Lizenzwechsel: freiwillige Zustimmung ab jetzt möglich

Ich hab damit kein Problem. Ich habe nur ein Problem mit der Behauptung, dass man OSM mit der CC-BY-SA nicht kommerziell verwursten kann.

Die CC-BY-SA verbietet aber keine kommerzielle Nutzung, dies wäre bei der CC-BY-NC der Fall.

Sag das juson, nicht mir :wink:

Wikipedia hat zwar ihre Fehler, aber immerhin in der Theorie eine sehr sinnvolle Regel für den Umgang miteinander. Die nennt sich “Assume good faith”, zu deutsch: Gehe von guten Absichten aus. Ich halte dieses Prinzip für fundamental für ein erträgliches Kommunikationsklima.

Würden wir jeden Neuling, der einen durch Unerfahrenheit erklärbaren Fehler begeht, gleich des böswilligen Vandalismus beschuldigen; würden wir demjenigen, der den Link auf die Lizenz unter seiner Anfahrtsbeschreibung vergisst, gleich unterstellen, unsere Karten stehlen zu wollen - was wäre das denn für eine Gemeinschaft?

Im vorliegenden Fall haben einige Mitglieder der Community viel Zeit in eine Lösung für einige Probleme mit unserer aktuellen Lizenz gesteckt. Sie haben dafür Argumente vorgelegt. Sie geben sich seit zwei Jahren Mühe auf Einwände einzugehen und haben auch immer wieder entsprechende Verbesserungen integriert. Wie wäre es, wenn wir fairerweise erst einmal davon ausgehen, dass diese Menschen es ehrlich meinen und nicht versuchen, das Projekt für ihre finsteren Interessen auszuplündern? Auch dann, wenn sie ihr Engagement für OSM zum Beruf gemacht haben?

Wie bereits gesagt: Dem ist nicht so. Zwar werden Karten im Allgemeinen als Datenbanken betrachtet, doch hat die Odbl genau aus diesem Grund die Definitionen aller relevanten verwendeten Begriffe am Anfang. Und da ist die Definition von Database so, dass gedruckte Karten eben NICHT darunter fallen. Es gibt sicher Punkte, an denen die Odbl nicht eindeutig ist, aber dieser gehört nicht dazu.

@juson: Nur dass der Lizenzwechsel mindestens seit 2008 im Raum steht, also aktuelle Zahlen über die Einnahmen der OSMF diesbezüglich irrelevant sind. Außerdem nochmal: Es ist doch völlig egal, was man kommerziell mit den Daten machen kann - solange sie frei zur Verfügung stehen, kann man sie auch frei nutzen. Und da das mit der Odbl gegeben ist, gibt es keinerlei Problem. Sicher haben große Firmen das Kapital, gute Anwendungen zu entwickeln und Werbung dafür zu schalten - aber niemand hält Programmierer davon ab, die Daten in freien und offenen Programmen zu verwenden. Und kostenlos ist ein konkurrenzloser Preis :wink:

@Tordanik: Volle Zustimmung.

Da ich ebenfalls noch ziemlich neu bin, würde mich interessieren, warum eigentlich überhaupt einzelne Daten gelöscht werden müssen bei einem Lizenzwechsel? So weit ich das verstehe, baut sich ja OSM auf freien Daten auf, d.h. Urheberrechte können ja gar nicht verletzt werden (zumindest interpretiere ich als Laie das österreichische Urhebergesetz, dass für mich gilt, so). Z.B. sind die Koordinaten eines Strassenverlaufs mMn nicht geschützt.
Wo ist also rechtlich das Problem (moralisch natürlich eine andere Geschichte), wenn man die Daten eines nicht zustimmenden Users einfach in der Datenbank lässt?

Ich persönlich bin daher generell für eine Public Domain - Lizenz und habe dem auch bei meiner Anmeldung zugestimmt.

Es gibt da mindestens drei Problemkreise (dies alles natürlich IMHO):

  • Mapper hat POIs und Wege selber “erlaufen” und in OSM eingetragen.

Leider gab es vor den aktuellen CTs (die du ev. bereits für die Teilnahme akzeptieren musstest) essentiell keine weitergehende Abmachung unter was für Bedingungen der Mapper seine Daten in die Datenbank einbringt, ausser das man der OSMF erlaubt hat die Daten unter CC-by-SA 2.0 zu verteilen.

