EU-Urheberrechtsrichtlinie und ihre Folgen für OSM

Es ist aber nicht unpolitisch, wenn man sich zusammentut, um selber eine Karte zu machen, weil “die da oben” einem nichts von ihren Daten abgeben. Ich verstehe, wenn jemand sagt, dass OSM sich nicht in Politik mischen sollte, die nichts mit freien Kartendaten zu tun hat, aber wenn die Politik anfängt, uns Steine mitten in den Weg zu legen, dann sollten wir uns nicht darauf beschränken, zu schauen, wie wir da am besten drüberhüpfen, sondern wir dürfen schon auch laut sagen, dass uns da Steine in den Weg gelegt werden.

Von “Gatekeeping” spricht man dann, wenn eine eingesessene Führungsclique Newcomer nicht mitmachen lässt. Der Begriff ist hier nicht angebracht und wird auch in der sonstigen Diskussion in OSM oft rhetorisch gebraucht (“Ich habe die Wege im Naturpark gelöscht aber diese GATEKEEPER bei OSM lassen mich nicht”, “Ich wollte 30.000 windschiefe Gebäude importieren aber diese GATEKEEPER verlangen ja, dass ich das vorher mit ihnen diskutiere” usw.) - das ist mal ein Thema für eine eigene Diskussion. Hat aber hiermit nichts zu tun.

Bye
Frederik

Die Kachel von openstreetmap.de werden ja nicht nur für openstreetmap.de genutzt. Ich habe es am ersten gesehen bei brouter.de (ist vor einige Wochen auf Kachel von openstreetmap.de gewechselt). Und das wird nicht nur von der Deutschen Community genutzt.
Und dann ist es recht schwer zu klicken auf eine Karte der mich die Straße nicht anzeigt. Refresh wirkt da nicht weil meine Route dann weg ist, ein- und auszoomen hilft nicht in alle fälle. Dann wird mir den benutz von (angebote basierend auf) OSM verhindert, und dass ist keine gute aktion, egal ob es gegen EU-Uploadfilter, rassismus oder “denkt an die Kinder” ist.

Wie mehrfach gesagt, ich denke, es ist wichtig, hier zu trennen zwischen “Politik allgemein” (zu den erklärten Zielen von OSM allgemein zählt nicht der Kampf gegen Rassismus oder für Kinderrechte, egal wie gut man das finden mag - da kann man sich in anderen Gruppierungen engagieren) und “Politik, die konkret unsere Ziele betrifft”. Das sollte man nicht in einen Hut werfen.

Bye
Frederik

und jetzt eben wieder zurück auf den standard-layer.

Diese Kacheln sind keine dezenten Hinweise, das ist 99% loss of service.

Und das wird langsam angstrengend. Hier mal ein Tileserver überlasted, da mal eine politische Spam-Aktion, System-Downtimes von seiten meines Server-Providers … gibt viele Gegner beim Versuch, Quality-of-Service aufrecht zu erhalten.

Das hatte ich so übersehen. Es ist also der Tileserver, der die schwarzen Kacheln ausliefert. Kreuzschnabels Vorschlag, gefiel mir eigentlich besser:

openstreetmap.de kann so dazu beitragen, auf das Probem aufmerksam zu machen. Anderen Diensten, wie dem brouter, steht es aber frei, auf ungestörte Tiles zuzugreifen.

Ich möchte hier auch noch mal Frederiks Haltung unterstützen. Auch wenn ich verstehe, dass Nutzer des Tileservers auf openstreetmap.de diese Aktion als lästig empfinden und Leute mit apolitischer Überzeugung so was ablehnen sollte man klar erkennen, dass die Aktion mit den Vereinszielen des FOSSGIS nicht nur vereinbar ist, sondern sogar sehr nahe an ihrem Kern ist, und es deshalb fast zwingend ist, dass der FOSSGIS hierzu eine klare Meinung vertritt und sie auch offensiv kommuniziert.

Wer dies als Nutzer des Tileservers als Unannehmlichkeit empfindet, sollte denke ich erkennen, dass den kostenlosen Service des FOSSGIS zu nutzen mit sich bringt, dass man mit in eine solche Aktion des Vereins einbezogen wird. Niemand ist gezwungen das zu tun.

Unabhängig von der grundsätzlichen Debatte, könnte man vielleicht das ganze noch etwas besser/anders umsetzen.

