Zweisprachige Namen im Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden reloaded

Damit diese Zahlen etwas aussagekräftiger werden, müsstest Du sie allerdings noch ins Verhältnis setzen zur Gesamtanzahl der Muttersprachler der jeweiligen Sprachen. Es geht prinzipiell nicht darum, welche Namen weltweit öfter Verwendung finden, sondern darum, was die Leute vor Ort sprechen.

Ich würde in jedem Fall den deutschen und sorbischen Namen jeweils in name:de und name:… packen. In den name-tag würde ich beide Sprachen nehmen, sofern es für beide Sprachen signifikant viele Sprecher in der Region gibt. Den name-tag leerlassen finde ich arm, führt auf den allermeisten Karten und Anwendungen dazu, dass gar kein Name auftaucht, und das halte ich für das letzte Resort, falls man sich auf Biegen und Brechen nicht einigen kann, weil das Klima komplett vergiftet ist. Den Eindruck hatte ich beim letzten Mal nicht, als ich in “sorbischem Gebiet” war.

Das ist weitestgehend ordentlich geschehen.

Hier ist die Ungereimtheit. Trotz üblicher zweisprachiger Ortsschilder merkt man von sorbischer Sprache/Kultur nichts, bis auf große Events ein- zweimal im Jahr in der Kreisstadt. Die Orte südlich von Bautzen kenne ich in- und auswendig, einer war jahrelanger Wohnort und ich bin da viel herumgekommen. Nördlich von Bautzen bis Hoyerswerda entlang der B96 ist mir ebenfalls geläufig, wobei ich als Kind/Jugendlicher in den Sommerferien die Gegend um den Knappensee ausgiebig erkundet habe.

Im Spreewald und einigen abgelegenen Orten nördlich von Bautzen mag das Sorbische offensichtlicher sein. Ich finde, durch übliche Karten (name=* ausgewertet) entsteht ein falscher Eindruck von der Gegend. Wer sich für die sorbische Kultur interessiert, muss gezielt suchen. Aber als Ortsunkundiger muss man überhaupt keine Bedenken wegen einer möglichen Sprachbarriere haben.

Mein Gott, in den anderen Dörfern merkst du auch von deutscher “Kultur” nichts. Es sind eben Dörfer. Du warst offensichtlich noch nie in Crostwitz, Nebelschütz, Rosenthal, Wittichenau, Dissen oder Drachhausen. Oder es liegt eben daran, dass mit dir als Deutschem (nehme ich mal an) keiner Sorbisch spricht. Das ist vollkommen normal. Aber kein Argument für irgendwas.

Genau dieses Kontext-Problem hatte ich hier bereits erläutert. Für einen weltweiten Anbieter von Karten- bzw. Navigationsdiensten sollte diese Frage wohl eher zugunsten der (internationalen) Nutzer-Mehrheit ausfallen, schließlich wird der lokale Nutzer auf Karten seiner direkten Umgebung wohl deutlich seltener angewiesen sein als ortsfremde Nutzer.
Jedoch steckt auch für mich in der Beantwortung dieser (Kontext-)Frage die Lösung für das Gesamtproblem.

Waren es nicht genau diese Orte im sorbischen “Kerngebiet”, die sich vor kurzem gegen einen sorbischen Gemeindenamen ausgesprochen haben? Der Verwaltungsverbund Am Klosterwasser wollte sich einen sorbischen Namen zulegen (Serbski kraj ~ “Sorbisches Land”), und es hat der größte Teil der Bevölkerung, egal ob “deutsch” oder “sorbisch”, gegen diesen sorbischen Namen gestimmt:

[Link]

Kennen wir das zugrundeliegende Problem nicht irgendwoher?

Die jährlichen >16 Mio. € Fördermittel dieser “Kultur” werden aber schon ganz gern genommen, oder? Kann man eigentlich auch Förderungen dafür beantragen, dass man hier die Karte zusätzlich mit sorbischen Namen zupflastert?
Ich fände den kulturellen Mehrwert einer renovierten Schule jedes Jahr auch größer als ein paar bunte Ostereier … aber die Meinungen sind da ja bekanntlich verschieden :roll_eyes:

Ganz nebenbei:
Ich habe mich hier angemeldet, nachdem auf den Karten z. B. solche und solche Zustände auftraten: Ortsnamen überlagern sich, Orts- und Straßenverläufe sind nur noch in niedrigeren Zoomstufen erkennbar, eine Sprachwiedergabe für Ortsfremde/sehbeeinträchtigte Nutzer stiftet mehr Verwirrung als das sie hilft. Die (aktuellen) Renderer sind für diese Lösung nicht geeignet/vorgesehen!
Der Vorwurf, ein Doppelaccount zu sein, verwundert mich jedoch nicht im geringsten, da Kritik offensichtlich ganz bewusst mit allen Mitteln verdrängt wird.

