EU-Urheberrechtsrichtlinie und ihre Folgen für OSM

Auch Pro. Dinge zu tun, die nicht wehtun, wird nix ändern. Erst wenn die OSM-Karten auf den Behördenseiten schwarz werden, könnte es etwas bringen.

Natürlich verstehe ich das Argument von cziehr sehr. Aber am Ende werden die Uploadfilter auch euch schaden - damit wird man sensibelisiert.

Jetzt mal ganz ehrlich. Wenn ich höre, dass solche sicherheitsrelevanten Sachen auf tile.openstreetmap.de angewiesen sind dann wird mir kotzübel. Das Teil ist alles andere als auf Verfügbarkeit optimiert.

Wenn uns da SSD-Platten ausfüllen brauchen wir einen tagelang dauernden Neuimport der Datenbank.

Na ja, sicherheitsrelevant sind die wohl nicht. Wenn keine Einsatzstelle angezeigt wird, schaut man halt auf die Straßenkarte. Ist die Hydrantenkarte kaputt, schaut man halt vor Ort nach den Schildern. Feuerwehr wird immer mit Rückfallebenen betrieben.

Das verlängert in beiden Fällen etwas die Zeit bis dann wirksame Hilfe möglich ist, auch wenn es nur 30 Sekunden sind. Zu Diskussionen wird es im Anschluss trotzdem kommen.

In denen man dann sagen kann, dass diese Aktion keinesfalls die Zuverlässigkeit des Systems kompromittiert. Im Gegentum, diese Aktion unterstreicht doch, dass diese Geodatenbank nicht von arbeitsunlustigen Sesselfurzern gepflegt wird, sondern von engagierten Mappern, denen das Projekt sehr am Herzen liegt! Unterm Strich eher ein Argument für OSM. Es wird ja deutlich, dass das kein Systemfehler ist, sondern eine gezielte Protestaktion gegen ein aus OSM-Sicht vollkommen überzogenes Gesetz.

Wie oben schon anhand von Beispielen erläutert wurde, sind da viel einschneidendere Szenarien denkbar (Vandale löscht ganze Stadt, wird erst nach einer Stunde wiederhergestellt).

–ks

Na ja verfügbare Lösungen zu bauen ist in der IT ja nicht völlig unmöglich. Man muss es aber halt auch tun. Ich halte es ehrlich gesagt für fahrlässig wenn sich Organisationen von deren nicht reibungslosem Funktionieren Menschenleben abhängen von kostenlosen Diensten abhängig machen.

Gruss

Sven

Euch ist bewusst, dass wir hier von Freiwilligen Feuerwehren irgendwo auf dem Dorf reden. Bei denen teilweise noch nichtmal genug Geld da ist, um alle Kameraden mit ordentlicher Schutzkleidung auszustatten.

Die laufen mit der Jugendfeuerwehr durch den Ort und nehmen die Hydranten für OSM auf. Im Einsatz schauen sie dann mit ihrem privaten Handy auf der selbst gebauten Hydrantenkarte nach. Und sehen dann lauter schwarze Kästchen.

Feuerwehren, die genug Kohle und Manpower haben um die GIS-Geschichte professionell zu betreiben, verlassen sich nicht auf OSM, sondern kriegen die Daten dann aus behördlichen Quellen. Da ist OSM bestenfalls noch die Rückfallebene, falls das Neubaugebiet noch nicht in den aktuellen Daten drin ist.

Noch eine Stimme für eine Tile-Aktion. Ich würde es allerdings auf einen (populären) Zoomlevel beschränken, so daß man mit den anderen Zoomleveln drum herum arbeiten kann.

Nur so erreicht man alle Nutzer der Karten, nicht nur die von openstreetmap.org selbst.

Wenn die schwarzen Kacheln jetzt schon ein Problem darstellen wird das nach Inkrafttreten erst richtig interessant.
Dann kannst du dich u. U. ewig damit rumschlagen neu eingeprägte Hydranten odet andere Daten angezeigt zu bekommen- und das ständig und nicht nur einige Tage.

Es geht nicht um mich - ich hab für mein Projekt einen eigenen Tileserver laufen. Mir ist auch durchaus bewusst, welche Bedeutung die neue EU-Gesetzgebung haben könnte.

Es geht um (wie ich vermute) die Großzahl der i.d.R. kleinen Feuerwehren, die ihren Hydranten-Papierplan (sofern es den überhaupt gab) mittels OSM elektronisch gemacht haben. Nur wird dem kleinen Feuerwehrmann dann suggeriert, dass er in OSM seine Hydranten eintragen kann, hin und wieder nachschauen muss ob kein Vandale vorbei gekommen ist, und dann ists gut. In keiner der Beschreibungen zum Thema die mir bisher so untergekommen sind stand groß und fett am Anfang, dass man sich einen eigenen Tileserver anlegen muss, weil man sonst den Launen der Community ausgesetzt ist (mal abgesehen von den unerwünschten Bearbeitungen). Ich stelle die These auf, dass einige OSM-Nutzer bei der Feuerwehr nicht OSM nutzen würden, wenn sie wüssten dass sie dafür einen Tileserver aufsetzen müssen - das liegt bei den meisten Kameraden jenseits deren Fähigkeiten. Ohne den Leuten zu Nahe treten zu wollen - aber nicht wenige tun sich schon mit dem Office-Paket schwer.
Dass man sich nicht auf den OSM-Server verlassen kann ist mir persönlich klar - ich hab ja einen eigenen Server, wie bereits geschildert.

