EU-Urheberrechtsrichtlinie und ihre Folgen für OSM

Wobei mir die „contra“-Begründungen teils merkwürdig uninformiert und nicht ganz ernstzunehmen vorkommen. Als gehe es um eine Abschaffung jeglichen Urheberrechts, und alle Pro-Stimmer seien pure Anarchisten.

–ks

Was von diesen Änderungen der ursprünglichen Verfasser selbst zu halten ist, beschreibt der von streckenkundler bereits verlinkte Heise-Artikel. Nicht viel offenbar – die Upload-Filter sind nicht rechtssicher vom Tisch, auch wenn Alex Voss MdEP selbst das so behauptet.

Nur zur Info für alle, die wie ich die Wikimedia-Blackbox erst mal weggeklickt haben und dann Mühe hatten, den Link zu Teilnahme-Seite wiederzufinden ;):

https://fixcopyright.wikimedia.org

Ich habe mich allerdings entschieden, statt des Formulars dort eine eigene E-Mail für meine baden-württembergischen EU-Abgeordneten benutzen und ihnen darin ganz persönlich zu erklären, warum ich sie bitte, der Urheberrechts-Richtlinie nicht bzw. nur mit bestimmten Änderungsanträgen zuzustimmen. Keine Ahnung, ob das was hilft (bei den Parteifreunden von Herrn Voss wohl kaum, die werden auf ihn hören und nicht auf mich), aber man kann es ja mal versuchen …

Falls jemand Interesse hat, kann ich ihm/ihr den Text meiner E-Mail gerne schicken (bitte PN an mich). Ist sicher aus juristischer Sicht eher stümperhaft, aber “persönlich” soll bei manchen Politikern ja gut ankommen. Leider ist nur noch heute Zeit … morgen wird ja schon wieder abgestimmt.

Ich glaube nicht, dass das zusammenhängt. Aber pünktlich, quasi auf der Zielgeraden zu diesem Thema, setzt taginfo den Dienst aus…
Würde nur noch der Hinweis hierzu fehlen :wink:

Taginfo hat damit nichts zu tun, es ist ein Hardwarefehler und der Dienst wird gerade auf eine andere Kiste umgezogen.

Das EU-Parlament hat mit 438 zu 226 Stimmen für den Upload-Filter gestimmt:
https://netzpolitik.org/2018/das-eu-parlament-legt-einen-schleier-ueber-das-internet-votum-fuer-upload-filter-und-leistungsschutzrecht/

OMG! Dass sich doch fast immer Dummheit, Kleingeist und Gier durchsetzen müssen! …

(Ich bitte um Verzeihung, falls dieser Kommentar gegen den Geist des Forums, die politische Neutralität oder die Netiquette verstoßen sollte, aber was soll man sonst zu so etwas sagen?)

Laut diesem Artikel der Zeit werden Uploadfilter in der Reform nicht explizit erwähnt, aber da die Vorgabe, bereits beim Upload Inhalte auf Urheberrecht zu prüfen, lässt sich das ganze nicht ohne solche Filter bewerkstelligen. Aber es wurde konkretisiert, das die Verpflichtung nur für Plattformen mit “großen Mengen” an Uploads gilt. Also alles noch sehr schwammig formuliert und heute abgesegnet. Gehört die kleine OpenStreetMap zu den “großen” Internetplattformen? Ich möchte dieser Aussage nicht zustimmen.

Ich pausiere meine Aktivitäten hier, bis die Zukunft von OSM geklärt ist.

Ist doch ganz einfach, dann werden Openstreetmap und co. zukünftig für europäische IPs gesperrt. Wer trotzdem noch beitragen will, muss sich einen VPN in ein freies Land wie den USA besorgen. Die anderen Seiten wie Google und YouTube werden das eh tun.

