GPS-Track-Vergleich Smartphone vs. Spezialist

Ich bin heute mit dem Hund über die Hohe Wurzel spaziert und habe spaßeshalber mal zwei Geräte mitlaufen lassen:

  1. Garmin Montana 600
  2. Galaxy A5 (2016) mit OSM-Tracker für Android v.0.6.11

Beide Tracks zum Vergleich: http://technetz.net/temp/tracks.zip

Beide Geräte wurden in gleichwertiger Position getragen, in je einer Brusttasche meiner Jacke, eins links, eins rechts. Also auch für beide chancengleiche Abschattung durch meinen Oberkörper, gegenseitige Störungen dürften bei ~25 cm Abstand minimal sein.

Der Weg führt zum größten Teil durch Waldgebiet, ist also mit etwas Herausforderung verbunden :slight_smile: Der nordöstliche Teil ist der schnurgerade verlaufende Mainzer Weg, auf dem ich auch möglichst in der Mitte blieb und nur gelegentlich einige canidogene Abstecher machen mußte, wenn der Hund seine Leine irnkwo verfangen hatte. Der Track müßte hier bei genauer Messung größtenteils linealgerade sein, mit leichtem Knick in der Mitte.

Die Systeme wurden jeweils in den Defaulteinstellungen betrieben (Android: höchstmögliche Punktdichte, Garmin: automatische Punktdichte). So erzeugt der Android-Tracker die zehnfache Punktanzahl und die zwanzigfache Dateigröße (fast ein Megabyte!) für eine gut einstündige Wanderung, liefert aber deshalb noch keine höhere Qualität – der Track ist zwar nicht unbrauchbar, aber laterale Abweichungen von 10 Meter sind nicht selten. Das Montana, auf GPS spezialisiert, erzeugt offenbar einen für Mappingzwecke doch deutlich besser geeigneten, da präziseren Track.

–ks

Ich hab jetzt ein paar mal beim Laufen die neue Laufuhr meiner Frau mit meinem Telefon verglichen:

  1. Polar M400

  2. Blackberry Passport mit Locus Map pro

Uhr am Handgelenk getragen, Telefon in der Westentasche (ich habe beide getragen).

Auf freiem Feld liegen die Tracks der beiden fast genau übereinander. Mit nur ein bisschen Abschattung (Häuser auf einer Seite, vereinzelte Bäume) fallen die Tracks schon deutlich auseinander. Interessanterweise verlaufen sie dann immer noch recht parallel jedoch mit einem Abstand von ca 5- 20 m. Mit viel Abschattung bekomm ich bei beiden zufällige Abweichungen nach allen Seiten rein. Die Uhr ist gefühlt etwas genauer, aber nicht viel.

Interessant ist auch die Entfernungsmessung. Beide haben wohl einen Algorithmus der die Schwankungen glättet. Die Uhr überkompensiert aber regelmäßig. Letzte Woche z. B. hat mir die Uhr auf einer mit Router vermessenen Strecke von 10,7km nur 10,1km angezeigt, das Telefon 10,8. Letztens beim Wandern in der sächsischen Schweiz hatten wir extreme Fehlmessungen verursacht durch die engeingeschnittenen Klammen. Dort hatte die Uhr am Ende die genauere Entfernung

Garmin verwendet ein definiertes Verfahren die Messpunkte / den Track zu glätten (ist im Internet dokumentiert). Aus den geglätteten Daten Rückschlüsse auf die Genauigkeit zu ziehen ist m.E. nicht valide. Die Genauigkeit eines GPS-Empfänger kann man prinzipiell nur über Referenzpunkte und -strecken bestimmen, aber nicht durch den Vergleich von ähnlich aufgebauten Consumer-GPS-Geräten. Einen Referenzpunkt findet man ja noch, bei einer Referenzstrecke wird es schon schwierig.

Ich habe mir mal einen Referenzpunkt angelegt (± 2cm Lagegenauigkeit, ±4cm Höhengenauigkeit) um meine Geräte dagegen zu messen. Da man bei Consumer-Geräten die Koordinaten nur in Milliminuten (3 Nachkommastellen) erhält, erreicht man entsprechend eine maximale Genauigkeit von 1/1000 Bogenminute. Bei “meinem Breitengrad” ergibt sich daraus “grob vereinfacht” ein Genauigkeitsrechteck von 1.85 x 1.2 m. Darauf ist dann noch die Ungenauigkeit des GPS-Empfängers zu addieren. Bei sehr gutem Empfang sind das 3-5 Meter.

Gruß Klaus

Die Häuserwände können da als Spiegel wirken. Die reflektierten Signale passen unter sich gut zusammen … sie zeigen dann auf das Spiegelbild. Wenn das Gerät sich erstmal entschlossen hat, das Spiegelbild als echtes zu nehmen und die anderen Satellitensignale als Störungen zu betrachten, dann bleibt das Ding eine ganze Zeit bei dieser Interpretation … die Daten passen ja schön zusammen. Das kann also auch bei gleich guten Geräten einen schlechten Track über ein längeres Stück für das eine Gerät und einen guten für das andere geben. Morgen kann es dann umgekehrt ausgehen.

Weide

Deshalb glaube ich einem Gerät allein nicht. Die Rauschunterdrückungs-/Glättungsalgorithmen (Kalman) haben die Tendenz, einem einmal eingeschlagenen Weg zu folgen, bis der Fehler dann doch zu groß wird. Sie funktionieren besser bei Bewegung, ein Rad-Track sieht viel glatter aus als der Track zu Fuß über den selben Weg. Sie haben auch die Neigung, Knicks “abzurunden”. Je nachdem, wie kräftig das konfiguriert ist, wird die Gesamtstrecke dann kürzer.
Ein Gefühl für die Genauigkeit kann man bekommen, wenn man eine Wegekreuzung mehrmals aus verschiedenen Richtungen überquert.
Mehr als 1 - 5 m Wiederholungsgenauigkeit sind mit Consumergeräten nicht drin, von daher sind mehr Nachkommastellen auch nicht sinnvoll.

