EU-Urheberrechtsrichtlinie und ihre Folgen für OSM

-1 für die Aktion.

Ich war auch ganz überrascht dies zu sehen nachdem erst von “Fehlerkacheln” gesprochen wurde.
Und 1 von 10 ist nicht meine erfahrung. Jede fünfte kachel is schwarz, und dann zähle ich auch die halbe am Seitenrand dazu.
Schlechte aktion.

Um das Meinungsbild etwas zu erweitern ;): Meine Wenigkeit findet die Aktion nicht schlecht (trotz und in Abwägung aller bereits vorgebrachten, teils durchaus gewichtigen und ernstzunehmenden Einwände, die ich auch gar nicht bestreiten möchte).

Wird es jetzt öfter vorkommen, dass eine kleine Gruppe mit Zugriff auf OSM Infrastruktur diesen ohne Legitimation nutzt, um ihre politische Ansichten zu verbreiten? Zum Glück decken die sich diesmal mit meinen, aber wer weiß was noch so kommt.

Ich schrob:

Aber besser irgendwas tun als nichts tun.

Prinzipiell dürfen die Betreiber der Domain openstreetmap.de (also FOSSGIS e.V.) mit und auf dieser im Rahmen der Gesetze machen, was sie wollen. Das betrifft ja nicht OSM als Ganzes – es ist ja kein Mensch dazu gezwungen, OSM über openstreetmap.de abzufragen. Zweitens wurde das hierzuthema diskutiert und von einigen unterstützt, daher halte ich „ohne Legitimation“ für etwas überspitzt. Alle OSM-User zu fragen, um eine breite Mehrheit zu bekommen, stelle ich mir technisch schwierig vor.

Siehe vorausgegangene Diskussion. Ich bin zwar nicht derjenige, der das breit unterstützt oder hier dir gegenüber verteidigen muss – mir persönlich wäre eine Vorschaltseite und dann eine tadellose Karte lieber –, aber es geht eben nicht um eine beliebige politische Ansicht, sondern um einen politischen Vorgang, der das Projekt selbst gefährden könnte, da ist es nur sinnvoll, die Nutzer, denen das unter Umständen nicht bewusst ist, darauf aufmerksam zu machen. „Selbstverteidigung“ habe ich das oben irnkwo genannt.

D’accord: Wenn FOSSGIS hier „Merkel muss weg“-Kacheln einbaut, dann bin ich auch aus dem Projekt verschwunden, ganz unabhängig von meiner eigenen Meinung dazu – das gehört hier natürlich nicht her.

–ks

Danke an kreuzschnabel für die hervorragende Formulierung! Dem kann ich mich nur anschließen … und zwar beiden Absätzen.

Ich bin nun wirklich nicht der Typ, der wegen jedem Pipifatz in Aktionismus verfällt und auf die nächste Demo rennt. Und jemand, dem es egal ist, ob er OSM nutzt oder Google, weil sein Interesse nur bis zum bevorstehenden Urlaub reicht, der wird vielleicht nun wirklich auf die Google-Karte schauen. Aber meiner Ansicht nach geht es hier nicht um irgendein politisches Steckenpferd, sondern um etwas, was uns als OSM konkret betrifft. Es geht um etwas, was unsere Arbeit in der Zukunft massiv beeinträchtigen könnte, bis dahin, dass wir den Laden zumachen müssen, weil sonst den Abmahnern Tür und Tor geöffnet sind.

Wenn ich jetzt privat gegen Nazis bin oder gegen Plastik im Meer, hat das auf der OpenStreetMap-Webseite nichts zu suchen. Aber wenn OpenStreetMap droht, mal eben “aus Versehen” von einer unüberlegten EU-Direktive plattgemacht zu werden, die eigentlich ja nur gegen die Filmpiraten und gegen Google gehen sollte, dann ist das durchaus etwas, wo die OSMF oder der FOSSGIS als “Lobby” tätig werden müssen. Ansonsten werden diejenigen von Euch, die sich jetzt beschweren, dass Politiker unsere unpolitische Webseite gehijackt haben oder dass die eigene Urlaubsplanung in Mitleitenschaft gezogen wurde, in 1-2 Jahren fragen: “Warum hat denn die OSMF/der FOSSGIS/irgendjemand anders da nichts unternommen, das hätte man doch kommen sehen müssen!!!”

