Karte für die Feuerwehr modifizieren und für die Routenplanung nutzen

Hallo liebe OSM-Community,

ich bin Mitglied in einer großen Feuerwehr und wir sind beinahe täglich mit dem Problem der schnellen und zielsicheren Routenplanung konfrontiert.
Die Routenplanung wird für uns durch sehr viele Baustellen und örtliche Besonderheiten erschwert, sodass handelsübliche Navigationssoftware und auch speziellere Software meistens nicht unseren Ansprüchen genügen.
Ortskenntnis ist für einen Feuerwehrmann sehr von Bedeutung, keine Frage. Allerdings kann man selbst mit guter Ortskenntnis in einer großen Stadt nicht jede Sperrung und örtliche Besonderheit kennen.

Durch diese Problematik bin ich auf OSM aufmerksam geworden.
Ich würde gerne eine Karte erstellen, wo Baustellen aber auch Abbiegebeschränkungen und Einbahnstraßen so erstellt oder angepasst werden können, dass die berechnete Route der tatsächlichen Route im Einsatzfall entspricht. Da diese Karte nicht der Realität für die restlichen Verkehrsteilnehmer entspricht, sollen die Änderungen nicht für alle veröffentlicht werden. Die berechnete Route soll dann den Maschinisten als Anhaltspunkt für ihre Routenplanung dienen.

Da ich sonst noch nie etwas mit OSM zu tun hatte, stellen sich mir einige Fragen:

Ist das Vorhaben grundsätzlich mit OSM möglich?
Falls ja, was sind die ersten grundlegenden Schritte für solch ein Projekt?

Ich hoffe, ich habe euch nicht erschlagen und konnte mein Anliegen halbwegs verständlich formulieren

Beste Grüße :smiley:

Yooh, willkommen bei OSM!

Unsere Datenbank wird weltweit zunehmend gern von Rettungsdiensten eingesetzt, was insbesondere auf die Aktualität der Daten zurückzuführen ist.

Deine Frage ist recht komplex und geht in verschiedene Richtungen.

Zunächst darf jeder die Daten nutzen, man kann sie z.B. als Regionalauszug bei der Geofabrik täglich frisch herunterladen:
http://download.geofabrik.de/europe/germany.html
Die Daten kann man dann auch modifizieren und weiterverarbeiten, und z.B. eine eigene Routing-Engine auf den eigenen Daten laufen lassen.

Solche eigenen Änderungen mit den täglichen Änderungen in OSM synchron zu halten, ist sicher eine Herausforderung. Die Frage ist daher, ob das so sinnvoll ist.

Ausgeschilderte Abbiegebeschränkungen sind in OSM vorhanden. Ein Routerprofil für einen Rettungsdienst so zu modifizieren, dass Einbahnstrassen entgegen der Richtung befahren und Abbiegeverbote ignoriert werden, ist unkompliziert. Auch kurzzeitige Sperrungen sollte man dem Router beibringen können.

Was im OSM-Umfeld noch fehlt, sind Live-Verkehrsdaten, die große Navigationsanbieter aus den “abgesaugten” Nutzerdaten berechnen, hier fehlt noch die offene Datenbasis.

Damit sei die Anwortenrunde eröffnet, es kommen jetzt sicher noch weitere Persektiven.

Hier war ich bislang der Meinung, dass die Feuerwehren oft vordefinierte, geprüfte Anfahrtswege verwendet. Im Bedarfsfall werden die aus der Schublade gezogen oder ausgedruckt. Bei dieser Art von Logistik erscheint mir eine tagesaktuelle Sperrungen-/Baustellen-/Behinderungenkarte sinnvoller.

…sofern sie denn jemand erfasst hat!

@Yooh: Zu den vorherigen Aussagen sein allgemein noch zu den OSM-Daten gesagt, dass dies eine “offene” Datenbank ist. Soll heißen, hier kann jeder (mit einem Account) Daten eintragen, ändern oder löschen. Das kann auch dazu führen, dass durch Unachtsamkeit, oder gar böse Absicht, Daten verfälscht werden! Das solltest Du in Deinen Überlegungen mit einbeziehen.