Mir persönlich ist es auch völlig wurst ob da zwei Wochen lang schwarze Tiles zu sehen sind oder nicht - ich werde nicht betroffen sein. Ich wollte nur zu bedenken geben, dass es Leute gibt die diesen Service nutzen und sich sicherlich nicht im Klaren sind, dass da auf einmal Löcher in ihrer Karte sind, weil die Community (ohne Zweifel sinnvolle) Werbung macht.

EDIT: Um nochmal Zusammenzufassen was die ursprüngliche Aussage meines ersten Posts sein sollte:

Es gibt Nutzer, bei denen rufen auf einmal auftauchende schwarze Kacheln Irritationen hervor. Denen ist nicht wirklich bewusst wie OSM funktioniert. Und wenn denen keiner ganz genau erklärt, was da gerade passiert, fliegt OSM (teilweise sowieso schon kritisch gesehene Sache - OpenSource bei der Feuerwehr ist den meisten Leuten da sowieso suspekt) schneller wieder raus als es drin war. Wobei das “Reinkriegen” meist mit einigem an Überzeugungsaufwand verbunden ist.

Das trifft wahrscheinlich übrigens nicht nur auf die Feuerwehr zu, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen, die OSM z.B. als Anfahrtskarte o.ä. verwenden.

Wenn schwarze Tiles eingesetzt werden, sollte auf diese dann nicht nur drauf dass man wegen dem neuen EU-Urheberrecht bald nix mehr sieht, sondern gleich auch noch, dass man sich eine professionielle oder selbstgehostete Lösung suchen muss, wenn man nicht nochmal vor schwarzen Löchern stehen will.

Aus meiner Sicht ist das doch sehr optimistisch, was die Wahrnehmung durch die Außenwelt angeht. Einen von anderen genutzten Dienst absichtlich zum Verbreiten eines politischen Statements teilweise unbrauchbar zu machen wird deutlich weniger Verständnis ernten als die “normale” Unzuverlässigkeit eines von Freiwilligen mit wenig Mitteln betriebenen Servers oder Vandalismus. Das wird beim besten Willen kein Argument für die Zuverlässigkeit von OSM sein, da stimme ich cziehr zu.

Ich bin übrigens sehr für eine Protestaktion gegen die Uploadfilter, nur diese spezielle Idee mit den Kacheln finde ich problematisch.

Anderen Webseiten ein politisches Statement unterzujubeln finde ich gerade bedenklich. Es ist aus meiner Sicht ein Vertrauensverstoß – in etwa so, als würde jQuery plötzlich über allen Seiten, die diese Bibliothek einbinden, Wahlwerbung für [hier verhassten Politiker einsetzen] einblenden.

Ich amüsiere mich gerade sehr über den Gedanken, wenn eine Karte mit schwarzem Loch und EU-Urheberrechtshinweis auf einer Seite des Europäischen Parlaments zu sehen wäre :smiley:

Server, die ihre Tiles mit Apache ausliefern, können mit dem mod_rewrite-Modul die zufällige Auslieferung schwarzer Tiles für eine bestimmte Anzahl an Kacheln einstellen. Dieses Modul würde es auch ermöglichen, Anfragen, an denen hinten ein “?eu_uploadfilter_warning=no” hängt, wie üblich zu behandeln. Die Informationsseite, die von den schwarzen Kacheln beworben wird, kann einen Hinweis für Seitenbetreiber enthalten, wie sie die schwarzen Kacheln loswerden können.

Wir könnten jedoch die Tileservernutzungsbedingungen mal (nicht sofort) dahingehend anpassen, dass sie darauf hinweisen, dass wir uns vorbehalten, politische Statements zum immateriellen Schutzrechten (Urheber, Datenbanken, Patente, Geschmacksmuster, Marken) und Netzpolitik auszuliefern, sofern diese das Projekt bedrohen oder stören könnten.

Es ist performanter ganz andere Dateien auszuliefern, als dynamisch die PNG-Dateien mit Schriftzügen zu versehen.

Hat man nicht manchmal schon versinkende Fließgewässer eingefärbt, um herauszufinden, wo sie wieder zu Tage treten? Nein, das ist nicht die Absicht hinter der Aktion.

Ja, ein sogenannter Färbeversuch (dye tracing).

Das wär latürnich eine kewle Funktion von OSM, dass, wenn ich heute die Donau bei Immendingen color=red tögge, das Tag übermorgen auch am Aachtopf hinge.

Aber ich komme schon wieder vom Thema ab.

–ks

Hallo,

basierend auf dem Vorschlag von Kreuzschnabel hier mal ein paar Idee. Wer bessere Sprüche hat, möge diese bitten nennen.