Bye
Frederik

OSM sollte ein unpolitischen Projekt sein, so wirds zumindest behauptet. Man sollte zu seinen Prinzipien auch stehen, wenn es mal schwer wird.

Das Thema wurde hier diskutiert, ja, aber so einen richtigen eindeutigen Konsens für diese Aktion kann ich da nicht erkennen. Davon mal abgesehen, dass sich nur ein winziger Bruchteil der aktiven Mapper sich überhaupt daran beteligt hat. Sicher kann die FOSSGIS machen was sie will. Wenn sie aber beansprucht, die Vertreter der deutschen OSMer zu sein, sind solche Alleingänge nicht gerade förderlich.

Letztlich haben ein paar angeblich nicht vorhandene Gatekeeper entschieden, diese Aktion durchzuziehen. Und hier mit fiktiven Vorwürfen zu argumentieren, die irgend jemand in 1-2 Jahren vielleicht mal erhebt, ist doch Kaffeesatzleserei und unseriös.

Die Art und Weise, wie “der Protest” hier umgesetzt ist, ist doch weitgehend neutral. Ich sehe nicht, dass in irgendeine (Politik-, Partei-) Richtung Stellung genommen wird.

Und genau dein zweiter Punkt wird durch die Aktion doch gerade befolgt. Wir müssen zu den Prinzipien, auf denen Openstreetmap beruht und die Openstreetmap so erfolgreich sein lassen, stehen und in Fällen wie diesen auch dafür aufstehen.

Jeder kann sich jetzt seine Meinung bilden, ob die neue Richtlinie eine Gefahr für OSM darstellt oder nicht und ob er etwas dagegen machen möchte oder nicht. Aber ohne eine Aktion wie diese, werden die meisten von den Konsequenzen der Richtlinie gar nichts mitbekommen, nicht bevor es zu spät ist.

Gut Frage. Was hat denn die OSMF unternommen?

Es ist aber nicht unpolitisch, wenn man sich zusammentut, um selber eine Karte zu machen, weil “die da oben” einem nichts von ihren Daten abgeben. Ich verstehe, wenn jemand sagt, dass OSM sich nicht in Politik mischen sollte, die nichts mit freien Kartendaten zu tun hat, aber wenn die Politik anfängt, uns Steine mitten in den Weg zu legen, dann sollten wir uns nicht darauf beschränken, zu schauen, wie wir da am besten drüberhüpfen, sondern wir dürfen schon auch laut sagen, dass uns da Steine in den Weg gelegt werden.

Von “Gatekeeping” spricht man dann, wenn eine eingesessene Führungsclique Newcomer nicht mitmachen lässt. Der Begriff ist hier nicht angebracht und wird auch in der sonstigen Diskussion in OSM oft rhetorisch gebraucht (“Ich habe die Wege im Naturpark gelöscht aber diese GATEKEEPER bei OSM lassen mich nicht”, “Ich wollte 30.000 windschiefe Gebäude importieren aber diese GATEKEEPER verlangen ja, dass ich das vorher mit ihnen diskutiere” usw.) - das ist mal ein Thema für eine eigene Diskussion. Hat aber hiermit nichts zu tun.

Bye
Frederik

Die Kachel von openstreetmap.de werden ja nicht nur für openstreetmap.de genutzt. Ich habe es am ersten gesehen bei brouter.de (ist vor einige Wochen auf Kachel von openstreetmap.de gewechselt). Und das wird nicht nur von der Deutschen Community genutzt.
Und dann ist es recht schwer zu klicken auf eine Karte der mich die Straße nicht anzeigt. Refresh wirkt da nicht weil meine Route dann weg ist, ein- und auszoomen hilft nicht in alle fälle. Dann wird mir den benutz von (angebote basierend auf) OSM verhindert, und dass ist keine gute aktion, egal ob es gegen EU-Uploadfilter, rassismus oder “denkt an die Kinder” ist.

