Postleitzahlenbereiche "berechnen"?

Hallo zusammen,

nachdem ich es gerade auf der dev-mailingliste angesprochen habe wollte ich mal hier nach Meinungen fragen. Ich versuche die Qualität von reverse geo-coding dadurch zu verbessern, dass ähnlich wie in Deutschland dedizierte postal_code relations aufgebaut werden. Aktuell gibt es in der Schweiz ja nur einige admin boundaries, die (fälschlicherweise, weil PLZ-Bereich meist von Bezirk abweicht) einen postal code tag haben, und die Abdeckung ist nicht besonders gut. Laut meinen Messungen mit realen Adressdaten kann man nur ca 70% der Adressen vollständig mit Postleitzahl in Openstreetmap matchen, was für viele Anwendungsfälle einfach zu wenig ist.

Was ich probiere ist einen semi-automatischer Prozess zu entwickeln, um die Postleitzahlenbereiche zu erstellen. Im Prinzip berechne ich Zellen anhand der Punkte in OSM, bei denen eine Postleitzahl bekannt ist. Dann editiere ich die Grenzen manuell, um offensichtliche Fehler (Grenze geht z.B. mitten durch ein kleines Dorf) zu korrigieren. Ebenso fahre ich Statistiken um zu sehen, in welchen PLZ nur eine geringe Anzahl an Punkte vorliegt, so dass ich manuell noch Nachforschungen hinzufügen muss. Details gibt’s hier:

https://metashapes.com/blog/reconstruction-postal-code-areas-using-openstreetmap/

Ein vollautomatischer Prozess ist meines Erachtens nicht möglich, da dafür bei weitem zu wenig Datenpunkte in OSM vorhanden sind. Laut meinen Hochrechnungen könnte mit so etwas die korrekte Abdeckung auf grob 95% erhöht werden, bei den restlichen 5% fehlen eher die Straßennamen als dass die Postleitzahl das Problem sind : )

Frage:

  • ist so etwas von der Schweizer community erwünscht? Es gibt auf der mailing list unter anderem Stimmen, die sagen das Postleitzahlenbereiche nicht real sind und daher nicht in OSM sein sollten. Was ich dazu sagen kann ist, dass meiner Erfahrung nach die Postleitzahlenbereiche in Deutschland einen extrem hohen Wert haben und für viele Anwendungsfälle nützlich sind. Und dass die aktuellen Tags an den admin boundaries faktisch falsch sind und raus sollten.
  • Hat jemand eine Idee, wo ich aus anderen Datenquellen vielleicht noch mehr lon/lat/PLZ Punkte bekommen kann? Je mehr Punkte, desto genauer die Grenzen und desto weniger Arbeit bei der Korrektur hab ich.
  • Hat jemand eine schlaue Idee, wie man die Grenzen gegebenenfalls einfach in OSM importieren kann? Ich könnte in meinen Editor z.B. einen Exporter zu einem Shape format einbauen…

Gruß

Alex

Hallo Alex

Wir haben das erst kürzlich diskutiert:
http://lists.openstreetmap.ch/pipermail/talk-ch/2016-September/003715.html

Die PLZ Gebiete gibt es auf http://www.cadastre.ch/internet/kataster/en/home/services/service/plz.html, wer also auf PLZ angewiesen ist, verwendet wohl am Besten das als Quelle (Für alles andere natürlich OSM :wink:

Ich finde, PLZ sollte direkt an der Adresse gemappt werden, da sie eh nur dort eine Wirkung hat. Wir haben aber noch nicht alle Adressen erfasst. Darum fände ich ein QA tool besser, welches uns anzeigt, wo wir vermutlich falsche PLZ haben.

PLZ trage ich an den Gemeindegrenzen ein, wo es relativ klar ist. Ist eine gute erste Näherung. Verarbeitende Software sollte aber die PLZ an der Adresse bevorzugen, so kann man einfach die Ausnahmen explizit erfassen.

Grüsse
Michael

Hi Michael,

danke für die Links, hab’s mir gerade mal durchgelesen. Alle Hinweise, die ich bei meinen ersten Nachforschungen auf diversen OSM-Wikiseiten gefunden hatten haben besagt, dass Swizztopo nicht mit der OSM-Lizenz kompatibel ist.

