Neue Lizenz

Also, ein flaues Gefühl in der Magengegend bekomme ich schon, wenn ich die Diskussion hier lese und zwar aus zwei Gründen.

Zum Einen weil ich nach dem Durchlesen der Diskussion immer noch nicht weiß, was nun nach der neuen Lizenz mit den eingebrachten Daten geschieht (Was natürlich erheblichen Einfluß auf meine Datensammelmotivation hat :wink:

Und zum Anderen mit welcher Emotionalität über eine nur im Englischen vorliegende Lizenz, die in einem für den normalen Nutzer kaum verständlichen Juristenenglisch geschrieben ist, diskutiert wird. Aus verschiedenen Beiträgen lese ich, das verschiedene Forenmitglieder sich intensiver mit dem Thema beschäftigt haben und uns vielleicht etwas umfassender informieren könnten. (ggf. im WIKI)

Vielleicht könnten auch “Verwurster” (Jamba o.ä) der Daten eine deutsche Übersetzung durch einen spezialisierten Übersetzer sponsorn und ins WIKI stellen. oder es ist ein Muttersprachler unter uns, der diese Aufgabe übernehmen könnte.

Für mich wäre wichtig, dass in der Lizenz nach wie vor die Verpflichtung enthalten ist, auf die Herkunft der Daten aus OSM zu verweisen.

Was auch wichtig wäre, die Verwendung der Daten für militärische Zwecke zu verbieten. Man wird es zwar nicht verhindern können, aber für mich ist es wichtig die friedliche, völkerverbindende Absicht dieses Projektes explizit hervorzuheben.

Die Konsequenz für mich aus dieser Diskussion ist, dass ich von den von mir erstellten Daten erst mal ein Back up ziehe, um zu gegebener Zeit mich entscheiden zu können, was ich mit den Daten mache.

Nochmals also mein Aufruf an die Wissenden: Falls Ihr umfassendere Informationen habt, als hier in der Diskussion dargestellt, stellt sie bitte als Artikel ins WIKI.

Viele Grüße aus Thüringen

Volker

Für mich wirkt es so, als ob hier zwar sehr vehement über die neue Lizenz (oder was die Diskussionsteilnehmer in sie hineininterpretieren) diskutiert wird, dass aber zwei Dinge nicht berücksichtigt werden:

Erstens: Was eigentlich in der alten Lizenz stand. Mein Eindruck ist, dass viele die eigentlich nicht wirklich kannten und unzutreffende Annahmen über ihre Inhalte und Durchsetzbarkeit getroffen haben, und die neue Lizenz nun mit der individuellen Auslegung der bisherigen Situation vergleichen.

Zweitens: Dass es nicht so einfach ist, eine Abgrenzung zwischen “erwünschten” und “unerwünschten” Folgenutzungen zu treffen. Forderungen wie der Ausschluss militärischer Nutzung schließen gleichzeitig auch die Kombination mit sämtlichem freien Material unter Standardlizenzen aus (sämtliche CC außer CC-by, GFDL, und so weiter). Ähnliches gilt für eine ShareAlike-Klausel für Endprodukte.

Ich verstehe ja, dass ohne eine deutsche Übersetzung keine fundierte Diskussion möglich ist. Ich bitte aber trotzdem alle, sich jetzt nicht auf Basis der etwas überhitzten Stimmung und der teils unzutreffenden Interpretationen in eine ablehnende Haltung gegenüber der vorgeschlagenen Lizenz einzugraben. Ich habe eigentlich die Diskussionen auf den unterschiedlichen Mailinglisten (deren Existenz und Inhalte übrigens öffentlich sind) eine Weile verfolgt und nicht den Eindruck, dass hier irgendwer eine Enteignung der Mapper anstrebt oder ähnliche finstere Absichten hegt.

Das Problem bei so etwas ist immer, dass juristische Informationen sehr schwer für einen Laien darzustellen sind, ohne sie gleichzeitig zu interpretieren. Trotzdem: Zustimmung. Wenn eine Interpretation falsch oder strittig ist, merkt man das auf diese Weise zumindest.

Wie ich schon in meinem Beitrag geschrieben habe, verhindern kann man eine unerwünschte Nutzung nicht, aber man sollte auch schon in der Lizenz den friedlichen Zweck des Projektes eindeutig klarmachen

Eine fundierte Information zum gesamten Thema, auch wenn man einige Passagen erst interpretieren muß und diskutieren kann, ist aber immer noch besser als das Halbwissen aus den Informationsschnipseln hier im Forum oder aus anderen Quellen.

