Welche Tags für Bergbau?

Hallo Klaus,

als eifriger Nutzer der Freizeitkarte (Android) kann ich deine Bestrebungen natürlich nur zu gerne unterstützen. Auf der historischen Karte verwenden wir mehrere Symbole für den Bergbau:
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Historical_Objects/Karteneigenschaften#Bergwerk

Schlegel und Eisen für a) Ganzes Bergwerk (man_made=mine) und b) Bergwerksschacht (man_made=mineshaft).
Wenn das Begwerk/der Schacht stillgelegt oder verfüllt ist, kopfstehend.
http://geschichtskarten.openstreetmap.de/historische_objekte/?zoom=18&lat=49.3633&lon=7.14853&layers=B00000000

Für Stollen (auch für Schrägschächte, nichtseigere Schächte, Tagesstrecken) haben wir zwei Symbole. Das erste erinnert an das Höhlensymbol und soll ein Mundlochportal symbolisieren. Dieses verwenden wir bei kleineren Zoomleveln und wenn die Richtung des Stollenmundlochs nicht bekannt ist.
http://geschichtskarten.openstreetmap.de/historische_objekte/?zoom=17&lat=49.29285&lon=7.0903&layers=B00000000

In großen Zoomleveln und wenn die Richtung des Stollens bekannt ist, verwenden wir das rechteckige Symbol (ohne Schlegel und Eisen!) mit angedeutetem Stollenverlauf aber in die richtige Richtung gedreht. Dieses Symbol wird (wurde?) auch in Markscheiderkarten verwendet (mir liegen nur historische vor).
http://geschichtskarten.openstreetmap.de/historische_objekte/?zoom=18&lat=49.36063&lon=7.14642&layers=B00000000FFFFFFTFFTFT

Daneben gibt es noch Pingen (kleinere Tagesgräbereien), heute oft noch sichtbar als mehr oder wenige tiefe Löcher. Für die verwenden wir dieses Symbol (woher das kommt, weiß ich nicht, mal Lutz fragen
http://geschichtskarten.openstreetmap.de/historische_objekte/?zoom=18&lat=49.29145&lon=7.05405&layers=B00000000)).

Was noch aussteht, ist ein vernünftiges Tagging für Bergehalden (hier sollte man auch zwischen aktiven und ehemaligen unterscheiden). Aktive Halden kann man als landuse=landfill taggen. Gerade bei historischen Halden, die längst überwachsen sind (aber anhand ihrer steilen Hänge dennoch als Halden erkennbar sind) wünscht man sich eine andere (dezentere) Darstellung auf Karten (vielleicht bei disused/abandoned?). Typisch bei Halden sind oft die Steilhänge, die ich (mangels besseren Tags) mit natural=cliff tagge.
http://geschichtskarten.openstreetmap.de/historische_objekte/?zoom=18&lat=49.30758&lon=6.96598&layers=B00000000

Edit: Statt natural=cliff wäre vermutlich man_made=embankment passender, werde ich nach und nach mal umtaggen.
vgl. http://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=16789

Gruß,
Zecke

Ich habe mal die “Geschichtskarte” als Referenz genommen und plane folgendes zu implementieren:

Bergwerk / Schachtanlage (in Betrieb, Signatur: Hammer+Schlegel nach oben):
man_made = mineshaft
man_made = mine

Bergwerk / Schachtanlage (außer Betrieb, Signatur: Hammer+Schlegel nach unten):
historic = mineshaft
historic = mine
man_made = mineshaft + historic/disused/abandoned = yes
man_made = mine + historic/disused/abandoned = yes

Bei den Zugängen (Stollen, man_made = adit) sind mir die Unterschiede bei den Signaturen noch nicht klar. Insgesamt werden 4 verschiedene Symbole verwendet. Es wird zwischen “In Betrieb” und “Außer Betrieb” unterschieden (2 + 4). Symbol 3 wird bei großen Zoomlevel verwendet bzw. bei bekanntem Richtungsverlauf. Wofür ist Symbol 1 (also das oberste)?

http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Historical_Objects/Karteneigenschaften#Bergwerk

Weitere Fragen noch:

  • Wie wichtig ist die Darstellung von Pingen (historic = mine + natural = sinkhole)?
  • Gibt es schon Taggingansätze für Halden (landuse=landfill paßt m.E. nicht gut, das ist ja keine Mülldeponie)?

Gruß Klaus

Ist verwirrend, gebe ich gerne zu. Zuerst hatten wir die Unterscheidung in Betrieb/außer Betrieb. Dafür haben wir den Stollen mit Bergwerkssymbol einmal normal und einmal kopfstehend verwendet.

Dann kam hinzu, daß nicht jeder Stollen überhaupt ein Bergwerksstollen ist, es gibt auch reine Luftschutzstollen, Lagerstollen (Keller) usw. Da passt das Bergbausymbol nicht. Also haben wir entschieden: Nur wenn das resource=* Tag gesetzt ist, interpretieren wir den Stollen als Bergbaustollen (mit Symbol), ansonsten als anderweitigen Stollen (ohne Bergbausymbol).

