EU-Urheberrechtsrichtlinie und ihre Folgen für OSM

Noch eine Stimme für eine Tile-Aktion. Ich würde es allerdings auf einen (populären) Zoomlevel beschränken, so daß man mit den anderen Zoomleveln drum herum arbeiten kann.

Nur so erreicht man alle Nutzer der Karten, nicht nur die von openstreetmap.org selbst.

Wenn die schwarzen Kacheln jetzt schon ein Problem darstellen wird das nach Inkrafttreten erst richtig interessant.
Dann kannst du dich u. U. ewig damit rumschlagen neu eingeprägte Hydranten odet andere Daten angezeigt zu bekommen- und das ständig und nicht nur einige Tage.

Es geht nicht um mich - ich hab für mein Projekt einen eigenen Tileserver laufen. Mir ist auch durchaus bewusst, welche Bedeutung die neue EU-Gesetzgebung haben könnte.

Es geht um (wie ich vermute) die Großzahl der i.d.R. kleinen Feuerwehren, die ihren Hydranten-Papierplan (sofern es den überhaupt gab) mittels OSM elektronisch gemacht haben. Nur wird dem kleinen Feuerwehrmann dann suggeriert, dass er in OSM seine Hydranten eintragen kann, hin und wieder nachschauen muss ob kein Vandale vorbei gekommen ist, und dann ists gut. In keiner der Beschreibungen zum Thema die mir bisher so untergekommen sind stand groß und fett am Anfang, dass man sich einen eigenen Tileserver anlegen muss, weil man sonst den Launen der Community ausgesetzt ist (mal abgesehen von den unerwünschten Bearbeitungen). Ich stelle die These auf, dass einige OSM-Nutzer bei der Feuerwehr nicht OSM nutzen würden, wenn sie wüssten dass sie dafür einen Tileserver aufsetzen müssen - das liegt bei den meisten Kameraden jenseits deren Fähigkeiten. Ohne den Leuten zu Nahe treten zu wollen - aber nicht wenige tun sich schon mit dem Office-Paket schwer.
Dass man sich nicht auf den OSM-Server verlassen kann ist mir persönlich klar - ich hab ja einen eigenen Server, wie bereits geschildert.

Mir persönlich ist es auch völlig wurst ob da zwei Wochen lang schwarze Tiles zu sehen sind oder nicht - ich werde nicht betroffen sein. Ich wollte nur zu bedenken geben, dass es Leute gibt die diesen Service nutzen und sich sicherlich nicht im Klaren sind, dass da auf einmal Löcher in ihrer Karte sind, weil die Community (ohne Zweifel sinnvolle) Werbung macht.

EDIT: Um nochmal Zusammenzufassen was die ursprüngliche Aussage meines ersten Posts sein sollte:

Es gibt Nutzer, bei denen rufen auf einmal auftauchende schwarze Kacheln Irritationen hervor. Denen ist nicht wirklich bewusst wie OSM funktioniert. Und wenn denen keiner ganz genau erklärt, was da gerade passiert, fliegt OSM (teilweise sowieso schon kritisch gesehene Sache - OpenSource bei der Feuerwehr ist den meisten Leuten da sowieso suspekt) schneller wieder raus als es drin war. Wobei das “Reinkriegen” meist mit einigem an Überzeugungsaufwand verbunden ist.

Das trifft wahrscheinlich übrigens nicht nur auf die Feuerwehr zu, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen, die OSM z.B. als Anfahrtskarte o.ä. verwenden.

Wenn schwarze Tiles eingesetzt werden, sollte auf diese dann nicht nur drauf dass man wegen dem neuen EU-Urheberrecht bald nix mehr sieht, sondern gleich auch noch, dass man sich eine professionielle oder selbstgehostete Lösung suchen muss, wenn man nicht nochmal vor schwarzen Löchern stehen will.

Aus meiner Sicht ist das doch sehr optimistisch, was die Wahrnehmung durch die Außenwelt angeht. Einen von anderen genutzten Dienst absichtlich zum Verbreiten eines politischen Statements teilweise unbrauchbar zu machen wird deutlich weniger Verständnis ernten als die “normale” Unzuverlässigkeit eines von Freiwilligen mit wenig Mitteln betriebenen Servers oder Vandalismus. Das wird beim besten Willen kein Argument für die Zuverlässigkeit von OSM sein, da stimme ich cziehr zu.

Ich bin übrigens sehr für eine Protestaktion gegen die Uploadfilter, nur diese spezielle Idee mit den Kacheln finde ich problematisch.

