Moin,
bevor wir Details neuer Datenstrukturen entwerfen, sollten wir überlegen, was das Ziel der Public Transport Daten in OSM ist.
Insbesondere bei den Buslinien liegt vieles im Argen:
- die Daten sind unvollständig; in manchen Kleinstädten ist keine Buslinie erfasst, weder lokal, noch regional, noch Fernbus
- die Daten sind als PTv1 oder PTv2 oder in undokumentierten Mischformen erfasst
- die vorhandenen Daten werden selten gepflegt, es gibt zum Teil Lücken, zum Teil Datenfehler
- Linien mit vielen Varianten können nicht praktikabel erfasst werden
- nur wenige Mapper sind bei Buslinien aktiv
- Straßen mit vielen Buslinien können von vielen Mappern nicht editiert werden ohne die Buslinien kaputt zu machen
Der einzig erkennbare Nutzen ist bislang eine sehr unvollständige und teilweise fehlerhafte Linienkarte.
Ein sinnvolles Fußgänger-ÖPNV Routing würde die vollständigen Fahrplandaten in allen Linienvarianten erfordern.
Das ist mit unseren Mitten nicht möglich, wie schon Osmonav geschrieben hat.
Mittelfristig werden sich ohnehin Onlinedienste zu diesem Zweck durchsetzen, da sich mobile Datenverbindungen verbreiten und
Onlinedienste auch kurzfristige Fahrplanänderungen und teilweise aktuelle Verspätungen berücksichtigen können.
Eine Ausnahme der Betrachtungen zu Fahrplandaten sind Fähren, die zwischen zwei Anlegern pendeln.
Dort sind Fahrzeit, Takt und Betriebszeiten recht leicht zu erfassen und stellen eine Hilfe für das Routing dar.
Die von Weide vorgeschlagene Linienerfassung über Segmente würde es vereinfachen, Straßen zu editieren, da nur eine Relation angepasst werden muss.
Andererseits würde eine weitere Abstraktionsebene (Linie - Variante - Segment - Way) den Einstieg in das Thema erschweren.
Wenn diese Variante zusätzlich zu den bestehenden Schemata eingeführt wird, müssten Mapper und Datennutzer noch mehr Regeln lernen.
Eine Verbesserung würde dieser Vorschlag nur ergeben, wenn er die alten Varianten ersetzt. Aber ist das realistisch?
Mehr aktive Mapper und somit bessere Daten kann man m.E. nur gewinnen, wenn man die Datenstrukturen einfach hält.
Eine Linienerfassung als geordnete Liste der Haltestellen ohne Streckenelemente wäre einfach und für jeden verständlich.
Defekte Relationen wären fast ausgeschlossen. Mapper, die Straßen bearbeiten, müssen sich nicht mehr mit Buslinien beschäftigen.
Eine Linienkarte müsste man dann allerdings mit Hilfe eines Routers erstellen. An wenigen, mehrdeutigen Streckenabschnitten wären Zusatzdaten nötig.
Eine radikale Vereinfachung wäre der Verzicht auf Buslinien in OSM.
Man könnte dann zu jeder Haltestelle die Liniennummern (mit Angabe des Verkehrverbunds) erfassen und dies als Schnittstelle zu anderen Diensten nutzen.
Linienkarte wären dann allerdings nur mit Daten Dritter zu erstellen.