Speziell wurde kein Mechanismus vorgesehen eine Lizenzaenderung zu ermöglichen ohne jeden Mapper einzeln um die Relizenzierung seiner Daten zu fragen. Ob jetzt die Daten die ein Mapper eingebracht hat in einem speziellen Land (urheberrechtlich) geschützt sind oder nicht, lassen wir offen, es ist zumindest nicht ausgeschlossen.

Es sind auch verschiedene andere Sachen nicht klar geregelt (z.B. das gegenseitige Editieren der Daten). Geschichte der CTs findest du hier: http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Open_Database_License/Contributor_Terms/History

  • Mapper hat Daten auf irgendeiner Weise von einer Drittquelle mit Erlaubnis importiert

Für alle Importe muss abgeklärt werden ob die Lizenz für die Daten ODBL kompatibel ist, im Zweifel muss man halt löschen. Durch etwas ungeschickte (bin sehr nett) Formulierungen in den CT 1.0 ist es für einen Importeur im Augenblick so oder so eher schwer möglich überhaupt den CTs zuzustimmen, dass soll aber demnächst behoben sein. Persönlich bin ich der Meinung, dass die Jäger und Sammler unter den Mappern wohl die ganzen Lizenzfragen im Schnitt nicht so ernst genommen haben, was sich jetzt etwas rächt.

  • Mapper hat Daten irgendwo geklaut

Typisch von Google Maps, Navteq, Teleatlas und so weiter, klar will man die Daten nicht in der Datenbank haben, aber vor den CT 1.0 musste man gar keine Zusicherung abgeben, dass man tatsächlich Rechte an den Daten besitzt die man einbringt. IMHO grobfahrlässig von Tag 0 des Projektes an, aber kann man rückwirkend auch nicht ändern. Stimmt also der Mapper den CTs nicht zu, müsste die OSMF das Risiko auch in Zukunft für solche Rechtsverletzungen mittragen, also -raus- mit solchen Daten.

IANAL

Simon

@AndiPersti: Leider sind Geodaten so nicht als Fakten anerkannt, die keinen Schutz genießen. Das wird vor allem mit der Abstraktion begründet, die der Datensammler ja vornehmen muss. Zweitens sind diese Rechte nicht weltweit einheitlich, und OSM muss den Weg des Minimalkonsens gehen sozusagen, bei dem in keinem Land der Welt jemand gegen diesen Prozess klagen kann. Drittens wäre es ein Vertrauens- und Imageverlust, wenn man gegen den ausdrücklichen Willen von Mappern, die hier freiwillig Dinge eingetragen, diese weiterverwendet. Was würdest du sagen, wenn man morgen z.B. eine kommerzielle, unfreie Lizenz auf die Daten anwenden würde?

Ein Fakt lässt sich nicht urheberrechtlich schützen, das stimmt. Bei einer Datenbank mit Fakten sieht dies allerdings anders aus.

Darüber hinaus stellst Du im zweiten Satz fest dass die OSM-Datenbank keine Fakten, sondern Abstraktionen enthält. Dies hebt die Inhalte dieser Datenbank wiederum als persönliche geistige Schöpfungen hervor.

OK, ich habe mir schon gedacht, dass das ganze nicht so einfach ist :-).

Ich habe bereits den neuen CT zugestimmt und solange, die Daten frei und für jeden zugänglich sind, ist mir persönlich auch egal, wenn wer versucht, Kapital daraus zu schlagen.
Soweit ich mitbekommen habe, ändert sich an diesem Grundsatz bei der neuen Lizenz nichts, also kann ich weiter beruhigt mappen.

Genau, und so denken auch in der Grössenordnung von 100 “Altmapper” jeden Tag, die neu den CTs zustimmen. Das tönt zwar wie wenig, aber einerseits wird der Wechsel praktisch nicht beworben und anderseits gibt es pro Monat nur etwas zwischen 11’000 und 14’000 aktive Mapper. Die Zustimmungsrate ist also erstaunlich hoch, ganz ohne Zwang.

Simon

Wenn das alles so eindeutig ist dann frage ich mich, warum für den Gesamtprozeß noch immer keine eindeutigen Aussagen da sind. So eine gedruckte Karte fällt ja nicht vom Himmel.