Wie mehrfach gesagt, ich denke, es ist wichtig, hier zu trennen zwischen “Politik allgemein” (zu den erklärten Zielen von OSM allgemein zählt nicht der Kampf gegen Rassismus oder für Kinderrechte, egal wie gut man das finden mag - da kann man sich in anderen Gruppierungen engagieren) und “Politik, die konkret unsere Ziele betrifft”. Das sollte man nicht in einen Hut werfen.

Bye
Frederik

und jetzt eben wieder zurück auf den standard-layer.

Diese Kacheln sind keine dezenten Hinweise, das ist 99% loss of service.

Und das wird langsam angstrengend. Hier mal ein Tileserver überlasted, da mal eine politische Spam-Aktion, System-Downtimes von seiten meines Server-Providers … gibt viele Gegner beim Versuch, Quality-of-Service aufrecht zu erhalten.

Das hatte ich so übersehen. Es ist also der Tileserver, der die schwarzen Kacheln ausliefert. Kreuzschnabels Vorschlag, gefiel mir eigentlich besser:

openstreetmap.de kann so dazu beitragen, auf das Probem aufmerksam zu machen. Anderen Diensten, wie dem brouter, steht es aber frei, auf ungestörte Tiles zuzugreifen.

Ich möchte hier auch noch mal Frederiks Haltung unterstützen. Auch wenn ich verstehe, dass Nutzer des Tileservers auf openstreetmap.de diese Aktion als lästig empfinden und Leute mit apolitischer Überzeugung so was ablehnen sollte man klar erkennen, dass die Aktion mit den Vereinszielen des FOSSGIS nicht nur vereinbar ist, sondern sogar sehr nahe an ihrem Kern ist, und es deshalb fast zwingend ist, dass der FOSSGIS hierzu eine klare Meinung vertritt und sie auch offensiv kommuniziert.

Wer dies als Nutzer des Tileservers als Unannehmlichkeit empfindet, sollte denke ich erkennen, dass den kostenlosen Service des FOSSGIS zu nutzen mit sich bringt, dass man mit in eine solche Aktion des Vereins einbezogen wird. Niemand ist gezwungen das zu tun.

Unabhängig von der grundsätzlichen Debatte, könnte man vielleicht das ganze noch etwas besser/anders umsetzen.

  1. Statt die Tiles “fest” zu überschreiben und also erst nach einer Browser-Cache-Leerung bestimmte Tiles wieder sehen zu können, wäre es m.E. besser, wenn immer andere Tiles beim Vor- und Zurückzommen verdeckt würden. Würde vielleicht einigen Unmut nehmen und gleichzeitig etwas “Bewegung” in die Sache bringen. Mir ist es zum Beispiel passiert, dass ich beim Zoom auf mein “Zielgebiet” zufällig über vier (oder waren es fünf?) Zoomstufen das Zielgebiet auf der Karte nicht sehen konnte. Und das geht dann doch zu weit. Wenn ich raus- und wieder reinzoome, erwarte ich einfach, dass andere Tiles auf der selben Zoomstufe für die Botschaft ausgewählt werden. Keine Ahnung, ob und wie man sowas technisch umsetzen kann.
  2. Auf der “uf”-Seite wird ganz oben gefragt: “Warum benutzt ihr die Karte für eure politische Werbung?” Ich halte das nicht für Werbung, sondern für eine politische Botschaft. Da liegt schon ein Unterschied.

Ich möchte auch noch einmal unterstützen, dass es sich hier nicht um irgendeine politische Meinung handelt. Es geht um ein Thema was das ganze Projekt massiv betrifft. Es wurde vorher diskutiert, ohne eine einheitliche Meinung zu erhalten. In diesem Fall erscheint es mir aber angebracht aktiv zu werden. Insbesondere unter dem Aspekt den imagico genannt hat.

Wobei ich finde, dass der Anteil der verdeckten Tiles durchaus hätte niedriger sein dürfen. Die Botschaft wäre immernoch sichtbar gewesen, die Benutzbarkeit der Karte aber deutlich besser.

+1. Ich hätte sie auch eher transparent-grau drübergelegt, so dass sich die Karte unterhalb der Kachel noch erkennen lässt.

–ks