Erstmal ist das in dieser Allgemeinheit falsch; ziemlich viel ist auch unter Historikern einfach unklar oder unbekannt.
Für OSM bin ich ein großer Freund der ausreichend einfachen Verifizierbarkeit vor Ort. Wenn da irgendwas ist, und ich kann als normaler Mensch ohne Spezialausbildung (in Pflanzenkunde, Geschichte oder Geologie) hingehen und sehen: Stimmt, dieser Laden heisst tatsächlich so, oder diese Bank hat tatsächlich eine Rückenlehne - dann soll’s mir recht sein.
Probleme habe ich, wenn die Überprüfbarkeit vor Ort nicht gegeben ist, weil sie Spezialwissen, Spezialakten oder Spezialgeräte erfordert. Das kann bei gegenwärtigen Daten sein (zum Beispiel “hier ist die Grenze des Schulbezirks X”, “hier startet einmal im Jahr das große Fahrradrennen”, “der Baum hier ist 107 Jahre alt”, “an dieser Stelle befindet sich ein unterirdisches Ölvorkommen”), eher noch aber bei historischen (“hier stand mal ein Haus”, “hier fuhr mal eine Eisenbahn”, “hier kamen bei der Völkerwanderung die Kelten durch”). Da fürchte ich einerseits, dass wir zu viel in Streit-Gebiete abgleiten (“nein, Professor X hat eindeutig festgestellt, dass die Kelten 10km weiter nördlich durchkamen” - “aber Professor Y hat hier eine alte keltische Tabakdose ausgegraben”, usw.), andererseits auch, dass wir zu viel Informationen erfassen, deren Bearbeitung Expertenwissen voraussetzt; die Datenbank ist dann voll mit Zeugs, das sich ein normaler Mapper, der einfach mal eben eine neu gebaute Straße eintragen möchte, nicht anzufassen traut und das letztendlich jeden Neuling zum Mapper im Porzellanladen macht.
Ich will aber keine Experten-Projekt-Kathedrale, vor der der Neuling staunend steht und sie bewundert. Ich will eine Datenbank mit Sachen, die jeder Idiot, wenn er denn will, selbst überprüfen kann, indem er die Füße in die Hand nimmt und sich dorthin bewegt. Ich will keine Theorien, Geschichten, Pläne, Ideen in OSM, sondern die “anfassbare” Realität.
Natürlich gibt es keine Regel ohne Ausnahmen, und auch ich sehe den Nutzen von nicht-beobachtbaren Admingrenzen ein, oder den Nutzen der Namen un-beschilderter Wälder und Seen. Diese Dinge haben unbestritten einen hohen Nutzen für viele, und unbestritten auch eine erschwerte Überprüfbarkeit. Aber, so meine Meinung, solche Sachen sollten die Ausnahme bleiben. Wir sollten vom Prinzip der vor-Ort-Überprüfbarkeit (und dabei meine ich nicht “vor Ort im Rathaus” oder “vor Ort im Heimatmuseum” oder “vor Ort in der Bibliothek”) nur dort abweichen, wo es unbestritten einen hohen Nutzen gibt. Ich wehre mich entschieden gegen die Argumentation, nur weil wir an einer Stelle eine Ausnahme machen (Admingrenzen), könnten wir deswegen auch jeden anderen nicht vor Ort überprüfbaren Firelefanz in die Datenbank speisen.
Bye
Frederik