street-Relationen in Deutschland entfernen?

Hallo,

nachdem wir uns entschieden haben, auf die fehleranfälligen associatedStreet-Relationen zur Adresserfassung in Deutschland zu verzichten, und diese erfolgreich bereinigt haben, möchte ich Euch fragen, ob wir nicht mit den street-Relationen ebenso verfahren sollten.

In Deutschland gibt es laut Overpass Turbo aktuell 2212 street-Relationen. Ihre quantitative Bedeutung ist also viel geringer als die der aS-Relationen und die Entfernung sollte viel schneller gehen.

Die Bedeutung der street-Relationen ähnelt den aS-Relationen sehr (siehe OSM-Wiki-Artikel). Unterschiede sind nur (frei nach dem Wiki formuliert), dass street-Relationen andere Rollen-Bezeichnungen verwenden, dass klar definiert ist, dass in der Relation enthaltene Tags auch auf die gesamte Straße zutreffen, und dass bei street-Relationen stärker betont wird, dass sie die Zusammengehörigkeit aller betroffenen Elemente ausdrücken.

Wärend diese Unterschiede zur Folge haben, dass street-Relationen etwas „interessanter“ zu sein scheinen als aS-Relationen, werden sie andererseits schon vom Wiki-Artikel als „not established and unsupported by some applications“ beschrieben.

De facto sind zudem viele der street-Relationen, die ich bisher angesehen habe, schon deshalb reichlich redundant, weil sie ausschließlich Straßenabschnitte enthalten, also offenbar einzig und allein den Zweck haben, die Zusammengehörigkeit dieser Abschnitte auszudrücken. In Leonberg z.B. gibt es eine Menge so aufgebauter Relationen. Ich halte das für eine unnötige Verkomplizierung unserer Daten.

Daher würde ich vorschlagen, mit den street-Relationen genauso zu verfahren wie mit den aS-Relationen, sprich, jeweils zu prüfen, ob in der Relation irgendwelche an den Mitgliedern fehlenden Informationen (z.B. der Straßenname, die PLZ … usw.) enthalten sind, dann diese Informationen an den Mitgliedern zu ergänzen, zu denen sie passen, und endlich die street-Relation zu löschen.

Sollte es einzelne street-Relationen geben, die besonders „interessant“ sind (z.B. weil sie tatsächlich Elemente zusammenfassen, deren Zusammengehörigkeit nicht ohne Weiteres zu erkennen ist), dann könnten wir diese ja stehen lassen, zumindest zunächst. Ich habe aber bei Stichproben bisher keine derartige street-Relation in Deutschland gefunden, es dürfte sich also höchstens um Einzelfälle handeln.

Ich darf hier gleich auf einen Hinweis von glglgl aus dem anderen Thread eingehen:

Das sieht zwar zunächst nach einer „interessanten“ street-Relation aus. Aber die Verlinkung aus Wikidata (oder Wikipedia usw.) auf die ID eines OSM-Objektes ist mMn generell eine sehr schlechte Idee, egal ob es um eine street-Relation oder was auch immer geht. Denn unsere IDs sind nicht dafür gedacht, persistent zu sein (oder was auch immer der Fachausdruck sein mag), die IDs von OSM-Objekten können sich leicht ändern, und auch wenn das bei Relationen weniger oft passieren dürfte als z.B. bei Straßenabschnitten, ist die Verlinkung auf eine OSM-ID dennoch keine gute Idee. Eine schlechte Idee sollten wir nicht fördern. Daher ist dies mMn kein Hindernis, um diese Relation zu entfernen. Was meint Ihr?

Die andere Möglichkeit wäre, dass wir solche street-Relationen erhalten. Allerdings sollte das mMn auf überregional bekannte Straßen beschränkt werden, z.B. (um das Beispiel von geobug zu übernehmen) auf „Unter den Linden“ usw. Warum diese Beschränkung? Weil ansonsten bald der eine oder andere auf die Idee kommt, für jede Straße in Deutschland einen Wikidata-Eintrag zu erstellen und dann, um auf OMS verlinken zu können, für jede (!!!) Straße eine street-Relation anlegt. Wollen wir das wirklich? Wohl kaum. Daher sollten wir ausdrücklich feststellen (und ins Wiki schreiben), dass wir – analog etwa zu den Relevanzkriterien von Wikipedia – derartige Verlinkungs-Relationen nur in vernünftigen Fällen angelegen wollen.

