OpenDGPS

Hi, macht jemand von Euch mit?

http://opendgps.de/

Grüße,

Marek

Das Projekt finde ich recht interessant … allerdings sind mir die Projektziele (noch) nicht klar geworden. Soll ein kostengünstiger DGPS-Empfänger gebaut werden? Soll ein Netz aus Referenzstationen aufgebaut werden? Oder beides? Und gibt es dafür überhaupt schon Hardware? … und einige Fragen mehr.

Gruß Klaus

Beides.
Was bedeutete für die OSM Community die Möglichkeit im Freien Objekte mit der Dezimeter Genauigkeit zu vermessen, muss man niemandem klar machen. Das wäre ein gewaltiger Technologieschub.

-snip-

es gibt mttlerweile einige Landwirte die solche referenzstationen stehen haben.
Aber ob die bereit sind ihre Station dann auch gratis “sharen”?
Da müssten diese schon einen vorteil durch mitnutzung anderer stationen sehen denke ich.

Also
a) das ist schon lange problemlos möglich (und Daten von staatlichen DGPS Diensten zu beziehen ist dabei das kleinste Problem)

b) der konkrete Anwendungsfall um im grossen Stil Punkte zu vermessen fehlt im Augenblick .

Simon

Nun, es ärgert wenn jemand ohne Kenntnis darüber redet.

a. DGPS kostet gebühren.
b. Nicht überall gibt es Satellitenbilder und selbst wenn: in einer Großstadt wie Hamburg entstehen jährlich über 1000 neue Gebäude die mit einem solchen System erfasst werden könnten.

Ja, ich weiss, da ich solche schon bezahlt habe, aber im Vergleich zur einer guten GPS Antenne sind die Kosten typischerweise klein, bis vernachlässigbar (hängt natürlich vom jeweiligen Gebührensystem ab).

Willst du tatsächlich ein (nicht allzugrosses) Gebiet (und nicht nur einzelne Punkte) mit hoher Genauigkeit abfahren macht es mehr Sinn eine Basisstation / Rover Konfiguration zu benutzen. Da musst du den Standort der Basisstation vermessen aka 1 Punkt und sonst nichts und wenn du Zugang hast zu Vermessungspunkte kann man die Basisstation auch einfach auf einen stellen. Häuserecken vermessen ist, technisch denkbar problematisch, aus praktischen Gründen (Zugang zum Grundstück etc, Zeitaufwand) auch eher unwahrscheinlich das irgendjemand das wirklcih macht.

M.a.W: es gibt soviele Dinge in den man sein Geld und Zeit sonst “investieren” könnte (z.B. für eine Drohne), die konkret einen Nutzen für OSM hätten, da ist die Frage schon legitim wieso man es denn gerade für ein Gebiet wo gar kein Leidensdruck da ist ausgeben soll.

Es ist immer die Frage, welche Genauigkeit der Messung man anstreben möchte. Ich denke, dass alles, was die Genauigkeit erhöhen kann, neue Anwendungsfälle für Karten generiert.

Drohnen: Schön und gut, die sind aber nicht für alle User erreichbar. DGPS wäre für alle die mit einem geeignetem Empfänger rumlaufen vorhanden. Es ist viel praktischer, Wetter unabhängig, braucht u. U. keine Genehmigung in einem Wohngebiet.

Viele Bergspitzen in OSM siind derzeit extrem ungenau vermessen. Luftbilder im Hochgebirge sind meistens stark verzerrt. Da würde ich durchaus einen Anwendungsfall sehen. In diesem Thread: http://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=24095 habe ich angeboten die Fleischbank zu vermessen. Ich will das mit Wegpunktmittelung und meinem eTrex 10 machen (das ist genauer als mein Oregon 550). Hätte ich DGPS Daten wäre es womöglich noch genauer und einfacher (und ich könnte mir den Zeitaufwand zum Mitteln sparen).

Gruß
unixasket

Prima Beispiel. Es gibt wohl viele Anwendungsfälle: Die Probleme mit der Ortung der Bezugspunkte bzw. der Georeferenzierung der Karte könnte man leichter handhaben.

