Ich möchte hier noch einmal Stellung beziehen, auch wenn diejenigen, die sich nicht ernsthaft mit der Problematik dieses Threads auseinandersetzen sondern nur Polemik betreiben wollen, eine längere Argumentation eventuell erst gar nicht komplett lesen. Denn wie schrieb schon Ethera in seiner Antwortmail an mich bereits in seinem zweiten vollständigen Satz: “Ich habe Ihre Nachricht noch nicht einmal zu Ende gelesen und das werde ich auch nicht.” - Welch großartige Basis für eine Klärung von Meinugsverschiedenheiten… Nun gut. Zumindest die ernsthaften Teilnehmer dieser Diskussion werden zu Ende lesen. Dankeschön.
Zuerst möchte ich einmal festhalten, dass ich die folgende Ansicht teile: mtb-Tags stehen in dem Sinne nicht im Konflikt zu einem bicycle=no, als dass sie eine physikalische, das Verbot hingegen eine rechtliche Eigenschaft beschreibt. ABER: mtb-Tags bei verbotenen Wegen sind äußerst fragwürdig, weil sie lediglich einen Nutzen bei illegaler Benutzung des Weges haben und diese Wege für eine legale Nutzung eigentlich durch viele andere Attribute wie sac_scale, incline, width, surface, tracktype, smoothness sehr viel besser charakterisiert werden könnten. Ein Verzicht auf mtb-Tags bei solchen Wege wäre also ein Gewinn an Information, kein Verlust, so widersprüchlich sich das Entfernen eines Tags auch anhört. Denn ein Verlust wäre es nur für die mit illegalen Absichten. Zudem würde ein Nichtvorhandensein von mtb-Tags bei bicycle=no dem gesetzlichen Verbot sehr viel mehr gerecht werden, weil sich niemand mehr fragen müsste, wie denn eine mtb-Tag zustande kommt, ohne den Weg jemals befahren zuhaben. Gesetzesübertretungen gerade durch Radfahrer im Wald und speziellen Schutzgebieten haben massiv zugenommen und sind ein echtes Problem, weil sie gerade hier massiven Schaden anrichten, sei es durch Beschleunigung von Erosion oder Vernichtung seltener Pflanzenarten beim Querfeldeinfahren. Gerade hier bei mir im Biosphärengebiet Schwäbische Alb (googeln) gibt es außerdem noch ganz besonders geschützte Bereich, sogenannte Kernzonen. In diesen Zonen sind von den tatsächlich existierenden Wegen nur noch wenige für eine Durchquerung freigegeben, Forstwirtschaft und Jagd ist gänzlich untersagt. Denn in den Kernzonen soll die Natur sich selbst überlassen werden, um wieder den Urwald zurückzugewinnen, wie er vor dem Eingriff des Menschen war. Trotzdem wird hier massiv Umweltfrevel besonders von Radfahrern betrieben. Ein Zickzackweg in der Kernzone Kugelberg bei Pfullingen ist nur noch auf einem kleinen Stück freigegeben, dann liegt ein Baumstamm mit Verbotsschild im Weg. Er lag da. Aber nicht besonders lange. Plötzlich war es abseits im Gebüsch zu finden… Bei OSM war der schon seit einigen Jahren ausdrücklich verbotene Weg übrigens als “Kugelberg-Trail” eingetragen und komplett mit mtb-Tags versehen. Einen verbotenen Weg mit mtb-Stags und auch noch als “Trail” zu taggen suggeriert doch ganz deutlich eine scheinbar legale Benutzbarkeit durch Radfahrer. Für offiziell ausgewiesene MTB-Strecken ist das Ordnung, auch wenn hier das Ganze in eine Route gepackt werden sollte. In einem streng geschützten Gebiet ist ein solches Tagging allerdings absolut verantwortungs- und rücksichtslos. Denn je mehr ein Weg mit rein mtb-spezifischen Tags und Ausdrücken beschrieben wird, desto mehr rückt ein vom Gestzt her geltendes bicycle=no in den Hintergrund. Umso wichtiger ist es, geltende Verbote nicht nur klar zu kennzeichnen, sondern auch keine Verlockung zum Gesetzesverstoß in Form von mtb-Tags oder “Trails” anzubieten. Das ist so, als würde man mit einem Megafon durch die Stadt laufen und herumposaunen: “Diebstahl ist ungesetzlich! Mein Porsche steht vollgetankt um die Ecke und der Schlüssel steckt!” Ich denke, der Porsche wäre recht schnell weg - trotz des Hinweises auf das Verbot, dieser verpufft nämlich einfach durch den darauffolgenden Satz. Ähnlich ist das bei einer Koexistenz von bicycle=no und mtb-Tags. Das zweite mindert den Wert des ersten. Das ist keine Paranoia meinerseits - die unverhältnismäßig große Empörung über das von mir (NICHT willkürliche, sondern durch Orts- UND Gesetzeskenntnisse motivierte) Löschen von mtb-Tags bei Wegen, die sowieso für Radfahrer verboten sind, verglichen mit der kaum festzustellenden Aufregung über die Entfernung des rechtmäßigen bicycle=no und Zerstörung vieler für einen legalen Gebrauch nützlicher Tags und Routen sind ein klares Indiz für die Richtigkeit meiner Einschätzung.
