Ja und nein. Ich gebe dir Recht, dass es derzeit unbefriedigend ist, wenn Mapper bewusst oder unbewusst Unsinn eintragen oder bestehende Daten beschädigen. Aktuell läuft man solchen Änderungen immer hinterher und es kostet viel Zeit, die Änderungen in einem Gebiet zu überwachen und Änderungen rückgängig zu machen.
Einen Sichtungsmechanismus wie bei der Wikipedia halte ich bei OpenStreetMap jedoch nur für begrenzt einsetzbar. Zum einen muss es immer genug Leute geben, die die Änderungen reviewen und freischalten. Das bindet die Mapper, kostet Zeit und Aufwand. In ländlichen Gegenden mit wenigen Mappern kann es zum Beispiel dazu kommen, dass es einen engagierten Neumapper gibt, dessen Änderungen aber nicht zeitnah freigeschaltet werden, weil es in der Gegend sonst keine Mapper gibt.
Bei der Wikipedia ist es noch vergleichsweise einfach, einzelne Stände der voneinander unabhängigen Artikel zu verwalten. OpenStreetMap hat dagegen den Nachteil, dass die einzelnen Objekte viel mehr voneinander abhängen. Einzelne Versionszustände von einzelnen Objekten als “nicht gesichtet” zurückzuhalten, würde zu inkonsistenten Daten führen. Dann müssten schon gesamte Änderungssätze gesichtet werden. Doch auch hier stellen sich Fragen zur Konsistenz der Daten: Können noch nicht gesichtete Daten erneut bearbeitet werden? Wie sollen gesichtete und nicht gesichtete Daten im Editor unterschieden werden?
Stattdessen bin ich eher für einen Monitoring-Ansatz: Grundsätzlich darf jeder alles bearbeiten, aber es braucht mächtige Tools, mit denen frühzeitig und mit wenig Aufwand Vandalismus oder falsche Änderungen erkannt werden können, die man dann gezielt anschauen und korrigieren kann.
Wie dieser Blogpost zeigt, lassen sich mit den bestehenden Tools schon viele Probleme erkennen, aber vieles ist mit einigem manuellem Aufwand verbunden. Es müssen erst Overpass-Abfragen formuliert werden, und einmal geschriebene Tests lassen sich nicht wirklich für andere Mapper abspeichern. Dadurch gibt es häufig nur ein paar engagierte Mapper, die für sich selbst Overpass-Abfragen schreiben, die aber sonst niemandem zur Verfügung stehen. Was wir dringend brauchen ist ein Qualitätssicherungstool, das einfach um Checks erweitert werden kann. Also sowas wie Overpass Turbo, wo man jedoch einzelne Abfragen abspeichern kann und diese dann wie z.B. in Keepright als Ansichten zur Verfügung stehen.
Bestehende Tools wie Achavi, Whodidit, Overpass Turbo, JOSM Validator oder Keepright gehen in die richtige Richtung, müssten aber in meinen Augen noch besser verzahnt werden und noch besser wichtiges von unwichtigem trennen. Momentan zeigen Whodidit oder Achavi sehr schön die Änderungen in einer Gegend an, jedoch wirklich alles was dort editiert wurde. Der JOSM Validator oder Keepright prüfen auf sehr viele Fehler, aber beinhalten keinen zeitlichen Aspekt. Schön wäre eine Mischung aus beidem: Zum Beispiel ein Tool wie Whodidit, was aber z.B. nur Änderungen von Maps.me Usern anzeigt, bei denen in das name=* Tag irgendwelche asiatischen Zeichen eingetragen wurden.
Der Monitoring-Ansatz behebt Vandalismus leider auch erst nachdem er stattgefunden hat. Wenn man aber mit effizienten Tools mit wenig Aufwand große Gebiete überwachen kann und somit sehr schnell auf Vandalismus reagieren kann, verlieren solche Leute hoffentlich schnell das Interesse. Da gibt es einige Parallelen zur Kriminalitätsbekämpfung im realen Leben, Stichwort “Broken-Windows-Theorie”.
(Crosspost von http://blog.openstreetmap.de/blog/2017/01/achtung-pokemon-alarm/))
Gruß
Alex