Du kannst ja völlig problemlos DGPS verwenden falls du das Geld ausgibst für die entsprechende HW (was so ein paar 100 Euro ausmacht). Hier geht es drum ob du nochmals einen Tausender oder so ausgibts um selber mit ein Korrekturnetz aufzubauen, anstatt z.B. 150 Euro im Jahr für Sapos Daten in Bayern oder in BW nichts, auszugeben (siehe z.B. http://vermessung.bayern.de/file/pdf/1269/Preisliste_aktuell.pdf#page=7 http://www.sapos-bw.de/eps.php ).

IMHO Sinn == null

Simon

Hallo,

als einer derer, die die kommerziellen Refernzdienste (beruflich) nutzen, melde ich mich (derzeit im Studium) mal zu Wort.

Ich hole mal etwas weiter aus …

Real Time Kinematic GNSS
… oder kurz RTK ist das Verfahren, um das es in meinen Augen bei OpenDGPS zu gehen scheint. Das ist die Live-Übertragung der Korrekturdaten und die Berechnung der genaueren Position des Empfängers. Damit sind Genauigkeiten von ca. 2 cm in der Lage (Höhe ungenauer) erreichbar.

In den Anfangszeiten von GPS im Alltagsgebrauch in der Vermessung (Ende 90er-Jahre bis Mitte der 00er-Jahre) war es bei den Vermessungsbüros üblich, dass diese ihre eigene Referenzstation betrieben haben. Man hatte damals zwei GPS-Anlagen. Die eine wurde auf ein Stativ über einem Vermessungpunkt aufgebaut. Der Vermessungspunkt war in der Nähe des Messgebiets (nicht die heute üblichen zig Kilometer, sondern eher wenige Meter bis Hundertmeter). Über Funk (ich glaube irgendetwas bei 430 bis 440 MHz) wurden dann Daten von der Referenz-Station (die auf dem Vermessungpunkt) zum Rover (derjenige, der mit dem zweiten Empfänger rumläuft und die Punkte misst) übertragen.

Foto einer Referenzstation, Foto eines Rovers (der Rechner steckt im Rucksack, die Bedieneinheit dafür hängt am Stab), viele Fotos vom Setup mit Leica GPS 500

Heutzutage nutzt man, wenn man keine Altgeräte hat oder sie nicht weiternutzt, kommerzielle Korrekturdienste, sei es von der Vermessungsverwaltung des eigenen Bundeslands oder von kommerziellen Anbietern. AXIO-NET (ein kommerzieller Anbieter) verlangt z.B. ca. 11 Cent pro Minute zzgl. einmaliger Kosten. Die Übertragung der Daten erfolgt heutzutage meist über Mobilfunk. Je nach Hardware-Herstelle steckt dann im Controller (oft auf Windows Mobile-Basis) die SIM-Karte oder die Internetverbindung wird per Bluetooth getethert.

Beispiel mit Trimble R4 GNSS

Andere Verfahren
Wenn man kein Mobilfunkempfang hat und keine eigenen Referenzstation aufbauen kann oder keine hat, muss man statisch mess. Dann bleibt der Empfänger auf einem Stativ montiert mindestens 20 Minuten auf dem Punkt stehen. Im Büro wird anschließend dann die Position im “Post Processing” berechnet. Je nach Beobachtungsdauer und Entfernung zur Referenzstation sind Genauigkeiten im Millimeterbereich erreichbar.

Zurück zu den Landwirten…
Wenn diese ihre Station am Feldrand aufbauen (was wegen der stabileren Funkverbindung sinnvoll ist), ist das das oben zuerst genannten Setup. Dann wird die Referenzstation abgebaut, wenn die Arbeit beendet ist, denn niemand lässt gerne irgendwo über 10 k€ rumstehen. Hochschule, die selbst einen Vermessungsstudiengang haben, haben normalerweise auch eine Referenzstation auf ihrem Dach, die oft auch von Korrekturdiensten mitgenutzt werden (im Gegenzug bekommt die Hochschule ein unbegrenztes Abo). Dort könnte man die Rohdaten bestimmt abgreifen.

Man kann die Vermessungspunkte auch kaufen. Wer vernünftig ist, legt sich von den gekauften Punkten eine kleine private Koordinatenliste (oder Datenbank) an.