Heißt aber auch, dass jeder die Datenbank verbessern kann und darf. Auch die Feuerwehr.
Wenn also irgendwo Abbiegebeschränkungen oder andere örtliche Besonderheiten fehlen (die für den Rest der Welt bedeutsam sind, nicht nur für die Feuerwehr): immer rein damit! Bei Unsicherheiten einfach das Forum fragen, das antwortet gern :laughing:

Und im (glücklicherweise nicht oft vorkommenden) Fall, dass jemand gerade die Hauptverkehrsstraße in highway=steps umgebastelt hat: wird einem Ortskundigen hoffentlich auffallen, dass die berechnete Route Quatsch ist. Dann kann man immer noch auf das (im Normalfall weniger aktuelle) Google Maps zurückfallen. Und später, in einem ruhigen Moment, rausfinden, was auf OSM kaputt ist und das reparieren :slight_smile:

Übrigens: man kann auch temporäre Straßensperrungen (z.B. wegen Baustellen) taggen: access:conditional=no @ (heute - Enddatum)
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Conditional_restrictions
Leider wird das von vielen Routern nicht unterstützt. Aber vielleicht findet ihr einen, der es doch kann?!

Vielen Dank, das mit dem Regionalauszug über die Geofabrik schaue ich mir mal an :slight_smile:

Vordefinierte Karten sind, wie du schon sagst, nach kurzer Zeit nicht mehr aktuell und ein sehr hoher Pflegeaufwand. Wir benutzen aktuell normale Navigation, die auch nur zum Hausnummern finden geeignet ist. :roll_eyes:

Also wenn mir ein Fehler in der Karte auffällt, versuche ich die natürlich auch zu beheben und die Änderungen zu veröffentlichen.

Wäre es möglich, sich beispielsweise täglich/wöchentlich die Grundkarte von der Geofabrik zu downloaden, ohne das die lokalen Änderungen (Feuerwehrspezifische Änderungen) jedes mal überschrieben werden?

Alternativ wäre die Karte dann halt nur offline und man müsste alle Aktualisierungen selbst eintragen.

Vielen vielen Dank euch für eure Unterstützung :smiley: :smiley:

Also Baustellen, zumindest die längere Zeit bestehen, könnten/ gehören grundsätzlich in die normale Datenbank rein, da sie für alle interessant sind.
Ich denke, wenn vielleicht auf dem Weg der Amtshilfe die FF Daten der Bauämter (so grob) bekommen würde, dann wäre da generell was Tolles und recht einfaches zu machen. Eventuell hat die Stadt um die Feuerwache auch einen Namen und die ansässigen OSM-ler könnten eingespannt werden? Feuerwehr mag ja jeder. Wäre ein schönes Ehrenamt.

Dann würde nur noch ein individueller Router fehlen, dessen Definition nach meinem Verständnis recht große Update-Intervalle verträgt, da sich Einbahnstraßen, etc. nicht jeden Tag ändern. Der könnte dann täglich über die offiziellen Daten rattern und sich aktualisieren.
Bliebe offen, wie und ob Tages-/ Wanderbaustellen erfasst werden können.

Evtl. bringt es was, mit anderen Feuerwehren in Verbindung zu treten, die die Probleme schon länger kennen und deshalb den Aufwand der verschiedenen Ansätze gut abschätzen können:

https://blog.zeit.de/open-data/2010/12/23/open-data-feuerwehr/?wt_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F&wt_t=1604344706722&rec_wt_ref=1

https://www.youtube.com/watch?v=1__IjaP1EY8

Am einfachsten ist es, mit Daten umzugehen, die in OSM eingetragen werden können. Auch ziemlich einfach sind völlig getrennte Daten. Also z.B. zusätzliche Punkte in einem eigenen Datenbestand mit Bedeutungen wie “Das Haus hat Plisterwände” oder “In dieser Halle liegt sehr viel Metall” oder “Hier lagern alte soundso-Akkus”. Alles anderes ist komplizierter.

