Proposal Tool

Ich denke schon länger darüber nach, dass ich ein gutes Voting / Proposal Tool immens wichtig fände für zukünftige Entscheidungsprozesse. Ich find es sehr gut, dass wir überhaupt so einen Prozess haben (wie hat sich das eigentlich ins Leben gehoben?) um überhaupt mal zu Entscheidungen zu kommen. Auch wenn sie teilweise einfach wieder ignoriert werden…

Aber ich glaube auch, dass die unübersichtliche Wiki Struktur Personen von der Teilnahme ausschliesst. Wieviele OSM Mapper wollen sich tatsächlich mit Wiki-Edits auseinanderzusetzen? Wieviele können/wollen bei Diskussionen auf der Taggingliste teilnehmen, wer tut sich das überhaupt an, die zu abonnieren? Wieviele sind abgeschreckt von der Gesprächsbarriere? Und vor allem, wieviele die einen OSM Account haben, haben überhaupt einen Wiki Account? (oder wurde das irgendwann mal verknüpft?! Mir dämmert da war sowas.)

Wie auch immer, ich find Wikis ja immer schön, weil da alle dran teilnehmen können. Aber mit der Übersichtlichkeit und Strukturiertheit haperts dann doch. Und ich glaube (nein ich WEIß es von früher!), das wirkt abschreckend sich an Diskussionen/Votings zu beteiligen. Nun kann man antürlich immer das Argument ins Feld führe, dass das ja nicht schwer wäre zu lernen und das man solche Leute, die sich damit nicht auseinandersetzen wollen auch lieber nicht beim Voting hätte. Sowas find ich aber nicht nur ziemlich rücksichtslos sondern auch antidemokratisch (wie auch immer man diesen Begriff definiert).

Ich find es extrem schade, dass wir uns freuen müssen wenn mal mehr als 50 Leute an einem Voting teilnehmen, ich glaube, dass ein ordentliches Tool da einiges bewegen könnte. Ich schaff es leider zeitlich und vom Aufwand her nicht, das selbst ins Leben zu rufen. Außerdem kenn ich mich, dass ich dann voller Elan sowas anfange aber dann von vielen anderen Dingen wieder in Beschlag genommen werde. Aber ich wäre gerne Teil einer Arbeitsgruppe dazu (ich bin sowieso für die Schaffung von Arbeitsgruppen im OSM Projekt), bzw. fände interessant was ihr dazu denkt.

Der Prozess als solches paßt grundsätzlich für mich:

  1. Erstellung eines Entwurfes
  2. Diskussion des Entwurfes
  3. Abstimmung über den Entwurf
  4. Feststellung des Ergebnisses

Nicht so optimal umgesetzt sind die Punkt 2 und 3. Die “Diskussion des Entwurfes” (Punkt 2) sollte an (genau) einer Stelle und mit geeigneter Tool-Unterstützung stattfinden. Letzteres gilt auch für den Punkt 3 “Abstimmung über den Entwurf”. Das derzeitige Vorgehen durch editieren des Wikis ist wenig optimal.

Gruß Klaus

Ja sehe ich genauso, an dem Prozess selbst hab ich garnichts auszusetzen, aber genau die verteilte Diskussion und die Abstimmungsverhältnisse sind nicht gerade einladend

Moin!

Für neue Tags hat sich der beschriebene Proposal-Prozess etabliert und funktioniert halbwegs. Technisch könnte man die Abstimmung sicherlich noch verbessern.

Neue Tags sind aber nur ein kleiner Teil notwendiger Entscheidungen. Viele Wikiseiten enthalten unklare Aussagen und Definitionen, manche widersprechen anderen Wikiseiten oder anderen Sprachversionen, manchmal weicht die übliche Verwendung eines Tags von der Definition im Wiki ab, etc. Es ist nicht definiert, unter welchen Bedingungen man inhaltliche Änderungen im Wiki vornehmen darf.
Besonders lästig finde ich begonnene Proposals, die nach inhaltlicher Kritik vom Ersteller nicht weiter bearbeitet werden. Sie stehen als Zombies mit ungelösten Problemen im Wiki. Auch hier ist unklar, wer ein solches Proposal umarbeiten darf.

