Hallo,
auf dem OSM-Samstag in Bonn und dem OSM-SommerCamp in Essen wurde über Geheimhaltung diskutiert. Die deutliche Mehrheit der Anwesenden sprach sich gegen Geheimhaltung aus, weil das ein Fass ohne Boden wird und wir uns zum Spielball von Interessensgruppen machen. Die Geheimhaltung von Trekkingplätzen dient ausschließlich geschäftlichen Interessen, da sie meist gar nicht so schwer zu finden sind. Anders als bei Frauenhäusern, die nicht von außen als solche erkennbar sind, gibt es keine schutzbedürftige Personengruppe.
Gegen die Geheimhaltung spricht, dass es sicherlich Fälle gibt, bei denen das Wissen um die Plätze hilfreich sein kann:
- Notrufe: Wissen die Leitstellen und die örtlichen Einsatzkräfte überhaupt, wo diese Plätze sind? Wissen ortsfremde Kräfte, die bei Großeinsätzen eingesetzt werden, wo diese Plätze sind? Ich denke, dass zensierte Karten sicherlich nicht so nützlich sind wie vollständige Karten.
- Hilferufe: Wenn jemand sich bei Bekannten meldet und sagt er sei am Trekkingplatz X, dieser aber auf keiner Karte verzeichnet ist …
- Planung von Wanderungen: Wer Wanderungen plant, schätzt es, die exakte Lage der Übernachtung zu wissen und nicht nur eine auf 3 km genaue Position (“Cramerhaus Lindelbrunn”) zu erhalten.
Solange es keine geseztlichen Geheimhaltungspflichten gibt, bin ich Löschgesuchen grundsätzlich abgeneigt. Es steht jeder Interessensgruppe frei, die Löschung zu fordern. Aber einfach so zur Tat zu schreiten, können wir nicht akzeptieren. Die Anfrage sollte, sofern keine personenbezogenen Informationen stark involviert sind, grundsätzlich öffentlich diskutiert werden. Falls doch personenbezogenen Informationen involviert sind, ist zumindest eine Form zu wählen, die eine ausreichende Einbindung der aktiven Community sicherstellt.
Ich habe im Pfälzer Wald dieses und letztes Jahr mehrere Trekkingplätze gemappt. Von der Beschaffenheit derer im Nordschwarzwald habe ich keine Ahnung, da müsstet ihr die jeweiligen Mapper fragen, die es eingetragen haben.
Im Pfälzer Wald hängt am Toilettenhäuschen ein Schild mit Verhaltensregeln, nahe gelegenen Rettungspunkten und Quellen. Auf diesem steht, dass es ein Trekkingplatz ist und wie er heißt. Auch der Betreiber ist erkennbar. Am Waldboden sind die Flächen erkennbar, die i.d.R. zum Zelten genutzt werden.
Es ist ein Campingplatz, wenn auch keiner, der in das Muster passt, dass der gemeine Deutsche im Kopf vor Augen hat: mit Gras, Hecken, Steckdosen, Sanitärgebäuden, ggf. an einem Bach/See/Fluss, ggf. mit Dauercampern. Die Campingmöglichkeiten auf dieser Welt sind sehr vielfältig. Nicht alle Plätze haben eine derart hohe Ausstattung. camp_site=basic and backcountry=yes werden deshalb bei Trekkingplätzen verwendet, um sie von anderen zu unterscheiden. Manche Kartenstile unterstützen diese Tags sogar. Unter den Smartphone-Apps ist mir OsmAnd positiv aufgefallen. Es zeigt in den Infos zum POI an, dass es sich um einen “Hinterland”-Platz (die Lokalisierung ist naja …) handelt.
Ich habe keinen der Plätze, die ich gemappt habe, gebucht. Bei meinen ersten Plätzen habe ich intensiv Youtube nach Videos durchforstet, auf denen Leute ihre Trekkingtouren zeigen und somit auch die Plätze. Die Videos informieren darüber, wie das Gelände beschaffen ist, in welche Richtung der Hang geneigt ist, welche Bäume in Platznähe stehen und welche Kurven der Weg zum Platz hat. Hinzu kamen GPS-Track-Portale und Foren. Bei Plätzen, die recht alt sind, findet man da viel. Manchmal so viel, dass man vom Wanderparkplatz aus zielgerichtet loslaufen kann.
Es gab aber auch Plätze, bei denen das Internet mir nicht helfen konnte oder mich beim Erstversuch in die Irre geführt hat. Drei meiner Plätze habe ich erst beim zweiten Anlauf gefunden, die anderen binnen einer halben bis zwei Stunden (das war dann meist der reine Fußweg vom Parkplatz zum Platz). Den Trekkingplatz Heldenstein habe ich zu Beginn der Saison erfasst, als er frisch an seinen aktuellen Standort verlegt war. Außer einer knappen groben Lageangabe, die meist auf 3 km genau ist, hatte ich keine Unterstützung. Ich musste also selber suchen und wurde innerhalb einer halben Stunde fündig, weil ich wusste, wie der örtliche Betreiber seine Plätze platziert – nämlich gerne auf Bergrücken.
Der Platz Vorderweidenthal war zu Beginn dieser Saison ebenfalls verlegt worden. Dank Berichten der Gemeinderatssitzung im örtlichen Amtsblatt wusste ich schon, in welchem Gewann ich suchen musste. Das systematische Ablaufen hat jedoch 1 1/2 Tage in Anspruch genommen (und geholfen, dass sämtliche Waldwege dort jetzt kontrolliert und aktualisiert wurden).
Die Mapper, die im Nordschwarzwald gemappt haben, sind ähnlich vorgegangen. (Ich kenne sie persönlich und sie werden sich sicherlich zu Wort melden)
Viele Grüße
Michael
PS In einem Änderungssatzkommentar verweist giggls auf die Ausgabe 49 von Radio OSM ab Minute 29.