Das mappen mach ich in meiner Freizeit, weils mir Spaß macht. Wenns mir keinen Spaß machen würde, dann würde ich es eher gestern als morgen lassen. Ich sehe meine “Arbeit” als ‘Spende’. Wenn sich irgendeine Firma entscheidet aus OSM heraus was zu entwickeln und dafür Geld zu verlangen, ist es meine freie Entscheidung ob und wie viel ich dafür bezahlen möchte oder auch nicht. Wenn sich dazu eine gleichwertig freie Alternative ergibt ist das Ergebnis absehbar. Aber erzähl mal einer Firma die schwarze Zahlen schreiben muss um ihre Mitarbeiter zu bezahlen, sie soll ihre Arbeit ‘spenden’. Die eine wird so die andere so entscheiden je nach spezieller Situation. Deswegen schrieb ich, solange die OSM selbst frei verfügbar ist, ist mir der Rest egal. Auch wenn es vielleicht nicht dem idealen Weltbild nahe kommt.

Gruß

Hallo!

Ich habe mal angefangen die Lizenz zu übersetzen: http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Open_Database_Licence_-_Licence_Text

Gerne sind weitere Mitstreiter erwünscht. (Siehe auch Diskussionsseite.)

Cornelius

Also wenn ich das richtig verstehe, erlaubt die neue Lizenz Werke abzuleiten und Modifikationen unter Verschluss zu halten, was bisher nicht möglich war.

Ich glaube, ich werde meine Mitarbeit erstmal einstellen, bis hier Sicherheit herrscht. Zum Datensammler für kommerzielle Kartenhersteller will ich mich nicht degradieren lassen.

morjak

Es ist genau andersrum. Die Lizenz erlaubt es, Produkte aus den Daten herzustellen, jede Änderung/Verbesserung am Datenbestand muß OSM wieder zur Verfügung gestellt werden.

Bist du dir sicher? Nach nochmaligem lesen der Lizenzentwürfe und Mailinglisten verstehe ich das so:
Das share-alike Prinzip gilt nur für die Datenbank als solche. Die Daten sollen hingegen unter einer BSD-ähnkichen Lizenz stehen.

Man braucht die Daten also nur aus der Datenbank extrahieren und schon entfällt die Pflicht zur Offenlegung von Veränderungen.

Die Bedeutung der Lizenz wird von vielen Nutzern gewaltig überschätzt. Sie soll einen rechtlichen Rahmen für die Weiternutzung der Daten sichern. Sie soll in allen 180 Staaten dieser Erde eine geordnete Weiternutzung der Daten ermöglichen.

Die internationale Durchsetzung dieser Lizenz, gerade in Staaten wie Albanien, Bosnien-Herzegowina, Brasilien, China, Iran, Kambodscha, Nigeria, Pakistan, Russland, Sudan und Vietnam, ist jedoch eine andere Sache.

Jeder, der eine Straße in Deutschland einzeichnet, glaubt, dass er einem chinesischen Internetportal die Weiternutzung dieser Daten untersagen darf, wenn sein Name nicht ausdrücklich erwähnt wird.

Ich kann diesen Nutzern nur raten, mal bei einem chinesischen, nigerianischen oder pakistanischen Gericht auf Durchsetzung der Urheberrechtsansprüche für Kleinkleckersdorf klagen. Diese Zeit könnte man sinnvoller nutzen, um zusätzlich Großkleckersdorf zu erfassen - selbst auf die Gefahr hin, dass ein chinesisches Internetportal diese Daten nutzt, ohne den Erfasser namentlich zu erwähnen.

Gruß FK270673

Für mich sieht der relevante Abschnitt 4.4 (“Share Alike”/“Weitergabe unter gleichen Bedingungen”) da eigentlich ziemlich eindeutig aus, insbesondere:

Wenn dem so ist, dann wäre alles in Ordnung.
Mich irritiert aber die Lizenz für die Daten unter http://www.opendatacommons.org/licenses/fil/0.9/

Mir erschließt sich nicht, wie man zwei, in den Auswirkungen, völlig unterschiedliche Lizenzen für Datenbank und Daten unter einen Hut bringen will. Die Datenbanklizenz ist viral, die Datenlizenz nicht.

@FK270673
Es geht hier den meisten nicht darum, ihren Namen unter den Daten zusehen oder vorzuschreiben, wer sie nutzen darf und wer nicht, sondern dass der freie Zugang zu den Daten, auch nach Modifikationen, erhalten bleibt. Oder einfacher gesagt: Wer nimmt der muss auch geben.