Bitte: http://openstreetmap.de/karte.html?zoom=12&lat=51.19201&lon=14.44854&layers=B000TF

edit: Etwas unschön am Minus finde ich, dass es so am Ende (oder manchmal auch am Anfang) einer Zeile steht. Außerdem finde ich es interessant, wie verschieden die Namen zum Teil sind.

Auch wenn es absolut nichts mit der Diskussion hier zu tun hat, noch zwei Antworten.

Nein, das war das sächsische Innenministerium. Crostwitz war dafür.

Die momentan 18 Millionen € – rechnerisch also 300 € pro Kopf – zahlt nicht die “deutsche Kultur”, sondern der Steuerzahler. Da Sorben auch Steuern zahlen und das durchschnittliche Steueraufkommen pro Kopf in Deutschland bei 4000 € liegt – merkst du selbst, oder? Zur Erinnerung: Deutschsprachige Kultureinrichtungen bekommen auch Geld vom Staat.

Die Diskussion triftet in sehr seltsame Richtungen ab, aber das bin ich gewohnt. Hier ist allerdings m.E. der falsche Platz dafür.

Ein entsprechender Vorschlag wurde am Dienstagabend von einer Arbeitsgruppe aus Gemeinderäten der Orte Crostwitz und Panschwitz-Kuckau (Landkreis Bautzen) abgelehnt.
[Link]

Ich finde dieses Thema sehr wohl wichtig, denn es geht um die Gebräuchlichkeit und Akzeptanz der sorbischen Sprache in der lokalen Bevölkerung. Von einem abdriften kann also keine Rede sein, zumal du dieses Problem doch gern allein im lokalen Rahmen entschieden haben möchtest?!

Danke! :slight_smile:
Aber bei diesem Thema waren wir bereits: Ich kenne diese Map sehr gut. Genauso gut könnte man J budissin zur Lösung des gesamten Problems diese sorbischsprachige Map anbieten: http://www.dstoecker.eu/sbmap.html

Aber wie stellst du genau diese Maps den anderen Leuten zur Verfügung, die sie auch sehen wollen/müssen?
Selbst eine automatische Sprachweiche auf openstreetmap.org würde wohl nicht die Wogen glätten, da die Mehrheit der gewählt/gewollt Sorbisch sprechenden Nutzer wohl kaum hsb als zusätzliche/dominante HTTP_ACCEPT_LANGUAGE in ihren Browsern definiert haben. Eine Lokalisierung mittels IP und dementsprechend angezeigter Sprachwahl wird wohl mit IPv6 in die Hose gehen. Bliebe noch die HTML5 Geolocation…

Damit würde man fast jedem Nutzer zwei zusätzliche Klicks (Geolocation ja/nein + Sprachwahl) abverlangen - bleibt die Frage, ob man diesen Aufwand wegen eines verschwindend(en) kleinen Grüppchens von Einwohnern eingeht.
Und wo zieht man dann die Grenze? Es leben beispielsweise allein in Berlin mehr Türken als Sorben in ganz Deutschland [Link]. Was wird aus denen?

Auch diese Karte ist nicht Lösung des Problems… Sie ist ein Anfang… unterscheidet aber nicht zwischen name:dsb und name:hsb…

Teilweise ein großer Unterschied… Es wird keine Unterscheidung gemacht zwischen Gemeinden, die sich zur Zweisprachigkeit bekannt haben und die, dies nicht getan haben… Um erstere geht es!!

Im Gegensatz beispielsweise zu den Türken, sind die Sorben und Wenden in der Lausitz eine echte staatenlose Minderheit in mit ihren Wurzeln in Deutschland… ein gewaltiger Unterschied!

Aber es wird OT!

dobry wječor

Sven

Es sind deutsche Staatsbürger.

Eine anerkannte nationale Minderheit mit einer anerkannten Regionalsprache. Und deutsche Staatsbürger, wie viele Türken ja auch. Aber Türkisch ist eben keine anerkannte Regionalsprache, mal davon abgesehen, dass die keine eigenen Ortsnamen haben.

Leider nehmen seitens Einzelner die Unverschämtheiten zu. Jetzt wird schon vom “verschwindend(en) Grüppchen” geredet, dass angeblich seine eigene Sprache nicht akzeptiert. Das zeigt sehr eindrücklich, welcher Art die Bedenken sind und wohin diese Diskussion geführt wird.

Sorry, ich erkenne da weder ein Problem geschweige denn “Zustände”.

Oder herrschen die auch hier:

http://www.openstreetmap.org/#map=14/46.8947/11.4363 ?