Ich möchte mein Anliegen mittels eines bewusst ganz krass überzogen konstruierten Szenarios verdeutlichen: Jemand fängt plötzlich an, Häuser in OSM mit rein einbrecher-spezifischen Tags auszustatten: einbruchschwierigkeit=, benötigte_werkzeuge=, beste_einbruchszeit=, safekombination=,… Wäre ein Aufschrei da bei der Setzung oder bei der Entfernung solcher Tags? War ein Aufschrei da bei der Setzung von rein mtb-spezifischen Tags auf verbotenen Wegen, die nur einen Nutzen bei einem Gesetzesverstoß haben, oder war ein Aufschrei da, als ich bei mir für Fahrräder bekannt verbotenen Wegen diese Tags (ich unterstütze übrigens mtb-Tags bei erlaubten Wegen voll und ganz!) entfernt hat? Wer nicht spontan eine Antwort darauf findet, möge sämtliche Kommentare in diesem Thread noch einmal aufmerksam durchlesen.
Was spricht also für eine Beibehaltung von mtb-Tags bei verbotenen Wegen? - Als LEGALE Nutzung fällt mir spontan nur ein, dass es dadurch einfacher möglich ist, die Wege zu erkennen, auf denen man besonders viele uneinsichtige Biker zur Kasse bitten kann, und auch die Tagger und Kartenanbieter leicht zu bestimmen sind, die offenbar besonders regelmäßig gegen das Gesetz verstoßen und diesen Verstoß auch noch bewusst fördern, ansonsten stellt ein Nichtvorhandensein der Tags absolut keinen Verlust dar! Ein Beibehalten dagegen mindert das Gewicht eines Verbotes, ganz besonders wenn dann noch Namen wie “Trail” auftauchen. Dies habe ich versucht darzulegen. Was klar vom Gesetz her verboten ist, sollte nicht mit Tags versehen werden, die AUSSCHLIEßLICH dann einen Nutzen haben, wenn man gegen dieses Gesetz verstoßen möchte. Ich fordere übrigens nichts, sondern rege nur an, ERNSTHAFT im Sinne der Allgemeinheit (die nicht nur aus aus Radfahrern besteht) und der Umwelt über meine Argumente nachzudenken. Denn die rechtlichen Konsequenzen muss rechtswidriges Verhalten muss schließlich jeder selbst tragen - ob als Benutzer illegaler Wege oder als Kartenanbieter, der bewusst verbotene Wege bewirbt. Dass sich Gesetze ändern können (und es auch immer wieder tun werden) ist kein Argument dafür, nicht alles dafür zu tun, der jeweils aktuellen rechtlichen Situation beim Taggen Rechnung zu tragen, anstatt eine Ich-will-also-darf-ich-Mentalität zu tolerieren und amit indirekt zu unterstützen. Wenn ein bisher verbotener Wege per Gesetz freigebenen werden sollte, muss sowieso umgetaggt werden. Erst dann auch mtb-Tags einzufügen, wenn diese Wege tatsächlich auch befahren werden dürfen, hätte für Radfahrer mit LEGALEN Absichten absolt keine negativen Auswirkungen. Kartographieren wird immer eine Sysiphos-Arbeit sein, die der Realität nur hinterherhinken kann. Das sollte jedem klar sein, der Zeit hierin investiert.