4.5b: Die Nutzung dieser Datenbank, einer abgeleiteten Datenbank oder dieser Datenbank als als Teil einer Sammeldatenbank zur Schaffung eines Produkts führt nicht zu einer abgeleiteten Datenbank im Sinne des Abschnittes 4.4.

So weit klar. Die gedruckte Karte selbst ist keine abgeleitete Datenbank. Aber da gibt es noch 4.4c:

Abgeleitete Datenbanken und Produkte. Eine abgeleitete Datenbank wird öffentlich genutzt und muss daher Abschnitt 4.4 entsprechen, wenn ein aus der abgeleiteten Datenbank erzeugtes Produkt öffentlich genutzt wird.

Eine Karte in einem Buch ist eine öffentliche Nutzung eines Produktes. Und nun? So eindeutig und rechtssicher, wie Du es hier beschreibst, ist das Ganze wohl nicht…

Gruß

Dieter

Und wo ist das Problem an dem Satz? Die abgeleitete Datenbank, die zur Erzeugung des Produktes (also Karte im Buch) verwendet wurde, muss unter Odbl veröffentlicht werden. Scheint mir recht klar zu sein. Und wie gesagt: Sicher hat die Odbl Lücken. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es in der Odbl klarer erkennbar ist, was bei welcher Verwendung der OSM Daten geschehen muss, weil es eben eine Lizenz für Daten ist, im Gegensatz zu Creative Commons, wo wir uns zwar darauf geeinigt haben, wann was zu geschehen hat und wie die Attributierung aussehen soll, das aber so aus der Lizenz nicht rauszulesen und damit im Zweifelsfall wohl nur schwer durchsetzbar ist.

Hier handelt es sich auch um Dinge, die sich nicht über eine “Lizenz” abbilden lassen. Sobald durch eine Bearbeitung der OSM-Daten ein neues, eigenständiges Werk entsteht ist die vorangegangene Lizenz nicht mehr relevant.

Beispielsweise könnte sich jemand die Planet.osm herunterladen und jeden einzelnen Node bearbeiten bis eine Karte vom Mond dabei herauskommt. Diese würde ein neues Werk darstellen und die vorige Lizenz der OSM-Daten wäre obsolet (egal welche es war).

Das sind doch Spitzfindigkeiten. Natürlich greift die Lizenz nur da, wo es auch ein nach den betroffenen Rechten zu schützendes Gut gibt.

Genau diese Spitzfindigkeiten sind in der neuen Lizenz enthalten und suggerieren eine Rechtssicherheit die es nicht gibt.

Und was willst du uns damit sagen?

  • das die OSMF absichtlich Fallen stellt, so das sie unbedarfte Nutzer der Daten verklagen kann

  • oder das gewisse Formulierungen eventuell der Klarstellung bedürfen (hast du dich den schon deswegen an die LWG gewandt?)

Simon

Ist das so? Wurde nicht vor nicht allzulang zurückliegender Zeit das Gegenteil behauptet und gerade als Vorteil der Odbl herausgestellt, man könne nun endlich Daten unterschiedlicher Lizenz kombinieren?

Darum ja mein ursprüngliches Posting: Eine Lizenz hat klar und eindeutig Standardsachverhalte zu klären. Das kann im Fall einer notwendigerweise zu allgemeinen Lizenz auch durch verbindliche Erklärung, hier der OSMF, geschehen. Von einer solchen Positionierung sind wir weiter denn je entfernt. So kommt es dann zu der von mir ja beklagten Situation, das jemand von mir eine Zustimmung will und mir gleichzeitig nicht sagen kann oder will, was damit aus Sicht des Lizenzgebers konkret verbunden ist. Und so kommt es dann zu den ebenfalls schon angesprochenen Verschwörungstheorien. Allein aus Befürchtungen heraus, welche Katze nach der Umlizensierung in Form von Positionierung denn aus dem Sack gelassen wird.

Sorry, aber http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Open_Data_License/Use_Cases ist nicht direkt neu.

Falls deine speziellen Fragen nicht beantwortet sind, kannst du ja die LWG fragen.

Simon

Auf welches Landesrecht beziehen sich diese Ausführungen?