Ich bin erst vor einigen Wochen an einem ganz normalen Samstagabend auf einer Radtour an der knackevollen Kirche in Kulow/Wittichenau vorbeigekommen. Da wurde Sorbisch gesungen und gesprochen - auch von Gottesdienstbesuchern, die nach dem Ende dann auf die Straße strömten. Erzähle mir bitte keiner, sorbische Identität würde nicht mehr gelebt und sei nur noch Folklore für die Touristen oder diene gar nur zum bloßen Fördermittelabgreifen.

Guten Morgen,

das Siedlungsgebiet wird um weitere Gemeinden erweitert:

Landkreis Dahme-Spreewald:
Alt Zauche-Wußwerk
Märkische Heide
Schlepzig
Schwielochsee
Spreewaldheide

Landkreis Spree-Neiße:
Felixsee
Welzow

Landkreis Oberspreewald-Lausitz:
Neupetershain

Quelle:
http://www.lr-online.de/nachrichten/Tagesthemen-Acht-weitere-Gemeinden-werden-Siedlungssgebiet-der-Sorben;art307853,5731845

Hier noch die Pressemitteilung des Ministeriums:
http://www.mwfk.brandenburg.de/media_fast/4055/PM%20432%20Siedlungsgebiet%20Sorben.pdf

Die Grenze passe ich Wochenende an.

Sven

Exakt dies ist auch der Grund, warum es diese Karte gibt/gab. Wir hatten früher schoneinmal diese unerträglichen Doppelnamen in der Karte. Ich habe dann viel Zeit investiert, um eine sorbische Karte anbieten zu können, um dem berechtigten Interesse der Sorben nach der Nutzung Ihrer Sprache eine Möglichkeit zu bieten.

Da scheinbar aber für die Sturköpfe unter Ihnen die einzige Lösung in einer nichtgerechtfertigten Gleichstellung mit der deutschen Sprache besteht (was man auch an anderen Aktionen, wie etwas den “A serbsce”-Aufklebern außerhalb von OSM sieht) habe ich eben den Service abgeschaltet. Ich bin nicht bereit die Ressourcen weiterhin zur Verfügung zu stellen, wenn ich trotzdem verschandelte Standardkarten akzeptieren muss.

Ehrlich gesagt kann ich nach den vielen Jahren jetzt auch diejenigen bei uns in der Gegend verstehen, welche die sorbischen Namen beschmieren. Die haben irgendwann die Nase voll von der nervenden Minderheit.

Sehr löblich deine Resourcen für den guten Zweck zu widmen bzw. gewidmet zu haben. Aber bitte diesen seltsamen Kommentar auf der Webseite entfernen, es beschuldigt pauschal “die Sorben” obwohl du vermutlich nur mit ein paar wenigen Mappern ein Problem hast. Schon mal daran gedacht dass “J budissin” gar kein Sorbe ist oder nicht der Einzige? Und dass es vorallem sorbische Mapper mit einer anderen Meinung gibt?

BTW: es gibt noch andere sorbischen Karten: http://map.dgpsonline.eu/

In dem Thread hier wurde nicht nur mit Sorben argumentiert, sondern auch mit den Konstellationen in anderen Ländern (Tirol, Israel, …). Auch wenn ich Deiner Meinung bzgl. dem Mapping der Namen bin, geht das hier mehr als zu weit. So schürt man Hass. Das hier ist der Anfang:

Und wie kann es Deiner Meinung weitergehen? So hier?

http://www.mdr.de/nachrichten/politik/regional/angriffe-auf-sorben-102.html

?

Minderheiten sind immer “nervend”, müssen sie ja auch sein, sonst wären sie ja in der Mehrheit :slight_smile: !

Bild Dir aber nix darauf ein nur weil Du zur Mehrheit gehörst…

Guten Morgen,

Unerträglich?
Ach dann sind auch die Karten des LGB in Brandenburg auch unerträglich? Die ganzen touristischen Karten auch?
Vergleiche die TK50 von Brandenburg: http://bb-viewer.geobasis-bb.de/?zoom=6&lat=5729868.53102&lon=451236.60425&layers=00000FF0F0FBF0FFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFTTTF. Du kannst dur auch die TK10, TK25, TK 100 anschauen… Alles zweisprachig.

Schade, siehe oben.

Ich hatte bereits zum Anfang der ganzen Disskussion eine Idee aufgezeigt, wo ich mir erhofft habe, daß sie jemand in einer Online-Karte umsetzt. Daher auch die Grenze des Siedlungsgebietes… Für alle Ortsnamen in der Niederlausitz dürfte name:de und name:dsb existieren. Einzelne dürften sicher noch fehlen. Für mich wäre das immernoch die angebrachte Lösung.

