Wohncontainer und Flüchtlingsunterkünfte taggen

Dann parking halt weg und gut ist es.

Ich finde das ein schwieriges Thema. Bei Alten- und Seniorenheimen ist sicherlich ein öffentliches Interesse anzunehmen. Bei Flüchtlingsheimen kann man schnell geteilter Meinung sein. In Dortmund wollten die Radikalen im dortigen Stadtrat die Adressen von jüdischen Mitbürgern haben. Gut, diese sind von der Privatsphäre geschützt während der Standort von Flüchtlingsheimen ja wirklich öffentlich bekannt ist.
Vom taggen von Frauenhäusern würde ich aber absehen, hier gibt es eine tatsächliche Schutzwürdigkeit der Geheimhaltung eines solchen Ortes. Die zuständigen Stellen wissen, wo diese Adressen sind, dabei sollte es bleiben, das muss nicht jeder wissen.

Hallo,

ja toll, lasst uns alle Flüchtlingswohnheim aus OSM löschen, denn auf die kann man Brandanschläge verüben.

Lasst uns alle Friedhöfe aus OSM löschen, denn sonst finden Grabschänder schneller die Gräber.

Lasst uns alle Blitzer aus OSM löschen, sonst rasen die Raser noch öfter.

Lasst uns alle Radwege vor meiner Haustür aus OSM löschen, damit die Idioten nicht mehr über den Haufen fahre, wenn ich unaufmerksam aus meiner Hofeinfahrt herausfahre.

Lasst uns alle building:material=* aus OSM löschen, weil sonst Stukkateurfirmen ihre nächste Werbekampagne planen können.

Lasst uns alle Metzgereien aus OSM löschen, damit militante Tierschützer keine Anschläge dort verüben können.

Lasst uns alle Kindergärten aus OSM löschen, damit junge, zugezogenen Familien keine Wohnung in Kindergartennähe suchen können, ähh Kinderschänder keinen neuen Opfer finden.

Die Lösung ist ganz einfach: We map what’s on the ground. Bei Flüchtlingsunterkünften sehe ich kein besonderes Schutzbedürfnis. Diejenigen, die das Bedürfnis haben, dort Anschläge zu verüben, finden die auch ohne OSM (falls sie überhaupt wissen, was OSM ist).

Noch eine ernste Antwort:
building=container würde ich für Container verwenden und building=dormitory für Wohnheime, auch wenn es vorher Hotels, Schulen, Kirchen oder wasweißich waren.

Viele Grüße

Michael

[1] Offene Straßen Karte

Ich sehe für Flüchtlingsunterkünfte auch kein besonderes Schutzbedürfnis. Die Veröffentlichung von Straßennamen erscheint üblich. Link 1 und Link 2.

Nein so einfach ist es nicht, und ich bin fast sicher, dass Du in Berlin auch diesen Vortrag über Datenschutz gehört hast:

http://www.fossgis.de/konferenz/2014/programm/attachments/471_datenschutz.pdf

Sobald man also eine Verbindung herstellt zwischen der Adresse einer Person und Informationen ueber diese Person kommst Du in den Anwendungsbereich des Datenschutzgesetzes. Und das unterscheidet ein Wohnheim von einer Schule: in einer Schule haben Personen keine Anschrift.

Ausserdem geht’s nicht nur um die Brandstifter mit dem Molotov-Cocktail in der Hand, sondern auch um die im übertragenen Sinne, die mit Kravatte, ich meine Bonitäts-Scoring-Firmen wie die Schufa oder auch Kreditinstitute. Da wirst Du schonmal runtergestuft, nur weil Du neben so einem Wohnheim wohnst, und Du wirst darüber nicht informiert und die machen was sie wollen. Und lachen sich kaputt, dass gut-meinende Mapper ihnen die Arbeit abnehmen und Daten, die vielleicht tatsächlich irgendwo zu haben sind, zentral zugreifbar machen.

Es gibt auch noch andere “Schutzräume” wie z.B. betreutes Wohnen für Drogensüchtige,psychisch Kranke, Freigänger, …

Für mich sind das alles Wohnräume. Wer da wohnt, hat in OSM nichts zu suchen.

Gruss
walter

Frauenhäuser, betreutes Wohnen für Drogensüchtige,psychisch Kranke, Freigänger – das wird doch alles nicht groß beworben, oder? Liest man darüber viel in der Presse? Eher nicht.

Über Asylbewerberunterkünfte liest man hingegen viel mehr in der Presse. Also besteht dafür ein öffentliches Interesse.

Ich sehe das genau wie Nakaner (auch wenn ich es nicht ganz so ironisch formulieren würde) - wir mappen ja auch Altenheime und Studentenwohnheime.

Es will ja auch niemand mappen, wessen Anschrift das ist. Namen und Anschriften von Privatpersonen haben in OSM nichts zu suchen, OSM ist keine Einwohnerdatenbank. Es geht hier einzig und allein darum, die Art der Einrichtung zu mappen.

Solchen Firmen suchen gezielt nach den Adressen, und da sie eben ohnehin irgendwo zu finden sind, wird diese Suche auch auf jeden Fall erfolgreich sein, ganz egal ob sie nun in OSM gemappt sind oder nicht. Es ist also von den Auswirkungen in Bezug auf diese Firmen völlig egal, ob wir die Daten in OSM haben oder nicht - folglich ist das auch kein Argument in der Diskussion, ob man solche Einrichtungen mappen sollte oder nicht.

