Historische Karten 1880

Moin!

vermutlich x-mal gefragt.

Darf man Ortsnamen aus historischen Karten um 1880 für OSM entnehmen?

Jan

Bei Karten aus dem Zeitalter ist das Urheberrecht längst abgelaufen, sofern man also dort interessante Dinge vorfindet, darf man sie in OSM übertragen.

Sollte aber dennoch vorsichtig sein, weil man u.U. der einen oder anderen Namen anders schreibt.

Aber rechtlich ist es jedenpfalz kein Problem. Ich habe mich auch schon öfter bei http://susudata.de/messtisch/index-messtisch.html bedient (nicht beim Google-Layer).

–ks

Über http://susudata.de/messtisch/openstreetmap.html sieht man gleich einen schönen Layer. :slight_smile:

Die Kartenblätter kann man übrigens auch einzeln downloaden bei https://lib.byu.edu/collections/digital/

Bernhard

hmm, wenn ich den Link öffne, was ich da für meine Umgebung sehe sind amtl. Karten von ca. 1960/ 1970, (da sind schon Bergbahnen eingezeichnet) nie und nimmer von 1880, oder gibt’s da einen Trick?

Möglicherweise stammen die einzelnen Kartenelemente aus unterschiedlichen Zeiten.

Die Kartenausschnitte im Saarland scheinen von vor 1957 zu stammen, da ein Grenzabschnitt bei Zweibrücken mit “Saarland” auf der einen Seite und “Fed. Rep. of Germany” auf der anderen Seite markiert ist.

Kirrberg wird als dem Saarland zugehörig ausgewiesen, also war es nach 1949.

Der Flughafen in Ensheim ist noch kleiner als heute; die Straße nach Norden geht noch westlich an ihm vorbei statt östlich (deren Umlegung war so in den 60er oder 70er Jahren, wenn die Erzählungen nicht ganz falsch sind.)

Der “Trick” ist, die Kartenquellen zu kennen :slight_smile:

Die Kartenbasis stammt schon u.a. aus der Zeit… Aber… zu sehen sind Kartenstände (div. Berichtigungen und Nachträge) der da hinterlegten Karten aus der Zeit um die 1930er Jahre bis 1945. Herausgegeben sind diese Blätter um 1950 (ich schätze +/- 2 oder 3 Jahre) von USA/ England. Das sind defakto die Alliiertenausgaben, der deutschen Meßtischblätter.
Die Einzelblätter dazu stammen von hier: https://contentdm.lib.byu.edu/digital/collection/GermanyMaps/search. Hier bekommte man für das Einzelblatt auch die Datenstände raus…

Übrigens: das Gitternetz auf diesen Karten ist ein UTM-Gitter, nicht Gauss-Krüger!!

[Edit] Gelegentlich sind auf diesen Karten auch ehem. Militärische Einrichtungen von den Alliierten nachgetragen: http://susudata.de/messtisch/openstreetmap.html?lat=54.166253&lng=13.775311&opa=1&zoom=15&baselayer=Open%20Street%20Map&marker=empty
[/Edit]

Meßtischblätter, die meiner Einschätzung nach den unkorrigierten Erstauflagen (für Preußen) entsprechen, findest du hier: https://mapire.eu/de/map/europe-19century-secondsurvey/?layers=osm%2C158&bbox=1474456.6683722127%2C6827018.123878939%2C1589112.210799977%2C6880524.043678563

Sven

Genau. Die Karten sind “Kriegsbeute” der Aliierten. Sie wurden von ihnen aber teilweise noch Anfang der 1950er nachträglich redigiert und irgendwann als public domain freigegeben.

Den Flughafen Ensheim gab’s schon in den 1930er Jahren als reinen Segelflugplatz. Schon damals sollte er den alten Flugplatz in den Saarwiesen bei St. Arnual ablösen, durch den Krieg kam es aber nicht mehr dazu. Die Straße , die man da sieht, führte übrigens noch bis Anfang der 1970er Jahre über die Landebahn. Es gab eine Schrankenregelung immer wenn ein Flugzeug starten oder landen wollte. Mit Ausbau zum Verkehrsflughafen Mitte der 1970er war diese Regelung aber nicht mehr tragbar und die Straße wurde verlegt. Reste der alten Straße sieht man noch vor Ort und auch auf den üblichen Luftbildern.