Ein weiterer Hinweis:

Manchmal werden auch „Routen“ im Sinne von Autobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in einer Relation zusammenfasst. Dafür werden aber zumindest in den Daten für Deutschland üblicherweise keine street-Relationen, sondern Relationen mit type=route + route=road verwendet. Wenn also jemand auf eine street-Relation stößt, die der Zusammenfassung der Abschnitte einer A/B/L/K-Straße dient, würde ich diese Relation in type=route + route=road umtaggen.

Ja, “interessante” Relationen, die zB Begleitwege mit der Straßen verbinden sollten latürlich nicht gelöscht werden.

Die street-Relation ist vielseitiger als die as-Relation und kann für ein paar ganz spezielle Fälle sinnvoll sein, z.B. wenn eine Straße aus räumlich getrennten Teilen besteht, die man nicht sofort sieht.

Eine andere Anwendung wäre eine sehr bekannter Name, bei dem man zusätzliche Informationen in der Relation unterbringen kann und sie nicht an die ways hängen muss (aber nur dann!).

Ich habe auch street-Relationen gesehen, denen Gebäude ohne Adressen, Nebenwege und Parkplätze zugeordnet waren. Über den Sinn kann man streiten, aber diese Information kann man schlecht auf die Mitglieder verteilen.

Die überwiegende Zahl der street-Relationen die ich sah, hatten aber nur Informationen, die schon woanders standen oder auf die Mitglieder verteilt werden könnten (sprich: Adressen).
Die Unterscheidung in Rollen *house *und address, je nachdem ob es ein Umriss oder ein Node ist, halte ich für belanglos und fehleranfällig. Ich vermute, dass kaum jemand auf die Idee kommt, in der street-Relation die Rolle zu ändern, wenn er die Adresse vom Node auf das Gebäude überträgt oder umgekehrt vom Umriss auf den Eingangs-Node.

Ich denke, dass die street-Relation am selben Problem krankt wie die associatedStreet-Relation: Sie wird von Software schlecht unterstützt und ist zudem kompliziert. Sie wird meiner Meinung nach daher niemals sinnvoll an allen (eventuell berechtigten Stellen) eine konsumierende Software unterstützen können, die Daten besser zu interpretieren. Angenommen, in 1 Promill der Straßen wäre die Relation Hilfreich, aber sie ist nur in 10ppm aller Straßen getaggt, so ist der Nutzen nahe Null auch wenn er sehr vereinzelt hilft. Ein Konsumer muss die übrigen Fälle sowieso selbst mit Heuristik interpretieren. Und die muss so gut sein, dass sie vermutlich alle Fälle, die explizit per street-Relation getaggt sind auch ohne ebendiese Relation hätte interpretieren können.

Ich plädiere daher dafür, dass dieser Typ Relation ersatzlos in allen Fällen entfernt wird.

Danke für Eure Beiträge! Ihr habt das viel kürzer und knapper formuliert als ich.

Was meinen die anderen? In Deutschland ersatzlos für deprecated erklären (dktue) oder auf Spezialfälle beschränken (seichter, chris66)?

Einig sind wir uns jedenfalls, dass street-Relationen nicht mehr zur Adressdatenerfassung verwendet werden sollten und auch nicht zur Zusammenfassung „ganz normaler“, d.h. zusammenhängender Straßen.

“Für deprecated erklären” und “ersatzlos entfernen” sind zwei verschiedene Sachen. Deprecated heißt ja nur: In Zukunft nicht mehr verwenden.
Beim Löschen **nichtredundanter **Information bin ich sehr zurückhaltend. Die Möglichkeit, dass ein Consumer die Information vielleicht auch anders gewinnen könnte, reicht mir nicht.

Hallo,

was soll dieses ängstliche und zögerliche Vorgehen? Erst werden alle associated-Street-Relationen in OSM vernichtet obwohl die dazu stattfinden Abstimmung noch nicht beendet war.

Jetzt wird im nächsten Schritt auf das nächste Ziel losgeschossen und die massenweise Vernichtung von street-Relationen angegangen.

Warum immer nachfragen ob etwas massenweise gelöscht werden soll?

Der umfangreiche, redundante, lückenhafte und fehlerhafte Datensatz von OpenStreetMap wird sich in kürzester Zeit enorm verbessern, wenn
**jeder **Mapper sich an die folgenden Regeln hält:

  • Was ich nicht brauche, das lösche ich sofort.
  • Was** ich **nicht verstehe, das lösche ich sofort.
  • Was **ich **nicht kann oder beherrsche, das lösche ich sofort.
  • Was nicht in mein Weltbild passt, das lösche ich sofort.
  • Womit meine Software nicht klarkommt, das lösche ich sofort.

OSM ist kein Platz für Redundanz und Toleranz!

