Achtung, Pokémon-Alarm!

Ist da inzwischen eigentlich eine korrekte Attributierung drin? Anfangs wurde OSM ja nirgends erwähnt.

Es gibt einen Quellenhinweis für die Kartendaten in Südkorea, wo sie auch tatsächlich eine auf OSM basierende Karte verwenden.

Ausser Spekulationen gibt es ansonsten keine gesicherten Eekenntnisse, dass Niantic OSM für das Spawning verwendet und erst recht nicht, dass dies auf eine Art geschieht bei dem ein Quellenhinweis nötig wäre.

Nun, im meinen Augen hat OSM längst die “Phase der Spielwiese” verlassen. Das sehen wir eben daran, wie jetzt damit umgegangen wird: eben möglichst saubere, valide und in der Realität nachvollziehbare Geodaten zu erstellen und diese auch zu erhalten. Ich finde, die Popelmonk-Entwickler denken einfach nicht soweit. Alleine die Folgen wie Entdecken und reverten dieser Änderungen bindet nicht wenig unnötige Ressourcen.

Das mit den Navi-Anbietern passt in dem Zusammenhang überhaupt nicht… Sie manipulieren nicht die Daten so, daß sich einfach eine schnellere Route ergibt, die in der Realität aber nicht möglich ist.

Sven

Es wäre so oder so eine Manipulation der Daten die nicht der Realität entspricht. Ob jetzt eine Schnellere Straße hinzugedichtet wird oder eine Straße langsamer gemacht wird ist doch im Prinzip das gleiche. Warum soll das eine schlimmer als das andere sein oder nicht vergleichbar sein? Pokémon Go spielen halt einfach ein paar mehr Leute auf diesem Planeten als Router benutzt werden, die auf OSM aufsetzen, deswegen äußert sich das missbrauchspotenzial hier halt stärker.
Aber einer Firma vorzuwerfen, dass sie OSM-Daten benutzt ist doch quatsch. Und das obwohl noch nicht mal klar ist, ob OSM überhaupt benutzt wird.

Richtig - reines Verwenden der Daten für einen anderen Zweck erfordert keine Attributierung (wenn ich für einen Kunden eine Reportage erstelle, muss da auch nicht ins Impressum, dass die Anfahrt mit einem OSM-basierten Navi erfolgt ist). Die Pokémon-Macher verbreiten ja AFAIK keine OSM-Daten, sondern nutzen sie nur, um ihre Produkte in eine erweiterte Realität zu pflanzen.

–ks

Das war nicht gemeint. Ich habe schon in einigen Hintertaunusdörferm maxspeed=30 entfernt, wo weit und breit kein entsprechendes Schild zu sehen war. Der Verd8 drängt sich auf, dass da ein Anwohner sein Wunschtempo reingeschrieben hat, damit alle OSM-Navi-Nutzer einen Schreck bekommen und Gas wegnehmen. Umgekehrt wäre auch denkbar, an eine Ortsumgehung ein höheres maxspeed als real dranzutaggen, damit die Umgehung von Routern bevorzugt wird.

–ks

Den Seitenhieb in Richtung Wikipedia im Blogartikel finde ich nicht gut.

Der Sichtungsmechanismus in der Wikipedia ist ein wirksames Mittel der Qualitätssicherung. Ich würde mir wünschen, dass OSM so etwas auch hätte. In meiner Stadt machen regelmäßig Neulinge Dinge kaputt ohne brauchbare Beiträge zu leisten.

Es ist eine Frage der Datendichte und -qualität in einer Gegend ob es sinnvoller ist keine Sichtungen zu haben (schnellerer Fortschritt) oder eben einen Sichtungsmechanismus zu implementieren (gesicherte Qualität). D.h. wenn die Datenqualität und -dichte in OSM weiter schnell ansteigen kommt irgendwann der Punkt an dem in immer mehr Gegenden die Vorteile eines Sichtungsmechanismus überwiegen.

Für Nicht-Wikipedianer ist vielleicht interessant: In der Wikipedia werden normalerweise nur die Beiträge von neu (bzw. nicht) angemeldeten Benutzern gesichtet. Benutzer, die eine gewisse Zeit mitgearbeitet haben, bekommen automatisch erst den Status “passiver Sichter” (eigene Beiträge werden automatisch gesichtet) und dann “aktiver Sichter” (Beiträge anderer Benutzer können gesichtet werden).

(Auch veröffentlicht als Blogkommentar)

Ich weiß schon wie das gemeint war…

In meinen Augen ist diese Popelmonk-Geschichte aber im Vergleich dazu ein ganz anderes Kaliber…

Sven

Aber warum? Weil mehr Menschen es benutzen und deswegen mehr Menschen schaden anrichten?
Der Hersteller Kommuniziert noch nicht mal, dass er OSM benutzt, womit er möglicherweise auch noch mehr missbrauch verhindert. Was genau wirfst du denen denn vor? Ist deine Lösung: Sie sollen kein OSM benutzen?

Sie können ja mal Google-Maps benutzen… Da wäre ich mal gespannt, wie Google darauf reagiert…

Sven

Pokémon Go nutzt in erster Linie Google Maps.