Frauenhäuser haben idealerweise nicht mal eine Bezeichnung am Haus. Bei Freigänger sehe ich ein ähnliches Schutzbedürfnis wie bei Frauenhäusern.
Bei betreutem Wohnen für Kranke und Süchtige sieht es anders aus, da sind meist Schilder am Haus (jedenfalls bei uns im Ort).

-Doppelpost-

Moin,

da ich die Ursprungsfrage gestellt habe, melde ich mich nochmal kurz zu Wort: Wie schaffen wir es, einen sauberen Kompromiss zu finden? Wenn wir wissen, dass die gegenwärtige Nutzung nicht “Parking” ist, dann sollten wir diese entfernen (“we map whats on the ground”). Man kann den Bereich als “Residential” kennzeichnen, was meiner Meinung nach der Nutzung sehr nahe kommt (und wir bewegen uns auf der sicheren Seite was evtl. Schutzbedürfnisse angeht). Diesen Bereich dann noch mit einer “note” versehen (dass nicht jeder das wieder sofort ändern will) und schon sollten wir eine ganz akzeptable Lösung gefunden haben. Hierzu würden mich eure Meinungen interessieren.

Gruss,
Stefan aka nordie69

absolut ok für mich. Da wohnen Menschen in zugegebenerweise etwas miesen “buildings”, also residential. Müsste mal nachsehen, wie die Amis ihre “Trailer-parks” erfassen, das ist ja schon fast vergleichbar.

Gruss
walter

OT Ich bezweifle, dass die Amerikaner ihre Trailer-Parks mappen. Wenn man auf der Import-Mailingliste im Archiv mitliest (ich tue es für die Wochennotiz) bekommt man den Eindruck, das OSM in den USA ein Backup staatlicher Gebäudeumringe ist. Ich vermute, dass Trailer-Parks da nicht dabei sind. :slight_smile:

Nicht vermuten - nachsehen.

https://www.openstreetmap.org/search?query=trailer%20park#map=16/38.0691/-84.5138

die große mehrzahl landuse=residential. einige auch industrial :slight_smile:

Gruss
walter

Ja, finde ich ne gute Kompromisslösung. Ich fände es aber auch sinnvoll, da mit dem social_facility-Schema zu taggen. Aber dein Vorschlag hier ist auf jeden Fall nicht falsch. Das ist mein Prinzip bei OSM: Ich mappe so, das es nicht falsch ist.

Moin,

ich kann mir übrigens durchaus vorstellen dass es humangeographische Projekte geben könnte in der Lage und Verteilung solcher Einrichtungen interessant sein könnte wenn sie in der OSM einigermaßen vollständig erfasst sind.

LG,

-moenk

Griaß eich,
zur Frage des Nutzens hier eine kleine Begebenheit. Flüchtlinge werden einfach in den Bus oder Zug gesetzt, und sie werden von der Erstaufnahme irgendwo in die bayerische Provinz geschickt. Alles was sie haben ist ein (unleserlicher) Notizzettel mit einer Adresse. Mir ist vor kurzem ein entsprechendes Pärchen im Niemandsland zwischen mehreren Orten aufgefallen (hatten 5 große Koffer dabei) Wäre die Unterkunft in OSM eingezeichnet, hätte ich ihnen leichter weiter helfen können als so, da ich erst die Telefonnummer der Gemeinde brauchte um da witer zu kommen.

Gruß Helmut

Gutes Argument. Wenn man die Unterkünfte in OSM hätte, könnte man vielleicht auch diejenigen Organisationen, die Flüchtlingen eine solche Unterkunft bereitstellen, leichter davon überzeugen, ihnen mittels einer OSM-Karte den Weg dorthin zu beschreiben.

Quatsch, eine korrekte, lesbare Adresse auf dem Zettel und jeder findet das Ziel. Bzw jeder kann ihm helfen.

Und wenn sich das eben nicht um ein umgebautes Gebäude mit bestehender Adresse handelt, muss die Containersiedlung auch eine Postalische Adresse bekommen, oder? Schließlich müssen die dortigen Bewohner ja auch erreichbar sein - oder kriegen die keine (Behörden-)Post?

Also addr:city, addr:street und ggf addr:housenumber dran und gut ist es. Aber kein addr:housename=“Asylantenwohnheim” oder ähnliches

Gruss
walter

…wenn er denn die Adresse kennt. Ich bezweifle, dass jeder eine x-beliebige Adresse kennt, die man ihm vor die Nase hält.

Ich weiß nicht, wo du den Unfug mit “addr:housename” ausgegraben hast. Ich denke, dir sollte wie den meisten anderen hier bekannt sein, dass das 1. eine Adressform und keine Beschreibung und 2. in Deutschland nicht in Gebrauch ist, sondern z.B. in England. Als solches hat es in dieser Diskussion ja nun wirklich überhaupt nichts verloren. Zur Erinnerung: Es geht hier um die Frage, welche Tags man für eine soziale Einrichtung verwenden könnte. Von daher machen solchen Ideen in Richtung social_facility deutlich mehr Sinn.