen hoehere Qualitaetsansprueche. Man verschiebe mal eine Staatsgrenze ein paar Meter… :wink:

Lg, Gppes