Gruß aus Ratingen
Harald
black_bike

PS: Wenn schon der KI zugetraut wird Ironie und Sarkasmus zu erkennen, dann vertraue ich hier mal auf die fleißigen Mapper.

Bemerkung: Anredezeile nach Aufforderung durch Moderator (widerwillig) entfernt.

Den Nutzen von AS-Relationen habe ich nicht wirklich gesehen, so rigoros gelöscht hätte ich sie aber auch nicht sofort alle. Bei Street-Relationen kann es aber durchaus einen Nutzen geben. Waterway-Relationen besitzen eine gewisse Ähnlichkeit und sind meines Wissens etabliert und werden ausgewertet. Ich bin klar gegen das Löschen aller Street-Relationen. ++ black_bike.

Vielleicht mag ja mal einer der geneigten Löscher eine repräsentative(!) Sammlung von Beispielen aufzeigen, dass wir uns mal ein Bild davon machen können, wie Street-Relationen heute genutzt werden und in welcher Weise sie stören.

Also die Sinnhaftigkeit der 55 Relationen vom type=street in Brandenburg verstehe ich nicht wirklich… die Heerstraße in Berlin, die abfragebedingt mitkommt, würde ich auf die Liste der überprüfenswerten Relationen setzen… Den Rest würde ich nach erstem oberflächlichem Durchsehen ersatzlos streichen. Die Relationen duplizieren die Merkmale ihrer Mitglieder und in Bezug auf die allgemeine Verbreitung der Straßen als solches und im Vergleich dazu die ins Promillebereich gehende Verbreitung der wenigen Relationen halte ich letztere für obsolet.

+1 fürs Putzen.

Sven

Beim Lesen dieser Zeilen kam mir eine andere Analogie in den Sinn: Multipolygone. Auch hier hatten wir ja den Ansatz verfolgt, dass wir sie zwar haben wollen (und müssen), dass sie aber nur dort verwendet werden sollen, wo es nicht anders geht (vereinfacht zusammengefasst). Ich würde einen ähnlichen Ansatz auch hier fahren: wo eine street-Relation nur aus ein, zwei, drei Komponenten besteht, ist sie überflüssig und kann wegoptimiert werden, wo sie komplexer ist oder tatsächlich einem anderen Zweck dient, behalten wir sie.

Seufz … Da habe ich diesen Thread schon so umständlich eröffnet und mit Einschränkungen formuliert und auch gleich geschrieben, dass wir „interessante“ street-Relationen erhalten können, und nun darf ich mich als

beschimpfen lassen und im Fortgang des Beitrages auch noch erfahren, dass ich offenbar ein absoluter Egozentriker und generell gegen Toleranz eingestellt bin. Der Beitrag soll zwar eine Satire sein, aber dieser Aussagen scheinen völlig ernst gemeint zu sein. Vielen lieben Dank für diese äußerst freundliche, differenzierte und sachliche Einschätzung! :roll_eyes:

Mir ging es von Anfang an um street-Relationen, die
(a) lediglich der Erfassung von Adressdaten dienen – also ganz genau wie die aS-Relationen verwendet werden – oder
(b) sogar nur die ohnehin zusammenhängenden Abschnitte einer Straße „sammeln“.

Gegen street-Relationen, die „interessant“ sind, z.B. straßenbegleitenden Wege zusammenfassen oder räumlich getrennte Teile einer Straße, habe ich nichts. Doch gerade, wenn uns solche aufschlussreichen street-Relationen wichtig sind, sollten wir dafür sorgen, dass sie nicht in einem Wust nahezu bedeutungsleerer street-Relationen untergehen.

In Leonberg gibt es derzeit 63 street-Relationen vom Typ (b). Sie stammen aus einer Zeit, als unsere Vorgänger offenbar das OSM-Datenmodell so verstanden haben, als müsse man für alles, was aus mehreren Elementen besteht, gleich eine Relation anlegen. Ursprünglich waren sie tlw. als route-Relationen angelegt worden, dann hat man festgestellt, dass das nicht passt und sie in street-Relationen umgetaggt, aber sie sind trotzdem weitgehend sinnlos. Genau dasselbe gilt für 144 der 146 street-Relationen in Konstanz – sie fassen lediglich ohnehin zusammenhängende Abschnitte von Straßen zusammen.

+1.