Wir sind jetzt in dieser Übersicht des Verfahrens im 2. Kästchen von oben. Bis der Text Richtlinie ist und umgesetzt ist, ist die Wortwahl nicht so entscheidend. Die Richtung ist allerdings festgelegt.

um zu Filtern musst Du ja auch etwas für die Prüfung haben. Ohne Filterkriterien bringt Dir kein Filter etwas. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Google, TomTom, etc uns ihre Datensätze schicken, damit wir unseren Filter erstellen können. Oder sie müssten eine Schnittstellen, wo Du Content prüfen lassen kannst, aufsetzen. Theoretisch gingen auch Hashes. Aber das Problem bei allen Verfahren ist doch, dass Du nur 1mm Abweichung haben musst und schon hast Du keine Übereinstimmung mit dem Filter mehr.
Selbst wenn wir einen Filter aufsetzen, ohne Zugriff auf die Rohdaten, die man als Normalsterblicher nicht so einfach bekommt, wirst Du nie im Filter stecken bleiben.

Der Filter wird wohl eher so aussehen: IF [‘Google’,‘TomTom’,‘Navigon’] in changeset_comment or source → Daten=böse

Das ganze spielt natürlich in beide Richtungen, also muss Here (und andere mit ähnlichen Geschäftsmodellen) natürlich auch Daten aus OSM filtern, wenn sie sich nicht an unsere Lizenz halten wollen …

Mappst du noch oder lebst du schon (in einer Welt mit filtriertem OSM)? :wink:

Wie gesagt, ich pausiere bis die Zukunft von OSM geklärt ist.

Und ich beneide heute die UK’ler. Mal schaun, vllt ziehen die OSM Server dort wieder hin. :stuck_out_tongue:

Dann aber nach England, da nach dem Zerfall des Vereinigten Königreiches Nordirland und Schottland, wahrscheinlich auch Wales, wieder in die EU wollen. Obwohl, ab heute überlegen sie es sich pfielleicht.

–ks

Hallo,

den schwarzen Banner habe ich soeben entfernt. Bis der Server das nächst automatische Website-Update macht, dauert es noch ein paar Minuten bis Stunden.

Die schwarzen Tiles sind heute Abend auch abgeschaltet worden, geistern aber u.U. noch durch die Caches mancher Proxys.

Viele Grüße

Michael

Ich hoffe, Sonneborn hat nicht schon wieder einen Jux gemacht: https://twitter.com/MartinSonneborn/status/1039884592466075648

Kannst ja mal ein paar Stichproben vergleichen. Da steht für jeden Vorschlag wer “+” oder “-” gestimmt hat. Der Komissionsvorschlag ist Nr. 18 auf Seite 38. Sieht echt aus für mich.

Hallo zusammen,

ich würde die Kirche im Dorf lassen und erst mal die konkrete Umsetzung abwarten. Dass die Zielrichtung all dieser Gesetzgebung nicht OSM und Wikipedia sind, ist wohl allgemeiner Konsens. Ob es richtig ist, dass jede(r) die unglaublichsten Sachen ins Netz stellen darf (mittels eines davon und der ungehemmten Verbreitung fürstlich lebenden Providers), ohne für Falschaussagen zur Rechenschaft gezogen werden zu können — dieses Forum ist nicht die richtige Stelle das zu diskutieren.

Ich kenne ein Beispiel aus einem anderen Bereich, wo die konkrete Umsetzung nach zunächst existenzbedrohenden Szenarien eine sehr pragmatische Lösung gefunden hat: Energiegenossenschaften und die Umsetzung der Verbraucherschutzrichtlinie durch das BAFIN (hoffentlich wird das jetzt nicht als “off topic” rausgenommen): Ca. 2014 musste das BAFIN (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) europäisches Recht zum Verbraucherschutz bei Vermögensanlagen umsetzen. Energiegenossenschaften kann man theoretisch als Anbieter solcher Dienstleistungen ansehen, denn sie sammeln Geld ein von ihren Mitgliedern, um es dann in z.B. Photovoltaik-Anlagen zu investieren und die Erlöse auszuschütten. Energiegenossenschaften haben (bis auf wenige Ausnahmen) nur wenige 100 Mitglieder aus einer Region (25km Radius), und nicht das primäre Ziel der Finanzinvestition, sondern erneuerbare Energie zu produzieren und dabei nebenbei noch ein wenig Geld zu verdienen (also eher idealistische Ziele analog zu OSM, Wikipedia). Eine Auflage des BAFIN für Anbieter von Finanzdienstleistungen (und damit auch Energiegenossenschaften) sollte sein, dass in ihrer Geschäftsführung ein Mitglied mit mehrjähriger Erfahrung aus der Kreditbranche sein musste, eine Forderung, die die vielfach ehrenamtlich geführten Energiegenossenschaften ruiniert oder zur Liquidation gezwungen hätte. Die Energiegenossenschaften liefen Sturm, waren aber selber viel zu klein, um etwas zu erreichen. Nach ca. 1 Jahr intensiver Diskussion kam auf einmal die Sichtweise auf, dass Energiegenossenschaften eine Art von Unternehmen sind, die anderweitig reguliert werden, und damit nicht dieser Auflage unterliegen. Das Thema war vom Tisch, alle waren zufrieden. (Diese Beschreibung ist stark vereinfachend, man möge mir das verzeihen).

Warum dieser lange Absatz dazu? Die OSM-Community sollte versuchen, Kontakte zu Wikimedia/Wikipedia aufzunehmen, damit man an einem Strang zieht. Ich bin sicher, dass die Umsetzung so aussehen wird, dass Wikipedia weiterarbeiten kann, denn die sind viel populärer als Energiegenossenschaften (und nahezu jeder Politiker weiß das). OSM muss also nur zusehen, dass es unter dieselbe Ausnahmeregelung fällt, und hier hilft der Schulterschluss mit Wikipedia.

Ich kenne die OSM-Community viel zu wenig, als dass ich sagen könnte, wer solche Kontakte hat/aufnehmen sollte (insofern können Kritiker diesen Beitrag als “schlaue Theorie, aber völlig an der Realität vorbei” beiseite schieben). Ich trage es aber trotzdem vor, denn es ist pragmatisch und könnte funktionieren. Es erspart gleichzeitig dem Großteil der OSM-Community endlose Foren-Diskussionen. Und dass Wikipedia-Leute, die nicht unbedingt OSM kennen, froh sind, in die Diskussionen mit der Politik um die Umsetzung ein weiteres Beispiel (OSM) für den Grund zur Ausnahme werfen zu können, davon sollten wir ausgehen. Wer also glaubt, solche Kontakte zu haben, bitte nutzen, und vielleicht die Community ein wenig auf dem Laufenden halten. Derselbe Mechanismus könnte über Kontakte zum ÖPNV, z.B. Verkehrsverbünde, funktionieren, denn die wissen um den Wert von OSM für sie, und sie sind politisch vernetzt. Aber nicht weiter im Forum mit allen möglichen Schreckenszenarien diskutieren, denn das hilft nicht zur Problemlösung, sondern bindet nur unnötig Kräfte.

Bicycle Tourer

P.S.: Wir sollten gut überlegen, ob Aktionen wie Schwärzen von Tiles dieselbe Wirkung wie ein Banner bei Wikipedia haben. Wikipedia kennt und nutzt jede(r), OSM eben nicht. OSM ist vielfach bei Dritten eingebunden (z.B. Verkehrsverbund im ÖPNV), die wohl eher sauer sind, wenn so eine Aktion kurzfristig kommt und ihre Website nicht den Service für ihre Kunden liefert. Wenn sie dann von OSM Abstand nehmen, haben wir uns einen Bärendienst erwiesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Nutzer von ÖPNV sich näher mit dem OSM-Anliegen beschäftigt, wenn die Karte des Verkehrsverbunds mit der Streckenführung auf einmal schwarz ist mit einem “Protest-Text” von OSM, denn er weiß noch nicht mal, dass da OSM dahintersteckt. Er wird sich beim Verkehrsverbund beschweren, und der Verkehsverbund dann eher auf OSM verzichen. Jemand, der in Wikipedia einen Begriff sucht, wird viel eher nachdenklich, wenn Wikipedia einen Banner hat, denn das kann der Leser zuordnen.