Es fehlt nicht so sehr ein Tool, sondern eher der Wille einen demokratischen Entscheidungsprozess zu etablieren.
Als technische Grundlage für eine Abstimmung einzelner Detailfragen wäre Harald Hartmanns Umfrageplattform sehr geeignet.
Für komplexe Fragestellungen wäre eher ein System wie Liquid Democracy geeignet, bei dem man zu einem Thema einen Vertreter bestimmen kann, der eine Lösung aushandelt und darüber abstimmt.

In der Praxis werden die wichtigsten Entscheidungen ohnehin dadurch getroffen, dass die Editoren bestimmte Tags und Tagkombinationen als Preset anbieten, sowie durch die Auswertung der Tags durch die Karten auf der OSM-Hauptseite, die Auswertung durch OSM-Router, die Ersteller der Garminkarten und die Regeln von KeepRight und Co.
Das ist zwar völlig undemokratisch, führt aber zumindest zu einem halbwegs einheitlichen Standard.

Ich glaube nicht, dass demokratische Prozesse notwendigerweise das Nonplusultra für OSM sind. Oder wenn man demokratische Prozesse einführt, müsste man sich schon genau überlegen, wer das Volk ist, das da entscheidet. Bei der Bundestagswahl darf ja auch nicht jeder einfach so ein Kärtchen einschmeissen :wink:

Bye
Frederik

+1 Leider scheint Harald, trotz anfänglicher Euphorie, diese Plattform langsam aufgeben zu wollen. Das liegt auch leider an der mangelnden Akzeptanz der Community, dieses Tool für die (bisherige Strategie der Benutzer) Vorentscheidung und Meinungsbildung von neuen Tags nutzen zu wollen. Das die Plattform z.Z. in der Version nicht international einsetzbar ist, ist klar. Dazu braucht es Erweiterungen. Als bisheriger Nutzer dieser Plattform möchte ich nochmals an User Harald Hartmann apellieren, die Plattform weiter auszubauen. Oder man stellt den Source Code in’s Wiki, damit jemand sich weiter damit beschäftigt. Das bisherige Proposal Verfahren finde ich durch die (gewollte?) Schwierigkeit der Findung im Wiki durch OSM Anfänger, der Einbringung ( für einen Anfänger völlig undurchsichtigen Verfahren ), und der Teilnahme von sehr wenigen Usern (Ausnahmen, wenn das Proposal öffentlich diskutiert wird), eigentlich immer schon als sehr ungerecht an, der Gesamtheit aller User gegenüber.
Wegen mir kann dieses Abstimmungsverfahren weiter etabliert bleiben (mit 2/3 Mehrheit!). [Erg.: Oder mit der Plattform gesamtgerechnet werden.] Ich finde nur, die vorherige Diskussion sollte, wenn der User das möchte, AUCH über eine Plattform wie der von Harald Hartmann möglich sein und in die Proposalentscheidung münden dürfen.

Erg.: Und damit sehr viele mehr User ansprechen zu können, die mit einer parallelen (angenehmen - da nicht Wiki) Diskussionsplattform sehr viel gerner umgehen möchten. Das quantitative Gesamtergebnis eines Proposalergebnisses könnte sich möglicherweise um weitere Faktoren steigern.

Ist doch öffentlich: https://github.com/it4workflow/osmpoll

“Gerecht” ist schwer. “Jeder, der will, hat eine Stimme” ist auch nicht unbedingt gerecht.

Viele Leute scheinen zu denken, dass, solang Regeln von einer Mehrheit demokratisch und transparent gemacht werden, alles gut ist. Nach meiner Ansicht ist aber jede Regel, die wir einführen, eine Einschränkung und zum Teil auch eine Verschlechterung. Eine Nicht-Regelung ist grundsätzlich immer vorzuziehen - außer, es kann wirklich detailliert und klar dargelegt werden, dass in einem bestimmten Fall eine Regelung notwendig oder zumindest sehr vorteilhaft ist.

Ich bin Wikipedia-Aussenseiter und will mich nicht unbedingt am modischen Wikipedia-Bashing beteiligen, aber ich habe den Eindruck, als ob es bei denen sehr viele Regeln gibt und als ob da vielleicht am Anfang mal falsche Weichen gestellt wurden - als ob der Gedanke, dass “ohne Regeln leben können” immer besser ist und man sich Regeln nur in der Not auferlegt, bei denen als irrsinnig abgetan wurde.