Das haben die Feuerwehren schon. Bei Unternehmen und Einrichtungen, die ein Brandmeldeanlage haben, müssen entsprechende Pläne mit Laufkarten für die jeweilige Brandmeldelinie beim Brandschutzamt, mit Kopien für die örtliche FFW und die Berufsfeuerwehr incl. CD für die Leitstelle eingereicht werden. Bei jeder signifikanten Layoutänderung oder Verlagerung der Brandlasten, muss das neu eingereicht werden. Ich denke, das gilt auch für Unternehmen bzw. Wohnbauten ohne BMA, die eine entsprechende Flächenausdehnung haben.

Dort ist jeder Brandmelder Feuerlöscher, Rauchabzugsklappe, Gefahrstoffe und natürlich die entsprechenden Brandlasten eingezeichnet.

Wie soll die Karte denn genutzt werden:

Als digitale Karte im Fahrzeug?

Als ausgedruckte Karte im Fahrzeug?

Als digitale Karte in der Fahrzeughalle, die vor dem Ausrücken gesichtet wird?

Wie groß ist die Feuerwehr?

Wie groß ist das Einsatzgebiet?

Wie viele Fahrzeuge / Züge fahren denn im Schnitt raus?

Wie viele Einsätze habt ihr pro Monat?

Wie oft soll die Karte aktualisiert werden?

Wie viel Manpower habt ihr zur Datenpflege zur Verfügung? - das ist eigentlich die wichtigste Frage.

Vielen Dank für Eure Tipps und Hinweise!

Ich werde in den nächsten Tagen/Wochen mit dem ganzen Experimentieren.
Dann versuche ich den Aufwand/Nutzen gegenüber zu stellen und dann sehen wir weiter :slight_smile:

Mir würde es vorerst reichen, wenn auf einem Bildschirm auf der Feuerwache die Route unter Berücksichtigung der Baustellen angezeigt wird.
Ziel ist, diese Berechnung so lange zu optimieren, bis die tatsächliche Route mit der berechneten übereinstimmt (z.B. ignorieren von Einbahnstraßen und Einfahrtsbeschränkungen)

Manpower wird ein guter Punkt, da wir schon einen erheblichen Zeitaufwand im “normalen” Dienstbetrieb leisten müssen.

Ich bin selbst kein Feuerwehrler.

Bei einem Einsatz darf die Feuerwehr ja durchaus die “gültige” StVO missachten, wenn es notwendig / hilfreich ist.
In Großstädten habe ich des öfteren, dass die Feuerwehr auch mal am Samstag durch die Fußgängerzone zum Einsatz fährt (nur Durchfahrt, kein Einsatz in der Fußgängerzone). Ich vermute, dass diese Anfahrt leichter und schneller ist als ein paar enge Gassen daneben mit Falschparkern und stockendem Verkehr zu durchfahren und dort ganz schnell mal festzuhängen.

Damit hat man nicht nur das normale Routing und ggf. ein paar ignorierte Verkehrsführungen zu beachten, sondern auch noch eine zeit- oder verkehrsabhängige Routenführung (zusätzlich zu den normalen Sperren / Engstellen aufgrund von Baustellen)
Dazu noch die typische Falschparkersituation (eventuell zeitabhängig) in engen Straßen, mit der ihr konfrontiert werdet und die euren Maschinisten viel abverlangt.
Wahrscheinlich kann man einem Router auch das alles beibrigen. Aber der Aufwand zur Parametrierung des Routers sowie der Pflege der Basisdaten dürfte ganz schnell ansteigen.

Viele der Daten sind aber aus meiner Sicht nicht dafür gedacht, in OSM zu landen (z.B. die Behinderungen durch Falschparker).
Dazu wäre dann eine parallele Datenhaltung notwendig.

Ich vermute, dass man das Problem mit ein paar simplen Ansätzen erheblich reduzieren könnte (z.B. vorab optimierte Standardwege in / durch definierte Gebiete). Dann müsste man nur noch die entsprechenden An- und Abfahrten zu diesen Wegen berechnen.