Hallo icom78,
ich kann meinen Vorpostern nur zustimmen.
Ich bin auch noch sauer darüber. Es bestärkt meine Abneigung gegen Spam- und Marketing- und Werbungsfirmen, die ich schon vorher hatte.
Da wir hier in einem Community-Forum sind und ich nicht als info@osmfoundation.org schreibe, genehmige ich mir das Du.
Aber nun zum Inhalt.
Im OSM-Sprech ausgedrückt, habt ihr schlicht und einfach in fast allen Punkten gegen die Import-Richtlinien verstoßen. Das rechtfertigt einen Revert und, falls zur Durchsetzung notwendig, eine temporäre Account-Sperre. Aus OSM-Sicht war das eine schwere "Sünde.
Ist das erfolgt? Haben die Zuständigen bei euch Erfahrung im Umgang mit OSM? Habt ihr schon selbst manuell ein bisschen gemappt oder nur die API-Dokumentation gelesen? Überlegt euch vielleicht, ob ihr einen Dienstleister hinzuzieht, der Ahnung von OSM hat und weiß wie die Community tickt. Das wird euch mehr nutzen, als ihr denkt. Es wäre nicht nur ärgerlich, sondern auch eurem Ruf in der Community ziemlich schädlich, wenn ihr es ein zweites Mal vergeigt.
Der Import der Aral-Tankstellen zeigt, wie man es (euer Konkurrent?) richtig macht. Dort sind erfahrene Leute beteiligt. Details zum Aral-Import können im Wiki und auf den Mailinglisten talk-de und Imports nachgelesen werden.
Mapping-Grundkenntnisse sollten bei einem Import oder mechanischen Edit auf jeden Fall vorhanden sein, damit man Nachfragen und Diskussionen, die Fachbegriffe enthalten (können), folgen kann. (Der vorherige Satz enthält schon drei Fachbegriffe aus dem OSM-Sprachgebrauch)
Als Mapper möchte ich bei einem Account auf den ersten Blick erkennen können, wer dahinter steckt. Der Realname ist mir egal, die Leistungen des Accounts zählen. Ist es ein Mensch (die meisten aktiven Accounts) oder ein Bot? Ein mechanischer oder halbmechanischer Account muss daher deutlich sichtbar als solcher gekennzeichnet sein. Wir bitten seit einiger Zeit darum, dass Unternehmen, deren Mitarbeiter als Arbeitsauftrag in OSM editieren (z.B. Mentz Datenverarbeitung, Münchner Verkehrsverbund) auf den Benutzerseiten der Accounts angeben, dass der Account zum Unternehmen gehört. Auch eine Sammelseite mit einer Auflistung der aktiven Accounts gehört dazu.
In eurem Impressum nennt ihr einige große Kunden (derzeit zehn an der Zahl, inklusiver derer in älterer Versionen der Seite sind es mindestens 19 Kunden). Es gibt also keinerlei Gründe eure Identität zu verbergen. Ihr habt sie durch eure Zustimmung zu den Contributor Terms von OSM eh schon gegeben!
Beispiel Mentz Datenverarbeitung
Liste der Accounts, die im Auftrag von Mentz mappen
Benutzerseite von Rossner, ein Mentz-Mitarbeiter
Mentz ist keine Ausnahme. Mapbox und TeleNav sind zwei weitere relevante mappende Firmen. Die Stadt Troisdorf (Vermessungsamt) mappt seit einigen Monaten, Erlangen kam kürzlich dazu.
Bei mechanische Edit wird erwartet, dass der mechanische Edit im OSM-Wiki dokumentiert ist. Das sind eure Edits derzeit nicht, denn die Seite Automated_Edits/magdalenstr existiert nicht.
Schon aufgrund der Mechanical Edit Policy sind multiple Accounts für mechanische Edits nicht erwünscht. Manuelle Edits, die von Angestellten durchgeführt werden, fallen nicht unter die Mechanical Edit Policy. Bei manuellen Edits ist es erwünscht, dass es max. eine ausführende Person pro Account gibt.