Als Beispiel würde ich gern die leidige Polygone-an-Straßen-Kleben-Diskussion anführen. Meiner Ansicht nach muss hier kein Machtwort gesprochen werden; wir können noch eine ganze Weile damit leben, dass jeder das so macht, wie es ihm am liebsten ist. Ab und zu muss man bei Neulingen, die gern alles in richtig-falsch unterteilen wollen, dann vielleicht mal für dieses Verständnis werben, aber es bringt uns nicht um, und ich finde, dass das der bessere Weg ist.

Ich würde also gern die Regel aufstellen, dass erstmal 75% der Leute der Ansicht sein müssen, dass eine bestimmte Sache irgendwie geregelt werden muss, bevor man darüber diskutiert, wie man sie regelt :wink:

Bye
Frederik

Ich find das eigentlich garnicht so schlecht. Es gibt viele Prozesse, in denen eine Relevanzüberprüfung wichtig ist und Sinn macht. Das war z.B. mein Problem bei dem Jewelry Proposal, dass meine Grundannahme war, dass das ziemlich unrelevant ist. Da viele Leute da gevotet haben, hatten viele andere offensichtlich eine andere Meinung. So eine Relevanzhürde hätte ich da auch sehr interessant und Aufschlussreiche gefunden.

Hakuch - der sich wundert, dass die Diskussion grad mal wieder eine ganz andere Form annimmt als geplant

ja da hatte ich acuh mal wieder dran gedacht, ich muss mir die nochmal richtig ansehen, bisher kam ich noch nichts so ganz kalr damit. Ich denk grad, ob man das nicht einfach weiter ausbauen könnte und mu eine Proposalfunktion ergänzen könnte.

Wenn Harald da die Energie für ein bisschn verloren hat, kann ich mir das ja mal forken :slight_smile:

@Hackuch
Super, wenn du dich mit Harald kurzschliessen könntest, damit die Plattform weiter geht. Es hat wirklich imho ein enormes Potenzial an zusätzlicher Abstimmungskraft der Community anheim, nur das es bisher in DE betrieben wurde, ist nicht förderlich. Da müssen wahrscheinlich parallele sprachliche lines betrieben werden und später mit internationaler Unterstützung, um die Lines zu betreiben. Das wäre eine enorme Aufgabe, auch schon den Neustart zu betreiben. Ich hoffe, das sich die Community daran beteiligt. Ein sehr sinnvolles OSM Unterfangen, finde ich.

Erg. Imho wäre ein Mirror der Plattform in engl. der erste Schritt zu einer globalen Akzeptanz.

Ich sehe folgende Probleme:

  1. Zu viele Diskussionsplattformen. Wiki, das Forum hier, Mailinglisten, und nicht zu vergessen die Abstimmungsplattform
  2. Höhere internationale Zusammenarbeit als bei Wikipedia. In Wikipedia kann im Tagesgeschäft alles auf Deutsch besprochen werden. Das geht hier nur mit Einschränkungen.
    Edit: Abstimmungsplattform ergänzt

Regeln müssen nicht unbedingt etwas einschränken. Die klare Regelung der Länge eines Meters oder der Größe eines DIN-A4-Blattes schränkt niemand bei irgendetwas ein.

Und derartige Dinge sollten dann auch “fest”-gelegt werden. Wenn man den Meter unpraktisch findet, dann sollte man etwas anderes nehmen und nicht den Meter ändern. Es gibt auch eine Entwertung vorhandener Daten durch den Mangel an Regeln.

Weide

Das würde ich für eine sehr problematische Regelung halten:

  • OSM ist sehr vielfältig und daher wird praktisch immer nur eine Minderheit an einem Thema und damit auch an einer Regelung für das Thema interessiert sein. Man müsste also immer darauf hoffen, dass sich die Mehrheit aus der Abstimmung heraushält, obwohl sie eine konkrete Meinung zur Fragestellung hat, nämlich dass Sie keine Regelung brauchen, da das Thema für sie nicht relevant ist. Bei der derzeitigen Fragestellung, ob ein Proposal akzeptabel ist, hat die Mehrheit dagegen keine Meinung.

  • Dies könnte Relevanzdiskussionen wie bei Wikipedia durch die Hintertür einführen. Wenn man Regelungen für das Tagging eines Themengebiets verhindert, verhindert man auch praktisch jedes sinnvolle Mapping des Themengebiets.