Als letztes kam der Wunsch, die Öffnungsrichtung des Mundlochs (bzw. die inverse Anfangsrichtung des Stollens) durch eine entsprechende Drehung des Symbols darstellen zu wollen. Dazu war das bisherige Symbol aber nicht geeignet (sieht seltsam aus), also haben wir das alte Markscheidersymbol genommen. Dieses wird nur dort verwendet, wo die Richtung des Mundlochs (Blick aus dem Stollen!) bekannt ist (direction=*) und vom Zoomlevel her dargestellt werden sollte.

Niemand sagt, daß ihr das auch so kompliziert machen müsst! :wink:

Pingen sind ebenfalls in der Landschaft sichtbare Bergbauhinterlassenschaften. (Das Bildbeispiel in unserem Wiki ist m.E. etwas unglücklich, weil es für eine Pinge eher untypisch riesig ist, das würde ich eher als Tagebau bezeichnen und mit landuse=quarry taggen, die Pingen die ich kenne sind in der Größenordnung 5-20m Ausdehnung). Aber das Bild stammt aus Wikipedia. Dort wird anscheinend jede (noch so große) durch Bergbau entstandene Vertiefung als Pinge bezeichnet, deckt sich nicht mit meiner Spracherfahrung. Der Begriff “Binge” ist eher unüblich und wenn, dann v.a. auf alten Dokumenten zu finden.

Nein landuse=landfill ist durchaus nicht nur eine Mülldeponie, Siehe
http://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=17003
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:landuse%3Dlandfill
Im Wiki wird landuse=landfill explizit für auch für Aufschüttungen und “Abraum von Bergwerken” verwendet und genau das ist eine Halde. Und die Berge ist sozusagen der “Müll”, der bei der Erz/Kohlegewinnung übrig bleibt.
Charakteristisch sind die steilen Hänge, die darzustellen oft wünschenswert ist (siehe embankment).

Gruß,
Zecke

Die Syntax
disused = yes
ist veraltet und sollte durch
disused:man_made = mineshaft
ersetzt werden (siehe z.B. Wiki Key:disused).

Das gleiche gilt für abandoned.

Für historic wird die Form historic=mineshaft empfohlen.

Für ein neues Projekt würde ich nur die neue Syntax implementieren und
sofern noch nicht überall geschehen die veraltete Form in den Daten korrigieren.

Es sind beide Formen etabliert und haben ihre Berechtigung. Uns geht es darum, möglichst vollständig darzustellen und nicht, möglichst nach der einen, reinen Lehre zu mappen. Die Diskussion würde ich ungerne wieder aufwärmen. Wir werden in jedem Fall weiterhin alle etablierten Formen darstellen.

Ob man disused, abandoned etc. voranstellen sollte oder nicht, sehe ich recht emotionslos.
historic sehe ich keinesfalls als main key sondern als Attribut und würde daher stets die Form

man_made=mineshaft
historic=yes

bevorzugen. Damit wird gesagt, ob etwas eine besondere historische Bedeutung hat oder nicht. Das ändert aber nichts an seiner Haupteigenschaft. (man_made=mineshaft).

Gruß,
Zecke

Den Wiki-Artikel hatte ich gelesen, wobei das englische Wiki zu “landuse=landfill” auf diesen Wikipedia-Artikel verlinkt: http://en.wikipedia.org/wiki/Landfill. Dort geht es, soweit ich das sehe, ausschließlich um die Mülldeponie. Eine genauerer Unterteilung von “landuse=landfill” könnte man m.E. aber recht einfach durch die Angabe der “Ressource” erzielen. Also z.B. so etwas:
waste = domestic (Hausmüll)
waste = hazardous (Sondermüll)
waste = mining (Abraum)
waste = scoria (Schlacke)

Gruß Klaus

Die deutsche Wiki-Seite zu landfill ist in jedem Fall deutlich aktueller als die englische. Da mag also durchaus zwischenzeitlich eine Diskussion vorausgegangen sein, wie landfill zu interpretieren sei. Ich gebe dir Recht, man sollte es mit einem Subkey differenzieren. Evtl. dann eher mit dem neutraleren

landfill=* (waste, mining, …)?

Gruß,
Zecke

Moin.

Eine ähnliche Frage hatten wir vor einem Monat: siehe Klassifizierung von Deponien.

Die alte Syntax verursacht bei allen Auswertungen, die dies nicht explizit abfangen, falsch positive Ergebnisse, die neue nicht.
Da es nie einen semantischen Unterschied gab, brauchen wir die alte Syntax nicht.

Bei einem bestehenden Projekt würde ich auch nichts ändern.
Bei einem neuen Projekt nur die veraltete Syntax zu implementieren, wie von toc-rox genannt, wäre kontraproduktiv.

Da ja allgemein der Bedarf einer weiteren Differenzierung bei “landuse=landfill” gesehen wird, müßte sich jetzt jemand finden der ein Proposal in der Sache startet. Umsetzungsvorschläge gibt es ja einige.

Gruß Klaus

landfill:class sieht mir danach aus, daß das nur Entsorgungsfachleute wirklich taggen können, da sonst jemand kaum die entsprechenden Infos hat. Und zudem scheint es eine rein deutsche Klassifizierung zu sein.