Mit Geld kann man in diesen 3.Welt Ländern gut schmieren :smiley: und sein Recht erkaufen

So, inzwischen ist schon einiges Material rund um die neue Lizenz übersetzt (alles inoffiiziell, natürlich; Dank an die fleißigen Übersetzer):

Open Database License
Factual_Information_Licence

und als Hintergrund:

Die Lizenz: Wo wir stehen und wo es hingeht – Ein etwas älterer Blogpost, der beschreibt, warum die aktuelle Situation unbefriedigend ist
DE:Open Database License – Allgemeine Infos, Links auf weitere (englische) Seiten

Edit: Linkfix

Eine Lizenz kann man nicht überschätzen! Sie ist und bleibt eine Lizenz mit konkreten Festlegungen und eventuellen rechtlichen Auswirkungen. Wenn ich mich bereit erklärt habe, unter einer Lizenz zu arbeiten, möchte ich auch informiert werden, wenn sich diese ändert und worin diese Änderungen bestehen. Und das in einer für mich verständlichen Art und Weise.
Ich kann nicht ein weltweites Projekt ankurbeln und voraussetzen, dass alle englisch wie ihre Muttersprache können. Wobei das nicht mal ausreichend sein dürfte. Um “Rechtsdeutsch” zu verstehen, muss man schon besondere Gene besitzen, da reicht auch nicht deutsch als Muttersprache. Das dürfte im englischen ähnlich sein.

Gruß Matthias

p.s.

Danke an die Übersetzer!

“9.4 Unabhängig davon behält sich der Lizenzgeber das Recht vor, die Datenbank unter anderen Lizenzbedingungen zu veröffentlichen oder damit aufzuhören, die Datenbank zu verteilen oder verfügbar zu machen. Hierdurch wird diese Lizenz oder irgendeine andere Lizenz, die aufgrund der Bedingungen dieser Lizenz erteilt wurde, nicht aufgehoben, und diese Lizenz behält ihre volle Gültigkeit, solange sie nicht wie oben beschrieben gekündigt wird.”

Heißt das, dass der Server einfach abgeschaltet werden kann und alles ist hin?

Meine Meinung: Es gibt derzeit keinen deutschen “Ableger” der OSM Foundation. So wie etwa bei Wikipedia der Wikimedia Deutschland e.V. Die OSM Foundation in UK kann keinen Weltblick haben. Von daher rate ich allen deutschen Benutzern ab, sich mit der neuen Lizenz schonmal anzufreunden oder abzufinden. Solange in Deutschland keine Rechtssicherheit herscht ist das Risiko finde ich zu hoch. Und diese Rechtssicherheit kann nur durch etwas offizielles wie einen Verein mit Rechtsberatern erreicht werden.

Grüße Redd

Es gibt seit einiger Zeit die OSM-Abteilung im FOSSGIS e.V. (http://lists.openstreetmap.org/pipermail/talk-de/2008-November/029038.html), die sich sicher auch mit dieser Frage befassen wird. Aber im wesentlichen geht es bei der Lizenz sowieso um EU-Recht, mit dem sich die britischen Juristen genauso gut auskennen, wie deutsche.

Das heißt es. Aber in dem Sinne daß keine Verpflichtung besteht, die Daten für alle Zeiten so zur Verfügung zu stellen. Solange wie sie da sind, unterliegen sie der Lizenz, aber wenn man z.B. beschließt, sie in einer neuen Form (z.B. API 0.6 anstatt API 0.5) oder unter einer neuen Lizenz bereitzustellen, hat niemand Anspruch darauf, daß Du sie weiterhin in der alten Form bereitstellen mußt.

Äußerst sinnvolle Regel finde ich.

Und genauso klar wird im Abschnitt 4.5 (“Share Alike does not apply”) gesagt, dass ein aus den Daten erstelltes “Produced Work” nicht unter SA-Bedingungen fällt. Im Sinne der ODbL ist ein “Produced Work” keine Datenbank und damit auch nicht Gegenstand der ODbL. Bisher galt halt auch für solche abgeleiteten Werke die CC-BY-SA-Lizenz. Jetzt wird dazu gar nichts mehr gesagt. Viellmehr ist man auf die FIL für die einzelnen Daten verwiesen. Diese Lizenz wird aber als “MIT/BSD for factual information” beworben und enhält gerade keine SA-Bedingung mehr.

Die Folge ist, dass die Datenbank mit einer spezifischeren SA-Bedingung besser geschützt wird als bisher, die einzelnen Daten aber schlechter. Jenes finde ich gut, dieses schlecht.

Die Datenbank ist besser geschützt (in manchen Ländern ist sie bisher ja überhaupt nicht geschützt). Das finde ich gut.

Durch die Trennung von Datebank und Endprodukt wird es endlich möglich, aus OSM-Daten und Daten aus anderen Quellen etwas sinnvolles zu bauen. Das finde ich noch besser!

Erstmal geht es um den Schutz der Daten und nicht darum ob du deine persöhnliche Wanderkarte in Zukunft mit Höhendaten aus irgendwelchen anderen Quellen füttern darfst.

Ich frage mich sowieso warum du nicht die SRTM nimmst. Die sind PD und damit auch mit der alten Lizenz vereinbar. Und Löcher kann man z.B. mit MicroDEM stopfen. So errechne ich seit Jahren ohne Probleme Geländemodelle. Für eine Schummerung reicht die Auflösung mehr als aus.