Die Karte http://www.dstoecker.eu/sbmap.html setzte aber nur name:hsb um und das für alles, was name:hsb hat. So wurden eben die obersorbischen Namen im niedersorbischen Sprachgebiet angezeigt, was eben auch falsch ist…

Sven

Sollte er kein Sorbe sein, so hat er es in den letzten Jahren gut geschafft sich zu verstellen. Von anderen Mappern sorbischen Ursprungs habe ich bisher nichts zum Thema gehört. Jede Gruppe wählt sich entweder aktiv oder durch Untätigkeit seine öffentlichen Vertreter. An denen wird man gemessen, ob man will oder nicht. Ich als Sachse muss mich auch unabhängig von meiner eigenen Meinung als rechtsextremistisch beschimpfen lassen.

Nein.

Ich spreche nicht über andere Gebiete, sondern ich habe klar und deutlich meine Meinung zum sorbischen Siedlungsgebiet zum Ausdruck gebracht. In anderen zweisprachigen Regionen sind die Bedingungen anders und ich habe kein Recht mich darüber zu äußern, weil ich die Situation dort nicht kenne. Im Gebiet der Sorben handelt es sich deutlich um eine Hauptsprache (deutsch) und mehrere Minderheitensprachen (die diversen sorbischen Dialekte). Eine gleichberechtigte Darstellung entspricht einfach nicht der Situation vor Ort.

Seltsame Ansicht. Andere zu nerven als unabdingbar anzusehen. Wie wäre es denn, wenn man mal konstruktiv ist und sich Mühe gibt mit den anderen zu leben? Ich habe nichts dagegen, dass sorbische Traditionen, Bräuche und Sprache erhalten werden solange weiterhin jemand Interesse hat, aber dieses Durchdrücken einer aussterbenden Gruppe von Sprachen auf Teufel komm raus ist einfach Murks.

Die Karte setzte beides um. Obersorbisch wurde jedoch dort vorgezogen, wo beides vorhanden ist.

P.S. Ich habe vor vielen Jahren als einer der ersten sorbische Namen in OSM eingetragen, aber genau wie die deutschen Namen im tschechischen Gebiet gehören diese Namen für mich auf Spezialkarten, nicht in die Hauptkarte.

Das berechtigte Anliegen, unsere Ortsnamen – dort, wo sie amtlich sind – auf Karten dargestellt zu sehen, als “unerträglich” und “nervend” zu diffamieren und Vandalismus an sorbischen Namen auf Schildern als verständlich darzustellen, ist eine Frechheit. Hier ist jemand nicht nur überzeugt, es mit einer “aussterbenden Sprache” zu tun zu haben, er möchte offenbar auch aktiv dazu beitragen. Natürlich stirbt eine Sprache, wenn sie überall an den Rand gedrückt wird, so wie es hier das Ziel sein soll – entgegen der geltenden Rechtslage. Zum Glück gibt es in Sachsen und in Brandenburg Landesgesetze, die verhindern, dass eine solche Einstellung bestimmt, welche Sprachen und Namen “wichtig” sind und welche nicht.

Zur Karte: Eine Vorankündigung wäre fair gewesen. Aber das war offensichtlich nicht gewollt. Die Welt dreht sich weiter.

Wozu sich einer bekennt ist jedem seine Sache.

Sven

Und genau damit es nicht ausstirbt, ist es so wichtig, präsent zu sein!

Grüße von Lutz

Nur noch zwei Anmerkungen dazu:

Das ist kein großes Wunder, wir sind kein großes Volk. Auf einer Rückseite in irgendeinem Forum wird man kaum erwarten können, dass zufällig fünf Sorben vorbeischneien. Die zweisprachige Darstellung offiziell zweisprachiger Orte liegt natürlich unabhängig davon im ureigensten sorbischen Interesse und wird auch von der Domowina (unserer anerkannten Interessenvertreterin) konsequent angemahnt.

Zudem bringt es auch keine Punkte, diese Entscheidung vom Juli letzten Jahres mir als Einzelnem anzulasten. Die Diskussion hier ist öffentlich einsehbar und Zuspruch gab es – neben Widerspruch – auch von zahlreichen anderen Mappern. Wir müssen das hier nicht alles noch einmal wiederkäuen, letztlich wurde die OSM-Sprachpolitik für die Lausitz nach dieser Diskussion lediglich der Realität vor Ort (zweisprachige Beschilderung), der rechtlichen Situation (Sorbengesetze der beiden Länder) und dem Vorbild anderer mehrsprachiger Regionen in Europa hier auf OSM (Kärnten, Südtirol, Slowenien, Belgien etc.) angepasst.

Ganz genau. Und genau aus diesem Grund gibt es dazu auch Regelungen und eine amtliche Praxis. Das mag nicht jeder gut finden, es ist allerdings Tatsache.