  1. Statt die Tiles “fest” zu überschreiben und also erst nach einer Browser-Cache-Leerung bestimmte Tiles wieder sehen zu können, wäre es m.E. besser, wenn immer andere Tiles beim Vor- und Zurückzommen verdeckt würden. Würde vielleicht einigen Unmut nehmen und gleichzeitig etwas “Bewegung” in die Sache bringen. Mir ist es zum Beispiel passiert, dass ich beim Zoom auf mein “Zielgebiet” zufällig über vier (oder waren es fünf?) Zoomstufen das Zielgebiet auf der Karte nicht sehen konnte. Und das geht dann doch zu weit. Wenn ich raus- und wieder reinzoome, erwarte ich einfach, dass andere Tiles auf der selben Zoomstufe für die Botschaft ausgewählt werden. Keine Ahnung, ob und wie man sowas technisch umsetzen kann.
  2. Auf der “uf”-Seite wird ganz oben gefragt: “Warum benutzt ihr die Karte für eure politische Werbung?” Ich halte das nicht für Werbung, sondern für eine politische Botschaft. Da liegt schon ein Unterschied.

Ich möchte auch noch einmal unterstützen, dass es sich hier nicht um irgendeine politische Meinung handelt. Es geht um ein Thema was das ganze Projekt massiv betrifft. Es wurde vorher diskutiert, ohne eine einheitliche Meinung zu erhalten. In diesem Fall erscheint es mir aber angebracht aktiv zu werden. Insbesondere unter dem Aspekt den imagico genannt hat.

Wobei ich finde, dass der Anteil der verdeckten Tiles durchaus hätte niedriger sein dürfen. Die Botschaft wäre immernoch sichtbar gewesen, die Benutzbarkeit der Karte aber deutlich besser.

+1. Ich hätte sie auch eher transparent-grau drübergelegt, so dass sich die Karte unterhalb der Kachel noch erkennen lässt.

–ks

Transparentes Darüberlegen kostet Prozessorleistung – ein erstes beim ersten Ausliefern, ein zweites Mal nach Ende der Aktion. Mit unserer aktuellen Lösung wird serverseitig einfach eine andere Datei ausgeliefert.

Wenn ein Hinein- und Herauszoomen die Schwärzung beseitigen sollte, dürfte der Browser die Tiles gar nicht cachen. Die Browser-Caches sorgen jedoch dafür, dass sich so viele Nutzer ohne abartig viel Hardware-Ressourcen beliefern lassen.

Den getroffenen Entscheidungen liegen handfeste Performance-Gründe zugrunde.

Stimmt, das habe ich geändert. Es wird im Laufe der nächsten Stunden beim nächsten automatischen Update online gehen.

Zu diesen Vereinszielen gehört aber auch der Absatz 3 ( “Bereitstellung freier GIS Software und Daten, sowie Förderung deren Verfügbarkeit” ) und der bindet insbesondere die Vereinsmitglieder, die an professionellen Alternativen zu den von ihnen gestörten Diensten beteiligt sind.

Weil das wäre sonst ein Interessenskonflikt.

Ich finde durchaus, dass die Aktion auf längere Sicht die Verfügbarkeit freier Geodaten fördert.

–ks

Tolle Aktion!

Ich habe hier gelesen, dass so mancher deshalb zu Google & Co wechseln will? Alles klar, kein Problem: Konzept von freien Daten und Konzept von Datenschutz nicht verstanden.

[Edit: Grammatik]

Man kann den Interessenkonflikt aber auch genauso anders herum sehen - darin, dass viele Vereinsmitglieder die openstreetmap.de-Kacheln wie Du in ihren Diensten nutzen und daraus ggf. auch einen wirtschaftlichen Vorteil ziehen. Ob FOSSGIS und OSMF Tile-Server-Dienste für die Nutzung durch Dritte erlauben sollten oder nicht ist eine uralte Diskussion.

Ich denke dass letztendlich weder FOSSGIS noch OSMF Tile-Server-Dienste ausschließlich für die Nutzung durch Dritte betreiben sollten oder würden. Die begrenzte erlaubte Nutzung ist eine erlaubte Nebennutzung neben dem Hauptzweck, die OpenStreetMap-Daten zu bewerben, das Projekt zu präsentieren und Mappern als Feedback zu dienen. Dass diese Nebennutzung sich im Zweifelsfall den Vereinszielen unterordnen muss halte ich für selbstverständlich.