Insofern denke ich, ein gröber strukturiertes landfill=* hat daneben weiterhin seine Berechtigung (die Entscheidung, ob Abraum-, Schlacken- oder Müllhalde kann in der Regel auch ein Laie treffen) und für eine allgemeine Karte sollte das völlig ausreichend sein.

Gruß,
Zecke

Hier mal ein Zwischenstand …

Ich habe mich jetzt erstmal für die Unterstützung folgender Taggingvarianten entschieden:

  • man_made=mineshaft (Schachtanlage / Bergwerk; in Betrieb)
  • man_made=mineshaft + disused/abandoned=yes (Schachtanlage / Bergwerk; außer Betrieb)
  • man_made=adit (Stolleneingang; keine weitere Unterscheidung)

Die genannte Variante “disused:man_made=mineshaft” halte ich derzeit für irrelevant. Diese Form des Taggings ist m.E. eher ein Vorgehen um Objekte des Typs “man_made=mineshaft” auf einer Karte (mit einfachem Renderer) nicht mehr darzustellen. Ein solches Vorgehen wurde z.B. im Harz angewandt um “inoffizielle / wilde” Wege auf der Mapnikkarte nicht mehr darzustellen.

Zunächst nicht darstellen wollte ich:

  • historic=mine (selten verwendet)
  • historic=mineshaft (selten verwendet)
  • historic=mine_shaft (vermutlich ein Taggingfehler)
  • natural=sinkhole (Feature nicht bedeutend genug)

Gruß Klaus

Hier mal zwei Screenshots vom Ergebnis:

Gruß Klaus

Schick! Hast du die Beispiele extra für mich ausgesucht? :slight_smile:

Dann mal gleich die Frage, wann man denn mit der entsprechenden Android-Version rechnen kann… duck

Zecke

Wir verstehen die Freizeitkarten (Garmin und Android) als Service. Die Karten erscheinen alle zwei Monate. Die nächste Ausgabe der Androidkarte kommt dann Mitte Juni.

Gruß Klaus

Finde ich wirklich gut, euer Engagement da!

Herzlichen Dank!
Zecke

Übrig geblieben ist noch das Thema “Klassifizierung von Deponien” …

Vorgeschlagen wurden bislang als Ergänzung zu “landuse=landfill”:

waste = domestic (Hausmüll)
waste = hazardous (Sondermüll)
waste = mining (Abraum)
waste = scoria (Schlacke)

landfill=* (waste, mining, …)?

landfill:class=

Also hier nochmal die Frage: Hat jemand Lust (und Zeit) zum Thema ein Proposal zu erstellen?

Gruß Klaus

Ich habe ein wenig den Glauben an das Proposal-Verfahren verloren!

Ich verfolge seit längerem (meistens passiv) die Tagging-Mailingliste. Wenn man aus dem großen Rauschen die wenigen sinnvollen Ansätze rausnimmt und sich ansieht was draus wird? Erst wird das in der Mailingliste immer von den gleichen üblichen Verdächtigen auswalzend diskutiert. Ist einer standhaft und bringt dann doch ein Proposal zur Abstimmung, kann er von Glück sagen, wenn überhaupt genug Stimmen kommen, daß es gewertet werden kann. Und ein Proposal mit 30-40 gültigen Stimmen kann man getrost als Straßenfeger bezeichnen. Und das soll die OSM-Welt repräsentieren? Erinnert mich ein wenig seinerzeit an die Stupawahlen und ihre Wahlbeteiligung…

Ich vertrete daher klar (obwohl ich Demokratie sehr gerne anders sähe!) die Doocracy: Wir schauen uns an, was tatsächlich gemappt wird, machen hierzu auch gerne ergänzende Vorschläge und implementieren letztendlich ein Potpourri von Taggings, die in der Praxis vorkommen. Die muss man halt gelegentlich anpassen.

Der Nachteil ist: weniger klare Strukturen, der Vorteil klar eine Unabhängigkeit von endlosen und oftmals fruchtlosen Diskussionen und dafür wie es so schön heißt “time to market”.

Gruß,
Zecke

Beim real existierenden Proposal-Verfahren hätte ich auch meine Zweifel, ob das im Sinne einer verbindlichen Festlegung so viel Nutzen hat. Es gibt genügend etablierte Tagging-Verfahren, die nie verabschiedet wurden und etliche angenommene Proposal, die kaum angewendet wurden/werden oder sogar komplett überholt sind.

Trotzdem will ich die Proposal nicht in Bausch und Bogen ablehnen: Ich habe mir da schon im einen oder anderen Fall Anregungen geholt (egal ob zur Abstimmung gestellt oder nicht). Da übernehme ich dann ganz dooktratisch, was mir einleuchtet, anderes eben nicht.

Ich würde dann diese Variante favorisieren “landuse=landfill”:

landfill = domestic_waste (Hausmüll)
landfill = hazardous_waste (Sondermüll)
landfill = mining (Abraum)
landfill = scoria (Schlacke)

Gruß Klaus