Anderen Webseiten ein politisches Statement unterzujubeln finde ich gerade bedenklich. Es ist aus meiner Sicht ein Vertrauensverstoß – in etwa so, als würde jQuery plötzlich über allen Seiten, die diese Bibliothek einbinden, Wahlwerbung für [hier verhassten Politiker einsetzen] einblenden.

Ich amüsiere mich gerade sehr über den Gedanken, wenn eine Karte mit schwarzem Loch und EU-Urheberrechtshinweis auf einer Seite des Europäischen Parlaments zu sehen wäre :smiley:

Server, die ihre Tiles mit Apache ausliefern, können mit dem mod_rewrite-Modul die zufällige Auslieferung schwarzer Tiles für eine bestimmte Anzahl an Kacheln einstellen. Dieses Modul würde es auch ermöglichen, Anfragen, an denen hinten ein “?eu_uploadfilter_warning=no” hängt, wie üblich zu behandeln. Die Informationsseite, die von den schwarzen Kacheln beworben wird, kann einen Hinweis für Seitenbetreiber enthalten, wie sie die schwarzen Kacheln loswerden können.

Wir könnten jedoch die Tileservernutzungsbedingungen mal (nicht sofort) dahingehend anpassen, dass sie darauf hinweisen, dass wir uns vorbehalten, politische Statements zum immateriellen Schutzrechten (Urheber, Datenbanken, Patente, Geschmacksmuster, Marken) und Netzpolitik auszuliefern, sofern diese das Projekt bedrohen oder stören könnten.

Es ist performanter ganz andere Dateien auszuliefern, als dynamisch die PNG-Dateien mit Schriftzügen zu versehen.

Hat man nicht manchmal schon versinkende Fließgewässer eingefärbt, um herauszufinden, wo sie wieder zu Tage treten? Nein, das ist nicht die Absicht hinter der Aktion.

Ja, ein sogenannter Färbeversuch (dye tracing).

Das wär latürnich eine kewle Funktion von OSM, dass, wenn ich heute die Donau bei Immendingen color=red tögge, das Tag übermorgen auch am Aachtopf hinge.

Aber ich komme schon wieder vom Thema ab.

–ks

Hallo,

basierend auf dem Vorschlag von Kreuzschnabel hier mal ein paar Idee. Wer bessere Sprüche hat, möge diese bitten nennen.

Variante 1 ähnlich Kreuzschnabel, aber mit ausschließlich weißer Schrift, weil das leichter lesbar ist:
1

Variante 2 erwähnt den Uploadfilter und ist mein Favorit:
2

Variante 3 ist die politischste Variante und nicht mein Favorit, da sie arg plakativ ist:
3

Variante 4 ist eine Variation von 1, jedoch mit einem Ladengeschäft statt einer Straße. Man kann das jedoch auch mit Nr. 2 machen.
4

Variante 5 hebt die False Positives besonders hervor.
5

Ich bevorzuge die Varianten ohne OpenStreetMap-Logo, weil das leichter lesbar ist. Mein Favorit ist die Nr. 2. Anstatt immer nur ein gleiches Tile auszuliefern, könnte man auch zwei oder drei Varianten ausliefern, z.B. eine mit Straßen, eine mit einem Laden und eine mit einer Gemeindegrenze.

Für die Grafiken wurde die Schriftart Noto Sans verwendet, die auch im Kartenstil OSM Carto verwendet wird.

Alle Abbildungen ohne OpenStreetMap-Logo unterliegen der Lizenz CC-0. Alle Abbildungen mit OSM-Logo unterliegen der Lizenz CC-BY-SA 2.0.

Viele Grüße

Michael

Gefällt mir auch, aber das „anderen“ muss entweder weg oder ein Komma dahinter. Sonst wäre OSM auch eine kommerzielle Karte.

–ks

Ich finde übrigens durchaus, dass unterschiedliche Schwarzkacheln erscheinen können und wir uns nicht auf eine einigen müssen.

–ks

Variante 1 bzw. 4 wäre mein persönlicher Favorit. Vielleicht statt “Straße” bzw. “Ladengeschäft” die Formulierung “Objekt” wählen, dann ist das auch irgendwo mitten im Wald korrekt.

Außerdem denke ich, dass man noch direkt auf der Kachel angeben sollte, dass die neue EU-Gesetzgebung der Grund dafür ist, jemand der sich nicht damit auseinandergesetzt hat wird sonst wahrscheinlich nicht den Bezug herstellen können. Und außerdem, dass es noch nicht zu spät ist sich dafür zu engagieren um die Gesetzesänderung noch abzuwenden.

Dass das zu politisch ist denke ich nicht - denn das ist ja auch überhaupt der Grund dafür. Und spätestens wenn jemand die URL öffnet wird es ja sowieso politisch.

Ich bin von der Idee nicht wirklich begeistert. Ich kann das Argument mit der höheren Reichweite durchaus nachvollziehen und finde auch, dass OpenStreetMap seinen Standpunkt zu diesem Thema öffentlich vertreten sollte, aber die Tiles halte ich für das völlig falsche Mittel.

Natürlich sind die Tiles von openstreetmap.org kein kommerzieller Dienst und niemand, der die Tiles einbindet, hat Anspruch auf irgendeine Verfügbarkeit. Wenn der Tileserver mal wegen technischer Probleme für ein einen Tag ausfallen sollte, dürften die meisten Leute auch Verständnis dafür haben. Wenn aber durch Einblenden von politischen Botschaften beabsichtigt a) eingebundene Karten zum Teil unbrauchbar gemacht werden und b) somit ungefragt Werbung auf fremden Webseiten platziert wird, dürften viele Leute kein Verständnis dafür haben und ich auch nicht.

Ich denke, dass so eine Aktion eher kontraproduktiv ist. Wenn auf Webseiten plötzlich politische Botschaften erscheinen, findet das nicht jeder Betreiber einer Webseite so toll. Da wird sich mancher vielleicht dann doch lieber eine Google Maps-Karte einbinden, und das kann doch nicht unser Ziel sein?

+1 Das bringt meine Meinung gut auf den Punkt.

Nein, bloß nicht! Ich hatte vor deinem Kommentar schon befürchtet, dass solche Aktionen in Zukunft öfter vorgeschlagen werden könnten, wenn man einmal damit anfängt. Natürlich ist OSM kein unpolitisches Projekt und kann seine Standpunkte öffentlichkeitswirksam vertreten. OSM ist aber auch kein Lobbyistenverein, der seine Botschaften mit einer möglichst großen Reichweite verbreiten will. Wie gesagt wird das so manchen Nutzer verprellen, denn ich würde auch nur ungern Karten auf meiner Webseite einbinden, auf der jederzeit politische Werbung erscheinen kann, auf die ich keinen Einfluss habe.

Hallo,

im Prinzip finde ich die Idee gut. Aber ganz wichtig ist der Punkt, den cziehr hier macht:

Wenn die Kacheln wie oben von Nakaner vorgeschlagen ausgeliefert werden, wird der durchschnittliche Nutzer sie für bare Münze nehmen. Es muss klar rauskommen, dass es sich hier um so eine Art Demo handelt und warum die Kachel da jetzt so auftaucht. Und ich meine, dass muss direkt auf der Kachel stehen und nicht erst hinter einem Link, den man eh nicht anklicken kann.

Wäre es denn möglich, die Kacheln nur direkt auf openstreetmap.org auszuliefern? Denn auch ich denke, dass es nicht geht, dass politische Botschaften ungefragt auf fremde Websites geschummelt werden.

+1. Es sollten nur von openstreetmap.de aus (also über die Website) angeforderte Kacheln geschwärzt werden, keine Direktzugriffe von außen auf den Tileserver.

Auch das ist richtig. Textvorschlag für die Kachel: „Wenn die EU-Uploadfilter kommen, könnte hier ein Loch entstehen (+ Link)“. Alles Weitere (wieso das Loch, Ähnlichkeit zu kommerziellen Karten, Filterprinzip „im Zweifel zurückweisen“ etc) kommt dann auf die Erklärungsseite.

–ks

2 × +1

Jemand hat mal gesagt, dass Openstreetmap kein Projekt ist um die juristischen Grenzen vom Urheberrecht auszuloten…

Anstatt wie bis her weiter zu machen, machen wir einen auf Jammerlappen und protestieren mit irgendwelchen Kacheln gegen was auch immer (interessiert nämlich die wenigsten bzw. es verstehen die wenigsten um was es wirklich geht). Die Welt ist wirklich grausam und schlecht. Das wissen wir alle!

Wenn dann hätten wir hätten vor der Entscheidung vom EU-Parlament Flagge zeigen müssen… Und dann vielleicht osm.org für 24 Stunden komplett abschalten. Das hätte wenigstens ein richtiges Echo gegeben…

Auf jeden Fall sind 99% der Leute von irgend welchen unmotivert kommenen schwarzen Kacheln genervt (ich auch!) und nehmen lieber Google Maps weil das wie immer ohne Gejammer, Banner und Protests funktioniert.

Genau genommen zeigt das die ganze Feigheit von OSM!
Anstatt es endlich mal darauf ankommen zu lassen und auf einen guten Präzedenz-Fall zu warten um damit durch die Instanzen zu gehen… Das hier :frowning:
Es haben schon viele Projekte gezeigt, dass im Falle des Falles plötzlich aus Solidarität von ganz anderen Institutionen, Vereinen und Einzelpersonen Geld kommt wenn es darauf ankommt!

Ich möchte nicht falsch verstanden werden, hier Gesetze klein reden oder was auch immer.

  • OSM hat klare Richtlinien an die sich Beizutragende zu halten haben. Quellenangaben, Lizenzkonformität der Quellen usw.
  • Wir alle tun unser möglichstes gegen Vandalismus (Verstoß gegen das Urheberrecht zähle ich dazu), gegen Pokemon, gegen SEO-Pappnasen, …

Was zum Henker sollen wir also noch tun!?
Wie sollen wir bei Millionen von Änderungen und Ergänzungen herausfinden ob da ein POI von den Gelben Seiten übernommen wurde?
Nakaner oben hat ja schon geschrieben, dass ein “Google Maps” im Änderungskommentar nicht zwingend ein Verstoß gegen das Urheberrecht sein muss…

Entweder wir machen weiter wie bisher oder wir machen den Laden hier dicht!!!

Hallo,

ich spiele den Buh-Mann und möchte deutliche Kritik an diesen Ideen äußern.

1.) keine Verhältnismäßigkeit zwischen Nutzen und Wirkung
Unter dem Einfluss jahrelanger Lobbyarbeit hat sich der verantwortliche Ausschuss letztlich für Filter ausgesprochen. Der eigentliche Entscheid des Parlament steht noch aus, ist aber eher formaljuristisch. Selbst bekannte Websites wie Wikipedia haben erfolglos protestiert. Jetzt, nachdem die Messe nahezu gelesen ist, versuchen wir paar Nerds unseren Unmut auszudrücken.
Ich denke nicht, dass jenseits unserer kleinen Welt davon Notiz genommen wird.

2.) Die Botschaft versteht niemand.
*„…ein Teil der Karte, weil eine Straße darauf ebenso verläuft wie auf dem Produkt eines kommerziellen Kartenanbieters, was möglicherweise dessen Rechte verletzt… „ *
Oder andere Varianten führen bei 90% aller Nutzen zu achselzuckendem Unverständnis.
Das wird letztlich interpretiert als Softwarefehler oder als Hinweis ala Youtube – „Dieses Video kann in deinem Land nicht angezeigt werden“. Wird zur Kenntnis genommen um anschließen zu Google zu wechseln.

3.) OSM möchte ich frei von politischen Botschaften sehen.
Falls es dazu kommt, bedarf es mMn Beteiligung der Community auf breiter Bank. Es kann nicht sein, dass jeder umfangreiche Edit zuvor besprochen werden muss und neue Tagging-Modell ein Proposal durchlaufen (beides ist gut so), die Meinungsmache in Tagespolitik aber von aktuell knapp zehn positiven Meinungen in einem Landesforum betrieben wird.
Wenn wir mit schwarzen Kacheln gegen Upload-Filter protestieren, darf dann auch die ukrainische Community mit schwarzen Kacheln gegen die Besetzung der Krim Stellung nehmen? Wenn das US-Urheberrecht verschärft wird, dürfen dann deren Kacheln mit Botschaften versehen werden? Wer von uns entscheidet, wer wie gegen was protestieren darf.

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Bitte lasst es bleiben.

Markus

NEIN, LASST ES NICHT BLEIBEN!!!

Ob und wie die Entscheidung im EU-Parlament gefällt wird, sei mal hier dahingestellt.

Diese Filter würden unsere Arbeit in einem Freiwilligenprojekt letztlich lahmlegen, weil wir die Filtersoftware nicht bezahlen können, weil keiner die gefilterten Inhalte nachprüft, was auch immer. Das hat auch nur mittelbar etwas mit Politik zu tun, weil Politiker über ihre Gestztgebung in unser Projekt eingreifen. Deshalb finde ich den Vergleich mit der Krimbesetzung hier völlig unangebracht.

Gut an den Texten, die Nakaner vorgeschlagen hat, könnte man noch ein bisschen feilen, weil die Karte so aussehen könnte, wenn dieses Gesetz durchkommt. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit fällt mir im Moment kein vernünftiger Textvorschlag ein.

Ich würde die Kacheln in der dritten und der letzten Zeile komplett weglassen. Die dritte Zeile wäre mir dann doch ein bisschen zu plakativ politisch und die letzte Zeile ist zu hypothetisch.

Aber getan werden muss was. Und die schwarzen Kacheln sind da ein gutes Mittel.