Variante 1 ähnlich Kreuzschnabel, aber mit ausschließlich weißer Schrift, weil das leichter lesbar ist:
1

Variante 2 erwähnt den Uploadfilter und ist mein Favorit:
2

Variante 3 ist die politischste Variante und nicht mein Favorit, da sie arg plakativ ist:
3

Variante 4 ist eine Variation von 1, jedoch mit einem Ladengeschäft statt einer Straße. Man kann das jedoch auch mit Nr. 2 machen.
4

Variante 5 hebt die False Positives besonders hervor.
5

Ich bevorzuge die Varianten ohne OpenStreetMap-Logo, weil das leichter lesbar ist. Mein Favorit ist die Nr. 2. Anstatt immer nur ein gleiches Tile auszuliefern, könnte man auch zwei oder drei Varianten ausliefern, z.B. eine mit Straßen, eine mit einem Laden und eine mit einer Gemeindegrenze.

Für die Grafiken wurde die Schriftart Noto Sans verwendet, die auch im Kartenstil OSM Carto verwendet wird.

Alle Abbildungen ohne OpenStreetMap-Logo unterliegen der Lizenz CC-0. Alle Abbildungen mit OSM-Logo unterliegen der Lizenz CC-BY-SA 2.0.

Viele Grüße

Michael

Gefällt mir auch, aber das „anderen“ muss entweder weg oder ein Komma dahinter. Sonst wäre OSM auch eine kommerzielle Karte.

–ks

Ich finde übrigens durchaus, dass unterschiedliche Schwarzkacheln erscheinen können und wir uns nicht auf eine einigen müssen.

–ks

Variante 1 bzw. 4 wäre mein persönlicher Favorit. Vielleicht statt “Straße” bzw. “Ladengeschäft” die Formulierung “Objekt” wählen, dann ist das auch irgendwo mitten im Wald korrekt.

Außerdem denke ich, dass man noch direkt auf der Kachel angeben sollte, dass die neue EU-Gesetzgebung der Grund dafür ist, jemand der sich nicht damit auseinandergesetzt hat wird sonst wahrscheinlich nicht den Bezug herstellen können. Und außerdem, dass es noch nicht zu spät ist sich dafür zu engagieren um die Gesetzesänderung noch abzuwenden.

Dass das zu politisch ist denke ich nicht - denn das ist ja auch überhaupt der Grund dafür. Und spätestens wenn jemand die URL öffnet wird es ja sowieso politisch.

Ich bin von der Idee nicht wirklich begeistert. Ich kann das Argument mit der höheren Reichweite durchaus nachvollziehen und finde auch, dass OpenStreetMap seinen Standpunkt zu diesem Thema öffentlich vertreten sollte, aber die Tiles halte ich für das völlig falsche Mittel.

Natürlich sind die Tiles von openstreetmap.org kein kommerzieller Dienst und niemand, der die Tiles einbindet, hat Anspruch auf irgendeine Verfügbarkeit. Wenn der Tileserver mal wegen technischer Probleme für ein einen Tag ausfallen sollte, dürften die meisten Leute auch Verständnis dafür haben. Wenn aber durch Einblenden von politischen Botschaften beabsichtigt a) eingebundene Karten zum Teil unbrauchbar gemacht werden und b) somit ungefragt Werbung auf fremden Webseiten platziert wird, dürften viele Leute kein Verständnis dafür haben und ich auch nicht.

Ich denke, dass so eine Aktion eher kontraproduktiv ist. Wenn auf Webseiten plötzlich politische Botschaften erscheinen, findet das nicht jeder Betreiber einer Webseite so toll. Da wird sich mancher vielleicht dann doch lieber eine Google Maps-Karte einbinden, und das kann doch nicht unser Ziel sein?

+1 Das bringt meine Meinung gut auf den Punkt.

Nein, bloß nicht! Ich hatte vor deinem Kommentar schon befürchtet, dass solche Aktionen in Zukunft öfter vorgeschlagen werden könnten, wenn man einmal damit anfängt. Natürlich ist OSM kein unpolitisches Projekt und kann seine Standpunkte öffentlichkeitswirksam vertreten. OSM ist aber auch kein Lobbyistenverein, der seine Botschaften mit einer möglichst großen Reichweite verbreiten will. Wie gesagt wird das so manchen Nutzer verprellen, denn ich würde auch nur ungern Karten auf meiner Webseite einbinden, auf der jederzeit politische Werbung erscheinen kann, auf die ich keinen Einfluss habe.

Hallo,

im Prinzip finde ich die Idee gut. Aber ganz wichtig ist der Punkt, den cziehr hier macht:

Wenn die Kacheln wie oben von Nakaner vorgeschlagen ausgeliefert werden, wird der durchschnittliche Nutzer sie für bare Münze nehmen. Es muss klar rauskommen, dass es sich hier um so eine Art Demo handelt und warum die Kachel da jetzt so auftaucht. Und ich meine, dass muss direkt auf der Kachel stehen und nicht erst hinter einem Link, den man eh nicht anklicken kann.