Google Maps hat zwar mit Google Map Maker auch eine Möglichkeit, als Nutzer die Daten zu bearbeiten, aber Google Map Maker hat wohl auch einen Sichtungsmechanismus.

Eben… und Änderungen sind mal eben nicht gleich da, wie wir es von OSM her kennen… und die Datenbank-Daten sind dort eben nicht so leicht zugänglich, wie bei uns… …und man kann dort Sachen eben nicht schnell man verändern die dann in der nächsten Minute bereits verfügbar sind, wie bei uns. So lese ich das jedenfalls bei Wikipedia.

Sven, dem dieser Popelmonk-Hype gehörig auf den Zeiger geht…

Dass die Wikipedia zu langsam wäre und man zu schwer Änderungen durchführen kann liest man wirklich selten als Kritik an der Wikipedia. Sonst wird immer die angeblich mangelnde Qualität kritisiert. Die Sichtungen gehen normalerweise (wenn es genügend Leute gibt, die den betreffenden Wikipedia-Artikel beobachten) auch recht schnell.

Schwierig ist es aber wenn es eine zu kleine Community gibt. Ich kenne das z.B. in der Esperanto-Wikipedia. Da habe ich auch mangels genügend Beiträgen keine Sichter-Rechte und es dauert ewig bis meine Änderungen gesichtet werden. Andere kleine Wikipedias werden das gleiche Problem haben.

In der Praxis dauert es aber in OSM viel länger als eine Minute bis die Änderungen sichtbar sind. Zwar sind die Änderungen sofort in der Datenbank da und kurz später in der Standardkarte aber es sind ja diverse Karten in Verwendung, die nicht alle so schnell neu erstellt werden wie die Standardkarte. Da dauert es dann um einiges länger. Beispielsweise war in einer Karte, auf der die Freifunk seine Zugangspunkte angezeigt hat, ein schon längst korrigierter Fehler noch Monate später noch zu sehen. (Das war allerdings ein Ausnahmefall und der Tile-Provider musste dann eh gewechselt werden.) Bei Navigations-Apps mit OSM-Offline-Daten dauert es auch länger bis sie die Daten aktualisieren.

Ja und nein. Ich gebe dir Recht, dass es derzeit unbefriedigend ist, wenn Mapper bewusst oder unbewusst Unsinn eintragen oder bestehende Daten beschädigen. Aktuell läuft man solchen Änderungen immer hinterher und es kostet viel Zeit, die Änderungen in einem Gebiet zu überwachen und Änderungen rückgängig zu machen.

Einen Sichtungsmechanismus wie bei der Wikipedia halte ich bei OpenStreetMap jedoch nur für begrenzt einsetzbar. Zum einen muss es immer genug Leute geben, die die Änderungen reviewen und freischalten. Das bindet die Mapper, kostet Zeit und Aufwand. In ländlichen Gegenden mit wenigen Mappern kann es zum Beispiel dazu kommen, dass es einen engagierten Neumapper gibt, dessen Änderungen aber nicht zeitnah freigeschaltet werden, weil es in der Gegend sonst keine Mapper gibt.

Bei der Wikipedia ist es noch vergleichsweise einfach, einzelne Stände der voneinander unabhängigen Artikel zu verwalten. OpenStreetMap hat dagegen den Nachteil, dass die einzelnen Objekte viel mehr voneinander abhängen. Einzelne Versionszustände von einzelnen Objekten als “nicht gesichtet” zurückzuhalten, würde zu inkonsistenten Daten führen. Dann müssten schon gesamte Änderungssätze gesichtet werden. Doch auch hier stellen sich Fragen zur Konsistenz der Daten: Können noch nicht gesichtete Daten erneut bearbeitet werden? Wie sollen gesichtete und nicht gesichtete Daten im Editor unterschieden werden?

Stattdessen bin ich eher für einen Monitoring-Ansatz: Grundsätzlich darf jeder alles bearbeiten, aber es braucht mächtige Tools, mit denen frühzeitig und mit wenig Aufwand Vandalismus oder falsche Änderungen erkannt werden können, die man dann gezielt anschauen und korrigieren kann.

Wie dieser Blogpost zeigt, lassen sich mit den bestehenden Tools schon viele Probleme erkennen, aber vieles ist mit einigem manuellem Aufwand verbunden. Es müssen erst Overpass-Abfragen formuliert werden, und einmal geschriebene Tests lassen sich nicht wirklich für andere Mapper abspeichern. Dadurch gibt es häufig nur ein paar engagierte Mapper, die für sich selbst Overpass-Abfragen schreiben, die aber sonst niemandem zur Verfügung stehen. Was wir dringend brauchen ist ein Qualitätssicherungstool, das einfach um Checks erweitert werden kann. Also sowas wie Overpass Turbo, wo man jedoch einzelne Abfragen abspeichern kann und diese dann wie z.B. in Keepright als Ansichten zur Verfügung stehen.