Hallo,

black_bike und ich sind in Sachen Löschen von “unnötigen Dingen” verschiedener Meinung (z.B. Wahlkreise). Der Beitrag von black_bike mag zwar irgendwo nahe an der Grenze des Akzeptablen in diesem Forum sein, aber er drückt aus, was mir als Nichtteilnehmer der Löschkampagne auch aufgefallen ist. Wichtig ist folgendes Zitat:

Wenn ihr eine vierwöchige Abstimmung ansetzt und gleich anfangt, systematisch zu löschen und das auch noch mit einer Art Countdown “feiert”, braucht ihr euch nicht wundern, wenn ihr Leute verärgert. Wer eine Abstimmung beginnt, aber nach wenigen Tagen richtig loslegt, weil (?) es keine Nein-Stimmen gab, zeigt Andersdenkenden gegenüber keinen angemessenen Respekt. Würdet ihr so etwas mit etwas machen, was mir sehr am Herzen liegt, hätte ich die DWG gebeten, euch mal zu erklären, wie unvorbildlich euer Verhalten ist.

So und jetzt noch eine Anmerkung zur Sache:

In meiner beruflichen Tätigkeit bekomme ich gelegentlich den Auftrag, Straßenlisten zu erstellen. Dabei soll jede Straße pro Gemeinde und Postleitzahl nur einmal auftauchen, aber es soll in der Liste eine Mittelpunktskoordinate enthalten sein. Dazu fasse ich mit der PostGIS-Funktion ST_ClusterWithin Straßenstücke mit gleichem Namen, die nahe beieinander liegen, zusammen. Meist sind das 100 bis 200 Meter. Nach dem Zusammenfassen werden die Straßen an der Gemeindegrenze aufgeteilt. Das ist beispielsweise bei dem Straßennamenprojekt für die Zeit geschehen. Für solche Zusammenfassungen braucht es keine street-Relationen. Die Tags und die räumliche Beziehung der Objekte zueinander ist ausreichend.

Wenn eine Straße wirklich über ein längeres Stück hinweg fehlt, aber eigentlich eine ist (z.B. baugeschichtlich), würde ich Tags wie wikipedia=* und wikidata=* an jedes Straßenstück taggen. Zudem würde ich eine Routenrelation (route=road) anlegen, die die Straße repräsentiert. Natürlich muss man da irgendwo eine Grenze ziehen, ab wann eine solche Zusammenfassung über Relationen nicht mehr sinnvoll oder noch nicht sinnvoll ist. Irgendwelche einfachen Wohnstraßen sollte IMHO keine street-Relation oder vergleichbare Konstrukte bekommen. Da genügt es die Tags an den Ways zu erfassen. Wenn mehrere Straße historisch eine einzige waren und mittlerweile aufgeteilt, mehrfach umbenannt worden sind und vom ursprünglichen Charakter nichts mehr zu erkennen ist, kommt der Punkt, wo OSM ein ungeeigneter Ort zur Speicherung ist, weil OSM keine historische Datenbank ist.

Viele Grüße

Michael

EDIT: Link zu http://www.geofabrik.de/projects/strassennamen_zeit/index.html ergänzt

Full ACK.

Ich werde ganz gemütlich an einer Erweiterung der aS-Karte basteln, diese aber erst nach erfolgreicher Abstimmung freischalten. Diese wird allerdings keine Bewertung über “wichtig” oder “unnötig” anzeigen können.

Gruss
walter

Nakaners Darstellung finde ich überzeugend (im Gegensatz zu black_bikes Beschimpfungen).
Auf jeden Fall sollten wir das im Fall der street-Relationen besser machen. Also:

  1. hier diskutieren;
  2. sobald sich eine mehrheitsfähig erscheinende Position zeigt, diese gut formulieren;
  3. im Wiki zur Abstimmung stellen;
  4. erst nach dem Ausgang dieser Abstimmung mit Bearbeitungen beginnen.

Das ist auch wichtig:

Es gibt tatsächlich 2 Heerstraßen in Berlin:
die aus obiger Relation und ein weitere in Kaulsdorf-Süd http://overpass-turbo.eu/s/I2g

Die Heerstraße(West) führt über die Frey-Brücke. Diese kann natürlich nicht auch noch den Namen “Heerstraße” tragen,
sollte dann in der Relation sein. Was ein (schwacher) Grund ist, diese Relation zu erhalten.

Für Brücken gibt es bridge:name=* und für Tunnel gibt es tunnel:name=. Bei bridge:name= bin ich mir sicher, dass Nominatim das sogar unterstützt. Ansonsten kann man die Brücke zusätzlich noch als Fläche mappen (man_made=bridge), was bei größeren Bauwerken sicherlich angemessen ist.

  1. Es hat sich von Anfang an eine >90% Zustimmung abgezeichnet.
  2. Keiner hat in der Anfangsphase gesagt: Hey Leute bitte erst die Abstimmung abwarten.
  3. Das mit dem Countdown fand ich auch nicht so prickelnd, anderseits motiviert sowas auch. :smiley: