Japan: Wie OpenStreetMapper helfen können

Im wiki wird der LiveEditMapViewer erwähnt damit man sieht wo andere mappen.
Wenn ich diesen starte mit
java -jar LiveEditMapViewerJ.jar 122 47 153 24
scheint zwar der Bereich korrekt markiert zu sein, aber ich habe dort noch keine einzige Änderung gesehen. Muß man die Koordinaten anders angeben?
Auf http://wiki.openstreetmap.org/wiki/LiveMapViewer steht dazu leider nicht geschrieben.

lg

Kurzer Hinweis: Das Wochennotiz-Team hat gestern Abend weitere Informationen zum Thema Japan und OSM hinzugefügt. Wer sich nur diese Änderungen ansehen möchte, findet den Link hier:

http://blog.openstreetmap.de/2011/03/erdbeben-und-tsunami-in-japan/#more-1577

Ich habe mich mit JOSM und Bing in der Gegend um Ishinomaki an die Arbeit gemacht. Das erste Problem beginnt mit der geringen Auflösung der Bing-Luftbilder. Ich bin nicht der Ansicht, dass aus den Bing-Bilder einzelne Straßen (abgesehen von breiten Autobahnen) oder Straßenblockaden erkennbar wären. Das zweite Problem ist die Abdeckung. 10 Kilometer westlich von Ishinomaki gibt es keine Luftbilder mehr. Das dritte Problem scheint ein technisches zu sein, die wie empfohlen als highway=road gekennzeichneten Straßen werden als fehlerhaft angezeigt, aber dennoch in der Karte angezeigt. Das vierte Problem hängt tlw. mit dem ersten zusammen: Wie sieht eine völlig zerstörte Gegend/ein zerstörtes Haus aus, wie kann man es korrekt von einfach dichter Bebauung unterscheiden?

Im Katastrophengebiet gibt es unterschiedliche Aufnahmen von Bing (vor und nach dem Tsunami). Man sollte sich generell erst einmal die Küstenlinie suchen und erkennt dort schnell, ob die Aufnahmen aktuell nach dem Tsunami entstanden sind (vorausgesetzt, die betrachteten Flächen wurden durch den Tsunami betroffen). Dann kann man zusätzlich die Luftbilder mit SpotImage vergleichen (http://blog.openstreetmap.de/2011/03/erdbeben-und-tsunami-in-japan/), um Unterschiede zwischen beiden Aufnahmen ggf. zu erkennen. In JOSM sollte man dann immer erst einmal den derzeitigen OSM-Datenbestand laden um zu sehen, was vorhanden war. Bei Zweifeln sollte man nicht auf Verdacht kartieren. Vor allem die Beurteilung der Schäden an Strassen oder Brücken ist aus dieser Höhe erheblich erschwert und kann schnell zur Fehleinschätzung führen.

Hilfestellung beim Erkennen von Tsunamischäden sind größere Objekte, die nicht abnormal ins Landesinnere gehören (Flugzeuge, Schiffe in Schäglage, Anhäufung von Autos). Ein zweites Problem bildet die Beurteilung von Bauten. Größere Steinbauten (mehrgeschossig) können auch mitten im zerstörten Bereich stehengeblieben sein. Aber Achtung: auch solche Gebäude können im Ganzen von ihrem früheren Standort erheblich versetzt sein. Kleinere Häuser, die von Trümmern (soweit erkennbar) und Autoansammlungen umgeben sind, sind meistens auch nicht mehr am Standort. Je nach Geländelage besteht die Möglichkeit, den Tsunami-Trümmersaum als aufgetürmte Linie zu erkennen.

Generell ist aber eine vernünftige Beurteilung (vorher / nachher) ohne Vergleichsbildmaterial und Ortskenntnis schwer. Berücksichtigen muss man auch die unterschiedliche Bebauungsart zu der Bebauung, die wir als Europäer kennen. Meiner Meinung nach sollte man anhand der Luftbilder nur gesicherte Objekte zusätzlich kartieren. Ich habe gestern mehrfach die Situation gehabt, dass auf dem Bildschirm zerstörte und nicht zerstörte (weil ältere Luftbilder) in Bing zu sehen waren. Ein zusätzliches Problem wird dann erzeugt, wenn die zur Verfügung gestellten Luftbilder westlich der Tsunamiwirkung aufhören und in älteres Bildmaterial übergeht. Dort wäre dann eine Kartierung von Strassen zwar möglich, würde aber zum Beispiel keine Beurteilung durch Erdbebenschäden erkennen lassen.

Gruß Bernd

Hi M5st,

oft wird bei der boundingbox (bbox) “links unten” und “rechts oben” angegeben, also für Japan:
java -jar LiveEditMapViewerJ.jar 122 24 153 47
aber scheinbar kommt er mit den vertauschen Koordinaten auch klar.

Hast Du Japan komplett in der Übersicht, wirst Du evtl. nur (sehr) kleine blaue Quadrate sehen und müßtest zu den betreffenden Stellen näher heranzoomen.

Hab mal zum Vergleich einen Ausschnitt von (Teil-)Bayern genommen:
java -jar LiveEditMapViewerJ.jar 10 48 12 50
und da gab es eine große Änderung nahe Augsburg:
OSM XML parser started…
Changeset contained 129 nodes in your bbox, of which 0 were from Woodpeck_Fixbot and therefore ignored. 2319 nodes edited outside your bounding box
Fetched and processed http://planet.openstreetmap.org/minute-replicate/000/722/828.osc.gz
Currently displaying Thu Mar 17 20:33:18 CET 2011 with 150 nodes

Ciao,
Frank

Da die Frage danach, ob OSM-Karten hilfreich sind und genutzt werden, logischerweise immer wieder auftritt, hier ein paar Antworten:

http://lists.openstreetmap.org/pipermail/hot/2011-March/000668.html
http://lists.openstreetmap.org/pipermail/hot/2011-March/000667.html
(http://lists.openstreetmap.org/pipermail/hot/2011-March/000669.html)

Zusammenfassung: Einzelne Teams haben OSM-Karten mitgenommen oder evtl. auch von vor Ort darauf Zugriff. Genauere Details dazu, von wem und wie die Karten eingesetzt wurden, wie hilfreich sie waren, was noch hätte besser sein können… wird man auch wie bei Haiti vermutlich erst erfahren, sobald die Helfer zurück sind.

Gibt man die Koordinaten so an geht es. Scheinbar heißt es nicht dass es funktioniert nur weil das Quadrat richtig angezeigt wird.

In [1] gitb es jetzt eine Auflistung der verwendeten Tags.
Der “debris”-Tag (Geröll) tritt 16 mal unterschiedlich auf, das sollte doch auf einige wenige vereinheitlicht werden. Ausserdem sind diese Tags oft mit dem zusatz earthquake: … oder flood:… , sollte es nicht für die Einsatzkräfte egal sein was der Auslöser war?
[1]: http://wiki.openstreetmap.org/wiki/User:Ikonor

lg

Hallo m5st,

wenn man die Ursache auf dem Luftbild erkennen kann, ist es nicht egal. Geröll bei Erdbeben kann Hohlräume mit Luft erzeugen (und somit Personen am Leben halten), bei Tsunamis und Wasserläufen sind die Zwischenräume verschlammt und somit ist die Wahrscheinlichkeit extrem gering. Im Zweifelsfall eher keine Einstufung durchführen.

Gruß Bernd

Das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) mit seinem Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) hat ebenfalls hochauflösenden Luftbilder und Auswertungskarten aus dem Katastrophengebiet veröffentlicht (http://www.zki.dlr.de/de/article/1894). Sie können gut parallel zur Beurteilung von betroffenen Gebieten herangezogen werden. Ob sie für Kartierungsarbeiten in JOSM verwendet werden können, entzieht sich leider im Moment noch meiner Kenntnis. Eine Anfrage von meiner Seite aus läuft aber bereits beim DLR.

Gruß Bernd

Hi Bernd,

als Grundlage benutzt das DLR u. a. den WorldView-2 (0.5 m Auflösung) von DigitalGlobe. Wär interessant, in wieweit sich das
von dem Material, das uns DG zukommen lässt, unterscheidet.
Von den 20 Plätzen dafür sind übrigens noch welche frei!

Durch die Pfeile auf den Straßen sieht auf den Bildern recht schön den Linksvekehr.

Japan hat sehr viele Tunnel, Brücken und Unterführungen, was gerade in Hinblick auf Aktion 15 erschwerend ist.
Gute Bilder wären mehr als willkommen.

Ciao,
Frank

Hallo Frank,

werde mal versuchen einen Zugriff für DG zu bekommen, damit ich das Bildmaterial mal vergleichen kann. Einen Zugang für DLR habe ich. Vielleicht ist das Kartieren mit dem DigitalGlobe-Material auch einfacher.

Gruß Bernd

Habe jetzt zu beiden Anbietern die Zugangsberechtigung. Die Aufnahmen von DG sind hochauflösender und lassen eine einfachere Beurteilung zu. Allerdings kann man die Auswertungen des ZKI gut zur Beurteilung von Schadensgebieten zusätzlich heranziehen, da diese spezielle Auswertungen erarbeiten. Kartieren werde ich mit den Daten von DigitalGlobe. Danke für den Tipp Frank.