Ich erwarte von euch, dass jeder eurer Accounts als ein Account von euch gekennzeichnet ist. [2] Wenn ich als Mapper beim Mappen ein Objekt entdecke, das “komisch aussieht” und ich dann über die Versionsgeschichte des Objekts die Ursache des “Komischseins” suche, möchte ich wissen, warum der Node komisch ist. (Komisch kann eine seltsame Schreibweise des Namens, ein Fehler in den Daten oder eine andere Auffälligkeit sein) Manchmal gibt es Widersprüche zwischen dem, was ich beim Mappen vor Ort gesehen habe, und dem, was in OSM eingetragen ist. Änderungssatz-Kommentare und Quellenangaben, Angaben zum Account, manchmal aber auch erst direkte Nachfragen beim Mapper, helfen die Wahrheit herauszufinden und ggf. den Mapper auf Mappingfehler (z.B. falsches Tagging) hinzuweisen.
Ihr müsst euch daran gewöhnen, dass OSM völlig anders ist als die gesamte Konkurrenz im Geo-Business. Wir sind kein gewinnorientiertes Unternehmen, sondern uns geht es um die Sache. Die Sache ist Offenheit, absolute Offenheit (von der Mailadresse des einzelnen Accounts und bestimmter personenbezogener Daten abgesehen). Daher kann ein Beitragen nur im Einklang mit der Community erfolgen. Unsere Andersartigkeit erfordert, dass ihr euch von euren angestammten Denkweisen löst.
Der Blopost von Zverik vom 28. April entspricht ziemlich genau dem, was ich denke. Ebenso der Kommentar von woodpeck. Nicht wir passen uns an Firmen an, sondern Firmen haben sich an uns anzupassen. Niemand ist gezwungen, OSM zu nutzen oder zu OSM beizutragen. Wenn das Geschäftsmodell nicht mit OSM vereinbar ist, dann muss man entweder sein Geschäftsmodell bzw. seine geschäftliche Denkweise so anpassen, dass sie OSM-kompatibel ist, oder einfach auf OSM verzichten.
Ihr werdet nicht verhindern können, dass ein Dritter herausfindet, was ihr alles editiert habt (d.h. wer eure Kunden sind). Eine normaler Mapper legt, wenn er etwas verschleiern möchte, einfach einen Zweit-, Dritt- und Viertaccount an. Aber eine richtige Sicherheit vor Entdeckung gibt es nicht. Wie bei der Handschrift, gibt es auch beim Mappen Eigenheiten. Eure bisherigen Edits waren für jeden, der eine Datenbank hat, kinderleicht herauszufinden (danke übrigens für eure Bugs in euren Skripten, das hat uns die Verfolgung und Sperrung erleichtert!) Ich habe zwar keine aktuelle Postgres-Datenbank mit OSM-Daten in Reichweite, hätte aber trotzdem auch 80 % der Accounts entdeckt (hätte halt zwei Stunden statt zehn Minuten gedauert, Methodik siehe Post #1).
Ihr müsst euch damit abfinden, dass ihr identifizierbar seid. Wenn ihr Angst um euren Kundenstamm habt, dann verzichtet bitte vorerst auf OSM (d.h. bereit zwar hinter den Kulissen die Technik vor, aber bietet die Dienstleistung erst an, wenn auch ein kommerzieller Konkurrent OSM-Eintragungen anbietet). Aus deinem Posting lese ich heraus, dass derzeit eure Kunden noch nicht erkennen, welchen Mehrwert die Eintragung in OSM hat. Wenn sie diesen Mehrwert erkennen und OSM “unverzichtbar” wäre [1], dann würden sie gegen den Wechsel zur Konkurrenz “immun” werden. Erst wenn die Konkurrenz auch OSM-Eintragungen anbietet, würden die Kunden wechseln. Dann könnt ihr aber in der OSM-History nach den Edits der Konkurrenz suchen und der Konkurrenz wieder die Kunden abwerben (vorausgesetzt ihr seid bzgl. der Preise konkurrenzfähig).
