Was Nop hier schreibt sind ein paar wirklich wichtige Erkenntnisse. Ich will zu ein paar davon mal meinen Senf dazugeben, bzw. versuchen, da ein paar allgemeine Ideen draus zu gewinnen. Probleme, die aufgezählt wurden:
- Schlecht benannte Tags. Was garnicht mal ursprünglich schlecht gewesen sein muss, aber sich langfristig halt als problematisch herausgestellt hat. natural=tree wäre ein Beispiel - das ging gut, solange man mit dem Mappen von Hauptstraßen befasst war, deshalb eh nur die wichtigsten Bäume eingetragen hat und die Community und die Anzahl der Tags überschaubar war, so dass die meisten wussten, dass das ein besonderer Baum sein soll. Mittlerweile ist es gescheitert, weil es offensichtlich nicht intuitiv ist. highway=path wäre ein weiteres Beispiel, das ähnliche Probleme aufweist (hier eben, dass Leute Trampelpfade damit erfassen, obwohl das so nie gedacht war - das Proposal in dem klar wird, worum es geht, wurde ja erst die Tage wieder ausgegraben), ein drittes schon oben genanntes landuse=farm.
- Bereits gelöste Probleme, die wiederkommen. Für das selbe Problem wie bei disused=yes haben wir ja uns ja für Straßen auf z.B. highway=construction, construction=* geeinigt, was möglicherweise auch nicht perfekt, aber doch wohl besser, was die Auswertung angeht.
- Fehlendes Verständnis für die Auswerter. Das Dogma war und ist ja eher “mal in die DB schütten, soll der Auswerter schauen, was er braucht”. Ist ja auch nicht ganz falsch und hilft eben, neue Konzepte ausprobieren zu können. Aber wenn man die Auswerter ganz aus den Augen verliert (und die meisten Mapper werten nunmal nicht selbst aus, also haben sie die Perspektive einfach nicht) gibt es eben die angesprochenen Probleme.
- Die Schwierigkeit, durchdachte Konzepte durchzusetzen. Es gab ja in einigen Nischen schon Proposals, die versucht haben, den Wildwuchs abzuschaffen und durch ein einheitliches Konzept zu ersetzen, das Probleme wie von Nop bei tourism=information vermeiden könnte. Aber außerhalb von extremen Nischen (wie vllt. Eisenbahntagging) scheitern solche Initiativen fast immer - weil auch ein angenommenes Proposal mit ein paar Dutzend Stimmen bestenfalls nichts wirklich was aussagt, Auswerter (vor allem der einflussreiche Stil der Hauptkarte, also OSM-Carto aktuell) nicht direkt mitziehen, sondern nur wenn sich das Tagging langfristig durchsetzt, etc. So kommt am Ende nur noch mehr Wildwuchs raus, weil mancher die neuen Varianten nutzt, in der Hoffnung, dass sie die alten verdrängen werden, während andere die alten Varianten nutzen, weil sie eben noch ausgewertet werden (oder weil man die schon immer so verwendet hat - oder weil sie halt noch im Wiki stehen - oder oder oder).
- Wiki-Wildwuchs zwischen verschiedenen Sprachen und auch innerhalb einer Sprache. Schwer auch, den zu beseitigen. Verändert man was, weil z.B. ein Proposal angenommen wurde, wird es gleich wieder reverted mit Hinweis darauf, dass die alte Variante aber ja viel weiter verbreitet ist, etc.
Was mich wieder, wie oben, dazu bringt, dass wir ein Konzept bräuchten, um Autorität zu schaffen. Nicht in der Form, wie es vielleicht bei der Wikipedia existiert und zu Recht von vielen abgelehnt wird. Aber eben doch mehr, als bisher existiert. Insbesondere sollte es meiner Meinung nach keine Autorität geben, die neue Tags verbietet (sei es wegen Irrelevanz, Wikipedia lässt grüßen, oder weil man da ja schon andere Möglichkeiten für habe), weil die Weiterentwicklung eben notwendig ist, aber es sollte eine Autorität geben, die alte Tags konsequent abschaffen kann, auch durch gezieltes Umtaggen, etc., wenn besser Lösungen gefunden sind (was eben auch sein kann, bevor die neue Lösung ‘von selbst’ eine Mehrheit im Tagging erreicht, was gegen den großen Datenbestand nur noch schwer möglich ist).
Drei Konzepte dazu:
- Wie oben vorgeschlagen: Umfragen, mit denen verbindliche Entscheidungen getroffen werden können - ausgehend von der Gesamtheit der Mapper als Autorität. Die Ergebnisse sollten nicht für alle Ewigkeit verpflichtend sein, aber die Basis für breit angelegtes Umtagging, Änderungen bei der Auswertung, Anpassungen im Wiki. Wenn später Änderungen nötig werden, sollte aber wieder der übliche Weg gelten (also, neue Tags darf man jederzeit auch gegen diese Entscheidung ausprobieren - nur die alten sollten dadurch verschwinden).
- Eine informelle Arbeitsgruppe der Auswerter. Ob als Mailingliste oder sonstwie. Das könnte bestimmte Umstellungsprozesse vereinfachen (“Wir werfen alle in 8 Wochen landuse=farm raus, dann hat es sich damit…”), vor allem aber könnte man gemeinsam auf Proposals und andere Entwicklungen achten, die Auswertung unnötig erschweren und möglichst frühzeitig eingreifen und Unterstützng anbieten, um bessere Lösungen zu finden.
- Ein Wikiarbeitsteam und verbindliche Wiki-Regeln. Beispielsweise sollte außer für wirkliche länderspezifische Details immer nur die englische Seite für ein Tag ausschlaggebend sein, die anderen Seiten nur Übersetzungen davon. Das Team wäre dafür zuständig, diesen Zustand herzustellen und zu erhalten. Verbesserungen an einer andersprachlichen Seite würde in die englische Version eingepflegt, Änderungen an der englischen Version in die anderen Sprachen übertragen. Außerdem würde das Team veraltete Beschreibungen, ob sie jetzt über die Jahre oder die in 1. vorgeschlagenen Abstimmungen veraltet geworden sind, anpassen. Natürlich sollten diese Leute neutral sein und nicht ihre eigene Meinung durchdrücken, sondern den Konsens, wo er schon da ist, einfach konsequent ins Wiki schreiben.
Ob auch nur eines der drei realistisch umsetzbar ist, sei mal dahingestellt. Vielleicht taugt es aber ja als Diskussionsgrundlage.