Allen noch ein ruhiges Wochenende

Bernd

Anmerkung: Ich habe einmal einen Bereich verglichen, der mir Sat-Bilder vor und nach dem Tsunami bietet. Der Vergleich von Bing (vor) und DigitalGlobe (danach) im Containerhafen von Miyagino, wenn man beiden WMS-Ebenen miteinander vergleicht, zeigen das Ausmaß der Schäden und die fehlenden Gebäude ganz deutlich.

Bernd schrieb: “Ob sie für Kartierungsarbeiten in JOSM verwendet werden können, entzieht sich leider im Moment noch meiner Kenntnis. Eine Anfrage von meiner Seite aus läuft aber bereits beim DLR.”

Cool! Teilst Du uns mit, falls wir das Material in JOSM verwenden dürfen? :slight_smile:

Kein Problem, habe aber im Moment noch keine Rückantwort (vermutlich wegen Wochenende).

Hier zwei Updates:

Mapper Tilo berichtet über seine Erfahrungen beim Luftbild-Mappen in Japan: http://blog.openstreetmap.de/2011/03/erlebnisse-eines-osm-mappers-in-der-woche-nach-dem-tsunami-in-japan/

  1. Update des Überblicksartikel, wie Mapper im Rahmen von Openstreetmap helfen können: http://blog.openstreetmap.de/2011/03/erdbeben-und-tsunami-in-japan/

In Ballungszentren vielleicht. Aber nicht überall.
Diese Eintragung hier: http://www.openstreetmap.org/?lat=42.9159&lon=143.2&zoom=12&layers=M
repräsentiert eine komplette Großstadt mit Universität und Flughafen mit zur Pazifikküste führenden Straßen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Obihiro

Und was sieht man auf der OSM-Karte?
Die Hauptverkehrslinien.
Das war’s.

Für Küstenstädte wie
Tomakomai http://www.openstreetmap.org/?lat=42.6619&lon=141.6043&zoom=12&layers=M,
Muroran und Noboribetsu http://www.openstreetmap.org/?lat=42.3738&lon=141.0708&zoom=12&layers=M
gilt ähnliches.

Ob’s nun den Japanern hilft oder nicht, kann man natürlich diskutieren. Aber man kann auch ganz einfach die Gelegenheit beim Schopf packen und loslegen.
Für jemanden, der sich gerne mit kartieren beschäftigt, ist es auf alle Fälle ein faszinierendes Projekt, sich mit der aus der Vogelperspektive sichtbaren “Verkehrsarchitektur” dieser Städte zu befassen und eine weiße Karte zu füllen.

Ist das Raster einer Stadt erst einmal angelegt, werden sich andere animiert fühlen, weitere Details einzutragen.
Mapper vor Ort werden so eher ermutigt, ihre Ortskenntnis einzubringen.
Und wenn nicht, macht’s auch nichts.
Man muß ja nicht gleich mit solchen Straßenrastern einwandfrei navigieren können.
Auch ohne funktionierende Autonavigation sind sie eine Orientierungshilfe.
Im Laufe der letzten Tage importierte jemand Standortmarkierungen von Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten, Altenheimen …

Da fehlt auch noch vieles andere …

Gruß
tippeltappel

Ich habe inzwischen eine freundliche Antwort vom ZKI bekommen, die da lautet (bitte bei Verwendung in jedem Fall auf die Quellenangabe achten - source=©DLR/ZKI 2011)

…,

die von Ihnen angesprochenen Satellitenbildkarten können Sie als hochaufgelöstes JPG-Raster samt JPG-Worldfile von unserer Website herunterladen, sofern Sie sich mit ihrer Emailadresse registriert haben. Diese Karten sind frei verfügbar und können für Ihre Zwecke verwendet werden, unter der Voraussetzung der Quellenangabe: ©DLR/ZKI 2011.

Die originalen Satellitenbilder, die uns als Kartengrundlage dienen, können wir aus rechtlichen Gründen leider nicht öffentlich zugänglich machen.

Ich hoffe, Ich konnte Ihnen hiermit weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen,

Hendrik Zwenzner


ZKI Activation Manager
Civil Crisis Information and Geo Risks
German Remote Sensing Data Center (DFD)
German Aerospace Center (DLR)
Oberpfaffenhofen, D-82234 Wessling, Germany

Gruß Bernd

nunja, die erwarten leider, dass die Quellenangabe auf dem Endprodukt erscheint…wie auch die LVAs. Insofern sind die Bilder mMn leider nicht legal nutzbar.

Man kann sie aber immerhin legal zur Beurteilung hinzuziehen und es ist eine weitere, zu verwendende Quelle (wenn auch in der Form dann weniger für JOSM).