  • Ein Mangel an technischen Regeln und Veränderungsbereitschaft macht OSM für Nutzer und Mapper unnötig kompliziert. Auch eine Verbesserung der Software wird so unnötig erschwert. Daher sollten derartige Veränderungen nicht noch weiter erschwert werden.

Eben grade nicht. Wenn man keine festen, verbindlichen Regelungen einführt, dann wird sich hoffentlich ein sinnvolles Mapping dieses Themengebietes rauskristallisieren, das dann irgendwann irgendwo als Empfehlung stehen wird.

+100 - OSM ist der Beweis dafür, dass sich trotz oder gerade wegen des Fehlens fester, verbindlicher Regeln eine ganze Menge sinnvolle Dinge tun lassen.

Nicht immer: Wir haben z.B. massenweise Haltestellen, bei denen die einen in “wheelchair” gemappt haben, ob es da beim Einsteigen Probleme geben kann und die anderen, ob der Steig an sich da Probleme macht. Was sich dann herauskristallisiert ist nur, dass man ohne Kenntnis der Gewohnheiten des Eintragenden garnichts aus dem Tag schließen kann.

Weide

-1 … Warum zunächst Try&Error durch viele, wenn man doch schon weiss, dass es einen Klärung-/Regelungsbedarf gibt?

Gruß Klaus

Es gab Projekte vor OpenStreetMap, die das gleiche versucht haben. Bei denen “man” auch “wusste”, dass es einen “Regelungsbedarf” gibt, denn wie soll das sonst jemals gehen, dass ein weltweiter Haufen von Leuten eine brauchbare Karte erstellt?

Diese Projekte sind allesamt in ihrem Regelungsbedarf erstickt, bevor sie überhaupt eine Kleinstadt gemappt haben.

Es mag an einigen Stellen “Regelungsbedarf” geben, allerdings ist dieser Bedarf bei weitem nicht so groß, wie viele Leute automatisch anzunehmen scheinen. Auch bei der Software-Entwicklung ist “iteratives Vorgehen” inzwischen wieder modern, man ist “agil” und “refactored” Sachen, wenn man feststellt, dass es anders besser gewesen wäre - statt, wie vor 20 Jahren, sich erstmal hinzusetzen und ein großartiges Design festzuklopfen.

Wer Mechanismen schafft, die es denen, die an Regeln interessiert sind, erlauben, Regeln zu gestalten, der fördert den Regelungswahn. Wir bei OSM sollten Regeln nur dort zulassen, wo sie ganz sicher notwendig sind. Und das sind m.E. sehr wenige Fälle. Wir haben eine Menge Leute in unseren Reihen, die eigentlich viel lieber Regeln für das Mapping erstellen würden als selber zu mappen. Geborene Führungspersönlichkeiten, die sich darin gefallen, den Handlungsspielraum anderer zu definieren und die dann laufen zu lassen. Leute, die eigentlich zu schade sind, selber zu mappen. Wenn’s nach mir geht, sollten die bei uns kein Betätigungsfeld kriegen.

Dann stellen wir das jetzt fest, und fangen an in einem anderen, besseren Schema zu mappen. Welches das sein soll, das diskutieren wir kurz. Und dann machen wir weiter. Die Diskussion + Empfehlung dokumentieren wir im Wiki.

Ja … aber dem großen Bestand an Altdaten hilft das nicht mehr. Und wir wollen eigentlich auch nicht den Key wechseln nur weil wir in einem relativ kleinen Teilbereich vor die Wand gerannt sind.

Ähnlich, wenn auch öfter lösbar, ist es mit der leeren Rolle in ÖPV-Routen. Es ist jedesmal ein kleines Forschungsprojekt herauszufinden, ob der eintragende Mapper damit einen Fahrweg mit Gegenverkehr (altes Schema) oder einen beliebigen Fahrweg (neues Schema) gemeint hat. Wenn das nicht rechtzeitig “regelgerecht” dargestellt wird, dann kann man irgendwann nicht mehr feststellen wie es gemeint war und die Arbeit der damaligen Mapper war für die Katz. Die Unklarheiten der Regeln (hier hauptsächlich durch Widersprüche von Abstimmung und Wiki und durch unausrottbare Gerüchte) sorgen für eine erhebliche Gefahr der Datenauflösung.

Weide