Mapire mischt wohl auf seiner Seite Karten aus sehr unterschiedlichen Jahren, je nach Region.

Also, die Sudata-Karten sind zu 100% identisch (in Bayern) mit den historischen Karten, die beim Landesvermessungsamt hinterlegt sind. 1962 passt genau für den Ausschnitt, den ich mir angeschaut habe (Spitzingsee) . 1959 ist die Karte wieder anders.

Dort heisst es:

3.4 Historische Karten

Ausschnitte aus historischen Karten, deren Ausgabedatum mehr als 50 Jahre zurückliegt, dürfen im Rahmen der Lizenz Creative Commons Namensnennung – Keine Bearbeitung (CC BY-ND) frei genutzt werden.

Ich weiss nicht, ob das beeinhaltet, Höhenangaben, Bezeichnungen etc. zu übernehmen. Muss man dann immer den Namen/ Lizenz angeben?

https://geoportal.bayern.de/geoportalbayern/seiten/nutzungsbedingungen.html

Beim Tiroler Tiris (Geodaten) gibt es die alliierte Karte von kurz nachm Krieg. Die hat aber eine ganz andere Topographie als die, die bei Sudata hinterlegt sind.

[Übrigens glaub’ ich jetzt zu wissen, wo die ganzen “Fehlermeldungen” eines OSM-Kartierers herkommen im oberen Isartal. Der Mann hat wohl einfach die Karte von 1962 genommen, und überall wo ein Weg/ Straße von 1962 fehlt, eine Fehlermeldung abgesetzt. :laughing: ]

Edit: Ich hab gerade festgestellt, dass bei anderen Sudata Ausschnitten für Bayern die Landesvermessungs-Karten schon farbig sind, die müssten dann von ca. ab 1975 sein, da würde die 50 Jahre Regel nicht greifen.

Es gibt im amerikanischen Recht eine Sonderregelung, wonach an Kriegsbeute kein Urheberrecht gehalten werden kann. Auf der gleichen Rechtsgrundlage ist/war z. B. Mein Kampf in den USA frei verkäuflich, da es ebenfalls als Kriegsbeute beschlagnahmt wurde.

Auf das deutsche Recht ist das so nicht übertragbar. Wenn der Kartenstand auf Ausgaben vor 1945 basiert (steht immer in der Ecke) sollte das Abzeichnen ok sein, da die 70-Jahre-Frist durch ist und die Bearbeitungen der Alliierten als Amtliches Werk gelten. Bei Kartenständen der frühen 50er-Jahre bin ich mir nicht sicher, ob da noch Urheberrechte der deutschen Landesregierungen dran hängen, deshalb hab ich es z. B. bisher unterlassen, Ortsteilgrenzen von dort abzuzeichnen (ansonsten eine sehr gute Quelle!).

bei den susdata-Karten bin ich mir recht sicher, daß z.B. Namen und Grenzen zuletzt 1937/38 angepasst wurden. Ich habe wenige Alliierten-Blätter in meiner Sammung und die vergleichbaren Blätter vor 1945. Bis auf Kordinatengitternetz, Kartenrandangaben und Legende sind in der Regel keine Unterschiede. Nur augewählte Militärische Einrichtungen sind gelegentlich mal nachgetragen.
Ich hatte mal in meiner Vor-OSM-Zeit mal Kontakt zur Staatsbibliothek in Berlin zu Nutzungsrechten. Aussage dort: Sie nehmen nur die Nutzungsrechte für die Blätter wahr, die sie selbst in ihrem Bestand haben. (Ausgewählte Karten werden z.B. als Nachdruck beim LGB vertrieben, Nutzungsrechtegeber ist aber Staatsbibliothek) Wenn ich selbst Originale in meiner Sammlung habe, fallen diese nicht unter deren Nutzungsrechten…

Sven