Vor ein paar Tagen habe ich ja schon geschrieben, was ich von Filterregeln beim Upload halte. Das ganze auch noch auf Copyright-Fragen ausdehnen zu müssen, bedeutet effektiv, dass wir den Laden hier dicht machen können. Das Gejammere über ein paar schwarze Kacheln finde ich in diesem Zusammenhang nicht wirklich hilfreich.

Ich finde die schwarzen Kachel absolut OK. Sollte unser geliebtes OSM-Hobby tatsächlich durch ein Gesetz zerstört werden, haben wir zumindest nicht nur zugesehen.

Ich schliesse mich an, eine sehr gute Aktion. Von mir aus es darf gerne noch 10-20% mehr Dunkelanteil auf der Karte geben, bevor in 2-3 Jahren nicht nur die *.de sondern auch *.org richtig finster geworden ist…
Könnte man zur Zeit diese Aktion auch kurzfristig auf die *.org Seite erweitern? Oder wäre das sogar kontraproduktiv?

So wie ich das interpretiere geht’s hier nicht um Politik, sondern um Freiheit oder Gewalt/Herrschaft/Unfreiheit. Vielleicht könnte man das auf der anderen Erklärseite irgendwie noch etwas mit einpflegen…
Und die Freiheit soll wohl mit den Filtern dramatisch eingeschränkt werden.
Leider sehe ich der Sache realistisch entgegen und die Aktion wird vermutlich nicht die Situation herstellen, dass das Internet in EU auf dem Freiheitsgrad bleibt wie er derzeit ist. :frowning:

Von daher könnte man die OSMF tatsächlich einmal fragen, ob es einen Plan B gibt? Also wenn es ernst wird, besteht dann die Option in ein anderes Rechtsgebiet zu zügeln? :wink: Wird wahrscheinlich aber nicht so recht funktionieren, da dann die Benutzer ja auch irgendwie wechseln müssten, oder?

Also ich bin komplett gegen Aktionen die die Nutzbarkeit auf 0 senken.
Ein kleiner schwarzer Banner über oder unter der Karte hätte es meiner Meinung nach auch getan.

Ich finde auch, dass jeder “Contributor” dieser speziellen “Nutzung” hätte zustimmen müssen, wenn “seine” Daten betroffen gewesen wären denn:

https://wiki.osmfoundation.org/wiki/Licence/Contributor_Terms

Einer Nutzung für politische Zwecke habe ich nicht zugestimmt, würde dies allerdings nach Rückfrage überdenken. Aber eben nicht ungefragt.

Auch sehe ich eine Verletzung darin, dass eine von mir erfasste Straße auf einer Kachel angezeigt und auf der anderen nicht angezeigt bzw. für eine politische Botschaft mitgenutzt wird - dies stellt meiner Auffassung nach ebenfalls eine Verletzung der Contributor_Terms dar, denn die Zustimmung der Rechte betrifft die “Inhalte” und nicht “teile der Inhalte” :wink:

Bad World!

edit: Ich schreibe mal vorsichtshalber doch noch dazu, das ich das nicht ernst meine - man weiß ja nie :wink:

Du hast einer Nutzung für alle möglichen Zwecke zugestimmt, es ist sogar so, dass du die OSMF dazu zwingst die Daten ohne irgendwelche Beschränkungen der Nutzungsart anzubieten. Siehe die “Open” Definition, die ODbL 1.0 und die CC BY-SA 2.0.

+1. Die Argumentation habe ich auch nicht verstanden. Wir stellen doch in der Lizenz ausdrücklich jegliche Weiternutzung frei, was die Freiheit zur willkürlichen Nichtweiternutzung sowie Auslassung doch wohl einschließt. Oder kann ich mich auch darüber beschweren, dass der Kartenausschnitt auf osm.org zu klein ist, um eine von mir erfasste Straße in ZL14 vollständig darzustellen? Also bitte, das ist doch Kindergarten.

Beschweren kann sich IMHO maximal jemand, der den FOSSGIS finanziell unterstützt, und zwar über die anteilige Verwendung dieses Geldes zur Durchführung einer Kampagne, die kurzfristig nicht dem Verfügbarmachen und sogar dem Verschleiern freier Geoinformation dient (mittel- und langfristig sehe ich das, wie gesagt, anders). Maximal das. Aber kein OSM-Beitragender hat irgendein Bestimmungsrecht darüber, was irgendein Weiternutzer mit den erfassten und hochgeladenen Daten macht oder zu machen unterlässt, solange der Weiternutzer dabei die OBdL einhält. Wer es doch zu haben glaubt, sollte das Konzept „freie Daten“ nochmal durchdenken.

–ks