Pro Gebäudeecke benötigt man zwei GPS-Punkte, die von der Ecke mehrere Meter (ca. 5 bis 15 Meter) entfernt sind. Von den zwei Punkten misst man mit dem Maßband (wenn man auf das Grundstück darf), ansonsten mit dem Disto auf die Gebäudeecke. Nun kann man mittels Bogenschlag die Koordinaten der Gebäudeecke berechnen. Wichtig ist, dass deine GPS-Punkte und die Gebäudeecke ein einigermaßen rechtwinkliges Dreieck mit rechtem Winkel an der Gebäudeecke bilden. Ansonsten kommt es zu einem schleifenden Schnitt. Wenn du das Grundstück betreten darfst, genügt es jede zweite Ecke zu messen. Indem du die Wand entlang mit dem Maßband misst, kannst du die übrigen Ecke per Bogenschlag berechnen.

Ehrlich gesagt, in einem Neubaugebiet sollte es nicht einmal groß auffallen, wenn du an einem Arbeitstag tagsüber ein nahezu fertiges, aber noch nicht bezogenes Haus so einmisst und dabei das Grundstück (meistens noch ziemlich dreckig und unbepflanzt) betrittst. Einfach Arbeitshose und Warnweste anziehen, mit einem geeigneten Auto (ausreichend Laderaum, damit es nach Öffentlich bestelltem Vermessungsingenieur aussieht, z.B. VW Caddy) vorfahren und Sicherheitsschuhe Schutzklasse S3 (durchtrittssichere Sohle) nicht vergessen. Da liegen nämlich ein Haufen Nägel rum!

Dies ist keine Anstiftung zu einer Straftat (Hausfriedensbruch). Aber unter den genannten Umständen fällt das vermutlich nicht auf. :slight_smile:

Vielleicht findest du aber auch Kontakt zu dem Vermesser, der das Gebäude abgesteckt hat und dir die abgesteckten Koordinaten übergibt.

Hier geht es auch, wie bei OSM selbst darum, ein freies, unabhängiges Angebot zu schaffen. OpenDGPS beschäftigt sich mit Korrekturwerten für GNSS, OSM beschäftigt sich mit Geodaten an sich. Why the world needs OpenStreetMap


Nehmen wir mal an, unsere Regierung hat irgendetwas gegen ihre Bürger und schaltet SAPOS ab und zwingt die kommerziellen Anbieter auch ihre Korrekturdienste abzuschalten. Merkst du was? Das sind zentrale Dienste? Das Internet, E-Mail usw. (ja sogar OSM teilweise) sind dezentral. Die kann man nicht mit einem Telefonanruf ausknipsen.

Viele Grüße

Michael

Ich kenne mich damit leider überhaupt nicht aus, deswegen vielleicht eher blöde Fragen.
Wenn man Korrekturdaten erhalten will, dann braucht es doch eine Referenzstation des Anbieters der Korrekturdaten in dem Gebiet, für eben das ich die Korrekturdaten möchte oder?
Was kostet denn ein GPS mit DGPS-Empfänger? Liegt das im Bereich des Amateurs oder ist das allein preislich doch eher nur den Profis vorbehalten?

1 Frequenzempfänger mit Rohdatenausgabe sind im Bereich einige Dutzende Euros bis ein paar Hundert erhältlich (je nach eigenem Basteltrieb und Fähigkeiten), du brauchst dann noch eine halbwegs brauchbare Antenne. Die typische Hobbylösung ist den Empfanger an einen Kleincomputer oder Laptop anzuhängen und darauf dann RTKLIB laufen zu lassen.

Natürlich kann man auch -viel- mehr ausgeben.

Noch zum Thema: es gibt seit Februar einen Port von rtklib auf Android. Siehe

https://f-droid.org/repository/browse/?fdfilter=rtk&fdid=ru0xdc.rtkgps
https://github.com/illarionov/RtkGps

Setzt USB OTG und einen externen Rohdaten-Output fähigen GPS-Empfänger voraus, tut aber z.B. mit meinem u-blox 6P.

Simon

PS: der vollständigkeithalber https://wiki.openstreetmap.org/wiki/RTKLIB