Eine Kontaktmöglichkeit muss vorhanden sein. (siehe oben)
OSM (insbesondere im deutschsprachigen Raum) besteht fast ausschließlich aus Daten, die manuell von Tausenden von Usern in den letzten Jahren erfasst worden sind. Daher haben wir relativ hohe Qualitätsansprüche, insbesondere an importierte Fremddaten. Diese Datenqualität hat dazu beigetragen, dass OSM einen (mein Eindruck) exzellenten Ruf genießt, gerade was die Datenqualität und -dichte in Ballungsräumen angeht. Ich möchte, dass das so bleibt. Daher werden an mechanische Änderungen (inkl. neu angelegte Objekte) hohe Ansprüche gestellt.
Schon aus lizenzrechtlichen Gründen ist ein Verwendung fast aller Geocoding-Dienste/-Datensätze von Drittanbietern nicht möglich (das betrifft nicht nur Google, sondern auch die Hauskoordinaten der AdV und vermutlich auch andere Anbieter). Falls ihr ein Geocoding durchführen, werdet ihr nicht um ein OSM-basiertes Geocoding herumkommen. Beachtet dabei die Usage Policies der jeweiligen APIs, falls ihr sie nicht selber hostet.
Ich persönlich würde von einem Geocoding ganz abraten. Dessen Ergebnisse sind nicht das, was die Community erwartet. In einer Gegend, in der Gebäude erfasst sind, wird erwartet, dass der POI im richtigen Gebäude platziert wird, auch wenn noch keine Hausnummern erfasst sind (das gibt es oft). Wenn auf einem Grundstück mehrere Gebäude stehen, sollte der POI im richtigen Gebäude und nicht im Hauptgebäude platziert sein (die Adresse wird oft nur am Hauptgebäude erfasst).
Daher empfehle ich, dass der Nutzer eures Dienstes, die Lage seines POIs per Mausklick immer manuell auf der Karte auswählt. Die Karte kann auf Basis des Geocoding aber schon vorpositioniert sein (z.B. richtiges Stadtviertel) Wenn der Kunde nicht den Marker manuell setzen möchte oder kann, dann ist der Eintrag entweder aus OSM-Sicht nicht den Eintrag wert oder der Eintrag sollte nicht direkt in die OSM-Datenbank importiert werden, sondern von einem ortskundigen Mapper geprüft und erst dann importiert werden.
Eure Edits enthielten unter anderem die Versicherungsvertreter der DEVK. Ich gehe mal davon aus, dass hier die DEVK-Zentrale und nicht die einzelnen Versicherungsvertreter euer Kunde ist. Für solche Fälle solltet ihr vorsorgen. Der zuständige Mitarbeiter der DEVK dürfte bestimmt nicht alle DEVK-Vertretungen persönlich kennen. Dafür müsst ihr eine Lösung haben. Das kann entweder ein Dienst wie der Poichecker der Wheelmap sein oder die Bereitstellung einer Liste an Einträgen, die noch geprüft werden müssen.
Alleine schon durch eure auffälligen created_by=*-Tags an den Changesets, kann ich jetzt eine Liste eurer Kunden erstellen.
Dem stimme ich voll und ganz zu.
@SammysHP: Das stimmt, glaube ich, nicht so ganz. Es gibt mechanische Edits und Importe. Importe können mechanisch schein. Aber die Genehmigungsverfahren sind in beiden Fällen fast gleich (Ankündigung, Offenlegung, ggf. Lizenzdiskussion, …)
NavAds B.V. arbeitet einfach ehrlicher.
+1
Viele Grüße
Michael
[1] Ich könnte mir vorstellen, dass im Outdoor-Bereich (v.a. Geocacher) eine OSM-Eintragung eines POIs relevant ist, da dort OSM-Daten v.a. auf Garmins marktbeherrschend sind.
[2] Btw, gilt hier eigentlich auch die Impressumspflicht des Telemediengesetzes? Die findet ja auch auf Dritt-Plattformen wie Amazon Marketplace und Facebook-Firmenseiten Anwendung.