Ich finde es nicht fair, dass Du unser Karlsruher Hackweekend als “den Besuch einer Firma in Karlsruhe” umschreibst. Damit machst Du einen Nebenaspekt - nämlich dass das Hackweekend meistens im Geofabrik-Büro stattfindet - zu dem Hauptmerkmal. Andere Firmen würden nicht zögern, großartig zum “FIRMENNAME Hackweekend” einzuladen. Das machen wir nicht, und wenn wir morgen den Laden zumachen und unsere Brötchen mit was anderem verdienen, würden wir immer noch zum Hackweekend einladen, bloss dann halt in Räumen, die wir jemand anderem abschwatzen.
Es gibt ja jede Menge Alternativen, das Karlsruher Hack-Weekend hat keinen Alleinstellungsanspruch. In Berlin findet auch regelmässig eins statt (mit dem wir Karlsruher uns meistens terminlich abstimmen). Dann gibt es die FOSSGIS-Konferenz mit OSM-Tag, die jedes Jahr woanders stattfindet. Dann gibt es 2-3x im Jahr vom FOSSGIS ein Hack-Wochenende in Essen (bei dem die Unterkunft vom FOSSGIS bezahlt wird und für den nächsten Termin, beginnend heute in einer Woche, noch drei Plätze frei sind: https://www.fossgis.de/wiki/FOSSGIS_Hacking_Event_2018_Nummer_11)). 2019 findet auch die internationale “State of the Map” in Heidelberg statt. In der Bonner Gegend gibt es einmal im Jahr die “FrOSCon”, bei der die beteiligten OSMer mittlerweile einen kleinen eigenen Sub-Track haben. Im CCC-Umfeld gibt es verschiedene Veranstaltungen (“easterhegg”, der Kongress zum Jahreswechsel, das Camp), bei denen sich oft auch ein harter Kern von OSMern trifft. Und von Stammtischen und den “humanitären” OSM-Gruppierungen hab ich da noch gar nicht gesprochen. Da läuft jede Menge, und in vielen verschiedenen Regionen Deutschlands, und der “harte Kern” ist überall ein anderer. Wer will, kann da überall mitmachen. Es ist keineswegs so, wie Du es darzustellen versuchst, dass man unbedingt in Karlsruhe mitreden muss.
Das ist sicher richtig, und Du darfst mir glauben, dass ich persönlich schon oft in OSM gesagt habe: Nein, das mache ich jetzt nicht, das kann ruhig mal jemand Neues machen. Wie Du weisst, habe ich auch bereits angekündigt, dass ich sowohl im FOSSGIS als auch in der OSMF zum Ende meiner laufenden Amtszeit aus dem Vorstand ausscheiden werde. Auch das Karlsruher Hackweekend haben wir von 3x im Jahr auf 2x im Jahr heruntergeschraubt, um weniger dominant zu erscheinen. Aber wie weit soll man darin gehen, existierende Dinge - und gute Dinge, wie ich finde - einzureissen, nur damit sich etwas neues bilden kann?
Es gibt viele Stellen in der OSMF, wo dringendst die Mitarbeit neuer Leute gebraucht würde, und das Mitgestaltungspotential neuer Leute ist gewaltig. Peter hat da ja in der Vergangenheit einige Versuche unternommen, auch der deutschen Community die OSMF-Arbeitsgruppen schmackhaft zu machen. Die “Communications Working Group” zum Beispiel, deren Aufgabe die “Pressearbeit” und die sozialen Medien sind, liegt praktisch brach - wenn da jemand dazustiesse, der ein bisschen Elan hat und frische Ideen, kann der in Nullkommanix den Laden aufmischen. Die “Membership Working Group” wäre ein guter Ort, um die Mitbestimmung der Community in der OSMF zu verbessern, um künftig die Jahreshauptversammlungen zu organisieren und dafür zu sorgen, dass Mitglieder die Chance bekommen, Anträge einzureichen und all sowas, was bei normalen “deutschen” Vereinen selbstverständlich ist. Die “Operations Working Group” hat ein paar Anforderungen an IT-Kenntnisse, wartet aber praktisch auch nur darauf, dass irgendjemand sich mal “kümmert”.
Vielleicht habe ich eine verzerrte Sicht auf die Dinge, aber mir präsentiert sich OSM(F) so, dass links, rechts, vorne und hinten Leute fehlen, die bereit sind, Arbeit zu investieren. Es könnte sein, dass, wenn man die Leute wegnimmt, die derzeit etwas tun, danach mehr Leute “nachwachsen”, jüngere, dynamischere, tatkräftigere Leute mit frischen Ideen und dem Elan, etwas voranzubringen.
Es könnte aber ebenso sein, dass man danach mit ein paar griesgrämigen Nerds dasitzt, die eigentlich nur mitreden wollten und nicht darauf vorbereitet waren, dass sie wirklich mal mit anpacken sollen
Das ist immer die Zwickmühle dessen, der aktiv ist. Macht er zuviel, erdrückt er den Nachwuchs. Macht er zu wenig, bleibt alles liegen.
Bye
Frederik