Meiner Erfahrung nach ist der Fehler doch recht hoch, wenn man die PLZ an die Gemeindegrenzen setzt. Ich hab vor ein paar Monaten versucht manuell in Österreich ein paar Sachen zu korrigieren und keine einzige Gemeindegrenze gefunden, wo ich nicht doch Teile rausschneiden musste oder es komplett in mehrere PLZ zerlegen musste. Als allererste Annäherung okay, aber in vielen Fällen produziert man damit eine falsche Aussage… ich hab z.B. an einem Adressvalidierungsservice gearbeitet und da ist eine falsche Postleitzahl schlimmer als gar keine…

Das Problem ist einfach, dass an zu wenigen Häusern überhaupt eine Adressinformation ist und das vermutlich noch Jahre oder Jahrzehnte dauernd wird. Aus Deutschland weiß ich, dass dort öfter Häuser mit Straße+Hausnummer getagt sind, aber die PLZ nicht explizit angegeben wurde. Ist ja auch verständlich: wenn ich irgendwo rumlaufe kann ich die Hausnummern ja sehen, aber ich weiß nicht automatisch welche PLZ das ist, also ist es schwieriger zu taggen. Das hier sind alle Gebäude und Points of Interest, die überhaupt eine PLZ haben. Da sind schon riesige Lücken in der Abdeckung. Selbst da wo es dicht erscheint, in den großen Städten, sieht es oft sehr mau aus wenn man weiter reinzoomt:

Aber wenn man zumindest PLZ-Bereiche hat kann man mittels Straßenname+PLZ schon viele Use Cases erledigen, da oft der grobe Mittelpunkt der Straße ausreicht. Ich seh’s vermutlich wie einer der Teilnehmer in der Mail-Diskussion: so lang die boundaries sauber nach dem definierten postal_code-Schema getagt sind sollten sie doch niemand stören aber schon mal ein paar wichtige Probleme für alle lösen. Sollte die Hausabdeckung in 5-10 Jahren bessern sein kann man ja immer noch überlegen sie wieder zu löschen… ich bekomm jedenfalls mit wie einige Openstreetmap gar nicht für ihre Anwendungsfälle in Betracht ziehen, weil unter anderem die PLZ nicht richtig sind, und das find ich schade…

Nun, ist nur ein Vorschlag. Wenn es zu viele gibt, die das nicht wollen, dann werd ich die Finger von lassen :slight_smile:

Alex

Ja das stimmt, die Swisstopo Lizenz ist nicht kompatibel mit OSM. Die sehr unklare Lizenz ist hier zu lesen: https://www.cadastre.ch/content/cadastre-internet/en/services/service/plz/_jcr_content/contentPar/tabs/items/dokumente/tabPar/downloadlist/downloadItems/517_1469711943806.download/Ortschaftenverzeichnis-Produktinfo-de.pdf unter 1.8

Jedenfalls nicht kompatibel mit OSM wegen der Quellangabepflicht.

funktionierender link: https://www.cadastre.ch/de/services/service/plz.html
https://www.cadastre.ch/en/services/service/plz.html
http://data.geo.admin.ch/ch.swisstopo-vd.ortschaftenverzeichnis_plz/

Meine Hoffnung wäre, dass die Datenverarbeiter, welche ein Interesse an PLZ haben, die Daten von dort als eigenes layer einbinden könnten.

Wenn du mithelfen möchtest, die Adressabdeckung in der Schweiz zu verbessern, hier noch ein aktuell laufendes Projekt: http://sosm.ch/de/gebaudeadressen-des-kantons-bern/

Nur eine Anmerkung als Newbie: ein grösseres Problem sehe ich darin, dass in Städten die Stadtpostleitzahl für alle (die meisten) Adressen eingesetzt werden kann, und die Postleitzahlen der kleinen Poststellen wohl vor allem für die Postfachadressen genutzt werden. Beispielsweise steht PLZ 8200 für Schaffhausen, 8201 ist weitgehend gleichbedeutend, allerdings kommt ein Brief mit der Postfachadresse in der Hauptpost ins Fach (betrifft vor allem Firmenadressen, die unter 8201 firmieren, im Gegensatz zu Privatpersonen im gleichen Haus, die dann 8200 verwenden), 8207 steht für die Poststelle in SH-Herblingen, und 8208 für das Postamt im Kantonsspital. Sämtliche Stellen im Spitalverkehr, von den Kliniksekretariaten bis zum Coiffeursalon, nutzen die PLZ 8208, das Haus im Quartier gleich daneben wieder 8200. De facto kann eine PLZ also nur für einen Gebäudekomplex stehen, eine andere für ein Quartier, dessen Bewohner aber auch mit der Stadt-PLZ angeschrieben werden können, etc. Was geschieht, wenn i.R. der Straffung des Poststellennetzes die Quartierpostämter verschwinden, möchte ich mal offenlassen.
Sicher funktionieren tut die Zuordnung der PLZ in Dörfern mit lediglich einer PLZ, wo dann ausserhalb des Dorfkerns gelegene Einzelgebäude dann dem einen oder anderen Postamt zugeordnet werden müssten.
Ob sich der Aufwand lohnt, Gebäude in Stadtquartieren den einzelnen Unter-PLZ zuzuordnen, mag ich nicht beurteilen.
Only my five cents martin