Übrigens: Auch sonst gute Geräte sind immer wieder mal “unpässlich”. Ein ansonsten guter Schnitt sagt halt wenig über die Qualität einer einzelnen Messreihe.

Ich grab das nochmal aus, seit gestern mein neues Gebrauchthandy in Betrieb ist.

Respekt! Fußmarsch und jeder Straßenseitenwechsel sauber mitgeschnitten, auch kurz vor/nach Kurven.

Oneplus 5T in normaler „Lesehaltung“ vor der Brust, internes GPS, Intervall 1 s.

–ks

Hm, mein neues Billighandy macht jedenfalls deutlich glaubwürdigere Tracks als meine 4 und 6 Jahre alten Garmingeräte.

Kann das an der Mitbenutzung von Glossnet liegen?

Kürzlich im Flugzeug: Garmin Oregon 600 vs Doogee S60. Das Garmin hatte fast immer Empfang, es musste allerdings in der Nähe des Fensters positioniert werden. Das Telefon hat den ganzen Flug über keinen einzigen Sat empfangen.

Wenn es um GPS Fähigkeiten von Smartphones geht, orientiere ich mich gern an den Tests auf notebookchek.com. Dort wurde auch mal das OnePlus 5T getestet und hat sich dabei recht gut geschlagen, wenn es um Außenmessungen geht. War im Testvergleich mit einem Garmin Edge 500, das standardmäßig als Referenz mitläuft, sogar besser als die Referenz.

In Innenräumen war jedoch mit dem OnePlus 5T nur schlecht GPS-Kontakt herzustellen. So unterschiedlich sind manchmal die GPS Empfangsqualitäten, wenn innen mit außen verglichen wird. https://www.notebookcheck.com/Test-OnePlus-5T-Smartphone.272248.0.html

Damit kann ich leben, in Innenräumen mappe ich relativ selten :slight_smile:

–ks

PS: Ich wusste gar nicht, dass mein Schreibtisch draußen steht.

Nach dem Besuch des Weinverkaufs ist es schon verständlich, wenn die Linien nicht mehr ganz so gerade sind…
Ich tippe momentan auch recht chaotisch, habe ein Gläschen Roten neben dem Computer stehen.

Andere Frage: wie lange hält so ein GPS - als Garmin-Gerät oder als Handy?

Mein Oregon (gekauft Juni 2013) zeigt Zerfallserscheinungen:
die Schalter sind zerfallen, ich muß einen Schraubenzieher zum Anschalten verwenden,
und gegen frühen Nachmittag ist die GPS-Qualität oft sehr mangelhaft, bis hin zu komplettem Ausfall.

Glossnet? Auf Hochglanz? Du meinst sicher GLONASS :slight_smile:

Kommt drauf an. Höhere Präzision bringt GLONASS-Empfang zwar nicht grundsätzlich, aber wenn von einem Standpunkt aus gerade die meisten Navstar-(GPS-)Satelliten ungünstig stehen, kann GLONASS einspringen und sorgt auf der Position dann für eine gleichbleibend genaue Messung. Der Pool wird dadurch einfach größer. Für die Positionsbestimmung werden aber immer nur die vier Satelliten mit dem saubersten Signal herangezogen, die anderen sind „standby“ oder liefern Vergleichsmessungen, wenn das GPS-Modul sich gerade langweilt. Sobald also vier Satelliten richtig gute Signale liefern und günstig stehen (etwa halbhoch), ist die volle Präzision da, und wenn noch 12 andere empfangen werden, wird’s dadurch nicht genauer – die Auswahl wird aber größer, und damit die Wahrscheinlichkeit, vier richtig gute Signale zu bekommen.

Zu deiner Frage: Technik wird immer besser und billiger, Verstärker werden rauschärmer und Softwareprozesse reifen. Infolge der ständigen Optimierung können heutige Smartphone-GPS-Module zum Stückpreis von 25 € durchaus 6 Jahre alten Garmins zum sechsfachen Preis technisch überlegen sein.

–ks

Hier mal zum Vergleich mein Nokia 5 - auch recht gut beim GPS Empfang -. Das Nokia 5 liegt mit etwa 130 Euro deutlich preisgünstiger als das OnePlus 5T mit etwa 480 Euro. Beim Nokia gibt´s dafür auch nur 2 GB RAM und 16 GB internem Speicher. Für meine Zwecke reicht´s. Durch das Nachrüsten einer externen SD Karte mit 128 GB bin ich mit genügend Speicherplatz für Karten versorgt. https://www.notebookcheck.com/Test-Nokia-5-Smartphone.237682.0.html

Ja, die Nokias zeigen durchaus ordentliche Leistungen. Aber 2 GB RAM waren schon in meinem Samsung Galaxy A5 knapp, wenn MapFactor navigierte, Osmand zur Information mitlief und Osmtracker aufzeichnete. Da hat sich die eine oder andere App schon mal mittendrin mit Datenverlust verabschiedet. Das kannste mit einem Schlaufon mit 6 oder 8 GB RAM wirklich nicht vergleichen, das kriegst du kaum ausgelastet, da müssten schon gleichzeitig noch drei Full-HD-Videos laufen :slight_smile:

–ks