Bestehende Tools wie Achavi, Whodidit, Overpass Turbo, JOSM Validator oder Keepright gehen in die richtige Richtung, müssten aber in meinen Augen noch besser verzahnt werden und noch besser wichtiges von unwichtigem trennen. Momentan zeigen Whodidit oder Achavi sehr schön die Änderungen in einer Gegend an, jedoch wirklich alles was dort editiert wurde. Der JOSM Validator oder Keepright prüfen auf sehr viele Fehler, aber beinhalten keinen zeitlichen Aspekt. Schön wäre eine Mischung aus beidem: Zum Beispiel ein Tool wie Whodidit, was aber z.B. nur Änderungen von Maps.me Usern anzeigt, bei denen in das name=* Tag irgendwelche asiatischen Zeichen eingetragen wurden.

Der Monitoring-Ansatz behebt Vandalismus leider auch erst nachdem er stattgefunden hat. Wenn man aber mit effizienten Tools mit wenig Aufwand große Gebiete überwachen kann und somit sehr schnell auf Vandalismus reagieren kann, verlieren solche Leute hoffentlich schnell das Interesse. Da gibt es einige Parallelen zur Kriminalitätsbekämpfung im realen Leben, Stichwort “Broken-Windows-Theorie”.

(Crosspost von http://blog.openstreetmap.de/blog/2017/01/achtung-pokemon-alarm/))

Gruß
Alex

Das halte ich noch für das am leichtesten zu lösende Problem. Der Sichtungsmechanismus würde in OSM nur in den Gebieten angewandt, die auch jemand in seiner Beobachtungsliste hat.

Aber ja, mir ist natürlich auch klar, dass ein Sichtungsmechanismus in OSM technisch viel schwieriger zu implementieren wäre als in der Wikipedia. Umso mehr finde ich eine Aussage wie “…nicht zur Wikipedia Nr. 2 werden zu lassen…” unangebracht.

Mit welchen Mitteln auch immer: Mit der zunehmenden Datendichte, Datenqualität und Popularität von OSM wird die Qualitätssicherung immer wichtiger. Wenn OSM immer mehr verwendet wird zieht das natürlich immer mehr Leute an, die “schlechte” Änderungen wie eben die der Pokémon-Go-Spieler durchführen. Es wäre schade wenn OSM irgendwann zusammenbrechen würde weil es mit dem Vandalismus nicht fertig wird und dann alle wieder Google Maps und HERE nutzen würden weil da die Qualität besser überprüft wird.

+1

Daher sehe ich es als Ziel für die weitere Zukunft von OSM, die Datenqualität zu halten bzw. zu steigern, indem Vandalismus verhindert und die Daten aktuell gehalten werden.

Eine Schwierigkeit wird sein, die Mapper dazu zu motivieren. Denn Qualitätssicherung macht nicht so viel Spaß und erzeugt nicht so sichtbare Fortschritte wie das Mappen weißer Flecken, ist aber mindestens genauso viel Arbeit. Zu dem Thema gab es mal einen interessanten Vortrag: https://www.youtube.com/watch?v=KNTSZGnQVRw.

Bei der Wikipedia beklagt man ja bereits seit einiger Zeit einen Autorenschwund und auch bei OSM scheint dieser zumindest in Deutschland langsam spürbar zu sein: https://twitter.com/pascal_n/status/821788856135647241

Gruß
Alex

Also, mir macht das Aktuell-Halten und Verfeinern von Daten durchaus Spaß, und auch im ziemlich vollständig erfassten Schland gibt es viele Landstraßen, die noch wie mit der Axt gemappt aussehen. Da geh ich dann gern mal mit dem Skalpell bei.

Diesen Kreisverkehr hab ich im Oktober eingetragen (da sah er ziemlich neu aus), Goggele kennt ihn heute noch nicht.

–ks

Man muss bei der „Rasterfahndung“ nach Pokémon-Jüngern wirklich aufpassen. Ich dachte gerade, in Eppingen (Landkreis HN) einen Pokémon-Jünger ertappt zu haben – brandneuer Benutzer, der ausschließlich Parks, Spielplätze und Fußwege gemappt hat, das sah doch sehr eindeutig aus. Aber, schöne Überraschung, alle gemappten Objekte existieren auch auf dem Luftbild! Ich schicke ihm jetzt meine Willkommensmail mit ein paar Tips.

Bis nach Ísland: https://www.openstreetmap.org/changeset/45656104

Zunächst möchte ich ich auf den bereits vorhandenen Thread verweisen und auch vor überzogen Reaktionen abraten. Da sind möglicherweise wirklich ein paar zukünftige OSMler zu gewinnen. In wieweit die neue Version auf OSM basierende Daten verwendet, weiß ich nicht. Viele von mir bereits früher eingetragene Wege, Gebäudegrunrisse waren auf Pokemon nicht, weil nicht auf Google. Da mein Junior nur eine begrenzte Datenmenge hat :), flog die App nach einiger Zeit wieder raus. Vermute mal, dass es die Spielemachern nicht um detailgetreue Darstellung der Straßensituation geht und daher auch Eintragungen in OSM nicht zeitnah bei Aktualisierungen umgesetzt werden. Und nur das könnte für einen Spieler Sinn machen.
Cepesko